Kapitel 7

Ich verliess die Uni um fünf und ging zu Harry, der heute krank war und deshalb nicht zur Vorlesung gekommen ist.

Ich gab ihm als Begrüssung einen Kuss auf die Stirn, doch er drehte sich nur mit schmerzverzerrtem Gesicht und geschlossenen Augen auf die andere Seite.

Eigentlich wollte heute noch Harrys Schwester Nia vorbeikommen. Doch ich muss ihr wohl oder übel absagen, auch wenn ich weiss, dass sie sich immer unglaublich auf ihren Bruder freut.

Also erledigte ich das gerade.
„Hello? Nia hier.", hörte ich ihre Stimme mit leichtem Englischen Akzent, da sie zuhause ihre Muttersprache sprach.
„Hey Nia, ich bins Isla. Ich wollte dir nur sagen, dass es heute nicht gehr mit der Verabredung. Harry ist krank und es wäre wirklich besser, wenn er sich ausruhen könnte."
„Oh ja, eigentlich sitze ich schon im Zug. Ist es okay wenn ich ganz kurz komme? Ich hab nämlich noch was für dich."
„Ja okay, bis dann."
„Tschüss."

Eine halbe Stunde später klingelte es auch schon.
„Hallo.", flüsterte Nia, als sie eintrat.
Ich nahm sie in den Arm und sie überreichte mir ihr Geschenk.
Sie hatte eine Collage von mir und Harry gebastelt.
„Awww das ist aber süss, danke."
„Sowas mach ich doch gerne."
„Darf ich zu Harry?", schob sie nach.
„Ja klar aber leise sein."
Sie trat in das Zimmer und kniete sich vor seinen Kopf. Dann umarmte sie ihn.
Ihre Miene verfinsterte sich und auch nach dem Verlassen des Zimmers war sie einfach nicht aufzuheitern.

Ab und an erhaschte ich, wie sie sich zusammenkrümmte oder vielleicht war es auch nur Einbildung.

Um sie aufzuheitern fragte ich:
„Weisst du was? Heute gibts bei Asds am Set eine kleine Party, wollen wir nicht zusammen dahin gehen, während Harry sich ausruht? Hm?"
„Kann ich dann die Nacht bleiben? Wir haben ja morgen keine Schule."
„Ja klar, komm lass und gehen."
„Oke ich geh noch kurz auf die Toilette."

Nia's P.o.V
Einerseits hat Harrys Zustand schon auf meine Stimmung geschlagen, aber dazu kommt auch noch, dass ich meine Tage hab und die Schmerzen einfach nur eklig sind.

Also schmiss ich mir noch zwei Ibuprofen-Tabletten rein, weil doppelt hält besser, glaube ich. Dann stiegen wir ins Auto.

Am Set angekommen waren alle überrascht mich zu sehen. Einige kannten mich auch gar nicht. Isla stand hauptsächlich bei Frederik, Charlotte und Alexander. Ich war nur still neben ihr und hörte was sie so sprachen.
Gerade wegen meiner Abwesenheit war ich so überrascht, als mein Name genannt wurde.
Alex fragte, was ich gerade machte.
„Ich gehe ins zweite Gymnasium mit Schwerpunkt Bio Chemie."
„Hast du denn mal vor deinem Bruder nachzueifern?", hakte er nach.
„Ich weiss nicht, aber ich glaube eher nicht, dass ich gut genug bin. Ausserdem will ich an eine Musicalschule gehen."
„Ah cool."

Es war eine ziemlich lockere Atmosphäre und Isla erlaubte mir sogar ein Bier mit ihnen zu trinken. Mit Ärzten!
Oke wahrscheinlich waren es auch noch ein paar Getränke mehr.

Ich war schon leicht angetrunken, als ich gegen eine Schraube die aus der Wand ragte lief und festhing. Aus Instinkt und kompletter Dummheit zerrte ich mein Bein einfach weg, sodass sich dort einen langen Schnitt über mein Bein zog.

Irgendwie schämte ich mich dann und kroch wie ein unschuldiges Lamm zu Isla.
„Hm was ist?", fragte sie, als ich sie aus einem lockeren Gespräch riss.
„Ich bin dort irgendwie eingehakt und jetzt...ja.", ich zeigte ihr mein Bein.
„Ach du...!", rief sie, denn es sah schlimmer aus als es wirklich war. Es blutete einfach ziemlich stark.

Nun wurden auch die drei Ärzte aus Islas „Gruppe" darauf aufmerksam.
„Was ist?"
„Kann sich das bitte mal jemand von euch anschauen? Ich bin da noch nicht der Profi."

Die drei liefen um den runden Tisch und schauten sich im schwachen Mondlicht mein Bein an.
„Ui!", entfuhr es Charlotte. „Was hast du denn gemacht?"
„Bin dort vorne irgendwo hängen geblieben."
„Ich hab jetzt nichts da zum Verarzten, aber wir spülen das einfach mit Wasser aus und packen ein Taschentuch drauf oder so. Du kannst es ja dann vielleicht noch desinfizieren wenn ihr nach Hause kommt.", sagte Charlotte weiter.

Doch dann machte Alex die Taschenlampe seines Handys an.
„Äh, ich glaube da müssen wir schauen, ob da nur ein Taschentuch reicht."
„Komm setz dich hin, Frederik, geh mal zum Regisseur und frag nach den Schlüsseln zur Klinik.", sagte Alex und sprach darauf an, dass die kleine Fete direkt neben der Klinik stattfand.

Ich setzte mich hin und zog meinen Schuh aus. Alex spülte dann die Wunde mit Wasser, was schon ziemlich brannte.
„An was hast du dir das genau getan?"
„Eine Schraube die rausstand."
„Ach Mist. Bist du gegen Tetanus geimpft?"
„Ja habe ich erst vor einem Jahr aufgefrischt."
„Mindestens das."
„Muss man das nähen?"
„Nein ich glaube nicht, dass man das nähen muss, aber ein paar Steri-Strips werden höchstwahrscheinlich schon drin sein. Am meisten Sorgen macht mir einfach, dass es so fest blutet. Weil so weit ich sehe, ist das nicht sonderlich tief."

„Hast du irgendwelche Medikamente eingenommen?" fragte Charlotte, doch sie wurde unterbrochen von Frederik, der mit einem Körbchen voller Dinge in der Hand zurückkam.

„Das brennt jetzt vielleicht etwas...", warnten sie mich und hielten meinen Fuss fest.
Ich zog scharf die Luft ein.
Ich hörte Frederik und Alex flüstern.
„Weisst du, das blutet einfach zu stark für so eine Wunde."
„Ist Hämophilie in der Familie bekannt?"
„Nein.", antwortete ich auf die, eigentlich nicht an mich gestellte Frage. Durch Harry wusste ich, dass die Bluterkrankheit gemeint war.

„Hast du etwas eingenommen? Medikamente oder so?"
Ich zögerte, was ihnen natürlich auffiel.
„Du musst es uns wirklich sagen."
„Ja also...ich hab Ibuprofen genommen."
„Wie viel?"
„Zwei mal 800mg."
„Warum so viel? Das geht über die maximal Tagesdosis für einen Erwachsenen und du bist, wie alt?"
„15, bald sechzehn."
„Trotzdem, warum gleich zwei?", fragte Frederik verblüfft.
„Ja ich dachte zwei sind besser als eine.", sagte ich eingeschüchtert.
„Nein, genau da denken viele falsch. Man kann Medikamente durchaus überdosieren und bei Ibuprofen hat es eine blutverdünnende Wirkung . Ausserdem greift es auch deine Magenschleimhaut an und mit Alkohol, der dies auch tut, kannst du bald mal adieu sagen.", Frederik war deutlich genervt von meiner Verantwortungslosigkeit.

„Ja es ist vielleicht vernünftiger die Packungsbeilage zu lesen. Aber man muss nicht gleich so ausrasten, Freddy.", bremste Charlotte ihn.
„Wozu hast du überhaupt die Schmerzmittel genommen?", fragte sie noch.
„Regelschmerzen.", sagte ich kleinlaut.

Charlotte nickte wissend.
„Ich hoffe einfach du machst dies nicht jedes Mal..."
„Nein, nur heute hat das mit Harry noch eine obendrauf gegeben."
„Was hat er?"
„Er ist krank, hat starke Kopfschmerzen.", erklärte Isla.

„Ich mach hier in diesem Fall einen leichten Druckverband und du bewegst dich bitte in den nächsten 48 Stunden nicht zu viel und lagerst jetzt das Bein hoch.", gab Alex dazu.
Dazu gab mir Frederik noch ein Glas Wasser und ein Stück Traubenzucker.

Isla lachte.

Islas P.o.V
„Was ist?", fragte Nia.
„Déjà-vu."
„Von was?", hakte nun auch Frederik nach.
„Ah ja das muss ich auch noch erzählen. Heute war ich in einen Unfall verwickelt und habe erste Hilfe geleistet. Dann bin ich nach allem Drama in die Uni und wir waren gerade dabei, das Nähen von Wunden zu lernen.
Irgendwie hab ichs nicht bemerkt aber bei diesem Unfall hat ein Autoteil oder so in meinen Arm geschnitten und diese Wunde konnten wir dann gerade brauchen um das Nähen zu demonstrieren.
Als ich danach wieder an meinen Platz gehen wollte, hat mein Kreislauf irgendwie keine Lust mehr gehabt und ich hab mich wieder hingesetzt. Mir wurde dann auch ein Glas Wasser und ein Stück Traubenzucker gebracht."

„Aber warum macht dein Kreislauf einfach schlapp?", fragte Alex besorgt.
„Ich hatte nichts gegessen und getrunken, und an das ist sich mein Körper nicht gewohnt."
„Was du heute nicht alles erlebt hast."
„Haha ja."

Gerade in diesem Moment sah ich, wie Nia sich vorbeugte und sich übergab.
„Ui ui ui, hätten wir die Vorgeschichte gewusst, hätten wir dir nur Wasser gegeben.", sagte Frederik kritisch, doch trotzdem leicht schmunzelnd.

Gerade danach übergab sich Nia ein zweites Mal. Irgendwie hat sich wohl erst jetzt der Alkohol auf den Körper ausgewirkt.
Alex, der immer noch daneben hockte, streichelte der benommenen Nia über den Rücken.
Ab und zu tätschelte er auch ihr Gesicht um sie wachzuhalten.
„Noch nicht schlafen, sonst müssen wir dich wieder wecken."

Kurz darauf war Nia trotzdem eingeschlafen und wir gingen nach Hause. Alex kam mit uns mit, um zu schauen, dass Nia nicht meinen Wagen vollkotzte und um mich am nächsten Morgen zu entlasten, wenn Nia die Wirkung des Alkohols nochmals zu spüren bekommt. Auch wollte er sich die Wunde nochmals anschauen und auch Harry durchchecken.

Völlig fertig kamen wir in der Wohnung am, mein WG Bewohner war nicht da und so schlief Alex mit Nia in seinem Doppelzimmer.
Ich legte mich neben Harry ins Bett und schlief nach diesem Abenteuerreichen Tag ein.

———-
So Leute
Ich hoffe euch gehts allen gut
Hier mal ein längeres Kapitel, weil ich grad so im Fluss war. Ich hoffe ihr mögt es. Auch freue ich mich immer über eure Rückmeldungen! Ihr seid die besten.
Und ich frage noch mal.
Wollt ihr den Song hören?
Weil ich bin mir nicht mehr so sicher ob es überhaupt jemanden interessiert.
Lg
Litschiii❤️

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top