1 Woche und 4 Tage

"Dankeschön!", damit beendete ich wieder einmal einen unserer Auftritte, die immer weniger wurden. Das einzige, was mich noch so bei Stimmung hielt und mich in Hamburg bleiben ließ, waren Rains Briefe. Ich schrieb natürlich zurück. Richie und ich reden viel über sie. Auch über den Bandwechsel. Nur wenn wir alleine waren. Heute wollte ich keinen Drink mehr, also ging ich. Ich warf die Gitarre in den Koffer und verschwand sofort. In der Wohnung warf ich mich auf die Couch und rieb mir das Gesicht. Ich war einfach fertig. Ich hatte das Warten satt. Ich halte es einfach nicht mehr aus. Am liebsten würde ich sofort mit dem Zug nach Liverpool fahren. Es war einfach diese ferne Heimweh, welches von Tag zu Tag inmer stärker wurde. Das Türklopfen hat mich aus den Gedanken gerissen. Ich stand auf und öffnete. Richie stand vor mir. "Hey.", sagte ich, dass es normal klang und nicht gequält. "Hey. Darf ich rein?" "Natürlich." Ich ließ ihn herein und schloss die Tür. "Setz dich.", sagte er zu mir, ließ sich auf der Couch nieder und spielte klappernd mit seinen Sticks. Ich ließ mich neben ihn nieder. "Dir gehts nicht gut. Ist es wegen dem Tausch? Sonst kann ich dass..." "Nein." Er sah mich an. "Hey, du hast es fast geschafft. Jetzt würde ich nicht aufgeben. Durchbeißen." "Das klingt einfacher, als es ist." "Ja, ich weiß. Aber vielleicht denkst du dann mal zurück. Vielleicht war es falsch von dir zu früh zurückzugehen und du hast alles verspielt. Es muss sicher so sein. Glaub mir." Mit diesen Worten ging er und schrie noch. "Eine Woche und 4 Tage. Ich zähle auch."

Ja. Es war schwierig und ich habe es durchgebracht. Sogar etwas deutsch gelernt. Doch das mit dem Bandwechsel habe ich mir etwas anders vorgestellt. Es war eine Katastrophe. Rory und Pete haben davon erfahren und die sind sofort abgehauen. Nun mussten wir noch eine halbe Woche dranhängen. Mit Richie am Schlagzeug. Es klang um einiges besser. Nun haben wir unsere Sachen gepackt und haben den Kaiserkeller hinter uns gelassen. Stuart ist nicht mit uns gekommen sonder in Hamburg geblieben. Mit dem Vormittagszug sind wir nach Hause gefahren. So um 7 waren wir zuhause. Ich bin sofort zu Rain nach Hause gegangen. "Oh. John du bist wieder zurück.", es war Laura. "Ja.", lächelte ich, "Ist Rain da?" "Nein. Sie ist in den Cavern gegangen. Sie wird sich freuen dich wieder zu sehen."

Ich ging ohne zögern zum Cavern. Dort wurde ich nicht so empfangen, wie ich es gerne wollte. Rory hat gerade Rain eine verpasst, die an der Bar stand und nicht flüchten konnte. Die ganzen Hurricans standen um sie herum. Er zog schon zum nächsten aus, doch ich kam zuvor und hielt sie geblockt. Knapp vor ihrem Gesicht. Sie öffnete ihre Augen. "Lass die Finger von meinem Mädchen, Rory. Du willst doch nicht die Wiederholung von '55.", ich hatte ein leichtes Lächeln aufgesetzt. Angst spiegelte sich in seinen Augen.

'55
Es war auch im Cavern. Rory besoffen. Er hat mir Schuld dafür gegeben, dass ihn seine Freundin verlassen hat. Sie hat manchmal von meinem Gitarrenspiel geschwärmt und das hat er sich jetzt zusammengereimt. Ich wollte nie was von Jenny. Die war mir zu anhänglich gewesen. Die hat ihn lange vorher mit einem anderen betrogen. Wir haben immer die Klappe gehalten und nichts gesagt. Also, er ist da auf mich losgegangen und wir haben uns geprügelt. Ich bin volle Kanne mit den Zähnen an die Theke geflogen und habe mit ein kleines Stück am oberen Schneidezahn weggesplittern. Meine Nase hat geblutet, die Lippen aufgerissen und ich musste sogar über der linken Augenbraue genäht werden. Rory hatte eine Woche Krankenhaus nötig. Seitdem geht er mit mir ganz sanft um.

Ich zog Rain mit mich nach oben. Nach draußen. Ich setzte sie auf die Bank und kniete mich vor sie hin. Sie ging gar nicht so auf den Schlag ein. Sie strich meine Haare wieder in die Position, wie sie gewesen waren, als ich gegangen bin. Ich musste lachen und nahm sie in die Arme. Nach ein paar zärtlichen Küssen habe ich sie noch nach Hause gebracht.

"War es in Hamburg spannend?", fragte sie, als wir da so Hand in Hand durch die dunklen Straßen Hamburgs gingen. "Ja. Es war wirklich schön und auch spannend mal andere Leute kennenzulernen. Hamburg ist gleich verschlafen wie Liverpool. Mit einer coolen Kellerbar." "Du sprichst es auch schon viel professioneller aus." "Deutsch habe ich auch ein wenig gelernt." "Das hört man. Dein Liverpooler Akzent ist weg." "Der kommt schon wieder."

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