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Jisung PoV

"Und du versprichst uns wirklich, dass du uns besuchen kommst?", fragte Felix traurig, als die Zeit gekommen war, dass ich wieder nach Hause fuhr und wir uns voneinander verabschieden mussten.

"Versprochen. Ich komme euch besuchen.", antwortete ich und umarmte erst ihn dann Jeongin.

"Und du schreibst uns.", stellte er klar.

"Mach ich."

"Das gleiche gilt für dich, Lee Know."

"Jaja, du Küken auf zwei Beinen."

"Alle Küken laufen auf zwei Beinen.", stellte Jeongin fest.

"Hab ich je etwas anderes behauptet?", fragte Minho, ehe er die beiden ebenfalls umarmte und sich verabschiedete. Seine Eltern weigerten sich, ihn abzuholen, weshalb er Zug fahren musste und wir das ganze so organisieren wollten, dass wir ihn zum Bahnhof bringen würden. Leider konnten wir ihn nicht einfach nach Hause bringen, da das ein deutlich zu großer Umweg war. Ich verabschiedete mich auch noch von den beiden und stieg dann mit meinem Vater, der mich abholte, und Minho ins Auto. Als wir losfuhren, winkten sie uns noch hinterher, bis wir sie nicht mehr sahen.

Der Bahnsteig, zu dem Minho musste, war zum Glück ziemlich leer, sodass ich mich noch in Ruhe von Minho verabschieden konnte.

"Dann sehen wir uns bald wieder, Min?", fragte ich und legte meine Arme um ihn, was er ebenfalls tat.

"Ganz bald, Squirrel.", antwortete er. "Ehe du dich versiehst, bin ich wieder bei dir und kuschel dich in den Schlaf."

"Ich werde dich schrecklich vermissen."

"Und ich dich erst.", meinte er und kniff mir in meine Wangen.

"Lass das...", schmollte ich, was ihn zum Lachen brachte.

"Tut mir leid, aber ich konnte nicht anders. Du bist viel zu niedlich.", erwiderte Minho und drückte mir einen Kuss auf die Stirn, dann einen auf die Wange und dann küsste er mich richtig.

"Können die das nicht woanders machen? Das will ja niemand sehen.", hörte ich eine jüngere Frau mit Kinderwagen meckern.

"Dann sehen Sie doch einfach weg.", erwiderte mein Vater, weshalb ich keinen Grund sah, von Minho's Lippen abzulassen. "Die beiden können sich hier voneinander verabschieden, wenn sie das wollen, und Sie werden ihnen das nicht kaputt machen, nur weil Sie der Meinung sind, dass zwei Jungen sich nicht küssen sollten."

Sie sagte daraufhin nichts mehr, weshalb ich davon ausging, dass sie einfach gegangen war oder jetzt beleidigt dort stand. Allerdings war es mir auch relativ egal, solange ich weiterhin meine Lippen gegen Minho's bewegen konnte.

Viel zu schnell kam auch schon sein Zug und ich musste mich aus dem Kuss lösen.

"Ich liebe dich, Lee Minho."

"Ich liebe dich auch, Han Jisung.", antwortete er und gab mir noch einen Kuss. "Wir sehen uns bald wieder, Squirrel. Versprochen."

"Dann bis bald, Lino."

"Bis bald, Sungie."

Ein letzter Kuss auf die Lippen, ein letztes Lächeln und dann stieg er in den Zug ein. Ich winkte ihm noch einmal hinterher und dann war er weg.

"Lass uns nach Hause fahren, Jisung. Mama macht sich sonst noch Sorgen."

Ich nickte einfach und wir gingen zum Auto. Es war ungewohnt, keinen meiner Freunde bei mir zu haben. Normalerweise war so gut wie immer einer von ihnen in meiner Nähe.

Wir fuhren los und ich sah einfach nur aus dem Fenster. Ich hatte nichtmal wirklich Lust, die Songs mitzusingen, die ich über mein Handy abspielte. Ich hoffte einfach nur, dass ich Minho schnell wiedersehen konnte.

Minho PoV

Nach über einer Stunde Zugfahrt kam ich zu Hause an. Da ich mit meinem Gepäck vom Bahnhof zu unserer Wohnung laufen musste, war ich ziemlich erschöpft, als ich ankam, und die Treppen, die ich mein Gepäck hochtragen musste, machten es nicht besser.

"Oh Hallo. Sie müssen mein neuer Nachbar sein.", wurde ich freundlich von meiner Nachbarin, die gerade ihre Einkäufe rein bringen wollte, vor meiner Tür begrüßt. "Ich bin Sun Jinhee."

"Ja, so in etwa.", antwortete ich. "Ich bin Lee Minho."

"Wie sind Sie auf diese Wohnung gekommen, wenn ich fragen darf. Die alten Besitzer sind erst vor ein paar Tagen ausgezogen."

"Sie sind was?"

"Naja, ausgezogen halt. Deshalb haben Sie doch jetzt die Wohnung von ihnen abgekauft...?"

"Sie sind echt abgehauen...", sagte ich leise zu mir selbst.

"Was haben Sie gesagt?"

"Nicht wichtig. Ich... Uhm... Geh dann mal rein."

"Falls irgendetwas sein sollte, können Sie ruhig klingeln."

"Vielen Dank. Haben Sie noch einen schönen Tag."

"Sie auch."

Ich betrat die Wohnung und kam als erstes in den komplett leeren Flur. Es war tatsächlich niemand da und die Möbel fehlten. Das Schlafzimmer meiner Eltern war ebenfalls leer und im Wohnzimmer stand nur noch eine Couch, die sie vermutlich einfach nicht behalten wollten. Mein Zimmer sah noch so aus, wie ich es in Erinnerung hatte, bis auf den Staub der sich an einigen Ecken angesammelt hatte. An einer Wand hingen Poster von Sängern und Tänzern, die mein 15-jähriges Ich bewundert hatte, und Bilder von meinen damaligen Freunden, mit denen ich allen im Lauf der Zeit den Kontakt verloren hatte. Auf meinem Bett lag ein Brief. Er war leicht zerknickt und sah generell nicht so aus, als hätte man ihn besonders sorgfältig behandelt, doch das war anscheinend egal, solange ich ihn noch lesen konnte.

Ich las ihn Wort für Wort durch, doch es viel mir schwer zu glauben, was dort drin stand. Er ließ sich grob zusammenfassen mit "Du hast gesagt, dass du erwachsen bist. Hier hast du die Wohnung, wir überweisen dir genug Geld zum Überleben. Mach deinen Scheiß alleine oder such dir eine Freundin."

"Na super... Hab ich zumindest etwas zu essen da? Hab ich überhaupt einen Kühlschrank?", fragte ich mich selbst und ging in die Küche. Tatsächlich hatte ich noch einen Kühlschrank, normale Schränke und eine Spülmaschine. Doch der Kühlschrank war leer und mein Besteck war auch nur sehr begrenzt. Mit dem Besteck würde ich zwar hinkommen aber mit dem Essen nicht. Alles an diesem Ort fühlte sich fremd an. Als würde mir jemand sagen, dass ich hier eigentlich nicht willkommen war. Ich wollte wieder zu Jisung.

Gerade als ich überlegte, ob ich bestellen oder einkaufen gehen sollte, klingelte es an meiner Haustür und meine Nachbarin stand davor.

"Tut mir leid, falls ich störe, aber ich dachte, vielleicht hätten Sie Lust mit uns zusammen zu essen, um sich ein bisschen besser kennenzulernen.", meinte sie freundlich.

"Sehr gerne. In meinem Kühlschrank herrscht gähnende Leere und ein wenig Gesellschaft schadet ja nie.", stimmte ich zu.

"Dann kommen Sie doch gleich mit rüber. Das Essen ist so gut wie fertig und mein Freund kommt auch gleich nach Hause."

Wir gingen zu ihr rüber und unterhielten uns. Sie war nur zwei Jahre älter als ich und lebte hier mit ihrem Freund zusammen, da es recht nah an der Uni lag, die sie beide besuchten. Dieser kam nun auch in die Küche und begrüßte zuerst Jinhee mit einem Kuss, ehe er verwirrt zu mir sah.

"Wer ist das...?", fragte er ein wenig unsicher.

"Das ist Minho. Er ist unser neuer Nachbar und ich dachte, ich lade ihn mal zu uns zum Essen ein.", antwortete Jinhee. Er sah immer noch ein wenig skeptisch aus, was mich anging, aber was konnte ich dafür?

"Ich bin Hyoshin.", stellte er sich vor und setzte sich dann zu mir an den Tisch. "Also Minho... Was treibt dich dazu, dich an meine Freundin ran zu machen?"

"Oh, ich hab kein Interesse an ihr.", antwortete ich.

"Ja, sicher.", schnaubte er.

"Siehst du den hübschen blauhaarigen Jungen hier?", fragte ich und hielt ihm mein Handy vor die Nase, auf dem ein Bild von Jisung als Hintergrund eingestellt war.

"Was ist mit ihm?"

"Das ist mein fester Freund. Ich stehe auf Typen und er ist der einzige, den ich will, also mach dir darum keine Sorgen."

Danach war er deutlich entspannter und wir verstanden uns auch ganz gut, was das Essen mit meinen Nachbarn deutlich angenehmer machte. Und auch wenn ich Spaß hatte, wünschte ich mir nichts sehnlicher, als zu Jisung zu können.

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