18.Kapitel

So geschah es wirklich.  Es tat mir wirklich gut. Ich hatte eine Therapie begonnen und Liam war für mich immer da, wenn es Probleme gab. Ich hatte seit einer Woche kein einziges Mal den Drang verspürt, mich selbst zu verletzen und das war bei mir etwas Besonderes. Ich war stolz drauf und Liam auch.

Müde rieb ich mir die Augen. Die Sonne schien hell ins Zimmer. Es war viel zu hell. Erneut versuchte ich den Schleier vor meinen Augen wegzublinzeln und warf einen Blick auf die Uhr. Ich erschrak. Oh mein Gott, es war schon halb zwölf!  Wie lange hatte ich denn geschlafen? Ich kam auf die Beine und zog mir ein schlichtes blaues Top und Hotpants an, den obwohl der Sommer fast um war, war es noch ziemlich heiß. Nachdenklich betrachtete ich meine Arme. Auch wenn ich vielleicht das Kapitel Selbstverletzung bald abschließen würde, würden mich diese Narben immer daran erinnern. Sie blieben das ganze Leben lang und jede von ihnen würde mich an eine Geschichte erinnern, das Ereignis, was mich dazu bewogen hatte. Ich tapste hinunter in die Küche und hörte Stimmen. Führte Liam neuerdings Selbstgespräche?  Aber nein, das waren verschiedene Stimmen. Verwirrt trat ich ein. Da waren sie alle. Louis, Niall, Harry und Zayn. Sie starrten mich an.  Stimmt, Liam hatte vor ein paar Tagen erwähnt, das sie heute  kommen  würden, das hatte ich aber ganz vergessen. Alle starrten mich an. Verschüchtert sah ich auf den Boden. Ich wusste, das sie mich jetzt wahrscheinlich noch weniger mochten, da Liam mir Vorzug statt der Band gegeben hatte und deshalb würde ich am liebsten einfach wieder verschwinden.  Vor allem, da sie meine Arme musterte und ich den Hass in Harrys Augen sehen konnte.

"Sandy, Schatz, Guten Morgen. Auch endlich wach, du Siebenschläfer? ",brach Liam schließlich die Stille und führte mich fürsorglich in die Küche.

"Setz dich doch hin, ich mach dir Frühstück."

Stumm nickte ich. Es war nur ein Platz frei, der neben Harry. Ausgerechnet Harry. Aber ich konnte schlecht einfach stehen bleiben, ich würde mich nur lächerlich machen. Meine alte Unsicherheit stieg wieder auf.Tief durchatmend nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und setzte mich auf den Stuhl. Sofort rückte Harry demonstrativ ein wenig zur Seite und atmete aus. Angewidert drehte ich mein Gesicht auf die andere Seite. Hatte der eine Fahne!  Saufte der wirklich schon morgens?

Ich sah auf die Tischplatte und versuchte so wenig wie es ging einzuatmen.  Endlich fingen auch die anderen wieder an zureden, manchmal mischte sich auch Harry ein, aber sobald er den Mund aufmachte, merkte man, wie sorgfältig er sich bemühte, klar zu sprechen, doch natürlich merkten es alle. Louis und Zayn tauschten einen Blick und Niall seufzte kaum hörbar auf. Ich  merkte, dass jemand hinter mir stand. Ich wandte mich um und sah nach, es war Liam der mir aufmunternd zulächelte. Plötzlich spürte ich eine Hand  auf meinem Knie. Wütend funkelte ich Harry an.

"Finger weg!",fuhr ich ihn an. Harry lächelte selbstgefällig, zog jedoch seine Hand zurück. Niemand hörte uns zu.

Auf einmal waren seine Hände wieder da, diesmal auf meinem Oberschenkel.

Energisch schob ich sie weg.

"Lass das!",schnauzte ich.

"Lass das",äffte er mich nach."Du gerhörst doch in die Psychiatrie!"

"Iiiiich? ",sagte ich provozierend. "Eher du!  Was sollte ich für einen Grund haben?"

"Ja was is'n dann das? ",lallte er und Griff nach meinem Arm. Er beugte ihn und hielt ihn mir genau vor das Gesicht. Ich lachte auf.

"Trotzdem gehörrst du eher weggesperrt mit deinen Drogen und Alkohol. Ritzen ist da immer noch besser!"

"Tztz aufmerksamkeitsgeiles Mädchen"

"Ich bin nicht aufmerksamkeitsgeil!" ,wehrte ich mich.

" Doch!  Du bist verrückt! Du hast dich von einem Dach  gestürzt! Du Irre wolltest du dich umbringen. Aber es hatte dich eh niemand vermisst,  es hassen dich alle. Liam vielleicht am Anfang, aber der würde gleich viel besseren Ersatz finden. Ich meine bald wird er sich von dir trennen denn wer würde es schon mit deinem Getue aushalten?  Dann hältst du's wahrscheinlich nicht mehr aus und bringst dich um, eine dumme Person weniger auf der Welt. "

Mir verschlug es den Atem. Tränen stiegen mir in die Augen. Harry hatte einem wunden Punkt getroffen, das, was ich immer befürchtet hatte.Im Raum war es still geworden. Alle starrten Harry entsetzt an. Ich wusste, das sie mich nicht mochten, aber diese Worte schien sie ebenfalls zu schockieren. Liam saß wie zu einer Statue erstarrt da. Ich sah wie er seine Muskeln anspannte, seine sonst so sanften Augem funkelten vor Wut.

Liams Sicht:

Langsam stand ich auf. Ich konnte mich kaum beherrschen. Harry hasste Sandy, dagegen konnte ich nichts tun, aber diese Worte, diese abscheuliche verletzende Worte, die er zu ihr, zu meiner Freundin gesagt hatte, konnte ich nicht ignorieren. Er war besoffen, aber das war kein Grund so etwas zu sagen. Sandy saß mit einem unbeschreiblich traurigem  Gesichtausdruck da. Tränen liefen ihr über die Wangen. Ich wusste, dass Harry sie gerade an ihrer verletzlichsten Stelle getroffen hatte. Wenn ich nicht ihn jetzt daran hinderte, fortzufahren, würde er alle erarbeiteten Ergebnisse der Therapie zerstören.

"Nimm das sofort zurück! ",schrie Ich. Harry zuckte ein wenig zusammen, blieb aber ungerührt sitzen.

"Nö, is' doch die Wahrheit",meinte er mit schwerer Zunge. Sandy schluchzte unterdrückt auf und rannte aus dem Zimmer. Ich sah ihr hinterher und zögerte. Sollte ich ihr hinterher oder erst mit Harry fertigmachen?

"Du Arschloch!  Siehst du nicht, wie du sie verletzt hast?  Sie glaubt das alles wirklich!  Du hast gerade alle ihre Befürchtungen bloßgestellt und sie für sie bestätigt!  Weißt du nicht, was für Fortschritte sie gemacht hat?  Sie war dabei, zu einem selbstbewussten, glücklichen Mädchen zu werden, aber du hast das wahrscheinlich alles kaputtgemacht! ",sagte ich hasserfüllt.

"Das hat sie doch verdient."

Höhnisch grinste Harry mich an. Wut stieg in mir auf, ich konnte mich nicht mehr beherrschen. Ich holte aus und schlug ihm die Faust in das Gesicht. Blut schoss aus seiner Nase, zufrieden drehte ich mich um.

"Raus hier aus meiner Villa! Trete mir nie wieder unter die Augen! ",befahl ich noch bevor ich hinausrannte.

Sandys Sicht:

Ich hatte mir geschworen, es nie wieder zu tun.  Nie wieder. Aber ich musste diese Versprechen brechen, es ging einfach nicht anders, sonst drehte ich einfach nur durch.Mein innerer Druck verlangte abgebaut  zu werden.  Ich nahm die Klinge in die Hand. Ohne  nachzudenken drückte ich sie in den Arm. Als ich wieder abließ, lief Blut meinen Arm hinab, aber ich spürte keinen Schmerz.  Ich hatte wieder angefangen. Der Teufelskreis hatte wieder begonnen. Erneut fuhr ich fest mit der Klinge über meinen Arm. Noch mehr Blut floss aus dem Schnitt. Mein angespannter Körper lockerte sich, Erleichterung machte sich in mir breit. Ich fühlte mich, als wäre mir eine große Last abgenommen worden.  Leider fing es langsam an zu brennen, aber war zu überstehen. Blut tropfte auf meine Hose, doch das war mir egal.  Nur das Glücksgefühl zählte.

"Sandy!  Was machst du da? ",hörte ich einen ensetzen Aufschrei.

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