Elrond & Tyelpe - Oneshot
Celebrimbor war müde. Er hatte die letzten vier Tage (und Nächte) an einem Projekt gearbeitet und wollte eigentlich nichts lieber, als daran weiter zu machen. Allerdings befahl ihm sein Körper etwas anderes, denn selbst für einen Elben gab es eine Grenze dessen, was er leisten konnte. Also schlich er über den dunklen Flur in Richtung des chaotischen Raums, der sich sein Zimmer schimpfte, wobei er an einer anderen, offenstehenden Tür vorbeikam. Dabei handelte es sich um das Gemach, das sein Cousin belegte, wenn er Eregion besuchte – was, zugegeben, relativ häufig vorkam.
Es wunderte ihn, dass Elrond seine Tür nicht geschlossen hatte, sodass er den Elben erkennen konnte, der zusammengekauert und von bleichem Mondlicht beschienen auf seiner Fensterbank hockte. Erst nach wenigen Sekunden erkannte Celebrimbor, dass Elrond die Hand vor den Mund geschlagen hatte. Seine Schultern bebten und über sein Gesicht flossen stumme Tränen.
Der erste Impuls des Noldo war, einfach weiterzugehen. Er war nicht hilfreich, wenn es um Gefühle ging. So wie er den Mund öffnete, kam etwas Unpassendes, oder sinnfreies heraus. Seine Worte schufen jedes Mal eine Kluft zwischen ihm und jedem, dem er sich zu nähern versuchte. Nein, er war besser darin Gegenstände zu verschenken, an Stelle von Trost. Ein Schmied des Metalls, nicht der Worte.
Doch Elrond... Was war Elrond eigentlich?
Celebrimbors Beziehung zu ihm war nicht wie die Freundschaft mit Narvi es gewesen war: erfüllt von derben Witzen, zu starkem, zwergischen Bier und der Arbeit in den Werkstätten, bis einer von ihnen umkippte. Es war auch nicht mit dem zu vergleichen, was er für die Herrin der Noldor empfand, dem unregelmäßigen Pochen seines betrügerischen Herzens, wann immer sie ihm einen gütigen Blick schenkte. Auch schaute er nicht zu Elrond auf, wollte ihn nicht beeindrucken, wie es bei Annatar der Fall war.
Die Beziehung die, er zu Elrond hatte, kam am ehesten der eines Bruders gleich.
Trotzdem konnte er sich nicht dazu überwinden, das Schlafgemach zu betreten. Er mochte Elrond lieben, wie einen Bruder, doch umgekehrt war dies ganz sicher nicht der Fall. Der Elb hatte einen Bruder gehabt, einen Zwilling, den Celebrimbor niemals ersetzen konnte. Und Elrond würde nicht wollen, dass er so tat als ob. Er würde seinem Cousin nicht antun, es zu versuchen.
So tief war Celebrimbor in seine Überlegungen versunken, dass er nicht bemerkte, dass Elrond aufgeblickt hatte.
„Tyelpe," er schien sich ein Lächeln abzuringen, „endlich fertig?"
Am liebsten hätte Celebrimbor die Frage einfach beantwortet, die ihm erlaubt hätte, detailliert über sein Projekt zu sprechen. Auf diesem Gebiet kannte er sich aus. Hier konnte er niemanden mit seiner Unbeholfenheit enttäuschen, oder verletzen.
„Geht es dir gut," fragte er stattdessen, wofür er sich im nächsten Moment gerne geohrfeigt hätte. Natürlich nicht, schien Elronds Blick zu sagen.
„Ich meine," verbesserte er sich hastig, „kann ich etwas tun?"
Beinahe rechnete Celebrimbor damit, dass Elrond ihn fortschicken würde, was ihm nicht einmal so unrecht gewesen wäre. Gerne wäre er der unangenehmen Situation entkommen, doch die Tränen seines Cousins hielten ihn davon ab. Zu seiner großen Überraschung streckte dieser ihm den Brief hin, indem er anscheinend gerade gelesen hatte.
„Von Gil-Galad."
„Kehrst du nach Lindon zurück," fragte Celebrimbor irritiert, bevor er einen Blick in die Zeilen warf.
Mich ereilte erneut Kunde, überflog er die Worte, ...aus Numenor... das Königshaus...die alten Sitten vernachlässigt... von den Elben abgewandt... Stolz... Gier... die alte Sprache verboten... Niedergang...
Verwirrt blickte er zu Elrond auf, der sich keine Mühe gab, seine Tränen zu verbergen. Warum sollte er auch? Er hatte ja damit gerechnet, hier Privatsphäre zu haben.
„Das... tut mir leid," sagte Celebrimbor vorsichtig, ohne zu wissen, was den anderen so erschütterte.
„Ich war früher oft dort," murmelte Elrond geistesabwesend, „habe sie besucht und," er versuchte, die Tränen fortzuwischen, „sie haben seine Augen gehabt: Voller Scharfsinn, Neugier und Gerechtigkeit. Immer. Sie sehen nicht aus, wie er, natürlich nicht, aber sie hatten immer seine Augen."
Es dauerte einen Moment, bis Celebrimbor begriff, worüber Elrond sprach. Von wem das Königshaus der Numenorer abstammte. Wie hatte er nicht daran denken können?
„Ich weiß, dass das absurd ist," fuhr Elrond fort, „aber wenn ich bei ihnen war, hat es sich immer ein bisschen so angefühlt, als wäre ich ihm nahe. Als würde ein Teil von ihm, in ihnen weiterleben. Wie ein Fenster in die Vergangenheit," er schüttelte den Kopf, freudlos über sich selbst lachend.
„Das hier," eine hilflose Geste in Richtung des Papiers," sie verraten ihn. Das ist, als würde ich ihn noch einmal verlieren, ohne etwas dagegen tun zu können."
Celebrimbor wollte etwas sagen. In diesem Moment wünschte er sich nichts mehr, als die richtigen Worte zu finden, um seinem Cousin Trost zu spenden. Dafür zu sorgen, dass es ihm besser ging.
„Es tut mir leid," war das Einzige, was ihm einfiel. Worte, die sich unglaublich leer und fehl am Platz anfühlten. Jetzt hob Elrond den Kopf, um ihn direkt anzublicken.
„Ich bin froh, dass du da bist," sagte er und Celebrimbor wäre vor Überraschung beinahe zurückgestolpert, „das macht es erträglicher. Nicht der letzte zu sein."
„Du möchtest nicht von mir in Ruhe gelassen werden?" Rutschte es Celebrimbor heraus, woraufhin Elrond überrascht eine Augenbraue hob.
„Du bist mein Cousin und auch wenn du nicht das Einzige wärst, was ich an Familie noch habe-" plötzlich schien er zu verstehen. Er stand auf und legte eine Hand auf Celebrimbors Arm, „du kannst ihn nicht ersetzen. Niemand kann das," kurz schloss er die Augen, wobei ein Ausdruck von Schmerz über sein Gesicht huschte, „aber das sollst du auch gar nicht," er blickte seinen Cousin fragend an, „können wir einfach füreinander da sein? Familie?"
Celebrimbor zögerte. Nicht, weil es nicht das war, was er unbedingt wollte, sondern weil er nicht wusste, ob er dazu in der Lage war. Er wusste nicht, wie man >für andere da war<, wie man mit anderen umging. Doch er wusste, dass sie einander brauchen würden. Und dass sein Cousin ihnen beiden vertraute.
„Familie," willigte er ein, woraufhin Elrond ihn in eine Umarmung zog.
Eine Sache vorweg: Ich habe letztens gelesen, dass Elben sich nicht so oft berühren. Well, sorry for that.
Außerdem weiß ich ehrlich nicht, warum es bei Oneshots mit Celebrimbor immer um Familie geht und mir wollte auch auf Teufel komm raus kein guter Titel einfallen. Naja, ich plane auch, seinen Tod ziemlich headcanon zu beschreiben, von daher... Elrond ist leicht ooc. Wobei der verärgerte Blick, den Celebrimbor sieht, gar nicht da war, sondern nur auf dessen Unsicherheit zurückzuführen ist.
Übrigens prokrastiniere ich nicht gerade Ellen. Das ist ein alter Oneshot, den ich nur hochladen musste XD
Ihr lest von mir,
Alice 🙃
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