.:76:. Ein Plan
Am nächsten Morgen wachte Eleasar rundum zufrieden neben seiner Frau auf. Viel geschlafen hatte er nicht, aber das wurde ohnehin überbewertet. Ria schlief noch tief und fest in seinen Armen. Sie lag genauso da, wie sie eingeschlafen war. Ihre Haut hatte noch immer die dunkelgraue, fast schwarze Färbung, die jetzt zu ihr gehörte. Sanft strich er über ihr Rückgrat. Abgesehen davon, dass ihre Haut wärmer war und anders aussah, konnte er kaum einen Unterschied spüren.
Gestern wäre ihr Geheimnis beinahe aufgeflogen. Als sie den Geist am Wechseln der Ebene hindern wollte, hatte ihre Haut wieder diesen gräulichen Schimmer angenommen. Gerade noch rechtzeitig war es ihm aufgefallen, sodass er ihre Illusion hatte erneuern können. Wie gut, dass sie Schutz in seinen Armen gesucht hatte.
Ein leises Klopfen an der Schlafzimmertür veranlasste ihn dazu, seine Liebste alleine im Bett zurückzulassen. Hastig zog er sich an.
Draußen im Wohnzimmer wartete sein Vater auf ihn. Er machte eine erste Miene. „Ich habe gehört, was gestern vorgefallen ist."
Sofort war seine gute Laune verflogen. „Ria hat Schlimmeres verhindern können." Da musste er dann doch grimmig lächeln. „Bei ihr hat kein Nekromant eine Chance."
Die ersten Züge seines Vaters hellten sich ein wenig auf. „Ich bezweifle, dass irgendjemand mit ähnlichen Talenten eine Chance gegen sie haben wird." Sein Gesichtsausdruck wurde wieder todernst. „Meinst du, Maisie steckt dahinter?"
Mit einem schweren Seufzen ließ Eleasar sich auf eines der Sofas sinken, seinem Vater direkt gegenüber. „Sie ist eifersüchtig. Du hättest Ria erleben müssen, als Maisie mich angesprochen hat. Bei keiner anderen Frau hat sie sich bislang so aufgeführt." Nun, das stimmte nicht ganz. Damals, als... schnell schob er die Erinnerung an das fast drei Jahrzehnte zurückliegende Ereignis beiseite. „Und sie kann Lügen spüren. Frag mich nicht wie, aber sie wusste schon immer, wann jemand lügt. Hätte Maisie die Wahrheit gesagt, hätte Ria das erkannt. Stattdessen hat sie ihr ans Herz gelegt, die Wahrheit zu sagen."
Marjan lächelte milde. „Deine Frau hätte es dir auch einfach aus Eifersucht verschweigen können."
„Hätte sie nicht." Schließlich war er den ganzen Abend in ihrem Kopf gewesen.
Sein Vater musterte ihn ernst. „Das ist ein ungünstiger Zeitpunkt. Sie haben dich gerade erst als ihren Kaiser akzeptiert. Dass jetzt einer deiner Vertreter aus deinem ursprünglichen Machtbereich deine Frau angreift, ist nicht gut. Wenn Maisie wirklich dahinter steckt, wirst du ein Exempel statuieren müssen."
Wenig begeistert lehnte er sich zurück. Er hatte recht. Raphael war gestorben, noch bevor er einen Frieden hatte etablieren können. Im Gegensatz zu ihm hatte sein Vorgänger ein einzigartiges Geschick dafür besessen. Raphael. Die Erinnerung an seinen Tod hinterließ jedes Mal einen bitteren Nachgeschmack. Nur mit Hilfe der Schattendrachen war es ihnen gelungen, die Täter ausfindig zu machen. Ob seine Frau sie darum gebeten hatte? Was hatte sie überhaupt mitbekommen? Woher hatte sie erfahren, dass er Kaiser geworden war? Seine Gedanken schweiften zurück zum Tatort. Einen einzigen Tag hatte Raphael sich frei genommen, um mit seiner Familie einen entspannten Tag auf See zu verbringen. Miro war zuerst gestorben, dann Isla und schließlich Raphael. Erst im Nachhinein hatte er den Tatort gesehen. Zum Zeitpunkt des Mordes war er zu sehr von anderen Dingen in Beschlag genommen gewesen. Nachdem die Schmerzen des sich in ihn brennenden Males und die anderen Änderungen ihm nicht mehr den Verstand geraubt hatten, war es ihm gelungen, auf das Schiff zu kommen. Dort, neben dem angerichteten Blutbad, hatten ihn zwei Schattendrachen erwartet und ihm erklärt, sie hätten Ria ein Versprechen gegeben. Damals hatte er sich ihr sehr nahe gefühlt. War sie etwa vor Ort gewesen - unfähig, mit ihm in Kontakt zu treten? Kaum waren die Drachen auf Mörderjagd gegangen, hatte man ihn in den Palast beordert. Er hatte nicht einmal Zeit gehabt, seine Tochter darüber zu informieren. Eine seiner ersten Amtshandlungen war es gewesen, den Königen und Königinnen zu verdeutlichen, was er tolerierte und was nicht. Wann immer er das Gefühl gehabt hatte, am Abgrund zu stehen, hatte Ria ihm Kraft und Zuversicht geschenkt. Ria. Ein ungewohnt starker Drang, sie in den Arm zu nehmen und sie nie wieder loszulassen, überkam ihn. Seine Frau war sein Ein und Alles, das wurde ihm mit jeder Stunde, die sie wieder bei ihm war deutlicher bewusst. Mit Macht kämpfte er diesen Impuls nieder und widmete seine Aufmerksamkeit wieder dem eigentlichen Problem. „Ich werde mir die Bedienstete vornehmen." Die Verantwortlichen würden nicht ungeschoren davonkommen. Niemand versuchte seine Frau anzugreifen und kam ungeschoren davon.
„Und Ria?" Der fast farblose Blick des Vampirs wurde durchdringend. „Ist sie bereit, normal am Hof zu verkehren?"
Ein Rumpeln drang dumpf herüber, dann ein Fluchen. Ria. Er wollte gerade aufspringen und ihr zur Hilfe eilen, da erschien sie plötzlich neben ihm, ihre Haut nachtschwarz. Sie musste die Geisterwelt benutzt haben, um zu ihm zu gelangen. Mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen zog er sie neben sich aufs Sofa. Aller Wahrscheinlichkeit nach war sie aus dem Bett gefallen. Ihre mürrische Miene verriet ihm, dass sie darüber nicht sonderlich glücklich war.
„Ich penn demnächst wieder in Drachengestalt", maulte sie brummig, als er sich nach ihrem Wohlergehen erkundigte. Sie hatte ihm schon erzählt, dass sie in der Geisterebene ihre Minidrachengestalt bevorzugte, weil es so angeblich angenehmer war.
Auf einmal blätterte das Schwarz von ihrer Haut ab. Die kleinen losgelösten Teilchen bildeten eine Wolke, ehe sie die Form ihres Schattendrachens annahmen. Kaum stand der Drache vollständig und leise lachend im Raum, verschwand das Rot aus Rias stumpfen Augen. Es war nicht das erste Mal, dass er sah, wie die beiden ihre Wesen voneinander trennten, aber es war jedes Mal erstaunlich, es mit anzusehen. Jetzt sah sie wieder so aus wie früher. Orangene Augen und olivfarbene Haut. Der einzige Unterschied war der stumpfe Blick.
„Ändert sich jetzt dein Wesen?", erkundigte sein Vater sich interessiert bei ihr.
Rias stumpfer Blick richtete sich auf Marjan. Mit leicht gerunzelter Stirn antwortete sie: „Nein. Von Ragna getrennt zu sein, macht es mir leichter, mein altes Aussehen anzunehmen. Mit ihm ist es intensiver, als wäre er ein Verstärker, der mir ein paar Extrakräfte gibt, sobald ich die Ebene wechsle." Sie schwieg kurz, schien nachzudenken. „Ohne ihn kann ich die Dimensionen nicht komplett wechseln." Als würde sie gebannt auf etwas lauschen, legte sie ihren Kopf schief. Gleichzeitig tastete sie nach seiner Hand. Ihre Haut war angenehm warm.
Der Schattendrache begann lauter zu lachen, bevor er wortlos verschwand. Offenbar hatten die beiden sich miteinander unterhalten.
„Er ist auf der Insel", erklärte seine Frau ruhig. Anscheinend hatte sie seine Irritation gespürt. Auf einmal richtete sie sich an seinen Vater. „Wo warst du eigentlich gestern? Alle anderen Könige waren da."
Nur zu gerne hätte er jetzt ihren Gedanken gelauscht. Leider würde ihn das zu sehr vom Thema ablenken. So leidig ihm diese Angelegenheit auch gerade zu sein schien, er musste sich damit befassen. Wenn das erledigt war, konnte er sich ihr noch zur Genüge widmen.
Marjan musterte sie mit einem leisen Lächeln. „Das offizielle Jahrestreffen mit meinem Sohn ist erst in vier Tagen. Die meisten sind hier, weil sie neugierig auf dich sind. Was weißt du über diese Welt?"
Diese Frage war gar nicht so unangebracht. Immerhin hatte sich in den vergangenen zwanzig Jahren einiges verändert. Aus ihren Gedanken holte er sich die gewünschte Information. Was ihn betraf, so hatten die Wesen sie auf dem Laufenden gehalten. Allerdings kannte sie nur die groben Fakten. Mental klärte er sie auf - es war längst überfällig, dass er das tat. Vor seinem Tod hat Raphael die drei Weltreiche geeint. Er spürte deutlich ihre Verwunderung, was ihn dazu veranlasste, weiter auszuholen. Diese Gruppierung damals hatte die anderen Länder bereits so stark unterwandert, dass sie völlig zusammenbrachen. Aufstände entstanden und die führenden Persönlichkeiten wurden umgebracht. Raphael gelang es mit ein wenig Unterstützung, wieder ein Gleichgewicht herzustellen. Er hat ein strenges Programm ausgearbeitet, das den Frieden sichern soll. Leider war es ihm nicht möglich, es vollständig umzusetzen. Einer Gruppe Radikaler gelang es, zuerst Miro und dann Isla zu töten. Er machte eine kurze Pause, denn der Verlust schmerzte zu sehr. Raphael hatte keine Chance. Isla zu töten war die effizienteste Möglichkeit gewesen, Raphael außer Gefecht zu setzen. Hätten seine Eltern und Aram ihn nach Rias Verschwinden nicht so verbissen geschützt, hätte ihn dasselbe Schicksal ereilt. Eileans Existenz und das Wissen, dass seine Gemahlin nicht tot war, hatten ihn daran gehindert einzugehen.
„Ich habe es gespürt", flüsterte sie leise. Dabei machte sie eine ziemlich bedrückte Miene. „Es war, als wäre meiner einen Wesenshälfte etwas genommen und gegen etwas anderes ersetzt worden." Ifrit hatte ihr damals erzählt, dass ihr Mann nun Kaiser war. Um ihm zu unterstützen, hatten sie alle Portale geschlossen. Damit hatte sie erreichen wollen, dass niemand ihm schadete.
Tröstend schloss er sie in seine Arme. Für ein so blutjunges Wesen hatte sie schon eine Menge durchmachen müssen. Gelegentlich vergaß er, dass er ihr mehr als hundertsechzig Jahre voraus hatte. Bei seltenen Begebenheiten ließ sie sich ihr Alter anmerken. So wie jetzt, als der Verlust ihrer inoffiziellen Adoptiveltern sie einholte. Schluchzend klammerte sie sich an ihn, kroch sogar auf seinen Schoß. Es war eine ungewöhnliche Reaktion ihrerseits. Normalerweise hielt sie sich vor anderen immer zurück. Vielleicht lag es daran, dass sie erblindet war und seinen Vater nicht mehr sehen konnte. Oder aber sie erachtete ihn nicht mehr als außenstehende Person.
Je mehr sie weinte, desto leichter wurde ihm ums Herz. Erst als sein Vater sich vorbeugte und leise sagte: „Es ist okay, Ria", beruhigte sie sich langsam.
Kaum war ihr Schluchzen verklungen, wirkte die Atmosphäre im Raum seltsam bereinigt - wie nach einem klärenden Gewitter.
„Ich muss mich ein wenig bewegen", bemerkte sie mit erstaunlich fester Stimme und robbte ein wenig unbeholfen von seinem Schoß. „Wo genau bin ich eigentlich gelandet? Ich wollte zu dir und ... nun ja", verlegen zuckte sie mit den Schultern, „ich habe die Orientierung verloren."
Beruhigend strich Eleasar über ihren Rücken. „Wohnzimmer. Wenn du ums Sofa herum gehst, ein paar Schritte geradeaus, dann stehst du vor der Tür zum Balkon." Der Balkon war groß und durch unzählige Bäume unten im Park vor den neugierigen Blicken anderer geschützt. Man selbst hatte von dort eine gute Aussicht auf den Park und die Stadt. Es war der einzige Ort, an dem sie genügend Platz hatte und er sie getrost trainieren lassen konnte. In engen Räumen würde sie sich nur verletzen. Davon abgesehen hatte er sie von ihr aus im Auge - sie konnte also nicht herunterfallen, ohne dass es ihm entging. Und schon gar nicht unbemerkt zu nahe ans Geländer kommen. Es missfiel ihm zwar, dass sie darauf bestand, weiterhin zu kämpfen und sich auf diese Art fit zu halten, aber es stand ihm nicht zu, sie davon abzuhalten. Also konnte er nur zusehen und dafür sorgen, dass sie dabei so wenig Gefahren und unerwünschten Situationen ausgesetzt war, wie nur irgend möglich.
Sobald Ria draußen war und sich nahe der Hauswand aufwärmte, wandte er sich seinem Vater zu. „Warum hast du ihr gesagt, dass es okay ist?"
Die hellen Augen des Vampirs färben sich dunkler. „Du hast gemerkt, dass es dir besser geht, oder? Die Trauer ist nicht mehr so erdrückend, richtig?"
Er nickte und ahnte, worauf sein Vater hinaus wollte. „Du meinst, sie hat mir die Trauer genommen?"
Marjan lächelte schwach. „Sie hat eindeutig für dich geweint. Die ganze Zeit schon fängt sie deine Unsicherheiten ab, wenn sie nicht mit sich selbst beschäftigt ist."
Nachdenklich betrachtete er seine Liebste. Sie wurde immer sicherer. Dass sie wie eben die Orientierung verlor, kam immer seltener vor. Vorhin, das war ihrem spontanen Auftauchen geschuldet. Und dass sie aus dem Bett gefallen war... nun, sie musste wohl nicht aufgepasst und sich einfach umgedreht haben.
Mit einem Mal stand sein Vater auf. „Du solltest sie an deinen Hof gewöhnen. Ich nehme an, dass sie ihre Fähigkeiten jetzt voll ausschöpfen kann. Macht euch das zunutze. Bitte sie, die Problemfälle zu beeinflussen."
Zuerst wollte er diesen Vorschlag abwiegeln, erkannte dann aber den Sinn dessen. Es würde helfen. „Ich muss sie fragen. Schließlich hat auch sie ihre Verpflichtungen."
„Hab ich die?", fragte Ria von der Tür her. Zielsicher umschiffte sie die zwei Hindernisse auf dem Weg zu ihm. Als sie vor ihm stand, lächelte sie ihn belustigt an. „Du bist anscheinend nicht der einzige, der etwas verschwiegen hat." Noch immer lächelnd reichte sie ihm ihre Hände.
Ohne zu zögern ergriff er sie und zog sie an sich. Dabei wehte ihm ihr unverwechselbarer Geruch entgegen. So wild und erfrischend. Zuhause. Seine Tochter hatte einen ähnlichen Geruch an sich, aber bei Ria war dieses Gefühl der Zugehörigkeit am stärksten. „Und was, Liebling, möchtest du mir erzählen?"
Langsam ließ sie sich gegen ihn sinken. „Nun, du stellst dir das jetzt vermutlich so vor, als müsse ich auch diesen ganzen Schreibtischkram erledigen. Da muss ich dich enttäuschen. Es gibt keine wirklichen Herrscher der Geisterebene. Dort drüben heißen wir eher Hüter. Haru hat diese Aufgabe zu seiner Zeit alleine bewältigt. Mir war das zu viel Arbeit, außerdem haben sich einige Geisterwesen in der Zeit des Chaos schon als würdige Hüter bewährt. Wir sind ein kleiner Haufen, der nur dann aktiv werden muss, wenn Missstände oder Unregelmäßigkeiten auftreten." Sie schlang ihre Arme um ihn und bettete ihren Kopf auf seiner Brust. Automatisch erwiderte er ihre Umarmung. Es beruhigte ihn zu erfahren, dass sie ihn so bald nicht wieder alleine lassen musste. Ihm graute schon jetzt vor dem Tag, an dem sie wieder fort musste. Wie lange würde es dieses Mal dauern?
Sein Vater räusperte sich klar und deutlich. „Ich werde euch zwei dann mal in Ruhe lassen. Vergiss nicht, dass du Kaiser bist."
Kopfschüttelnd vergrub er sein Gesicht in Rias Mähne. Es tat so gut, sie in seinen Armen zu halten. Warum war sein Vater eigentlich wieder dazu über gegangen, ihn wie einen kleinen Jungen zu behandeln? Okay, er war wirklich versucht, sich in seiner Gemahlin zu verlieren.
Schwer seufzend ließ er von ihr ab. „Ich muss mich noch um einige Dinge kümmern."
Ria nickte verständnisvoll, ehe sie sich wieder nach draußen begab. Erneut, ohne irgendwo gegen zu laufen. Seit Eileans Radikalkur, was diverse Dekorationsgegenstände betraf, fiel es ihr wesentlich leichter, sich zu orientieren - im Geiste dankte er seinem Mädchen dafür, dass sie diesen unnützen Tand beseitigt hatte. Wenig motiviert machte er sich auf den Weg, die aufkeimenden Probleme zu beseitigen.
Ich manipuliere jeden, den du mir nennst, versicherte sie ihm mental. Offenbar hatte sie mitbekommen, was sein Vater ihm vorgeschlagen hatte.
Das werden vermutlich eine Menge Leute sein.
Ihre Antwort wurde von einem drohenden Knurren begleitet. Niemand spinnt Intrigen gegen dich.
Obwohl sie nichts mehr sehen konnte, war sie noch immer bereit, ihn mit allen, ihr zur Verfügung stehenden Mitteln zu verteidigen. Es rührte ihn, wenngleich sein Beschützerinstinkt sich gekränkt fühlte. Er wollte sie beschützen und nicht umgekehrt.
Ich bin nicht hilfsbedürftig, brummte sie missmutig. Vor dem Fenster begann sie wieder zu turnen. Hand in Hand, Elea. Wir schützen uns gegenseitig und gemeinsam das, was wir lieben.
Gerührt vergrub er seine Hände in seinen Taschen. Am liebsten hätte er sie jetzt wieder in den Arm genommen. Gut gesagt. Wenn er ehrlich zu sich war, hatte er ihre Hilfe bitter nötig. Allein seiner Gabe Gedanken lesen zu können, war zu verdanken, dass es keine größeren Aufstände unter den Königen gab. Seit seiner Krönung war er froh, der Sohn eines Königs zu sein. Was ihm zuvor wie ein großer Nachteil erschienen war, erwies sich nun wahrer Segen. Sein Vater stand hinter ihm und da Marjan als König von allen respektiert oder gefürchtet war, konnte er ein Stück weit davon profitieren.
Hör auf, dir Sorgen zu machen. Grübelnase.
Das ist kein Wort, bemerkte er belustigt. Diese Frau.
Na und? Bringt dich wenigstens zum Lächeln.
Recht hatte sie. In sich hinein lächelnd machte er sich auf den Weg, seine Pflichten auszuüben. Das würde ein anstrengender Tag werden.
Schon nach wenigen Wochen stand fest: Der Vorschlag seines Vaters, Ria komplett in das Hofgeschehen einzuführen hatte sich als goldrichtig erwiesen. Niemand schien bislang bemerkt zu haben, dass sie nichts sehen konnte. Dank der tatkräftigen Unterstützung von Adele, seiner Mutter und auch Eilean war Ria weitestgehend selbstständig geworden. Sie begleitete ihn zu seinen wichtigen Terminen und wann immer ihr etwas auffiel, bereinigte sie diese Angelegenheit in ihrem gemeinsamen Sinne. Am Hof kehrte so langsam eine Ruhe ein, die sich mit ein wenig Glück auch auf sein Reich ausbreiten würde.
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