Das 0.5 Kapitel oder ein Treffen


Falls ihr euch fragt, ich habe mich entschieden ebenfalls Kapitel einzufügen, die nicht aus H.'s Sicht geschrieben sind, allerdings werde ich dann in der 3.Person schreiben und auktorial, H. bleibt 1.Ps. und personal. 



Misstrauisch zog die Gestalt ihren Umhang enger um ihren Körper und schaute sich um.

In der Gasse roch es übelkeitserregend nach Erbrochenem, Exkrementen und verschimmelten Essensresten. Nur schwaches Licht, das vom Mond ausging, erhellte die enge Strasse.
Die Gestalt zog sich in den Schatten einer Hauswand zurück und wartete.
Nach einigen Minuten waren huschende Schritte zu hören und eine zweite Person kam in Sicht.
Suchend sah sie sich auf dem verlassenen Platz um und schnaubte leise.
Die Gestalt mit Umhang näherte sich ihr leise und tippte der Person auf die Schulter und diese fuhr erschrocken zusammen, bevor sie erleichtert die Luft ausstiess und eine Verbeugung andeutete.
Der Kapuzenträger liess die kleinere Person gewähren, doch sobald sich diese wieder erhoben hatte, machte sie eine ungeduldige Handbewegung und deutete auf ein verfallenes Wohnhaus gegenüber der Strasse.
Wieder nickte die kleinere der beiden Personen respektvoll mit dem Kopf und eilte der Gestalt, die bereits zielstrebig auf den Eingang zuschritt, hinterher.

Mit Schwung stiess die Gestalt die morsche Eingangstür auf, wie es nur eine Person mit viel Selbstbewusstsein tun konnte, und wartete nicht auf ihren kleinen Helfer, der mit flinken Schritten hinterher trippelte.

Breitbeinig setzte sich die Gestalt auf einen der staubigen Stühle, die im Raum standen und blickte die kleinere Person mit einem durchdringenden Blick an, der dieser einen Schauer nach dem anderen über den Rücken laufen liess.

Für einige unangenehme Minuten herrschte ein bleiernes Schweigen, dann ergriff die Gestalt mit Umhang das Wort:
"Seid ihr nun dabei?"

Die Worte hallten machtvoll durch den Raum, schienen in jede Spalte und Ritze zu dringen und liessen den Raum klein wirken. Der Helfer schien beinahe im Boden versinken zu wollen, so ehrfürchtig verbeugte er sich, bevor er mit zitternder Stimme antwortete:
"Ja, Herr, ich werde Euch von nun an zu Diensten stehen."

Dieser lachte kurz auf, doch es war kein freudiges Lachen. Es war kalt und berechnet, als habe er ganz genau gewusst, dass man sein Angebot nicht ablehnen konnte.

"Gut.", sagte er zufrieden, "sehr gut sogar."
Nachdenklich strich er sich mit seinen behandschuhten Fingern über das sorgfältig rasierte Kinn und schwieg für einen kurzen Augenblick, dann fixierten seine stechenden Augen seinen Helfer plötzlich wieder mit einer durchdringenden Intensität, die diesen dazu veranlassten, ein gequältes Wimmern von sich zu geben.

Sein Gesichtsausdruck glich dem einer Schlange, die ihr Ziel bereits erfasst hatte und nun überlegte, wie sie ihr Opfer am besten zur Strecke bringen konnte.

"Weisst du, was du tun sollst?", fragte er den Zitternden lauernd.

Dieser antwortete mit unsicherer stimme, von einem Bein auf's andere tretend:

"Ich soll sie beobachten?"

"Und was noch?"

"Sie erschrecken?"

"Nein, sollst du nicht!", schrie der Herr wütend auf und liess seine Faust mit voller Wucht auf die Tischplatte knallen, "oder zumindest nur indirekt."

Als der Helfer nur noch mehr zitterte und unterwürfig den Kopf senkte, verdrehte er genervt die Augen und eröffnete ihm:

"Du sollst sie auf eine falsche Fährte locken. Dann schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe und bin sie endlich los. Beide."

Vergnügt klatschte er in die Hände und die kleinere Person zuckte abermals angstvoll zusammen.

"Weisst du auch, wie du das anstellst, hm?", fragte er fordernd und bekam die zitternde Antwort:

"Ich schicke ihr Briefe und verletzte Personen, die ihr wichtig sind?"

"Nun ja, Briefe sind etwas langweilig, findest du nicht auch?"

Der Helfer hatte gar keine Zeit, um eine zustimmende Antwort von sich zu geben, denn der Herr fuhr sofort fort:

"Ein paar kannst du ihr schon schreiben, aber dein zweiter Vorschlag gefiel mir besser."

Jetzt erhellte ein schwaches Lächeln das Gesicht des Helfers und er fragte zaghaft nach:

"Ich soll also verbrennen, verschleppen, Gliedmassen abtrennen und foltern?"

"Wie auch immer es dir beliebt, solange du den richtigen Effekt erzielst. Du weisst, was ich mir erhoffe, nicht wahr?", antwortete der Herr, seine Mundwinkel verdächtig zuckend.

"Die falsche Fährte?", antwortete die unsichere Stimme, die Hoffnung, dass die Antwort richtig sein würde, deutlich herauszuhören.

Statt zu antworten, nickte der Meister zufrieden und der Helfer atmete erleichtert auf.

"Wenn sie die Falschen jagt, so werden wir ungestört arbeiten können. Sie wird keine Gefahr von uns aus vermuten. Und so können wir zuschlagen, wenn der Moment da ist."

"Der Moment?"

"Ja, der Moment, in dem ich endlich ein für alle Mal gewonnen habe."

"Verzeiht die Frage, Meister, aber wann habt ihr gewonnen?", fragte der Helfer leise.

Der Herr lachte humorlos, ein gefährliches Lachen, welches das Herz des Dieners mit eiserner Hand umschloss. In einer fliessenden Bewegung erhob er sich und lief mit angemessenen Schritten durch den Raum.

Plötzlich wandte er seinen Kopf wieder seinem Helfer zu, der vor Schreck die Luft anhielt und seinen Meister mit weit aufgerissenen Augen anstarrte.

"Was denkst du, wann ich gewonnen habe?", fragte er wieder mit einem lauernden Gesichtsausdruck, als wolle er sich in den nächsten Sekunden auf seinen Untergebenen stürzen und ihm die Kehle aufschlitzen.

"Ich weiss es nicht.", antwortete dieser scheu und die Miene des Herrn verdunkelte sich schlagartig.Innerhalb von einem Bruchteil einer Sekunde hatte der Meister den Raum durchquert, seinen Diener an der Kehle gepackt und ihn gegen die gegenüberliegende Wand gedrückt, die aus verschimmelten Holzbrettern bestand.

"Du weisst es nicht? Du weisst es nicht?!", dröhnte seine Stimme durch den Raum und der Diener schien in sich zusammenzuschrumpfen.

Die Hand des Meisters um seinen Hand drückte fester zu, sodass er verzweifelt nach Luft schnappte, doch es nützte nichts. Mit weit aufgerissenen Augen röchelte er und flehte seinen Herrn mit stummen Blicken an, doch dieser drückte mit seiner Hand erbarmungslos weiter zu.

Als schwarze Punkte vor den Augen des Dieners tanzten, seine Halsader rasend Blut zu seinem Kopf führte, der blau angelaufen war, erst dann lockerte sich der Griff des Meisters und der Helfer sog gierig Luft in seine schmerzenden Lungenflügel.

Angstvoll wich er dem starrenden Blick seines Meisters aus und zuckte erschrocken zusammen, als dieser ihm leise in sein Ohr zischte:

"Ich habe erst gewonnen, wenn sie tot ist."¨

Mit diesen Worten löste er seine Hand von der Kehle seines Dieners und schaute ihn verächtlich an.

"Mach dich an die Arbeit!", rief er ihm zu, bevor er die Tür aufstiess und hinaus in die Gasse trat. Nach kurzer Zeit war er von der Dunkelheit verschluckt worden und sein Diener atmete erleichtert aus.

Vor Erleichterung kamen ihm die Tränen, rollten seine hohlen Wangen hinab und tropften auf seine schäbige Kleidung. Atemlos rutschte er die Wand hinab und legte seinen Kopf an die Wand, während er sich fragte, in was er wohl geraten war.

Nach kurzer Zeit raffte er sich jedoch zusammen. Mit neuem Mut rappelte er sich auf und trat mit trippelnden Schritten hinaus auf die Gasse, wo auch er bald zwischen Rattenlöchern und schmutzigen Häuserfassaden verschwand.

Ein hinterlistiges Lächeln schlich sich jedoch auf seine spröden Lippen.Seine Arbeit würde ihm ein Vergnügen sein.











Hallo my loves

Ich hatte heute einfach mal Bock und habe ein Kapitel aus einer anderen Sicht als aus der von Helene geschrieben. Ich weiss, dass ihr wahrscheinlich jetzt nur ein Fragezeichen im Kopf habt und das jetzt der herumschwirrt, aber ihr findet es bald raus.

Dieses Kapitel ist kurz, ich weiss, aber ich hoffe, ihr seid nicht enttäuscht oder so. Ich wollte es einfach nicht künstlich in die Länge ziehen, weil es dann irgendwann langweilig geworden wäre.

Lasst mir doch ein Feedback und ein Vote da;)

lg Lou

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