Kapitel 19
Nachdem ich aufgelegt hatte, ging ich nach oben in mein Hotelzimmer, duschte mich und zog mich um.
Samu war immer noch fassungslos, da er einfach nicht glauben konnte, was ich entschieden hatte. Allerdings meinte er, dass er mich irgendwie auch verstehen könne. Wenn man sich nicht wohlfühlt, dann sollte man es lassen.
Seufzend streiche ich mein schwarzes, mittellanges Kleid glatt und begutachte mich im Spiegel. Heute nach den Trainings habe ich Ben gefragt, ob er heute Abend zum Karaoke singen kommen möchte. Lächelnd hatte er zugestimmt.
Ich weiß nicht wieso, aber in seiner Nähe fühle ich mich wirklich pudelwohl. Es ist so angenehm, wenn jemand zu dir steht, obwohl der Rest dich hasst.
Leicht lächelnd schlüpfe ich in meine schwarzen High Heels und betrachte mich nochmal im Spiegel und nicke mir selbst darin zu, bevor ich meine Handtasche schnappe und das Zimmer verlasse, um nach unten zu gehen.
Ich stecke die Schlüsselkarte in die Handtasche und fahre mit dem Aufzug nach unten. Langsam, um nicht über meine eigenen Füße zu stolpern, setze ich einen Fuß vor den anderen, als mich plötzlich jemand am Oberarm packt und auf die Seite zieht. Erschrocken will ich aufschreien, doch eine Hand legt sich auf meinen Mund und hindert mich daran. Mein Atem beschleunigt sich, als ich Michaels unverkennbaren Geruch wahrnehme. Schwer schlucke ich und öffne meine Augen wieder, die ich zuvor schloss.
„Was soll das?", flüstere ich so leise, dass ich mir sicher bin, dass er es nicht versteht.
„Warum gehst du mir aus dem Weg?", murmelt er und streicht mit seinen Fingern meinen Hals entlang, weswegen ich eine Gänsehaut bekomme.
„Ich gehe dir doch nicht aus dem Weg", piepse ich und schlucke schwer.
Mein Herz schlägt mir hektisch gegen den Brustkorb und droht bald herauszuspringen. Mein Gott, was macht dieser Kerl nur mit mir?
„Ach? Deswegen ignorierst du meine SMS wochenlang und besuchst mich nicht einmal, obwohl du genau weißt, wo ich wohne? Ich habe es dir doch mal geschrieben, oder etwa nicht?"
„Ich... es...", stottere ich völlig aus dem Konzept und starre ihn seine strahlend blauen Augen, da er seinen Blick die ganze Zeit nicht von mir abgewendet hat.
„Was ist, Süße? Hast du etwa das Sprechen verlernt, hm?"
„Nein, ich...", fange ich an, werde jedoch unterbrochen.
Michael legt seine Hand in meinen Nacken, packt zu und zieht mich somit zu sich. Dann presst er seine Lippen auf meine.
Der Kuss ist nicht fordernd, dennoch wollend. Und ohne, dass ich etwas dagegen tun kann, erwidere ich seinen Kuss seufzend und drücke mich an ihn. Ich vergrabe meine Hände in seinen kurzen, dunkelbraunen Haaren.
„Du gehörst mir, kleine Finnin. Nur mir", knurrt er schon fast wie ein Hund, als er sich von mir gelöst hat und geht anschließend weg.
Völlig aus dem Konzept gebracht, starre ich ihm hinterher. Ich bin mir gerade nicht einmal sicher, wo oben oder unten ist. Dieser Kerl bringt mich echt um den Verstand.
Mit zittrigen Schritten gehe ich aus der Ecke, in diese mich Michael gedrängt hatte und schlage die Richtung zum Speisesaal ein, da dort wieder der Karaokeabend stattfinden wird.
Der Mitarbeiter von ein paar Wochen steht wieder am Eingang und lächelt mich freundlich an, als er mich erkennt.
„Ich dachte schon, sie wären schon abgereist, ohne nochmal zu singen!"
Unsicher, da meine Gefühle immer noch komplett verwirrt sind, lächle ich ihn an.
„Ach, nein. Das lasse ich mir doch nicht nehmen!"
Immer noch mit einem Lächeln im Gesicht hält er mir die Liste hin, in welcher ich mich wieder eintragen kann.
„Aber Ihnen ist bestimmt die gute Stimme in die Wiege gelegt worden, oder nicht?", meint er, merkt dann aber, was er da sagte und wird sofort rot.
„Oh, das tut mir leid! Ich wollte nicht so unhöflich sein! Es ist nur so, dass die ganzen Medien berichten, dass Sie die Tochter von Samu Haber seien..."
Ohne groß darüber nachzudenken, trage ich irgendeinen Song ein, welcher mir gerade im Kopf herumschwirrt und gebe ihm die Liste wieder.
„Das war nicht unhöflich", versichere ich ihn und zwinkere ihm anschließend zu.
„Auch wenn Sie es vielleicht nicht glauben können, ist dieser Fakt wahr. Ich bin die Tochter von Samu Haber."
Ohne auf seine Antwort zu warten, drehe ich mich um und gehe in den Raum. Dort sitzt schon Ben, welcher mir zuwinkt.
Grinsend gehe ich auf ihn zu und umarme ihn.
„Tut mir leid, ich wurde aufgehalten", entschuldige ich mich und setze mich neben ihm, als mein Blick auf die Bühne fällt. Oh nein.
Natürlich muss gerade Michael singen und die Umarmung von Ben und mir mitbekommen. Jetzt sieht er wütend zu uns, weswegen ich die Augen verdrehe und mich meinen Freund zuwende.
„Ich habe mich für einen Song eingetragen. Danach können wir gerne was zusammen singen!", erkläre ich ihm und er nickt.
„Ich suche aus!", lacht er, springt sofort auf, um uns in die Liste einzutragen.
Lachend sehe ich ihm hinterher, als ich schon aufgerufen werde. Ich blinzle und starre nach vorne, wo Michael steht und mich die ganze Zeit ansieht.
Erneut muss ich die Augen verdrehen, auch wenn mein Herz beginnt, schneller zu schlagen. Mit langsamen und sicheren Schritten gehe ich nach vorne und nehme das Mikro entgegen, welches mir Michael entgegenstreckt.
Ohne etwas zu ihm zu sagen oder ihm Aufmerksamkeit zu schenken, setze ich mich ans Klavier und spiele kurz eine kleine Tonleiter, als ich das Mikro befestigt habe.
„Same bed but it feels just a little bit bigger now. Our song on the radio but it don't sound the same. When our friends talk about you", beginne ich mit kräftiger Stimme und lege all meine Gefühle in diesen Song.
Es tut gut, endlich wieder zu singen, ohne von einem Weltstar beurteilt zu werden. Einfach für sich zu singen, seine Leidenschaft auszukosten.
„Although it hurts. I'll be the first to say that I was wrong. I know I'm probably much too late."
Mir laufen ein paar Tränen über die Wangen, als mir klar wird, warum ich diesen Song ausgewählt habe. Sofort kommt mir die andere Version des Songs in den Kopf, weswegen ich nun diese beginne zu singen.
Würde man ein paar Sachen umschreiben, dann würden sie auf Michael und mich passen. Warum hat sich dieser Kerl nur in meinen Kopf festgesetzt?
Er ist ein Badboy. Er meint es doch nicht ernst. Warum hat man Herz dann gemeint, dass ich ihn lieben soll? Was will es mir damit sagen? Dass ich es mit ihm versuchen sollte?
„When you were my man.Do all the things you should have done. When you were my man", ende ich und streiche mir hastig die Tränen aus dem Gesicht. Gefühle sind definitiv scheiße und wollen einen immer verletzen.
Song(text): Bruno Mars - When I was your man (Female version)
https://youtu.be/bRWZPZE5Buw
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top