Parrish
„Großmutter. "
Stiles schoss ruckartig auf. Sein Stuhl flog auf das Linoleum. Die Seherin trug eines seiner alten Lacrosse-Shirts. Sie versank förmlich darin. Er glaubte seine Shorts darunter zu erkennen und ein warmes kribbeln zog in seinen Unterleib. Doch die Fäuste welche sich an ihren Seiten in den Stoff krallten, lenkten ihn ab.
Fahrig setzte er einen Schritt in ihre Richtung und atmete auf als ihm im entgegen trat.
„Woher-" der Vater unterbrach sich und presste die Lippen aufeinander. Er schüttelte den Kopf. Elena griff nach Stiles Arm. Streichelte über seine Seite und glitt an ihm vorbei.
„Ich habe einmal im Keller nach etwas gesucht. Damals habe ich gerade erst über meine Kräfte erfahren. Ich musste für einige Zeit aus der Stadt... " sie schluckte. Dachte zurück an den Tag. Dachte an den Deal mit Peter. An das Haus im Wald und ihre Begegnung mit Ezra.
Sie vernahm das Knirschen Stiles' Zähne und blickte zurück in das wabernde Gold.
„Taylor fand mich und sprach über sie. Irgendwas daran war seltsam und es verfolgte mich. Es war beinahe als wollte er mich davon abhalten etwas über sie herauszufinden. Ich denke ich habe ständig darüber nachgedacht. Und nachdem Stiles im Eichenhaus ein Pergament gefunden hatte mit ihrem Namen, da wusste ich das etwas nicht stimmte. "
Leon runzelte die Stirn und seine Sicht flog über den Stilinski. „Das Eichenhaus?"
Die Schultern des Menschen schreckten auf und er wich den Blicken aus.
„Deine Großmutter starb in diesem Haus. Zumindest glaubte ich das. " ein vergebens Seufzend entfloh dem ehemaligen Soldaten. „Ich wünschte ich könnte dir etwas anderes sagen. Ich habe das Eichenhaus nie betreten. Ich wollte sie nicht so sehen. Deine Mutter besuchte sie. Lilith war immer so gutmütig. " die Latina zuckte zusammen. Ihr Vater sprach nicht über ihre Mutter. Auch ihr Name war seit ihrem Tod nicht über seine Lippen gegangen. Mit einem verzerrten Lächeln erhob sich der Vela. „Wenn sie hier wäre könnte sie dir sicher helfen. Sie würde dir nicht bloß schlechte Nachrichten überbringen. "
„Dad..."
Der Vater schritt vor und strich sanft über den Braunen Schopf. Er umrahmte ihr Gesicht mit seinen Händen.
„Sie wäre stolz auf dich." Elena blinzelte und blickte in das traurige Grün welches ihrem so unheimlich ähnlich sah.
„Ich kann euch dabei nicht helfen. Aber ich werde Taylor im Auge behalten. Das verspreche ich." sein Blick löste sich von der erstarrten Hellseherin und wich an ihr vorbei zu Stiles. Ernst nickte der Rehäugige. Leon löste seine Tochter aus dem Griff und klopfte dem Stilinski auf die Schultern. „Ich bin stolz auf dich, Junge. Meine Tochter kann sich glücklich schätzen. " mit diesen Worten stützte er sich auf seinen Gehstock. Das regelmäßige klacken hallte in den stummen Wänden wieder. Erst als die Tür zuschlug kehrte völlige Stille ein.
„El?" Stiles Stimme klang rau. Seine Brust war schwer und sein Hals trocken. Er sah wie ihr Schopf sich mit einem Nicken hob und senkte.
Auf ihrer Ferse machte sie kehrt und prallte gegen die Brust des überraschten Menschen. Stiles schnaubte und drückte sie an den Schultern an sich. Er spürte die salzigen Tränen auf seiner nackten Brust.
Sein Kinn legte sich auf ihrem Scheitel nieder und er zeichnete sachte Kreise zwischen ihre Schulterblätter.
„Wie viel hast du gehört? " fragte er nach einer Weile. Elena löste sich etwas aus der Umklammerung
.
„Peter."
Der Stilinski grunzte und schüttelte den Kopf. „Natürlich. "
Die Latina rang sich zu einem ertappten Lachen. Sie schniefte und presste ihre Wange zurück an seinen Oberkörper.
„Du warst ziemlich beeindruckend. "
Sie konnte das zucken seiner Brust spüren und genoss das heisere Lachen das seiner Kehle entsprang. „Und beinahe ziemlich Tod."
Sie klatschte mit der Hand gegen seinen Arm und löste sich. „Peter hätte dir nichts getan. " Stiles hob seine Brauen und blickte auf sie herab. „Elena. Er ist kein dressiertes Taschenhündchen, dieser Kerl ist ein gottverdammter Werwolf. " Elena stolperte einige Schritte zurück und verdrehte die Augen. „Würde Peter dir wehtun wollen hätte er es bereits getan."
Blaffte sie und stürmte in das Wohnzimmer. Der Stilinski packte sie am Arm und hielt sie davon ab sich auf dem Sofa nieder zu lassen. „Er hat es versucht. Mehrere Male. " erinnerte er sie trocken. Elena kaute auf der Innenseite ihrer Lippe und begegnete dem bestürzten Blick des Bernsteines.
Stiles seufzte tief und senkte die Schultern. Er streichelte über ihren Arm und griff nach ihrer Hand.
„Ich weiß, dass er dir auf verkorkste Art etwas bedeutet. Ich möchte nur sagen, dass ich sowohl ihm als auch Taylor jeden Knochen brechen möchte sobald sie sich dir nähern. Aber du bist ein eigenständiger Mensch - oder Seherin... Auf jeden Fall entscheidest du, was du für richtig hältst. Ich möchte nur das du weißt, dass ich da bin und aufpasse."
Sie entließ Ihre Lippen ihren Zähnen und ein Grinsen kräuselte sie.
„Und... das du öfter meine Kleider tragen solltest." raunte Stiles und zog sie am der Hüfte zu sich. Sie japste überrascht. Seine Hand glitt in ihren Nacken und senkte seine Lippen auf ihre. Sie grinste in den Kuss hinein.
Stiles löste sich mit einem breiten Lächeln und schubste sie in den Flur. „Wir sollten uns anziehen. "
Sie hob die brauen und stemmte die Hände in die Hüfte. „Nicht gerade, was ich erhofft hatte."
Der Stilinski ächzte ob ihren Worten überrascht und mit rotem Schleier über der Nase kratzte er sich am Nacken.
„Los geh schon."murmelte er und schob sie vor sich die Stufen hinauf.
„Wieso denn?" murrte sie und schob ihre Unterlippe vor.
Der Mensch stoppte und verharrte auf seiner Stufe. Die Latina tat es ihm gleich. Sie verschränkte die Arme und wandte sich zu dem Älteren um.
„El." Er schüttelte den Kopf und blickte ernst zu ihr herauf, das Lächeln von den Lippen gerutscht. Dann steckte er die Hände in die Taschen und seine Schultern sanken. Er nickte die Treppe hinauf und überbrückte die letzten Stufen. „Was? Stiles..." auch sie sprang die letzten Stufen hinauf und holte ihn ein. Der Stilinski zog sich gerade eines seiner Shirt über. „Hab ich etwas falsch gemacht?" fragte sie leise und ihr Blick flog zum Bett. Sie biss sich auf die Lippen als ihre Gedanken unweigerlich zur Kojotin wanderten. Sie schüttelte leicht den Kopf um den Gedanken los zu werden und begegnete dem Stilinski. Stiles Bernstein lag auf ihr, die Brauen darüber tief. In seiner Hand eine Jeans, die Knöchel weiß. „El..." er entließ den Stoff aus seinen Händen. Sie erschrak, wie schnell der Ältere vor ihr war. Seine warmen Hände legten sich um ihre Wangen und er ließ seine Sicht über ihre Züge schweifen. „Gestern Nacht war... Es war perfekt.“ sie sah von seinen Lippen zu seinen Augen. Die Worte kaum verarbeitend. „Bitte denk nicht einmal darüber nach, dass es das für mich nicht war." seine Fingerkuppen bohrten sich etwas fester in ihre Haut, das Bernstein glich mehr einem Rehbraun und sie zwängte ihre Augen zusammen. „Tut mir leid." er löste seine Hände von ihr und hob sie vor sich.
Der Stilinski atmete tief aus und kreiste seine Schultern.
„Ich will nichts lieber als hier bleiben. Glaub mir." seine Mundwinkel zogen sich nach oben und er zog sie am Saum ihres Shirts zu sich. Ihr entfuhr ein leises kichern, als der Braunhaarige seine Nase in ihrem Nacken vergrub. „Aber der Benefactor ist noch immer da draußen.“
Elena blinzelte. Sah auf die Hände an ihrem Shirt. Mit einem Mal fiel es ihr wie Schuppen vor die Augen. Für die wenigen Stunden, welche sie und Stiles hatten, hatte sie tatsächlich all das Vergessen. Verbannt in den hintersten Teil ihres Bewusstseins. „Die Anderen. " japste sie und zitterte durch den Atem des Menschen hinter ihrem Ohr. Stiles hob den Kopf, legte ihn schief. Seine Lippen umspielte ein begeistertes Grinsen. „Willkommen zurück, Watson."
„Verdammt, Stiles. " sie stieß den Überrumpelten gegen die Brust und fuhr sich aufgeregt durch die Haare. Ihre Augen scannen das Zimmer nach ihrem Handy ab.
Ein heiseres Lachen entfloh dem Stilinski und er griff seinerseits nach dem technischen Gerät. Elena starrte auf dem Bildschirm. Zu lange leuchtete der Startbildschirm auf. Auch Stiles tippte ungeduldig auf der Rückseite seines Handys herum.
Kaum hatten sie die Geräte entsperrt ploppten bereits einige Nachrichten auf. Die Braunhaarige zuckte zusammen, als ihr Klingelton die angespannte Stille unterbrach. Hastig drückte sie den grünen Hörer und schaltete auf Lautsprecher.
„Ellie!" die Martin klang aufgewühlt. „Lyds?" Die Latina blickte zum Stilinski welcher nickte und an ihre Seite trat. „Meine Mama... Wir waren im Bootshaus und ich-ich hab was gespürt und... " die Erdbeerblonde schnappte nach Luft. „Da war die Asche meiner Großmutter-nicht wirklich ihre Asche es war Eberesche darin. Ich weiß nicht ob sie wirklich Tod ist... Ich meine das klingt verrückt richtig? Sie ist gestorben. Im Eichenhaus und das vor Jahren und jetzt... Das klingt verrückt. Ich bin verrückt. Vielleicht stehe ich deshalb vor der Sheriff Station. Ich weiß einfach nicht was ich tun soll. " Die Hellseherin lauschte den Worten der Banshee.
War das Zufall? Ihre Großmutter starben im Eichenhaus. Eine von ihnen eine Banshee zum Enkel die andere eine Seherin. Und beide sollten insgeheim am Leben sein. Könnte das sein? Wenn ihre Großmutter noch lebte, könnte ihre Mutter dann...
„Elena." Elena blinzelte sobald die Stimme des Älteren sie erreichte. Stiles Hand umfing ihre und er entzog ihr das Handy. „Lydia Wir sind in wenigen Minuten bei dir."
„Danke. " tönte die Rothaarige leise durch das Handy. Stiles warf ihr Telefon auf das Bett und packte sie an den Armen. „Atmen. " Elena blinzelte. Betrachtete das wabernde Bernstein. Sie runzelte die Stirn und blickte auf die Brauen des Stilinskis welche sich unnachgiebig seinem Nase Rücken entgegen pressten. Die Hände des Menschen griffen nach ihren Schultern. „Elena!“ sie zuckte zusammen als der Ältere seine Stimme hob. Ihre Sicht flimmerte und sie schloss die Augen. Genoss die Hände welche sich um ihren Nacken legten.
„Atme. Verdammt. " Sie öffnete die Augen und fing die Iriden des Menschen ein.
Warum schrie er denn so?
„El. Du atmest nicht. Du musst einatmen, okay?"
Das Bernstein flimmerte in einem solch brennenden Gold, das es ihr den Atem raubte. Zögernd erlöst sie ihre Lippen und und sog unter den erleichterten Blicken Stiles Luft in ihre Lunge. Es brannte und ein Husten fuhr durch ihren Körper. Der Stilinski, die Hände noch immer um ihre Wagen gelegt, lehnte seine Stirn gegen die ihre. „Jag mir nie wieder so eine Angst ein." wisperte er. Sie hob ihre bebende Hand und ließ sie durch seine braunen Strähnen gleiten.
„Ich-" sie unterbrach sich, erschrocken wie schwach ihre Stimme klang. „Tut mir leid. Ich-ich dachte nur an-" ihre Stimme brach doch der Mensch nickte. „Ich weiß. Ich denke das gleiche. " erwiderte er.
Sie verschluckte ihre Worte. Mit einem weiteren Blick auf die Latina versicherte er sich, dass es ihr gut ging und reichte ihr ihr Hose vom Stuhl. Auf wackeligen Beinen wechselte sie Hose und Shirt und schnappte sich den Schlüsselbund vom Schreibtisch.
Sie kamen nur langsam voran.
Schlimmer wurde es mit dem Verkehr. Sie lauschte den leisen Flüchen des Stilinski und rutschte mit jeder Kurve auf ihrem Sitz.
Lydia stach ihnen schon ins Auge noch bevor sie den Parkplatz erreichten. Unruhig wandelte sie über den Asphalt ihre Arme um sich geschlungen. Sobald der Stilinski hielt sprang die Latina aus dem Wagen.
„Lyds! " Der rote Schopf wirbelte herum und die Banshee trat ihr langsam entgegen. Elena war in wenigen Sekunden bei der Rothaarige und sprang ihr in die Arme. Lydia drückte sie fest an sich und atmete erleichtert auf.
Für einen Moment schlossen sie die Augen und genossen den Halt welchen sie einander gaben. Dann lösten sie sich und wandten sich zu Stiles der mit einem milden Lächeln vor ihnen verweilte. „Lasst uns rein gehen. "
Die Station wirkte leerer als zuvor. Viele Schreibtische waren unbesetzt. Nur wenige Deputys wandelten durch die Räume.
„Junge!" Noah lehnte in der Tür seines Büros und wank seinen Sohn mit gerunzelter Stirn zu. An seiner Seite erkannte die Seherin Higgens und sie verspürte ein Brodeln, welches in ihre Brust trat. Mit etwas Abstand folgten sie und die Banshee dem Menschen zu seinem Vater.
„Gib Bescheid sobald jemand etwas über ihn hört. " vernahmen sie die Stimme des älteren Stilinski. Der Deputy an seiner Seite nickte schweigend und hastete eilig davon. „Gibt es Probleme?" hakte Stiles nach und sah dem Mann hinterher. Noah fuhr sich übers Gesicht. „Parrish ist nicht zur Schicht erschienen. Er kommt nie zu spät...Ich kann nicht noch einen meiner Männer verlieren." erschöpft fuhr sich der Vater über die Augen und schob die Kinder in sein Büro. „Was führt euch zu mir?" Der Sheriff lehnte sich an seinen Schreibtisch und sah zwischen den Freunden umher.
Elenas Blick wanderte zu den Scheiben, welche sie von den Deputy's trennten. Stiles und Lydia erklärten Stilinski was sie erfahren hatten. Die Füße der Seherin trugen sie näher an die Scheibe, ihre Augen auf Higgens gerichtet.
Ihre Haare stellten sich auf. Ihre Sicht verschwamm. Sie spürte die Vision, die versuchte sich in ihr Bewusstsein zu drängen. Ihre Sicht hielt den Deputy gefangen. Sie blinzelte und glaubte für einen Bruchteil Feuer gesehen zu haben.
„Wenn wir in den Keller gehen bin ich mir sicher, daß wir etwas finden werden, Dad. Dad?"
Sie nahm ihren Blick von dem Mann ab und der Sheriff erschien in ihren Augenwinkeln. Noah brauste an ihr vorbei. Dicht hinter ihm Stiles.
Der Mensch hielt inne. „El, du blutest." Er hob die Hand und wischte das rinnsal aus ihrem Gesicht. Auch ihr Finger zuckte unter ihre Nase. Wehmütig nahm der Braunhaarige den Blick von der Seherin.
Der ältere Stilinski verharrte etwas Abseits von ihnen.
„Parrish?" Lydia's Stimme klang ungewohnt hoch und auch ihnen fiel nun der nackte Deputy auf. An seiner Haut klebte Ruß. Sein Blick starr auf einen Tisch gerichtet.
Einen einzigen Tisch. Ein Mann.
Deputy Haigh.
„Parrish." Noahs Stimme schien den Nackten für einen Moment zu erreichen. Doch die Augen Jordan's brodelten. Das Feuer darin brannte. Loderte.
Higgens, wie Andere ihn nannten, sah von seinem Bildschirm auf. Mit einem Satz war er auf dem Beinen. In seinen Zügen nichts als Horror. Der Beamte hatte die Waffe gezogen und ein Schuss löste sich daraus. Stiles stieß Lyida zurück in das Büro und zog die Latina mit sich in die Hocke. Seine Arme schützend über ihren Kopf gelegt fixierte er seinen Vater, welcher ebenso seine Waffe zog. Noah deutete ihnen wortlos, sich nicht zu rühren.
„Parrish, nicht! " mit einem gezielten Schlag ging Haigh zu Boden. Ein unmenschliches Grollen ließ die Stilinskis erstarren, welche dem korrupten Deputy zur Hilfe kommen wollten. Die Banshee schnappte nach Luft. Immer und immer wieder sank die Faust Jordan's auf den Körper seines ehemaligen Partners.
Elena biss den Kiefer zusammen und schloss die Augen. Mit allem was sie erlebt hatten, sollten sie solche Grausamkeit aushalten können. Doch ihr Magen überschlug sich.
„Dad, Nein! " Sie schlug die Augen auf. Erkannte die Waffe in der Hand des Sheriff's. Der Schuss ertönte, dröhnte in ihren Ohren nach, mit einem schrillen Pfeifen. Sie wurde zur Seite gerissen als der Mensch an ihr vorbei stürmte und sie an der Schulter traf.
„DAD!" Elenas Atem stockte und ihre Brust zog sich zusammen. Stiles Stimme klang schrill, panisch. Das Grün der Rothaarigen war geweitet.
Schock. Das war Schock.
Die Latina drehte sich, mit ihr der Raum. Sie konnte ihren eigenen Atem hören.
Stiles kauerte über seinem Vater. Hielt seine Hand. Die Uniform des Sheriff's in rot getränkt.
„Ruf einen Krankenwagen. " Die Stimme des Menschen bebte. Sie klang so zerbrechlich, so dünn...
„Elena!" sie erschrak, als der Mensch seine Stimme erhob. Das Bernstein blickte angsterfüllt zu ihr herauf. Hastig nickte sie und zog mechanisch ihr Telefon aus der Tasche.
Die Sanitäter ließen nicht lange auf sich warten, auch wenn der ältere Stilinski die Hände von sich striff und sich gegen die Behandlung wehrte. Verbissen presste Stiles seine Zähne aufeinander.
„Dad! Lass sie verdammt nochmal helfen. " Noahs Iriden huschten zu
seinem Sohn. Ihre Blicke begegneten sich und Elena blieb der stumme Austausch verborgen.
Einer der Notärzte trat auf sie zu. „Wir werden ihn ins Beacon bringen." stumm nickte die Braunhaarige und erwiderte das mitleidige Lächeln.
Wie oft hatte sie solch einen Ausdruck die letzten Monate gesehen?
Sie wollte kein Mitleid. Schon garnicht von Menschen welche nicht genau wussten was ihnen widerfuhr.
Offiziell hatte Haigh versucht Parrish zu töten, ihn zu erschießen um das Kopfgeld zu kassieren . Dabei hatte dieser Gegenwehr geleistet und die Schüsse hatten Stilinski getroffen. Parrish plädierte somit nach Anweisung des Sheriff's auf Notwehr.
Notwehr.
Sie sog Luft in Ihre Lungen fuhr über ihre Arme, versuchte sich zu wärmen.
Nichts davon war Notwehr. Wann waren sie von Kanimas zu solch gewaltvollen Angriffen übergegangen. Das waren Menschen. Menschen die töteten. Für Geld.
Higgens hatte Parrish in Brand gesetzt. Wollte ihn verbrennen, bei lebendigem Leib.
Sie schnaubte. Fror sobald der Gedanke ihren Kopf durchkreuzte. Raue Lippen an ihrer Stirn rissen sie aus Gedanken. Stiles Augen waren blutunterlaufen, sein Gesicht fahl. Die Haare standen wirr in alle Richtungen. „Gib mir deine Schlüssel." Die Lippen und Hände des Braunhaarigen bebten doch er legte den Bund in ihre ausgestreckten Hand.
„Sie fahren ihn ins Beacon." wiederholte Sie die Worte welche auch der Sanitäter ihr überbrachte hatte. Stiles erwiderte nichts. Seine Hand legte sich auf ihren unteren Rücken und er schob sie hinaus.
Lydia hatte sich um Parrish gekümmert.
Immer wieder warf die Seherin einen Blick hinter sich doch das Bernstein stierte stur gerade aus.
Roscoe stach zwischen all den Polizeiwagen hervor. Nicht ein Wort verließ Stiles Kehle während sie den Jeep sicher zum Krankenhaus manövrierte. Einzig seine Hand verweilte auf ihrem Oberschenkel und grub sich in den Stoff ihrer Jeans.
„Wir sind da. " sie hob die Hand und legte sie an die Wange des Älteren. Ruckartig fuhr sein Kopf herum. In dem sonst so glänzenden Gold hatte sich ein dumpfer Schmerz ausgebreitet und seine Lider senken sich langsam darüber.
Sie griff nach der Tür, musterte ihn noch einmal ehe sie sich erhob und ausstieg. Auch Stiles schwang sich aus dem Wagen. Die Schultern gesenkt griff er nach ihrem Handgelenk. Ihre Schritte trugen sie schnell in die Hallen. Seine Finger verweilen. Die Kuppen streichelten sanft über ihre Adern. Übten Druck darauf aus.
Melissa stolperte um den Tresen und empfing sie. Wortlos führte sie die beiden durch die vertrauten Gänge. Ihr Herz schlug schneller, übermannt von Erinnerungen welche sich in ihr Bewusstsein drängten. Das Bernstein glitt zu ihr und durchbohrte sie unachgiebig. Er spürte ihren Puls unter seinen Fingern. Sie schluckte, schenkte Melissa ein Lächeln und ließ sich von ihr in das Zimmer schieben. Stiles Finger lösten sich nicht von ihr.
Hinter ihnen presste sich auch ein Mann vorbei. Der weiße Kittel eröffnete ihnen, dass es ein Arzt sein musste.
„Mr. Stilinski. " Der Arzt griff nach dem Flipchart am Ende des Bettes. Noah lag gekrümmt darauf. Sein Gesicht war getränkt von Schmerz. Dennoch begegnete er seinem Sohn mit einem beruhigenden Grinsen. Wohlmöglich hätte es zumindest eines sein sollen, doch es wirkte verzerrt und erschöpft.
„Sheriff." verbesserte der Vater und der Mann im Kittel nickte. „Sheriff Stilinski." wiederholte er und blickte dem Verletzten freundlich entgegen.
Der Mann warf einen kurzen Blick zur Seite auf die Teenager und seufzte sein Blick glitt über die Papiere.
„Ich habe sie direkt morgen früh für eine Operation eingetragen. Leider, wird es einiges brauchen um die Kugel aus ihrer Schulter zu holen. "
Er reichte dem Sheriff ein weiteres Klemmbrett mit einigen Dokumenten.
„Schon in Ordnung." tat Noah die Worte des Arztes ab und blickte angespannt in die Papiere.
Zufrieden nickte der Kittelträger und machte Anstalten zu gehen. Der ältere Stilinski hob die Hand. „Eins noch..." begann er und drehte das Klemmbrett zu dem Mediziner. Stiles trat einen Schritt vor. Das tiefe Bernstein auf seinen Vater gerichtet. „Was bedeutet das hier? Dieser Part hier." der Kittelträger sah über die Schulter des Sheriffs und betroffen verzog er seine Züge. „Ein Teil der Behandlung wird nicht von ihrer Versicherung abgedeckt."
Noahs Augen weiteten sich und er fuhr mit seiner Faust zum Mund. Elena schluckte als sie spürte wie der Griff um ihr Hand Gelenk sich schraubstockartig verengte.
Sie legte ihre Hand über seine, strich beruhigend mit dem Daumen über den Handrücken. Stiles Bernstein war rot untermalt und das salzige Glitzern ließ ihre Brust schmerzen. Er hob seine Mundwinkel. Es war ein kläglicher Versuch eines Lächelns.
„Das Morphin müsste jeden Moment wirken. Sie sollten sich etwas Ruhe gönnen Mr.... Sheriff. " auch in der Miene des Arztes erkannte sie Mitleid. Es verursachte ein wütendes brennen in ihrem Magen. Selbst wenn auch er nur seinen Job machte, half ihnen das Mitleid nicht. Nicht nur das sie sich mit übernatürlichen und Auftragskillern rumschlagen mussten, nein. Auch das Menschliche Leben und dessen Probleme streckte seine Hände nach ihnen aus und zog sie langsam aber sicher in den Abgrund. Wie oft beobachtete sie Stiles dabei wie er sich die Rechnungen, welche sich im Flur türmten schnappte. Er durchsuchte sie nach kleineren Beträgen und beglich sie, mit seinem ersparten. Auch ihr waren die Mahnungen mit dem Emblem des Eichenhauses aufgefallen. Oder die Rechnungen des Krankenhauses für Stiles' Scan.
Die Latina blickte zur Seite. Sah zu wie der Mensch auf seinem Daumen herum biss. Beinahe hätte sie geschmunzelt ob der altbekannten Angewohnheit des Braunhaarigen. Wäre da nicht der Tränenschleier welchen er versuchte wegzublinzeln.
„Stiles... " sprach sie sanft sein Atem fuhr ertappt über seine Hand. Er versuchte angestrengt seine Sicht zu fokussieren. Noah schien durch ihren Laut auf sie aufmerksam geworden zu sein.
„Hey. Hör auf damit." mahnte er seinen Sohn und bedachte ihn mit einem warmen Blick. Stiles entließ ruckartig seinen Daumen und biss sich auf die Innenseite seiner Unterlippe.
„Ich wollte einfach nur wissen, wie sie das handhaben." sprach der Sheriff. Seine Stimme klang kontrolliert sein Blick hielt sanft den jüngeren gefangen.
Stiles nüstern blähten sich auf und er biss sich auf die Lippen. Seine Stirn runzelte sich und er stützte sich an das Bettende.
„Ich weiß von den Rechnungen, Dad." die Stimme des Menschen brach und Elena legte besorgt die Arme um seine Mitte.
Noahs Miene entgleiste. Seine Brauen gehoben, seine Pupillen geweitet und die warmen Fältchen Gruben sich bitter in seine Haut.
„Ich weiß über die Pfänder, die anrufen wegen den Rechnungen für das... das Eichenhaus. Ich weiß über die Vorauszahlungen des Departements. Ich weiß über die Kreditkarten... "
„Stiles, gehst du etwa an meine Sachen?" unterbrach der Vater den haspelnden Redeschwall. Der Braunhaarige sog tief Luft durch die Nase. Sie spürte das aufgeregt klopfen unter ihrer Hand. Legte ihre Stirn an die Schulter des Älteren. Mahnend.
„Natürlich geh ich an deine Sachen. Besonders wenn du Dinge vor mir verheimlichst." der Mensch sprach bestimmt.
„Ich sage dir nur nicht alles, weil du nicht alles wissen musst." Noah hatte die Brauen tiefer ins Gesicht geschoben. Sein Kiefer angespannt.
Stiles schwank vor, entzog sich ihren Händen. „Ich muss alles wissen! Wie sonst soll ich mich um dich kümmern."
Der Sheriff ballte die Hände zu Fäusten.
„Du kümmerst dich nicht um mich! Ich kümmere mich um dich. Ich bin der Vater, verstanden! Du der Sohn." Sie zuckte zusammen als Noahs Stimme durch den Raum donnerte. Auch Stiles zuckte zurück und stieß mit dem Rücken gegen sie.
„Ich bin der Vater. Ich pass auf dich auf. Nicht umgekehrt." die Ader auf der Stirn des Stilinskis pochte. Elena legte ihre Hände auf die Arme des Menschen und zog ihn etwas mit sich.
„Wir sollten gegenseitig auf uns acht geben." wisperte Stiles und ließ zu, dass sie ihn umschlang.
„Das Morphium fängt an zu wirken und ich habe nicht wirklich die Energie mit dir darüber zu diskutieren." nuschelte Noah und seine Lider flatterten. Keine Minute später schloss er die Augen und war weggetreten.
„Er wird schon wieder, Stiles." sprach Elena leise und trat vor ihm um sein Gesicht in die Hände zu nehmen. „Das ist es doch..." erwiderte der Mensch bitter. Er legte seine Hand auf ihre und nahm sie von sich. „Ich weiß das er wieder gesund wird. Aber es wird nicht, okay. Das wird es nie sein." verstehend nickte sie und atmete tief aus. „Die Rechnung sind das kleinste Problem, El. Diesmal war es ein Schuss in die Schulter. Es hätte ebenso dss Herz sein können. Mein Dad ist alles was ich noch habe, verstehst du? Ich kann ihn nicht auch noch verlieren. "
Betreten blickte die Latina zu Boden. Sie wusste wie er sich fühlte. Über Monate hinweg hatte sie keine Familie. Ihr Bruder Tod ihr Vater im Koma. Nun hatte sie Vater und Bruder und sogar eine Großmutter.
Stiles schien ihren Gedanken zu erraten und legte seine Finger unter ihr Kinn.
„Ich kann ihn nicht verlieren, El. " sie senkte ihre Zähne in ihre Unterlippe und blickte ihn durch den Tränenschleier an.
„Das wirst du nicht, versprochen." der Braunhaarige schlang seine Arme und sie, drückte sie so fest er konnte an sich. Seine Hand vergrub sich in ihrem Schopf.
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