Kapitel 5
Pov. Max
~"Ich werd dich vermissen großer Bruder." "Ich dich auch Maxi, du kannst mich ja vielleicht mal besuchen kommen" ,schlägt er sanft lächelnd vor. "Mach ich bestimmt" ,erwidere ich grinsend und umarme ihn nochmal fest, bevor er sich von unserer Schwester verabschiedet und anschließend noch von unserer Mutter. Mit traurigem Blick beobachte ich ihn dabei, wie er sich jetzt schließlich auch von unserer Mutter löst und uns alle nochmal mustert. "Mom hör auf zu weinen, ich komm euch doch auch mal besuchen." "Ja aber Köln ist so weit weg und dass ist das erste Mal das eins meiner Kinder auszieht" ,meint Mom traurig. "Ja aber auch nicht das letzte Mal" ,entgegnet Seppl weshalb Mom traurig nickt und Chiara und mir einen kurzen Seitenblick zuwirft. "Wobei ich glaube das Maxi niemals ausziehen wird, dafür kochst du zu gut Mom" ,meint Seppl noch und grinst uns an. Mit diesem Satz schafft er es sogar Mom ein Lachen zu entlocken. "Hoffen wir mal" ,meint Mom und lächelt mich an. Ich lächle zurück und sehe nochmal zu meinem Bruder. "Wir sehen uns." "Bis Bald Leute, ich werd euch vermissen" ,verabschiedet sich der Blondbraune von uns und zieht uns alle in eine Gruppenumarmung, bevor er sich endgültig löst und zu seinem Auto läuft, welches vollbepackt in der Einfahrt steht. Mom, Chiara und ich winken ihm noch hinterher, als er aus der Einfahrt fährt und damit ein neuer Abschnitt seines Lebens beginnt. Für mich wird sich allerdings auch einiges ändern und ich weiß jetzt schon das ich unsere kleinen Streitereien vermissen werde.
Nachdem Seppl's Auto aus der Straße abgebogen ist, gehen wir alle wieder zurück in's Haus. Mom und Chiara haben sich dazu entschieden einen Film anzuschauen, da ich diesen allerdings schon in und auswendig kenne, gehe ich hoch in mein Zimmer. Dort angekommen suche ich nach meinem Handy, was ich vorhin hier irgendwo hingelegt habe. Nach ewiger Sucherei, finde ich es schließlich unter meiner Bettdecke und sehr das ich eine Nachricht bekommen habe. Sofort sehe ich nach wer mir geschrieben hat.
Schatz❤: Komm zu unserer Brücke, ist wichtig...
~14:50
Stirnrunzelnd lese ich die Nachricht noch ein paar Mal. Was wohl so wichtig ist? Sie hat mir das vor Zehn Minuten geschrieben, wenn ich mich beeile bin ich in weiteren Zehn Minuten bei ihr. Ohne groß zu überlegen, was passiert sein könnte, schnappe ich mich mein Board und öffne meine Zimmertüre. Mit schnellen Schritten renne ich die Treppe runter und ziehe mir im Flur meine Schuhe an. "Bin bei Emelie!" ,rufe ich laut damit es Mom im Wohnzimmer auch hört. Als sie mir mit einem Okay antwortet, mache ich die Haustüre auf und verlasse schnell das Haus.
Zum Glück hab ich mein Board mitgenommen, hätte ich das nicht gemacht, hätte es wahrscheinlich doppelt so lang gedauert bis ich an der Brücke im Park ankomme, aber so bin ich schon nach fünf Minuten da. Schon von weitem kann ich Jemanden am Geländer stehen sehen. Dieser Jemand stellt sich beim genaueren Hinsehen als Emelie heraus, die von dort nach unten auf die Gleise sieht. Kurz vor der Brücke werde ich langsamer und nehme mein Board in die Hand. "Hey" ,begrüße ich sie lächelnd und laufe mit meinem Board in der Hand zu ihr. Sie erwidert meine Begrüßung eher schlichter und mustert mich kurz, ehe sie wieder nach unten sieht. "Was gibt es denn so wichtiges, weshalb ich herkommen sollte?" ,frage ich und stelle mich neben sie an das Geländer. Anders wie sie, sehe ich nicht nach unten, sondern mustere sie von der Seite. Ihre grünen Augen huschen unruhig hin und her, bis sie schließlich ihren Kopf zu mir dreht und mich ansieht. "Es ist etwas komplizierter und alles andere als leicht..." ,fängt sie zögernd an. Etwas verwirrt über ihre Nervosität, runzel ich dir Stirn. Sie ist doch sonst nie so... "Was ist? Du weißt du kannst mit mir über alles reden. Ich bin dein Freund und möchte nur das Beste für dich" ,versuche ich sie zu ermutigen. Doch stattdessen rollt jetzt die erste Träne, die sie sich energisch weggewischt.
"Ich weiß Max, aber mir kann man nicht mehr helfen. Deshalb bin ich hier, deshalb bist du hier" ,spricht sie und sieht wieder runter auf die Gleise. "Was meinst du? Worüber redest du?" ,frage ich verwirrt doch sie schüttelt nur den Kopf. "Du sollst wissen dass mir diese Entscheidung nicht leicht gefallen ist, allerdings finde ich keinen anderen Ausweg. E-es tut mir wirklich leid." "Was tut dir leid?" ,frage ich jetzt schon etwas energischer, da sie mir gerade wirklich etwas Angst macht. Was meinst sie nur? "Mir tut alles leid, aber am Meisten tut es mir leid dass ich nicht mehr kann..." Emelie sieht immernoch auf die Gleise unter uns und stützt sich mit ihren Armen am Geländer ab.
Ich will gerade etwas sagen, als sie sich auf das Geländer setzt. Mein Herz bleibt für einen Moment stehen, bevor es doppelt so schnell weiter schlägt. "E-emelie komm sofort wieder runter! Das ist gefährlich." "Ich weiß" ,ist das Einzige was sie dazu sagt. Sie lässt ihre Füße baumeln und sieht anschließend zu mir.
"Lass mich dir eine Geschichte erzählen Matt. Es war einmal ein kleines Mädchen, dass nur bei ihrem Vater aufgewachsen ist, da ihre Mutter an Krebs sterben musste, als sie fünf war. Ab ihrem fünften Lebensjahr gab es also nur noch sie und ihren Vater. Ihren Beschützer. Jedenfalls dachte sie, dass er ihr Beschützer ist, allerdings änderte sich das ab ihrem siebten Lebensjahr. Ihr Vater bekam starke Alkoholprobleme da ihn das mit seiner Frau noch immer sehr beschäftigte. Er ließ seine Wut an dem kleinen unschuldigen Mädchen aus. Er schlug sie, er trat sie und er.... er vergewaltigte sie. Mehr als nur einmal. Das Mädchen ließ das alles über sich ergehen und sah keine Mäglichkeit auf ein besseres Leben, bis sie mit Vierzehn ihren Traumprinzen gefunden hat. Die Beiden kamen schon nach zwei Monaten zusammen und waren ein glückliches Paar. Der Junge machte das Leben von dem Mädchen erträglicher. Sie hatte plötzlich Gründe, um morgens aus dem Bett aufzustehen. Er bereicherte ihr trostloses Leben und doch kommt sie mit diesem Druck nicht klar. Mit ihrem Vater, der sie jeden Tag Zuhause erwartet. Sie kann nicht mehr, ist am Ende ihrer Kräfte angelangt, möchte nur noch sterben. Und das tut sie auch, sie stirbt und lässt ihren Traumprinzen schweren Herzens zurück, obwohl sie ihn über alles liebt und möchte das er glücklich ist."
Als Emelie mit ihrer Erzählung fertig ist, sieht sie wieder zu mir. "Ich bin das Mädchen Max und du der Traumprinz" ,haucht sie und lässt ihren Tränen freien lauf. "D-dein Vater hat dich...?" ,frage ich ungläubig. Sie nickt. Mein Gehirn versucht gerade alle Informationen zu verarbeiten, an einem bestimmt Punkt sehe ich Emelie erschrocken an. Sie will sich umbringen!
"Emelie bitte tu jetzt nichts was du später noch bereuen wirst, es gibt immer eine Lösung. Lass mich dir helfen" ,flehe ich sie an und komme ihr näher. "Es wird kein später für mich geben Max..." "Emelie bitte." Sie ignoriert mich einfach und stellt sich jetzt vorsichtig hin. Das Einzige was sie am runter fallen hindert, sind ihre Hände, die noch das Geländer hinter ihr umgreifen. "Wie spät ist es Matt?" ,fragt sie seelenruhig. Mit zitternden Fingern hole ich mein Handy raus und sehe nach. "Gleich Fünfzehn Uhr Fünfzehn" ,beantworte ich ihre Frage und stecke es wieder weg. "Emelie komm bitte wieder auf die andere Seite, ich hab gerade echt Angst um dich" ,bitte ich noch einmal. "Du brauchst keine Angst haben Matt. Wenn ich weg bin, versprich mir weiter zu Leben. Dich neu zu verlieben, okay?" ,fragt sie und sieht mich an. Ich sehe die Tränen die ihre Wange herunterrollen, ich sehe aber auch ihr Lächeln was mich scheinbar beruhigen soll. Dass tut es aber nicht. "Ich werde es nicht versprechen Emelie, ich will niemanden außer dir." Ihr Lächeln fällt. "Bitte Matt, versprich es" ,bittet sie mich sanft. "Wenn du zu mir kommst." "Mach ich sobald du es versprochen hast" ,meint sie stur. "Ich versprech es und jetzt komm." "Max richtig" ,ermahnt sie mich weshalb ich etwas seufze. Merkt sie denn nicht was ich gerade für eine Angst habe? "Ich verspreche es dir" ,seufze ich. Das scheint sie zufrieden zu stellen, denn sie sieht mich wieder lächelnd an. "Wie viel Uhr?" ,fragt sie mich nochmal. "Jetzt ist Fünfzehn Uhr Fünfzehn" ,sage ich nach einem kurzen Blick auf mein Handy. "Perfekt" ,murmelt sie leise umd sieht runter. Ihr Blick richtet sich auf und sie sieht mich an. "Ich liebe dich Matt" ,sagt sie bevor sie das Geländer los lässt umd nach vorne kippt. Geschockt versuche ich sie noch festzuhalten doch es gelingt mir nicht. Sie fällt. Vor meinen Augen. Ich sehe wie sie unten ankommt, wie sie sich nicht bewegt. Ich sehe den roten Fleck, der immer größer wird und ich höre die Sirenen, die immer lauter werden. Doch am lautesten ist ihre Stimme in meinem Kopf, die immer und immer wieder 'ich liebe dich Matt' schreit.~
Schweiß gebadet wache ich auf und lege sofort meine Hand auf mein viel zu schnell pochendes Herz. Mut weit aufgerissenen Augen sehe ich mich in meinem dunklen Zimmer um und versuche mich zu beruhigen. "Das war nur ein Albtraum... Eine Erinnerung..." ,murmel ich vor mich hin und schaffe es tatsächlich meinen Atem zu kontrollieren. Wieso musste ich von Emelie's Todestag träumen? Das ist schon lang nicht mehr passiert... Ich brauche jemandem zum reden...oder schreiben. Da mir nichts besseres einfällt, greife ich schnell zu meinem Handy.
~☆~☆~
Und wen schreibt er wohl an?😏
Ich hab wieder Wlan woho!😂😂❤
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