Des Künstlers Seele


Der schrille Widerhall des Hammers auf Metall brachte Celebrimbors Ohren zum Klingeln. Er spürte, das Geräusch wie ein Schwert in seinen Schädel eindringen, doch anstatt zurückzuweichen, lehnte er sich ihm entgegen. War es doch so viel leichter zu ertragen, als alles andere. Außerdem hatte er sich daran gewöhnt, dem Metall seinen Willen aufzuzwingen. Dem Metall und seinen Händen, die instinktiv dem natürlichen Fluss des Werkstoffs und dem intuitiven Handeln seines Geistes folgen wollten, um Schönes zu schaffen.

An seiner jetzigen Arbeit war nichts intuitiv. Nur Monoton. Und es war ihm gleichgültig, weil er vergessen hatte, wie es war, sich von einer Idee tragen zu lassen. Weil das heiße, widerspenstige Metall sich in seine mechanischen Flügel fraß und ihn an den kalten, harten Erdboden kettete.

Dabei hatte er ehrlich versucht, sich zu arrangieren. Hatte versucht, es als Kunst zu betrachten. Sagte man das nicht so? Die Kunst des Kriegs. Er wusste es nicht mehr. Es gab so viel, was er nicht mehr wusste.

Denn am Ende war Celebrimbor ein Künstler. Kein Soldat.

Seine Hände waren es gewohnt, einen Hammer zu führen. Kein Schwert.

Seine Stimme vom seltenen Gebrauch in den Werkstätten zu dünn, um Befehle zu brüllen.

Und das Lodern in seinen Augen war ein Widerschein des Schmiedefeuers. Nicht der Kampfeswut.

Deshalb war er nicht auf dem Schlachtfeld (sein Körper war nicht geeignet dafür), oder in den inzwischen viel zu großen Lazaretten (er besaß nicht Elronds Fähigkeiten eines Heilers), doch das hieß nicht, dass ihm keine Wunden geschlagen wurden.

Das hier - das Metall, das sich gegen ihn sträubte, sich widersetzte und aufbegehrte; sein Geist, der vergaß, wie man Schönes erschuf - das war es, was er diesem Krieg opferte.

„Lord Celebrimbor."

Ein Soldat hatte den Raum betreten. Einer der Gwaith-i-Mírdain, weshalb Celebrimbor das Gefühl hatte, seinen Namen kennen zu müssen. Doch die bronzene Rüstung - identisch zu der, an der er gerade arbeitete - ließ sein Gesicht verschwimmen.

„Lord Celebrimbor," widerholte der Soldat, „wir halten nicht mehr lange durch," ein kurzes Zögern, „Er ist hier."

Zu einem anderen Zeitpunkt, zu Beginn dieses Kriegs, hätte er vermutlich geschwiegen, ehrfürchtig vor seinem Feldherrn. Doch nun war es gleich, also fügte er hinzu: „Er ist hier, um uns fallen zu sehen."

Celebrimbor nickte nur. Dabei fiel sein Blick auf die Rüstung, die er gerade fertigte. Für wen war sie gedacht? Längst hatte sein Auge den Sinn für Muster und Krümmungen verloren, die ein Werkstück und dessen Träger miteinander verbanden. Diese Rüstung war für jeden gedacht. Und für niemanden.

Einige Sekunden glitt sein Blick ins Leere. Nicht einmal in seinen Werkstätten gab es etwas, das ihn noch hätte einfangen können.

„Sag den Generälen," murmelte er, „ich komme."

°~~~°

Sie wichen vor ihm zurück, als er das ans Tageslicht trat. War es Ehrfurcht? Angst? Vielleicht war es aber auch Verblüffung. Sie erkannten ihn nicht mehr.

Ihn, dessen Hand ein Schwert führte.

In dessen stumpfen Augen etwas loderte, das nicht der widerschein eines Schmiedefeuers war.

„Annatar!" Er wusste, dass es unmöglich war, auf diese Entfernung. Er wusste, dass er ihn hören konnte.

„Annatar!" Seine Stimme schallte über das Schlachtfeld, dünn, vom seltenen Gebrauch in den Werkstätten.

„Wenn du mehr Mut hast, als dein Meister, dann komm und sieh mir in die Augen!"

Und der ausgebrannte Künstler, aus dem ein verzweifelter Soldat geworden war, stürzte sich in seine letzte Schlacht.


Also... aus Gründen (!) bin ich nach einem sehr anstrengenden halben Jahr endlich wieder zurück im Mittelerde-Fandom. Das hier ist mehr oder weniger spontan entstanden und hat nicht den Anspruch, sonderlich gut zu sein. Seht es als kleines Lebenszeichen von mir :)

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