- Irgendwer, Irgendwo II -

Torkelnd brachte er sich in Sicherheit. Alain hatte ihm versichert, es würde ein einfacher Job werden. Stattdessen war er dem Tod gerade eben noch entkommen. Auf was auch immer er da getroffen war, es war mächtig gewesen. Ganz anders als das kleine schwache Ding, das er hatte beseitigen sollen. Im vorläufigen Schutz der Bäume sah er sich nach anderen Anwesenden um. Als er sich sicher war, dass weit und breit kein anderes Wesen zugegen war, besah er sich seine schmerzende Schulter. Was auch immer ihn da angegriffen hatte, es hatte seinen Körper dermaßen geschwächt, dass es ihn hatte verwunden können.

„Interessant."

Vor Schreck fuhr er hoch. „Karim."

Der andere lächelte ihm freudlos zu. „Wie ich sehe, hat es dich erwischt. Bist du auf etwas gestoßen, das uns helfen kann?"

„Helfen?" Verärgert deutete er auf seine lädierte Schulter. „Als ich dieses Mistvieh entsorgt habe, bin ich angefallen worden. Ich schwöre dir, das Ding war ein Drache."

Karim lachte hohl. „Drachen sind ausgestorben. Vermutlich ein Serpent, den du für einen gehalten hast."

Unter Schmerzen verdrehte er die Augen. „Ich kann einen Drachen wohl noch von einer Schlange unterscheiden."

„Offensichtlich nicht."

In stummer Pein verdrehte er die Augen. „Warum bist du hier?"

Ohne Vorwarnung wurde er von Karim gegen einen Baum geschleudert. Ihm entfuhr ein lauter Schmerzensschrei, als sein Schultergelenk wieder in seine Form fand. Zitternd und ziemlich schlecht gelaunt starrte er zu dem anderen auf. „Was sollte das?"

„Zwei von dreien befinden sich ab morgen im Krieg. Alain braucht dich. Sieh zu, dass du bis dahin wieder kampffähig bist. Ich werde mich auf die Suche nach deinem Serpent begeben. Klingt ganz interessant, die Angelegenheit. Findest du nicht?"

Er wusste es besser, als mit dem Berserker eine Diskussion anzufangen. Niemand kam Karim in die Quere, das war ein ungeschriebenes Gesetz. Diejenigen aus ihrem Bündnis, die das gewagt hatten, hatten ihre Entscheidung nicht überlebt. Seitdem war Karim Alains gefürchtete rechte Hand. So sehr es ihm auch widerstrebte, er musste sich dem Befehl dieses Mannes beugen. Insgeheim hoffte er, Karim würde sich überschätzen und die Angelegenheit nicht überleben. Leider war das reines Wunschdenken, denn bislang war der Schatten aus jeder Schlacht als Sieger hervorgegangen. Jeder, der ihm auf seinem Weg in die Quere kam, wurde vernichtet. Niemand, so schien es, vermochte es, ihn aufzuhalten. Für ihre Sache war das gut, für das Wohl der ihm unterstellten Personen eher weniger.

Karim griff nach etwas an seinem Gürtel und reichte es ihm. Mit zittrigen Händen entfernte er das Tuch. Wortlos starrte er auf den unglaublichen Gegenstand in seiner Hand. Es war ein Messer mit schwarzer Klinge. Eine Klinge, dessen Material so giftig war, dass niemand die Berührung lange überlebte. „Niemand darf dich sehen."

Dies war einer der Aufträge, die einem entweder das Leben kosteten oder ihn aufsteigen ließen. Es kam ganz darauf an, wie es er anstellte. „Eine Kleinstadt namens Deshko."

.

Deshko stellte sich als Drecksloch heraus. Überall sah er glückliche Personen, die keine Ahnung hatten, wie das wirkliche Leben war. Mit Freuden würde er dem Auftrag nachkommen und die Einwohner dieser Stadt auslöschen.

„Mein Herr? Sucht Ihr ein Gasthaus?" Ein kleines Mädchen mit blonden Haaren und giftgrünen Augen zupfte an seinem Ärmel. Ihre Unschuldsmiene provozierte ihn. Warum sollte er nicht ein wenig Spaß haben, bevor er sie alle vernichtete?

Für den Anfang würde er sich jemanden auswählen. Frauen waren bei ihnen Mangelware. Vielleicht sollte er hier einfach einen Harem für sie anlegen. Das klang verlockend.

„Ich wüsste viel lieber, wo euer Versammlungsort ist", raunte er der Kleinen zu und drückte sie an sich. „Kein Wort zu niemandem."

.

„Besh." Sif starrte auf die in einer Ecke zusammengekauerten Frauen. Sif war einer der drei Anführer und es war eine Ehre, ihm gegenüberzustehen. „Lautete Alains Auftrag nicht, den ganzen Ort abzuschlachten?"

Besh verneigte sich tief. „Es ist besser, wenn man nicht durch Frauen abgelenkt wird."

Mit offenkundigen Hintergedanken lächelte der Anführer auf die Frauen herab. „Ein Vergnügungspark. Ich denke, du solltest für mich arbeiten und nicht für Alain. Bei ihm ist dein Talent vergeudet."

„Vielen Dank, mein Herr."

„Hol noch mehr Frauen. Nimm dir drei Männer und baue eine Festung. Sie werden uns dienen und von Nutzen sein. Auch die Mädchen."

Höchst zufrieden machte Besh sich auf den Weg. Meister Sifs Auftauchen hatte ihn gerettet. Nie wieder würde er unter Karims Launen leiden müssen. In Gedanken malte er sich schon die großen Belohnungen für seinen genialen Einfall aus.



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