2. Bärensteins Angebot

Wer bist du? Eine dumme Frage oder? Ist der besondere Ausweis und die besondere Uniform nicht Antwort genug. Ich bin ein Henotello. Ich bin ein Soldat. Ich weiß, ich müsste anders aussehen, anders sein, aber zum Soldaten hat mich mein Name gemacht nicht meine körperliche Erscheinung oder gar mein eigener Wille. Ich bin nicht gut mit Blut oder Gewalt. Vermutlich bin ich der letzte Mensch auf Erden, der gut als Mörder wäre. Aber was soll ich sagen. Ist nicht so als könnte Bärenstein es sich aussuchen, wer als Henotello geboren wird. Ich bin es den er kriegt und wenn ihm daran etwas nicht gefällt, soll er mich gehen lassen. Ich wäre deutlich glücklicher ohne diesen bescheuerten Namen.

Brandon schluckte schwer und pflichtete Cassandra bei. "Echt jetzt, mann, hättest du nicht was besseres auftreiben können? Oder den Wodka zumindest mit was anderem mischen können?" Nate konnte sich das Grinsen kaum verkneifen.

"Aber den hab ich selbst gebraut!", rief er stolz aus und Viktoria seufzte genervt.

"Das ist sein neues Hobby. Weil wir ja sonst keine Probleme haben.", kommentierte sie und legte ihren Becher auf den Boden unter den Tisch.

"Also ich finde jeder sollte die Chance auf ein Hobby haben, aber warn uns das nächste Mal vor.", meinte Nasreen und schüttelte sich angewidert. Brandon griff sich kopfschüttelnd auf den Kopf. Sie waren ein absolut professioneller Haufen, doch hin und wieder schummelten sich solche Gespräche ein. Gespräche über Hobbys und Tratschereien über Liebschaften. In ihnen erkannte jeder Außenstehende wie jung das Kommando von OneSheep tatsächlich war. Reina strich ihm unauffällig über den Arm und lächelte. Brandon konnte es nur erwidern.

Er wollte seine Leute nicht zu disziplin anhalten. Disziplin hatten sie reichlich, genauso Kampfeswille. Unbeschwertheit, das war es an dem es ihnen manchmal mangelte. Killian lachte ebenso wie die anderen und obwohl Brandon es nicht wollte, konnte er nicht anderes als den Mann anzustarren. Er erwischte sich immer wieder dabei.

Im Normalfall fiel es niemanden außer Reina auf, doch es irritierte ihn dennoch. Jedes Mal wenn er den jungen Mann sah wanderten seine Gedanken zu seiner Schwester. Er stellte sich vor wie die zwei glücklich gewesen waren. Seine Schwester liebte diesen Mann, genug um ihn ihre Tochter anzuvertrauen und Brandon erkannte jeden Tag mehr wieso. Killian kümmerte sich wie ein echter Vater um das Mädchen und Brandon war eifersüchtig.

Er wusste, dass er in seiner Situation nicht auch noch die Verantwortung für ein Kind übernehmen konnte, genauso wie er wusste, dass Zosia ihn nur an seine verlorene Schwester erinnern würde, aber trotzdem wünschte er sich zumindest für einen Teil von Kyrie da zu sein. Und Zosia war dieser Teil. Er wollte wieder Bruder sein, Familie haben. Ein weit entfernter Traum, wie es aussah. Kopfschüttelnd rief er seine Gedanken zur Ordnung und konzentrierte sich auf das Treffen.

"Ich möchte zuerst von euren jeweiligen Arbeitsfeldern wissen, wie es läuft und ob es irgendwo besondere Schwierigkeiten gibt. Reina möchtest du anfangen?" Lächelnd nickte Reina, ihre Miene professionell.

"Die Funkmasten sind angebracht und gut versteckt. Ich habe bereits mehrere Testläufe durchgeführt und unsere Kommunikation innerhalb Ohamas funktioniert einwandfrei. Was die Kommunikation außerhalb betrifft, nun ja, wir haben über den Winter so viele Funkgeräte wie möglich einsatzbereit gemacht, doch es sind bei weitem nicht genug."

"Dabei können wir helfen.", meldete Nasreen sich zu Wort, "ich habe mehrere Henotellos bei mir, die in diesem Feld ihre Gabe haben. Zwei mit perfektem Gehör, über Kilometer hinweg, drei mit Astralprojektion, eine die Funkwellen verstärkt und andere die sicherlich ebenfalls bei der Kommunikation zwischen den einzelnen Kampftruppen helfen können."

"Das wäre großartig. Setzten wir uns mal zusammen und machen eine Liste.", entgegnete Reina froh und fuhr fort.

"Unsere Überwachung funktioniert gut. Ohama ist auf allen Seiten geschützt." Brandon nickte. Das schwierigste würde die Kommunikation sein. Ihre Mobilität und Reaktionszeit war davon abhängig.

"Cassandra?" Die junge Frau nickte und strich das kurze Haar zurück. Sie hatte es im Winter abgeschnitten und der wilde Bob ließ sie älter wirken. Brandon konnte gar nicht glauben, dass dies das Mädchen war, das er vor all diesen Jahren so verschreckt in den Fluren eines Bunkers getroffen hatte. Wie weit sie gekommen war, nun stand eine selbstbewusste, starke junge Frau vor ihnen und berichtete mit aufgeregt von ihrer Arbeit.

"Wie bereits erwähnt produziert unser Labor gute Medikamente und ich habe bereits mit Viktoria ausgemacht, dass wir sie in kleine Erste-Hilfe-Kits verpacken und an die Soldaten verteilen. Das wird sicherlich Leben retten. Wir bereiten uns auf große Ladungen Verletzter vor also zögert nicht in den kommenden Kampfhandlungen eure Verletzten zu uns zu schicken. Ich trainiere meine Mitarbeiter seit Monaten auf schnelle und saubere Eingriffe und problemlösendes Verhalten. Einige meiner Ärzte sind auch bereit mobile Krankenstationen um Ohama aufzubauen. Zusätzlich würde ich jeder Truppeneinheit gerne einen meiner Sanitäter zuweisen. Sie sind ausgebildet und bereit.", Cassandra blickte ihnen stolz entgegen.

Sie hatte wahre Wunder an dem heruntergekommen Krankenhaus im Herzen Ohamas geleistet. Brandon konnte ihre Hingabe und Stärke kaum glauben. Viktoria hob als nächstes die Hand.

"Meine Soldaten sind bereit und ausgerüstet. In den letzten Wochen habe ich kleinere Einheiten bilden lassen und bin zuversichtlich, dass sie einander den Rücken frei halten werden. Cassandra, ich nehme die Sanitäter gerne an und würde ihnen einen zuständigen Soldaten als Sicherheit an die Seite stellen. Es ist immer gut wenn, die Soldaten ihre Aufgaben kennen." Nickend stimmte Cassandra zu.

"Meine Jungs sind auch bereit.", meinte Jack als hätte dies jemand in Frage gestellt. Er war das neueste Mitglied ihres Rates und repräsentierte die Desertierten Einheiten von Bärenstein. Sie hatten versucht sie in Viktorias Militärhierarchie einzugliedern, doch schienen die Soldaten von OneSheep den Neuankömmlingen nicht zu trauen. Brandon konnte es ihnen nicht verübeln, aber solange sie an ihrer Seite kämpften, würden sie auch eine Stimme in der Regierung haben.

Jacks Soldaten erhielten dieselbe Ausrüstung wie Viktorias und würden auch am Schlachtfeld nicht von OneSheep Soldaten zu unterscheiden sein, aber ihre Einheiten waren dennoch getrennt. Brandons Versuche Einheit zu schaffen waren gescheitert und er hatte einsehen müssen, dass erst der Krieg ein Ende finden musste, damit sie wieder eine Nation werden konnten.

"Meine Leute auch.", sprach Nasreen in ihrer typisch ruhigen Stimme. Die wilden dunklen Locken umrahmten ihr rundes Gesicht, die dunklen Augen blitzten intelligent. Sie und Zack waren für die Henotellos in Ohama zuständig und lehrten Kontrolle über die unterschiedlichen Gaben und organisierten deren Verbleib innerhalb ihrer Gemeinschaft.

Es gab viele die Henotellos weder trauten noch Verständnis entgegenbrachten. Trotz all der guten Arbeit die Henotellos in jedem Bereich ihrer Organisation leisteten wurden sie noch immer schief angesehen. Ach dieses Problem wollte Brandon auf ein Leben nach dem Krieg schieben. Zuerst war ihr Überleben wichtig.

"Wir haben viel trainiert und ich bin glücklich sagen zu können, dass jeder unserer Erwachsenen Henotellos seine Gabe beherrscht und bereit ist zu kämpfen. Ich denke, es wäre am besten sie mit Viktorias und Jacks Soldaten zu mischen. Viele meiner Leute haben defensive Gaben und könnten in einer Gefahrensituation beschützen."

"Und was ist mit den offensiven Gaben?", fragte Jack neugierig. Brandon sah Cassandras schiefes Lächeln und den herausfordernden Blick den sie ihm zuwarf. In ihrer Runde lief eine Wette. Jack mochte Nasreen. Er mochte sie sogar sehr, das war ziemlich offensichtlich. Gewettet wurde nur wann sie endlich miteinander ausgehen würden oder ob Jack doch nicht den Mut hatte zu fragen. Cassandra hatte gewettet, dass sie noch vor den ersten Kampfhandlungen zusammenkommen würden und rechnete sich einen fetten Gewinn aus.

Brandon hatte sich enthalten, aber insgeheim hoffte er doch, dass Jack sich traute. Soldaten kämpften um so vieles besser wenn sie etwas zu verlieren hatten. Nasreen legte den Kopf schief und biss sich auf die Unterlippe.

"Die Henotellos mit offensiven Gaben würde ich in reinen Henotellotruppen verbleiben lassen und von Front zu Front schicken. Bärenstein hat es so gehandhabt und aus gutem Grund."

"Und der wäre?", fragte Reina neugierig. Nasreen seufzte.

"Offensive Gaben wie Feuer oder tödliches Gas, sind schwer zu kontrollieren und in den meisten Fällen nicht notwendig. Sie lösen mehr Zerstörung und Tod auf beiden Seiten aus als es das wert ist. So schickt man sie in das gebrauchte Gebiet und die Einheit kann selbst entscheiden welche ihrer tödlichen Gaben zum Einsatz kommt. Es ist besser wenn Henotellos mit offensiven Gaben nicht in regulären Einheiten sind. Wir wissen alle wie solche Einheiten sein können und für Henotellos ist es besonders schwer."

Nasreen sprach die Unstimmigkeiten an, die es in Einheiten geben konnte. Mit Gaben die so zerstörerisch sein konnten wie es Henotellogaben nun mal sein konnten, war es am besten sie in kleineren Verbänden zu formieren.

"Einverstanden. Wenn du es für das beste hältst.", meinte Brandon und hoffte das er richtig entschieden hatte. Nasreen blickte ihn bedrückt an. Da war noch etwas.

"Die Henotellos mit den stärksten und tödlichsten Gaben würde ich nur als letztes Mittel einsetzen. Ihre Kontrolle ist nicht gegeben und sie werden nicht zwischen uns und den NKS unterscheiden können."

Dabei sprach sie vor allem von Giselle. Brandons Herz wurde schwer als er an sie dachte. Die junge Frau hatte vor Monaten Noahs Blut eingenommen und eine ungeahnte Mutation erlitten. Nun war ihr Mund ein schwarzen Loch und wann immer er geöffnet wurde, verschluckte er die Umgebung und hinterließ nur Tod. So hatte Giselle über die Wintermonate die Wälder und Ländereien um Ohama von NKS Spähern freigehalten und eine grausame Legende geboren.

"Verstanden.", murmelte er und blickte zu Noah. Er und Giselle waren ein Paar. Sie lebten zusammen, abgeschieden und einsam weit hinter der Stadtgrenze. Sicherlich kein Ort, den Noah für sich ausgesucht hätte, doch für Giselle ging es nicht anders. Ihr Hunger war stark und sie konnten es nicht riskieren, dass sie in der Mitte der Stadt ihren Mund öffnete. Zu viel Tod folgte ihrem Hunger. Noah schluckte und blickte zu Boden.

"Sind alle mit Nasreens Vorschlag einverstanden?", fragte Brandon in die Runde und bekam ein einstimmiges >JA< von seinen Leuten.

Zufrieden atmete er aus. Ihre Besprechungen waren bei weitem nicht immer so ruhig. Über den Winter hatten sie zahllose Male gestritten und geschrien, doch all das lag hinter ihnen. Der Frühling war da und sie mussten sich einig sein. Noah räusperte sich zögerlich und begann zu sprechen.

"Unseren Kindern geht es gut. Das will ich erst mal erwähnt haben. Die Schule funktioniert, allerdings fehlen mir mit der Einberufung unserer älteren Jugendlichen einige Mitarbeiter."

"Ich habe deshalb schon bei den älteren Arbeitern nachgefragt und viele sind bereit in der Schule auszuhelfen.", unterbrach Nate energisch.

"Wie alt sind sie? Sie müssen schon noch die Kinder überleben.", meinte Noah unsicher. Nate kicherte und fuhr sich über die Haare.

"Naja die meisten werden so um die sechzig sein, aber die sind hart wie granit. Ein paar schreiende Kinder werden sie nicht umhauen. Allerdings wird eine Einschulung von Nöten sein. Die wenigsten haben Feingefühl." "Das könnte klappen. Schick sie mir diese Woche vorbei. Dann werden wir sehen. Etwas anderes noch. Der Luftschutzbunker unter der Schule ist bis zur Decke mit Vorräten gefüllt, sollte es also wieder zu Bombardierungen kommen, zögert nicht die Leute auch zu uns zu schicken." Zähneknirschend dachte Brandon an die Bombardierungen der frühen Wintermonate. Es war zwar seit etwa sechs Wochen ruhig, aber niemand traute der Stille.

Und gerade dieses Warten schien die Menschen in Ohama nervös und kratzbürstig zu machen. In den letzten zwei Wochen hatte es viele Schlägereien geben und mehrmals musste Viktorias Stadtwache einschreiten.

"Gut, dann Nate. Was hast du für mich?", brummte Brandon und beugte sich über die Landkarte. Nate erzählte schnell und effizient was in letzter Zeit bei ihnen los war. Er organisierte die Flüchtlingsarbeit und die Arbeiterbewegung in den Fabriken von Ohama. Unter ihm arbeiteten viele Menschen und obwohl es niemand zugab, war Nates Job sicher der schwerste. Die Arbeiter kamen von überall her und mussten schwer schuften, nicht selten kam es zu Unfällen oder Protesten.

Nie war genug Geld da und immer regte sich jemand auf. Brandon versuchte ihm so viel wie möglich abzunehmen. Alleine wäre Nate vermutlich an Arbeit erstickt.

"Die Flüchtlingsströme kommen langsam zum erliegen. Offensichtlich sind über den Winter alle dorthin gewandert wo sie ihre Zukunft sehen. Nun wartet jeder ab, wie der Krieg ausgeht. Ich habe mit vielen Menschen geredet und auch meine Leute mehr Gespräche führen lassen um zu sehen wie die Bevölkerung von Ohama mit dem neuerlichen Kriegsbeginn umgeht."

"Und?", fragte Killian neugierig und beugte sich vor. Brandons Blick zuckte kurz zu ihm. Er war bis zu diesem Moment still gewesen und schien nun ehrliches Interesse zu zeigen. Nate seufzte und lenkte Brandons Aufmerksamkeit wieder auf sich.

"Es ist wie ihr euch vorstellen könnt. Die wenigsten wollen Krieg, aber keiner von ihnen will unter den NKS leben. Mit Bärenstein könnten sie sich noch irgendwie arrangieren, aber die NKS haben den Ruf wahre Teufel zu sein und wenn ich ehrlich bin, nach den Geschichten die ich von den Flüchtlingen hören musste, kann ich nur zustimmen.

Wie es aussieht betreiben die da im Westen eine ethnische Säuberung mit Lagern und haben ein weites Netz aus Spionen aufgebaut. Jeder bespitzelt jeden. Alles was du sagst kann dich und deine Familie umbringen. Bei den Säuberungen ist es egal ob du Reich oder Arm bist, deine Hautfarbe und deine Religion sind wichtig." Jack schüttelte den Kopf.

"Aber in Beerellon gibt es kaum religiöse Ausprägungen. Alles spirituelle wurde schon vor Jahrhunderten auf Bärenstein fixiert."

"Das stimmt so nicht,", meldete sich Reina zu Wort, "einige von uns praktizieren vielleicht nicht, aber gehören doch einer der alten Religionen an. Und es gibt viele die im Geheimen praktizieren. Loke Bärenstein und seinen Vater hat das nur nie interessiert. Er wollte keine öffentlichen Praktiken, hat aber nie Untersuchungen angefordert. Auch die Hautfarbe war ihnen egal. Nicht das ich Bärenstein verteidigen will oder so, aber es gibt mehr Diversität in Beerellon als uns klar ist. Diesen Morden fallen viele unserer Landsmänner zum Opfer."

Jack zuckte nur mit den Achseln und blickte verstohlen zu Nasreen. Ihre dunkle Haut und die offensichtlich arabischen Wurzeln waren der beste Beweis für Reinas Behauptung.

"Sonst noch etwas, Nate?", fragte Brandon um ihr Treffen wieder auf die richtige Bahn zu lenken. Nate dachte kurz nach und schüttelte dann den Kopf.

"Damit kommen wir zum eigentlichen Thema unseres Treffens. Er ist auch der Grund warum Killian heute bei uns ist." Verwirrt sah ihn sein Schwager an. Zögerlich griff Brandon nach dem Aufnahmegerät in seiner Hosentasche und stellte es in die Mitte des Tisches. Es war altmodisch und hatte schon einige Kratzer, aber wie ihm Reina immer wieder versichert hatte, funktionierte es einwandfrei.

"Was ich euch gleich vorspielen werde, ist absolut geheim. Niemand darf davon wissen, bis wir uns sicher sind, was wir tun wollen. Verstanden." Ernstes Nicken folgte. Brandon sah die Ernsthaftigkeit in jeden von ihnen und wusste, er konnte sich auf sie verlassen. Dennoch lag keine einfache Aufgabe vor ihm. Schweren Herzens drückte er Play. Es rauschte einige Sekunden und dann ertönte eine Stimme.

"Hallo, großer, böser Wolf. Hier spricht Bärenstein. Ich weiß, dass du mein Signal empfängst. Ich hätte da eine Idee, die sich für uns beide lohnt. Interesse?" Alle anwesenden rissen schockiert die Augen auf. Alle bis auf Reina, die sorgenvoll in die Gesichter ihrer Mitstreiter sah. Das Band lief weiter.

"Was willst du Bärenstein?", fragte Brandons Stimme auf dem Tonband. Nasreen, Jack und Cassandra sahen ihn erschrocken an. Die Tatsache, dass Brandon geantwortet hatte, war schwer zu verdauen. Loke Bärenstein lachte in der Aufnahme.

"Wie geht es euch da drüben in Ohama? Hattet ihr einen schönen Sommer?"

"Funkst du nur um Smalltalk zu machen? Sag schon, was willst du?" Die Verärgerung in Brandons Stimme war deutlich hörbar und angespannt hielten alle den Atem an. Loke räusperte sich.

"Ich weiß nicht, ob ihrs mitbekommen habt, aber die Sache mit den NKS ist ein wenig aus dem Ruder gelaufen."

"Ein wenig!", schrie Brandons Stimme erzürnt, "Terra Calda ist dem Erdboden gleich und hunderte Menschen haben ihr Leben verloren!"

"Oh ja stimmt, das auch. Aber ich spreche eher davon das General Washington sich Sankt Sandrina unter den Nagel gerissen hat."

"Und er jetzt in Silny Syn festsitzt.", kommentierte Jack bitter und verschränkte die Arme. Nasreen legte einen Finger auf ihre Lippen und deutete ihm ruhig zu sein.

"Ich sag es nicht noch einmal Bärenstein! Was willst du?" Brandon hörte seine eigene Stimme, erkannte die Wut und den Verlust. Annas Tod und Terra Caldas Zerstörung waren damals noch frisch in seinem Gedächtnis gewesen. Er schallte sich im Nachhinein für sein temperamentvolles Verhalten. Er hätte ruhiger sein müssen, gefasster.

"Ich möchte eine Allianz vorschlagen. Wir wollen beide nicht, dass die NKS sich in unserem Land breit macht und nur zusammen sind wir stark genug diese Bastarde wieder auf ihren eigenen Kontinent zu vertreiben. Was sagst du, Wolf?" Brandon hielt das Aufnahmeband an. Aller Augen wanderten zu ihm.

"Was war deine Antwort?", fragte Viktoria kreidebleich.

"Ich habe ihm keine gegeben. Ich habe den Funkspruch abgebrochen. Diese Entscheidung war bei weitem zu wichtig um sie alleine zu treffen, allerdings gebe ich zu, die Verbindung gehalten zu haben.

Über den Winter waren jegliche Kampfhandlungen abgeschwächt und ich nehme an Bärenstein hat diese Pause genauso gebraucht wie wir. Aber jetzt geht es wieder los und sein Angebot steht nach wie vor."

"Niemals!", rief Viktoria und wurde von Nasreen und Noah unterstütz. Es entstand eine heftige Debatte, doch Brandon sah vor allem Gefühl in einer Entscheidung die mehr von Logik bestimmt werden sollte. Jeder von ihnen hatte Verluste zu beklagen. Bärenstein war für viel Leid und Schmerz verantwortlich und niemand wollte gerne mit ihm Arbeiten oder auch nur wissen, dass er noch lebte. Allerdings hatte er nicht unrecht, Brandon wusste, wie viele Soldaten er hatte, er kannte die Menge an Ausrüstung und die Kapazität seiner Vorräte.

Und es waren zu wenige. Die NKS hatte die neuersten Waffen und bluthungrige Mörder. Seine Leute bestritten diesen Kampf schon seit Jahren und waren erschöpft. Die NKS würde sie schlucken und vernichten. Brandon war klar, dass es nur eine Möglichkeit gab, doch dafür mussten seine Leute auf seiner Seite sein. Sie mussten ihm vertrauen.

Anmerkung der Authorin: Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bei all den fleißigen Lesern bedanken. Ihr seid meine harte Arbeit wert. Ein dickes Bussi an euch alle!

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