Tell Me What You See -James●

Es war der 30. Januar 1978 und anders als das triste Wetter draußen war es drinnen warm und gemütlich. Lily hatte sich für ihren Geburtstag den absolut perfekten Raum ausgesucht und ihn für die Party hergerichtet. Das Klassenzimmer war nicht mehr wieder zu erkennen, es gab Sofas, ein Tisch bog sich unter Speisen und Sirius werkelte gerade an einem Plattenspieler herum um für Musik zu sogen. Noch waren nur wir drei da, Remus und Peter holten noch Getränke, doch da wir, abgesehen von der Musik, fertig waren, fand ich, dass es Zeit für das erste Geschenk wurde.

Ich reichte Lily das Paket, das ich mehr schlecht als recht in buntes Papier eingewickelt hatte. Sofort schlich sich ein riesen Grinsen auf mein Gesicht, als sie mit der "Inspektion" begann, um herauszufinden was wohl drin war. Sie schüttelte es leicht. Alles blieb still.
"Ist das ein Buch?"
Ich zuckte nur mit den Schultern. "Finds heraus"
Kaum hatte sie das Papier zerrissen und somit das Buch, sammt vergoldetem Titel, enddeckt, begannen ihre Augen zu leuchten. Sie hatten die gleiche Farbe wie der Hintergrund des Covers, was abgesehen vom Thema ein weiterer Grund war, warum ich es gekauft hatte. Ich liebte diese Farbe.

Als sie es vorsichtig aufschlug fiel mein Brief heraus. Meine Hand schnellte vor, ebenso Lilys, doch keiner von uns erwischte ihn. Warum war es so viel einfacher einen Schnatz zu fagen, als einen Brief?! Ich bückte mich und reichte ihn ihr in einer ritterlichen Geste. "My Lady" Sie verdrehte nur die Augen und nahm ihn mir aus der Hand. Ganz kurz berührten sich undere Finger, bevor sie sie schnell zurück zog. Dann öffnete sie den Briefumschlag.

"Liebe Lily,
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!
Auch wenn ich deine Obzession mit Zaubertränken und Professor Slughorn nicht verstehe, denn mal ehrlich, ich bin viel attraktiver als er, dachte ich, dass du dich wahrscheinlich am meisten über ein Zaubertränkebuch freuen würdest. Ich hoffe du hast es noch nicht.
Anbei noch eine Liste mit wichtigen Seiten.
Dein James

Seite 174: Wenn wenn ich dich mal wieder zu oft nach einem Date frage.
Kapitel 6: Wenn Seite 174 nicht gewirkt hat. (Aber bitte lass mich leben)"

Sie sah kurz mistrauisch zu mir auf und es fiel mir schwer mir das Grinsen zu verkneifen. Hoffentlich fand sie meine Idee genau so lustig wie ich und wurde nicht wütend. Nervös fuhr ich mir durch meine Haare. Was wenn sie es nur nervig fand, weil es wieder ein Flirtversuch war. Eulendreck, warum hatte ich es nicht einfach bei dem Buch belassen?
Was wenn sie jetzt wütend wurde? Wenn der Brief das Geschenk kaputt gemacht hatte?!
Wenn sie mich jetzt wieder hasste.

Während ich noch panisch darüber nachdachte, was wäre, wenn sie meinen Scherz nicht lustig fand, hatte sie schon längst auf Seite 174 geblättert.
"Allgemeines Heilmittel für Liebeskranke"
Sie sah auf und ich bemerkte wie ihre Mundwinkel zu zucken begannden. "Dein Ernst?"

"Na klar", mein Grinsen war sofort zurück. Merlin sei Dank, sie fand es lustig.

"Das muss ich dringend ausprobieren, es gibt da nämlich so einen Jungen, der mich ständig nach einem Date fragt."

"Wer? Das ist doch mein Job!" Sie kicherte.

"Du spinnst." Dann schlug sie das Inhaltsverzeichnis auf. "Kapitel 6 Gifte. Meine Güte James, seit wann bist du denn so dramatisch? Aber danke." Ein warmes Lächeln lag ihr auf den Lippen, das sie sogar noch schöner machte, als sie sowieso schon war.

"Freut mich, dass es dir gefällt", mein Grinsen verbreitete sich nur noch weiter. Nachher hatte ich bestimmt Muskelkater im Gesicht. "Du hast es also noch nicht?"
Sie schüttelte den Kopf und setzte gerade an, noch etwas zu sagen, aber da hatte sie schon eine Traube ihrer, gerade erst angekommenden, Freundinnen in Beschlag genommen, die ihr ebenfalls ihre Geschenke in die Hand drückten. Sie löste ihren Blick von meinem. Etwas entäuscht aufgrund der jähen Unterbrechung unseres Gesprächs, sah ich ihr zu, wie sie mit glänzenden Augen Unmengen an Süßigkeiten, Büchern, Zaubertrankzutaten, Schallplatten, Schmuck und allerlei Krimskrams auspackte, Karten las und ihre Freunde umarmte. Meine Enttäuschung hielt jedoch nicht lange an, es war einfach schön ihr zuzusehen, wie sie sich über alles freute. Immer mehr Leute betraten den Raum und die Traube um sie herum wurde immer größer. So schnell würde sie aus diesem Geschenketrubel nicht heraus kommen, aber das war kein Problem.

"Merlin sind das viele Menschen, ich hätte wirklich kleiner feiern sollen" Erschöpft ließ sich Lily gut eine Stunde später zwischen mir und Remus auf das Sofa fallen. Sirius und Peter waren irgendwo auf der Tanzfläche, doch es war bald Vollmond und Remus pelziges kleines Problem schlauchte ihn ziemlich. Ich hatte bis jetzt bei ihm gesessen und einige Kesselkuchen mit ihm geteilt.

"Wie viele sind da?", erkundigte sich Remus.

"Um die 40? Alle aus unserem Jahrgang außer die Slytherins, plus die Vertrauensschüler und ein paar Mädchen aus dem Jahr unter uns und deren Begleitungen"

"Merlin Lily!"

"Ich weiß, es ist eskaliert"
Kaum hatte sie geendet setzte ein schnelles Rock N'Roll ein, bei dem man nicht anders konnte, als mit dem Fuß im Takt mitzuwippen.

Lily stand auf. "Wie siehts aus, habt ihr heute schon getanzt?"

"Nope"

"Na dann wirds höchste Zeit!"

"Danke, aber ich verzichte, ich werde schon wieder krank", meinte Remus schnell. Sie sah ihn mitleidig an.

"Und du James, hast du Lust zu tanzen?"

"Klar, wenn Remus die Kesselkuchen nimmt?" Auf unserem Teller, der jedoch auf meinem Schoß lag, lagen noch drei ebenjener. Ich reichte ihn an meinen Freund.

"Komm schneller, sonst ist das Lied gleich vorbei." Sie hatte Recht. Als sie mich endlich hinter sich auf die Tanzfläche zerrte, war schon das halbe Lied vorbei, es war aber auch verdammt kurz.

Lily hüpfte ein bischen herum und ich tat es ihr nach aber kaum hatte es wirklich angefangen Spaß zu machen, war es schon vorbei. Das nächste Lied kannte ich nicht, was aber auch daran liegen konnte, dass es viel ruhiger als das vorherige war, aber Lilys Augen begannen zu leuchten.

"Uhh! Noch mehr Beatles! Meine Mum liebt die. Wir haben früher fast nichts anderes gehört."

"Willst du einen Paartanz tanzen? Ich kann aber nur Walzer" Meine Eltern hatte mir und Sirius diesen Tanz in den Ferien beigebracht und meine arme Mutter hatte sicherlich immer noch Schmerzen in den Füßen, aber natürlich nur wegen Sirius, ich war ein begnadeter Tänzer.

"Walzer ist im Drei-Viertel-Takt, das Lied im Vier-Viertel-Takt. Das passt nicht James"

"Egal!", sagte ich und war davon überzeugt, dass es wirklich keinen Unterschied machte. Was hatte das Lied schon mit der Uhrzeit zu tun? Wobei das gar nicht die Uhrzeit war, viertel vor acht war schon fast eine Stunde her. Doch bevor ich sie danach fragen konnte, legte sie ihre Hand auf meine Schulter und reichte mir ihre andere. "Okay, wenn du meinst."
Mein Herz überschlug sich fast. Lily wollte mit mir tanzen!

"Du musst schon deine Hand an meine Taille legen, sonst geht das schlecht", grinste sie. Sofort tat ich wie mir geheißen. Ich sortierte meine Gedanken und führte sie dann in eine Drehung. Nach kurzer Zeit verstand ich, was sie meinte. Irgendwie passten sie Tanzschritte nicht zum Lied, doch das störte uns nicht.

"Open up your eyes now, tell me what you see", sie sang das Lied mit. Scheinbar hatte sie die Beatles-Liebe von ihrer Mutter geerbt oder aber sie hatte die Lieder so oft hören müssen, dass sie es auswendig kannte. So glücklich wie sie aussah, tippte ich jedoch auf ersteres. Für einen kurzen Moment schloss sie die Augen und als sie sie wieder aufschlug, sah sie mir genau in meine. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. In dem Moment hätte ich alles dafür gegeben um ihre Gedanken zu erraten.

"Und was siehst du?"

"Du bist so ein Spinner!", Lily schüttelte amüsiert den Kopf.
"Und dafür liebe ich dich."

Hatte ich das gerade richtig gehört? Aber ihre Miene ließ gar keinen Zweifel zu, sie lief puterrot an.
"Merlin, warum habe ich das gesagt", sie ließ mich los, um ihr glühendes Gesicht hinter ihren Händen zu verstecken.

Ich blieb stehen und zog ihre Hände sanft vor ihrem Gesicht weg und fuhr ihr dabei mit dem Daumen über ihren Handrücken. "Das war wohl das peinlichste, was dir je hätte passieren können, oder? ", mein Grinsen hatte sicher die Ausmaße Hogwarts. "Aber weißt du was, ich liebe dich auch" Einen kurzen Moment war es, als ob trotz der uns umgebenden, gesprächigen Menge totenstille herschte. Wir starrten uns an, unsicher was das jetzt zu bedeuten hatte. Doch dann, zwei Jahre, nachdem meine Freunde eine Beziehung zwischen uns für unmöglich erklärt hatten, stellte sie sich auf ihre Zehenspitzen und überbrückte den Abstand zwischen uns.

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1425 Wörter

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