21. Ein neuer Plan

"Schlaft liebe Kinder, schlaft.", murmelte die Mutter und deckte ihre Kinder fest zu. Die Tochter lag neben ihrem Bruder und ihrer Schwester als einzige noch wach und blickte in das sanfte Gesicht ihrer Mutter. Lange Schatten, müde Augen. Die Mutter war dünn und schwach nach den vielen Entbehrungen.
"Anne, ich habe Angst.", flüsterte das Mädchen und streckte die Hand nach ihrer Mutter aus. Diese nahm sie und küsste sie.
"Du brauchst keine Angst zu haben, Reina, ich bin da und ich werde dich immer beschützen."
"Wo ist Baba?" Leise Tränen liefen über die Wangen der Frau und schniefend legte sie sich neben ihre Kinder auf den Boden. Der Lehmboden war hart, nur eine dünne Decke trennte sie vom kalten Erdreich.
"Baba kommt sicher bald wieder. Wir müssen nur warten." Das Mädchen drückte die Hand ihrer Mutter und sah sich nach ihren Geschwistern um. Sie schliefen erschöpft, doch Reina konnte nicht schlafen. Die Angst schien sie zu jagen. Die Mutter lächelte ihr Kind liebevoll an.
"Schlaf mein Kind.", hauchte sie und begann zu singen. Reina lauschte schweigend bis auch sie der Schlaf einholte.

BRANDON
Mit hängenden Schultern und unglücklichen Gedanken saß Brandon in seinem Büro und las den Bericht noch einmal. Terra Calda war nun endgültig ein Feld aus Asche und Tod. Vor drei Tagen hatten die NKS die gesamte Umgebung bombardiert und dabei keine Seele verschont. Riley und seine Leute, das Krankenhaus....Honora.

Brandon konnte den Satz nicht einmal zu Ende denken. Cassandras Verlust war kaum ein paar Wochen her und nun diese Nachricht. Es konnte einfach nicht wahr sein. Seine Honora konnte nicht tot sein. Niemals. Tränen fielen auf den Bericht und verschmierten die Worte.

Neben dem Bericht von Terra Calda lag ein weiteres Dokument. Es gab Auskunft über Reinas Verbleib. Das Auto in dem sie, Jack und Nasreen gesessen hatten war von einem Raketenwerfer erwischt worden. Man hatte keine Leiche gefunden, aber auch keine Nachricht über ihren Verbleib erhalten. Jack und Nasreen waren sicher in der Akademie angekommen und hatten von dem Unfall erzählt.

Jedoch fehlte von Reina weiterhin jede Spur. Brandons Körper fühlte sich matt und kalt an. Alle Kraft die er hatte war in den letzten Tagen verschwunden. Er war alleine. Vollkommen und unendlich alleine. Einsam blickte er aus dem Fenster seines Büros. Die Nachmittagssonne wärmte seine Stadt, würde sein Herz aber nie erreichen. Selbst sein bester Freund Nate würde ihm in dieser schweren Zeit keine Hilfe sein.

Er war seit ihrem Gespräch nicht aus seiner Zelle gekommen und weigerte sich Besuch zu empfangen. Selbst die gute Nachricht von der Einnahme Silny Syns war mit einem bitteren Beigeschmack angekommen. Loke war mit Zosia entkommen. Seine Nichte vielleicht für immer verloren.

Zittrig atmete Brandon ein und versuchte mit der Flut seiner Gefühle umzugehen. Alles drehte sich, alles schien zu viel. Die Trauer, die Angst und Schuld gruben sich in seinen Verstand und für einen Moment wollte er nur das alles aufhörte. Dieser Krieg, der Verlust und der Zorn in seinem Inneren.

Sein Herz sollte aufhören zu bluten. Er wünschte sich seine Familie zurück, wünschte sich die Unschuld jenes Tages zurück an dem er mit seinen Eltern und Schwestern zu Abend gegessen hatte. Damals vor so vielen Jahren als sein größtes Problem Schulnoten gewesen waren.

Wie einfach die Welt von damals war, aber er wusste, die Erinnerung täuschte. Auch damals war Trauer und Schmerz ein Teil seines Lebens gewesen. Kyrie sollte fortgehen und er im Krieg kämpfen.

Beides war geschehen, der Unterschied war, dass sie es wohl beide auf ihre eigene Weise getan hatten. Letztlich waren sie ihre eigenen Wege gegangen und konnten niemanden für ihre Entscheidungen verantwortlich machen.

"Brandon.", flüsterte jemand hinter ihm und erschrocken sprang er von seinem Stuhl. Aurora stand dort, die Augen rot, die Haut bleich. Sie wirkte verweint und untröstlich.

"Ich hab das mit Honora gehört." Brandons Herz verkrampfte und neuerliche Tränen traten in seine Augen. Ebenso bekümmert warf Aurora sich in seine Arme und schluchzte laut. Brandon drückte das Mädchen an seine Brust und konnte nicht umhin sich vorzustellen wie Honora in seinen Armen lag. Der Gedanke sie nie wieder zu sehen, ließ etwas in ihm zersplittern.

"Was machen wir jetzt?", schluchzte Aurora an seiner Schulter und hilflos überlegte Brandon. Er wünschte er hätte die richtigen Worte, aber nur Reina hätte sie gefunden. Und sie war nicht da.

"Ich weiß es nicht.", entgegnete er ratlos.

"Ich weiß es.", Nate stand in der Tür seines kleinen Büros. Er wirkte ausgezehrt und seine Augen sprachen von derselben Trauer die auch Brandon kannte.

"Wir haben die Infos über den Flughafen der NKS, nicht wahr?" Unsicher löste Brandon die Umarmung und runzelt die Stirn.

"Worauf willst du hinaus?"

"Du willst den Flughafen zerstören!", entfuhr es Aurora, die offenbar im Moment etwas schneller von Begriff war als Brandon. Nate nickte entschlossen.

"Wir haben alle Infos die wir brauchen. Wir müssen dort nur hin und diese Arschlöcher vernichten. Ohne ihre Flugzeuge können sie diesen Krieg nicht gewinnen." Brandon holte tief Luft.

"Das ist riskant." "Aber das Risiko wert. Ich werde gehen, mit oder ohne dein Einverständnis.", Nate hob stur das Kinn und zeigte damit zum ersten Mal wieder sein wahres Ich. Das war der Freund, den Brandon so sehr vermisst hatte. Kopfschüttelnd trat er Nate entgegen.

"Nein, du wirst nicht gehen. Du wirst hier gebraucht. Die Stadt braucht dich. Ich werde gehen."

"Brandon, komm schon! Du bist unser Anführer."

"Und du wirst gebraucht. Ich lese im Grunde doch nur ständig berichte und sonst nichts. Niemand wird mich vermissen. Aber ich weiß wie Sprengstoff funktioniert und ich kenne die Pläne des Flughafens. Und sei mir nicht böse, du siehst ziemlich fertig aus.", Brandon legte Nate eine Hand auf die Schulter, "mach dir keine Sorgen, alter Freund."

"Du musst dir wirklich keine Sorgen machen. Ich komme mit und passe auf unseren großen Anführer auf." Bestürzt blickten Nate und Brandon auf Aurora. Die junge Henotello lächelte sie unbeirrt an. Ihre weißen Augen sprachen von absolutem Selbstvertrauen.

"Es nutzt nichts es dir ausreden zu wollen, oder?", fragte Brandon zerknirscht. Das Mädchen schüttelte sacht den Kopf. Seufzend gab Brandon nach. Er war schon einmal in solch einer Situation gewesen. Damals hatte er Honora verboten sie zu begleiten und sie war als blinder Passagier trotzdem mitgekommen. Er wollte aus seinen Fehlern lernen und solange Aurora in seiner Nähe blieb, würde er sie um jeden Preis beschützen.

"Du wirst mehr Verstärkung brauchen als nur die Kleine." Nickend ließ Brandon sich in seinen Sessel fallen.

"Stimmt."

"An wen denkst du?", fragte Nate vorsichtig. Brandon strich sich unsicher über die langen Haare. Er hatte da tatsächlich schon eine Idee.

NOAH
Er liebte seine Arbeit mit den Kindern. Es war gute Arbeit, die ihm Freude machte. Aber nichts in der Welt machte ihn glücklicher als neben Giselle den Sonnenuntergang zu bewundern und ihre Hand zu halten. Sie war kühl wie immer, aber ihre zarte Haut und die freundlichen Augen ließen sein Herz höher schlagen.

"Ich habe dich heute so vermisst.", gestand er und lächelte schüchtern. Sie war die einzige die ihm diesen Krieg ertragbar machte. Giselle nutzte Zeichensprache um ihm von ihrem Tag zu erzählen. Sie hatte mit Esmeralda, ihrer Tochter, im Gemüsegarten hinter ihrem Wohnhaus gearbeitet und die ersten Früchte gefunden. Alles gedeiht, alles wuchs, selbst der Krieg konnte nichts dagegen unternehmen.

Dieser Gedanke hatte etwas tröstliches. Gemeinsam saßen sie im Hintergarten ihrer kleinen Wohnung in Ohama und genossen die Zweisamkeit. Esmeralda schlief drinnen bereits in ihrem Bettchen. Ihre Beziehung war in den letzten Monaten intimer geworden, sie waren eine kleine Familie und Noah war noch nie so glücklich gewesen.

Seit seiner Kindheit hatte er nur Schmerz und Einsamkeit gekannt und war davon ausgegangen, dass dies nun mal sein Leben war und immer sein würde. Niemals hätte er sich dieses Glück in seinem Leben vorstellen können. Sein Herz flatterte wild und liebevoll legte er einen Arm um seine Liebste. Er wünschte sich diesen Moment einfrieren zu können.

Auf das ihn nie jemand zerstören konnte. Ein Klopfen an ihrer Wohnungstür ließ sie beide verwundert aufstehen. Sofort ging Giselle zu ihrer Tochter ins Wohnzimmer. Esmeralda Bett stand in einer Ecke des kleinen Wohnzimmers. Es gab nur ein angrenzendes Zimmer, Noahs und Giselles Schlafzimmer. Es war keine große Wohnung, aber sie war reichlich verziert von Kinderbildern und Basteleien.

Noah hätte nicht mehr verlangt. Leise öffnete er die Tür und fand Brandon, Aurora und Nate dahinter. Mit einer Geste deutete er ihnen leise zu sein, da das Kind schlief. Neugierig was seine Besucher zu erzählen hatten führte er sie in den Gemüsegarten hinter dem Wohnhaus.

Zu dieser Stunde aßen die meisten der Bewohner zu Abend und im Gemüsegarten herrschte angenehme Ruhe. In sorgfältigen Reihen wuchs das Gemüse für die Menschen. Niemand außer ihnen war zu sehen.

Giselle folgte schweigsam.

"Ich hab das von Terra Calda gehört. Es tut mir unendlich leid, Brandon. Ich kann es immer noch nicht glauben.", begann Noah ehrlich. Honora war ein gutes Mädchen gewesen. Stark und Selbstbewusst und doch nie arrogant. Er hatte sie gemocht und der Gedanke sie nie wieder zu sehen schmerzte.

Mitfühlend wanderte sein Blick zu Aurora. Die Beiden waren unzertrennlich gewesen. Diese Art von Schmerz wollte er sich nicht einmal vorstellen.

"Das ist nicht der Grund weshalb ich hier bin. Ich muss etwas wichtiges mit euch besprechen. Besonders mit dir Giselle." Brandon blickte die junge Frau mit dem Beißkorb um ihren Mund zaghaft an. Giselle trat näher und nickte energisch. Brandon atmete tief durch und eine böse Vorahnung begann sich in Noahs Verstand zu formen.

"Wir haben die Pläne vom Flughafen der NKS bekommen. Sicherheitsprotokolle, Blaupausen, alles um den Flughafen zu zerstören und ihre Flugzeuge mit ihnen."

"Ohne diese Flugzeuge sind sie nichts. Sie sind der einzige Vorteil den sie uns gegenüber haben. Nur durch sie können sie diese verdammten Bomben abwerfen.", warf Nate aufgeregt dazwischen. Noah nickte langsam.

"Ihr wollt also den Flughafen zerstören. Was hat das mit uns zu tun?", fragte er abwartend. Brandon verschränkte die Arme.

"Nate wird hier bleiben und meine Position übernehmen. Aber alleine schaffe ich es niemals. Aurora hat sich bereits freiwillig gemeldet. Nun würde ich dich, Giselle, ebenfalls bitten an meiner Seite zu kämpfen. Deine Gabe könnte sich als lebensrettend erweisen und..."

"und nichts. Auf keinen Fall!", unterbrach Noah harsch und blickte Brandon finster an. Wie konnte er es wagen, Giselle zu bitten an so einer Selbstmordaktion teilzunehmen. Das war verrückt.

"Noah, ich weiß was du denkst, aber das ist nicht wirklich deine Entscheidung.", meinte Brandon sanft und drehte sich zu Giselle.

"Ich weiß es wird gefährlich werden und du hast deine Tochter um die du dich kümmern musst. Glaub mir ich kann das alles nachvollziehen. Allerdings muss ich dir gestehen, dass wir dabei sind diesen Krieg zu verlieren. Unsere Soldaten werden von Bomben getötet, unsere Siedlungen ausgerottet. Die NKS werfen mit diesen Flugzeugen nicht nur Bomben ab. Gas und Gift regnen auf unsere Leute herab. Die NKS schleudert uns alles entgegen was sie haben und wir...wir werden verlieren. Wenn wir diesen Flughafen nicht bald vernichten...wird es Ohama nicht mehr geben."

Schockierte Gesichter zeigten, dass diese Information nicht öffentlich war. Niemand hatte gewusst, dass es so schlecht stand. Brandon blickte niedergeschlagen zu Boden und obwohl er dabei war Noahs große Liebe zu stehlen, konnte er seine Motive verstehen.

Er nahm Giselles Hand und blickte in ihr Gesicht. Sorge stand auf ihrer Stirn und Trauer in ihrem Mundwinkel. Aber ihre Augen zeigten unbedingte Entschlossenheit für ihre Familie zu kämpfen. Mit Handzeichen deutete sie ihre Kooperation an und nickte Brandon deutlich zu. Dieser atmete erleichtert auf.

"Danke. Wir verlassen Ohama heute Nacht noch. Triff mich am Haupttor um acht Uhr." Nickend bestätigte Giselle Brandons Anweisungen. Brandon, Nate und Aurora verließen sie so schnell wie sie gekommen waren und hinterließen Unsicherheit und Ängste.

Der Sonnenuntergang hatte nichts Schönes mehr und bekümmert standen sie vor Esmeralda Bett. Das kleine Mädchen schlief friedlich, nichts ahnend, dass die Welt eine andere sein würde, wenn sie erwachte.

"Ich werde mich um sie kümmern. Ihr wird es an nichts fehlen. Auch nicht an Liebe, das verspreche ich dir.", flüsterte er und umarmte Giselle fest. Sie schluchzte an seiner Schulter. Er wusste, dass sie dankbar war und das sie ihn und Esmeralda vermissen würde.

"Aber tu mir einen Gefallen.", er zog sich zurück und blickte in ihre schönen Augen, "komm sicher und heil wieder zu uns zurück. Sei keine Heldin und bring dich nicht unnötig in Gefahr. Ich könnte es nicht ertragen dich zu verlieren."

Giselle nickte zögerlich und strich sanft über seine Wange.

WASHINGTON
Heute würde ein besonderes Paket aus Terra Calda in seinem Büro ankommen. Seit Tagen dachte er an nichts Anderes mehr. Die Soldaten hatte es an der Front aufgegabelt und nun endlich würde es bei ihm auftauchen. Es wurde auch Zeit, dass etwas Gutes Geschah.

Trotz der Erfolge in Terra Calda schwand die Moral seiner Leute und die Unterstützung seiner Heimat war zum erliegen gekommen. Viele seiner Soldaten wollten nach Hause um ihre Liebsten vor den blutrünstigen Natives zu beschützten.

Es würde nicht mehr lange dauern und er hätte keine Kontrolle mehr über seinen Krieg. Er musste es schnell zu Ende bringen und sein Paket wäre die Lösung. Energisch wurde an die Tür geklopf.

"Herein.", rief er über den Schreibtisch hinweg. Die Tür wurde weit geöffnet und zwei niedere Soldaten und ein glücklich grinsender Jefferson traten ein. In ihrer Mitte stand ein etwa sechzehnjähriges Mädchen mit erdbeerblondem Haar und vielen Sommersprossen.

Ihre großen, grünen Augen blickten sich misstrauisch um. Ihre Hände befanden sich in Handschellen.

"Ich habe sie sofort herbringen lassen.", berichtete Jefferson und deutete den Soldaten das Mädchen auf einen der freien Sessel zu setzten. Unwillig ließ sie sich darauf fallen, einen mürrischen Blick im Gesicht.

Washington konnte sich ein erfreutes Lächeln ebenso wenig verkneifen wie Jefferson und befahl den Soldaten sich wachehaltend an die Wand zu stellen. Zufrieden lehnte er sich in seinem Stuhl zurück.

"Du bist also die Henotello, die in den Geist von anderen eindringen kann. Wie war noch gleich dein Name? Honaria?" "Honora. Kommt von Ehre. Etwas das ihr nicht besitzt.", zischte das Mädchen und versuchte trotz der Handschellen die Arme zu verschränken. Vergebens.

"Ah, Honora, richtig. Nun ich bin Washington. General der NorthKolumbusStates und du meine Liebe bist meine Kriegsgefangene."

"Warum bin ich dann nicht in einem von euren furchtbaren Lagern?", entgegnete sie trotzig. Washington war beeindruckt von dem Mädchen.

Sie hatte mehr Mut als die meisten anderen in ihrer Situation gehabt hätten. Außerdem freute er sich, dass seine Lager bekannt und gefürchtet waren. Es war ein Zeichen seiner guten Arbeit. Geschäftsmäßig beugte er sich vor und spielte mit einem seiner Stifte.

"Nun, ich habe daran gedacht dich einfach dorthin bringen zu lassen. Ein schneller gnadenloser Tod. Dann allerdings ist mir eine nützlichere Möglichkeit für dich eingefallen. Schau, wir haben ein paar Probleme damit die Henotellos unter den Bewohnern Beerellons herauszufinden. Es kommt vermehrt vor, dass sie uns durch die Finger schlüpfen und da kommst du ins Spiel."

Der schockierte Gesichtsaudruck des Mädchen zeigte ihm, dass sie ihn verstanden hatte.

"Sie wollen, dass ich die Henotellos für die NKS finde? Niemals! NIEMALS!", schrie sie ihm wütend entgegen und wieder freute Washington sich über so viel Kampfgeist. Die Kleine würde ihn brauchen.

"Ich dachte mir schon, dass du das sagen wirst. Wir haben deshalb einen Ersatzplan vorbereitet. Danach bin ich sicher, dass wir uns einig sind und du kooperieren wirst."

Honora beugte sich wütend vor. Das glitzern in ihren Augen wirkte wahnsinnig hypnotisierend. Das Grün wirkte grüner und langsam zog es Washington zu sich. Er verschwand darin. Vor seinem geistigen Auge sah er seine Kindheit vorbeirauschen. Seinen ersten Mord und die vielen danach.

"General! General! Kommen Sie zu sich!", Jefferson verpasste ihm eine ordentliche Ohrfeige und brach damit den Bann der Kleinen. Triumphierend lehnte sie sich zurück.

"Von Geburt an ein Dieb ohne Heimat und nun willst du unsere stehlen. Du bist ein armseliger Mann, mehr nicht."

"Das reicht. Bring sie weg.", orderte Washington und verbarg seine emotionale Reaktion auf ihre treffenden Worte. Sie hatte recht. Er war ein Dieb ohne Eltern gewesen. Ein Niemand. Aber nicht mehr. Nun war er General Washington und er konnte haben was immer er sich wünschte.

Die Soldaten brachten das Mädchen weg. Jefferson nickte ihm einmal zu und verschwand dann. Er hatte bereits alles für die Prozedur vorbereiten lassen.

Das Mädchen würde sich beugen.

HONORA
Sankt Sandrina war genauso wie in ihren Erinnerungen. Immer noch glänzend, immer noch tot. Die Begegnung mit dem General ließ sie zitternd zurück. Sie hatte so viel Tod und Schrecken in seinem Verstand gefunden. Ein ängstlicher Schauer wanderte über ihren Rücken.

Seine Erinnerungen waren mitleidlos. Innerlich wollte sie weinen, schreien, sich wehren, doch nichts davon würde ihr weiterhelfen. Die Soldaten würden sie eher erschießen als ihr die Möglichkeit auf Flucht zu gewähren und Honora wollte leben.

Sie musste nur durchhalten und ihre Familie würde sie finden. Brandon und Reina würden niemals aufhören nach ihr zu suchen. Sie musste stark bleiben. Der ältere Mann hinter ihr grinste sie vielversprechend an und mit jedem Meter den sie gingen wurde sie ängstlicher.

Mit dem Lift fuhren sie in einen der unteren Stockwerke. Als die Aufzugtüren sich öffneten sah sie ein kahles, graues Zimmer. In der Mitte stand ein Operationstisch. Darum verteilt standen Tische mit Geräten und Metallen.

Honoras Herz begann wild zu schlagen, Adrenalin rauschte durch ihren Körper. Sie wehrte sich, doch die Soldaten zogen sie einfach mit. Gnadenlos wuchteten sie sie auf den Operationstisch und banden sie fest. Tränen liefen über ihre Wangen als sie anfing zu betteln.

"Bitte, tut das nicht. Bitte."

"Sie können dir nicht helfen, Kind. Du bist jetzt in meinen Händen." Honora blickte zu dem älteren Mann auf und erkannte das grausame Lächeln auf seinen Lippen. Zittrig holte sie Luft.

"Das wirst du bereuen! Brandon und Reina werden mich finden und dann wird es dir leidtun!", spie sie ihm verzweifelt entgegen und stemmte sich mit aller Kraft gegen die Fesseln. Der alte Mann lächelte leicht.

"Niemand wird kommen, Kleine. Terra Calda ist zerstört, wen immer du deine Familie nennst, wird denken, dass du mit den anderen gestorben bist. Sieh es ein, du bist mir ausgeliefert. Am besten du ergibst dich."

Honora holte erstickt Luft als die Wahrheit ihr jede Kraft nahm. Er hatte recht. Brandon würde genau das denken. Niemand hatte von ihrer spontanen Mission gewusst. Nur Christopher. Aber ob er noch lebte, konnte sie nicht mit Sicherheit sagen. Die Hilflosigkeit drang durch jeden ihrer Knochen. Sie war alleine und niemand würde kommen.

Resigniert schlug sie die Augen nieder.

"Was hast du vor?" Der alte Mann strich sanft über ihre Haare.

"Ich werde dafür sorgen, dass du uns gehorchst."

Etwas pikste sie in den Arm und mit einem Mal war sie unglaublich müde. Ihre Augenlieder wurden schwer und trotz all ihrer Anstrengung konnte sie sich nicht bei Bewusstsein halten.

Schwermütig ergab sie sich ihrem Schicksal.

Anmerkung der Autorin: Danke für die vielen lieben Kommentare und meine neuen Leser heiße ich herzlich willkommen. Ich weiß ich mache so gut wie keine Werbung für meine Bücher auf Wattpad, aber ich daher immer glücklich wenn sich eine verlorene Seele auf mein Profil verirrt.

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