Normalität als Exil
Normalität als Exil
Ruckartig riss Julian die Augen auf und setzte sich in seinem Bett auf. Sein Atem ging schneller und seine Gedanken waren ein einziges Chaos, als er in diesem Augenblick in die Realität zurückkehrte und um sich herum die vertrauten Umrisse seiner Wohnung der italienischen Stadt Rom erkannte.
Mit den Händen fuhr er sich über das Gesicht und brauchte einen Moment, um seine Gedanken wieder zu ordnen und seine Emotionen unter Kontrolle zu bringen. Dies gelang ihm jedoch nur halbwegs, denn die Bilder von eben schienen sich nun fest in seinem Gedächtnis eingebrannt zu haben, wo er sie doch so lange Zeit verdrängt hatte.
Es waren Erinnerungen. Erinnerungen an eine längst vergessene Zeit und sein anderes Leben. All das lag schon so lange zurück, dass Julian es fast selbst vergessen hatte und nun traf es ihn wie einen Donnerschlag, dass die einstigen Geschehnisse ihn nach mehreren tausend Jahren so plötzlich wieder einholten.
Mit gemischten Gefühlen erhob er sich aus seinem Bett und öffnete die Tür zum Balkon, auf den er hinaustrat und einen Blick auf seine Heimatstadt warf. Rom war wunderschön und historisch noch dazu, was nicht zuletzt einer der Gründe war, weshalb Julian sich vor einiger Zeit hier niedergelassen hatte.
Normalität als Exil. Seit einer halben Ewigkeit lebte er nun schon nach diesem Grundsatz und seine wahre Identität als Space Jumper war selbst für ihn schon ziemlich fremd geworden. Aber das war ja auch kein Wunder, denn immerhin setzte er seine Fähigkeiten so gut wie nie ein und das war auch besser so.
Die Menschen würden Wesen wie ihn schließlich niemals verstehen können. Sie sahen im Grunde zwar aus wie er, doch besaßen sie keineswegs universale Fähigkeiten und bekämen sie von der Existenz derartiger Kreaturen Wind, würde mit Sicherheit Panik ausbrechen. Wobei einige besondere Personen mit außergewöhnlichen Kräften ja bereits in Erscheinung getreten waren.
Denn im letzten Jahr, 2012, hatte es in der amerikanischen Stadt New York einen Alienangriff gegeben und eine geheime Truppe, die sich die Avengers nannte, war wie aus dem Nichts aufgekreuzt und hatte den Kampf schließlich für sich entscheiden können. Und dabei hatte Julian noch mit dem Gedanken gespielt, selbst einzuschreiten, doch irgendwas hatte ihn abgehalten und die Avengers waren zum Glück bereits zur Stelle gewesen.
Trotz des Heldenmutes und dem Einsatz dieser sonderbaren Truppe, hatte Julian sie unter die Lupe genommen und in der Tat bestand diese Garde aus einer Mischung von den unterschiedlichsten Persönlichkeiten. Da gab es zum Beispiel Tony Stark, einen superreichen Milliardär und egozentrischen Einzelgänger, der sich in seiner Rüstung als sogenannter Iron Man bezeichnete und mit seiner technischen Wunderausstattung für Bombenstimmung sorgte-im wahrsten Sinne.
Dann gab es da noch einen Soldaten, der wohl einer anderen Zeit entsprungen war und den Namen Captain America trug. Mutig, selbstlos und aufopfernd ließ er keinen Kampf aus und man könnte ihn wohl glatt als Anführer der Truppe bezeichnen, wobei er mit Tony Stark um diesen Posten sicher konkurrierte.
Auch zwei Spione waren Teil der Avengers. Man kannte sie offiziell als Black Widow und Hawkeye, doch Julian hatte ihre wahren Namen Natascha Romanoff und Clint Barton trotz sämtlicher Sicherheitsvorkehrungen in Erfahrung gebracht. Immerhin waren sie brillant, kampftechnisch ausgebildet und herausragende Soldaten.
Natürlich durfte man auch Bruce Benner nicht vergessen, der als brüllender Kraftprotz Hulk mit Sicherheit in die Geschichte eingehen würde und selbst Julian betete innerlich, dass er dieser Person niemals über den Weg laufen würde.
Doch seine größte Neugier hatte ohne Zweifel Thor Odinson erweckt. Der Gott des Donners stammte aus der nordischen Götterstadt Asgard und Julian vermutete ziemlich stark, dass er ein Nachfahre von Bor sein musste. Dem König von Asgard, mit dem er einst das geheime Bündnis geschlossen hatte und nur die nachfolgenden Könige von Asgard sollten je von der Existenz der Heirs erfahren. Das war die Bedingung, die Space Jumper damals gestellt hatte.
Bislang war es jedoch nicht zu einer weiteren Begegnung mit den göttlichen Asen gekommen, was Julian aber auch die Gewissheit gab, dass alles ruhig zu sein schien und dennoch wusste er nur zu gut, dass der Schein sehr oft trügen konnte. Der Angriff der Chitauri war der beste Beweis dafür und irgendwie hatte Julian das ungute Gefühl, dass jemand sehr Mächtiges aus dem Hintergrund heraus zu agieren schien. Die Frage war nur, um wen es sich dabei handeln konnte.
Die Sonne erhob sich langsam am Horizont und tauchte Rom in die schönsten Farben, was Julian stets am Sonnenaufgang bewunderte. Selbst nach all der langen Zeit, die er schon auf der Erde verbracht hatte, war es jedes Mal ein besonderes Erlebnis für ihn und es machte die Tatsache, dass er unsterblich war, ein wenig erträglicher.
Was konnte einem das Leben auch schon groß bieten, wenn es niemals endete und man lediglich geschaffen worden war, um die größten Bedrohungen des Universums abzuwenden, sollten sie mal in Erscheinung treten?
Schon lange stellte sich Julian die Frage, wofür genau Prometheus ihn und seine Gefährten einst erschaffen hatte. Denn irgendwie hätten die Asen die Dunkelelfen sicher auch ohne die Hilfe der Heirs besiegen können, was sie in einer anderen Version vielleicht auch durchaus getan hatten. Und wenn nun schon unter den Menschen auf einmal Truppen wie die Avengers aufkreuzten, wozu brauchte man ihn und die anderen Heirs überhaupt noch?
Seufzend riss sich Julian vom Anblick der aufgehenden Sonne los und nahm nur am Rande wahr, wie langsam Leben in die Stadt kam und der Alltag auf ein Neues begann. Es war wie ein endloser Kreislauf, der sich Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr und Jahrzehnt für Jahrzehnt hinzog.
Die Welt hatte sich mit der Zeit verändert und die Ereignisse von damals waren zu Legenden geworden. Legenden, die alle Menschen nur für Mythos und Fantasie hielten und nur wenige von ihnen kannten die Wahrheit hinter sämtlichen Geschichten.
Julian begab sich ins Badezimmer, wo er unter die Dusche sprang und das heiße Wasser belebte seinen Körper nach dem düsteren Ausflug in seine lange vergessenen Erinnerungen. Und als er beim Anziehen einen Blick in den Spiegel warf, bemerkte er ein leichtes Schimmern in seinen blauen Augen. Obwohl er seine Fähigkeiten so gut wie nie einsetzte, so machten sie sich dennoch bemerkbar und waren allzeit präsent. Der blaue Schimmer in seinen Augen bewies es und ein Kribbeln fuhr ihm durch seine Hände, die er daraufhin eingehend betrachtete.
Dieses Gefühl hatte er lange nicht mehr verspürt und es schien ebenso aus heiterem Himmel erwacht zu sein, wie seine Erinnerungen. Julian wunderte sich, was dieses plötzliche Erwachen wohl ausgelöst hatte und er konnte sich keinerlei Reim darauf machen. Seine Fähigkeiten waren schließlich auch viel zu gefährlich, um sie einfach so einzusetzen und nicht ohne Grund lebte er daher wie ein gewöhnlicher Mensch.
Der Ursprung seiner Kräfte und denen seiner Gefährten war ein ebenso großes Geheimnis wie die bloße Existenz der Heirs of Universe. Hatte Prometheus Space Jumper und seine Legion doch aus Kräften erschaffen, die alles andere bei Weitem überstiegen. Sie standen für die mächtigsten Atome des Universums und waren allesamt in der Form von Steinen gefestigt worden. Allgemein wurden sie von Prometheus und auch den Heirs als die Infinity-Steine bezeichnet.
Space Jumper besaß die Fähigkeiten des Raumsteins und konnte sich somit quer durch sämtlichen Raum teleportieren. Darüber hinaus konnte er Energiequellen kontrollieren und deren Kräfte absorbieren, was ihm vor allem in Kämpfen einen gehörigen Vorteil verschaffte. Aber diese Fähigkeiten waren sowohl Gabe, als auch Fluch, denn es war eine große Bürde, ein Heir zu sein und nicht immer war Space Jumper froh über sein Schicksal.
Das lag vor allem auch daran, dass er und seine Gefährten vor langer Zeit getrennte Wege eingeschlagen hatten. Sie waren jeder ins Exil geflüchtet und heute wusste er nicht einmal mehr, wo sich die anderen überhaupt befanden oder welches Leben sie versteckt unter den Menschen wohl führten.
Er hatte sich selbst den Namen Julian Newton gegeben und lebte in einer kleinen 2-Zimmer Wohnung in Rom, wo er als Ingenieur arbeitete. Es war kein außergewöhnliches Leben, aber fernab von Krieg und Verderben durchaus die bessere Partie. Deshalb war es ihm auch nicht sonderlich schwer gefallen, dem Grundsatz Normalität als Exil zu folgen und mittlerweile hatte Julian sich mit seinem Schicksal arrangiert.
Dennoch konnte er nicht leugnen, dass er seine Gefährten an manchen Tagen sehr vermisste. Vor allem Crystal, die auch heute sicher nicht gut auf ihn zu sprechen war, nachdem Julian in der Vergangenheit viele Entscheidungen getroffen hatte, mit denen die anderen nicht immer einverstanden gewesen waren.
Aber das war wohl eben die Bürde, die man als Anführer zu tragen hatte und immerhin hatte es dem höheren Wohl gedient. Obgleich Julian sich öfters die Frage gestellt hatte, wie genau das höhere Wohl überhaupt aussehen sollte.
Mürrisch versuchte er, die lästigen Gedanken an die Vergangenheit abzuschütteln und schaffte noch ein wenig Ordnung in seinem Schlafzimmer, ehe er sich für die Arbeit fertigmachte. Er fuhr sich dabei flüchtig durch seine sehr kurzen Haare und spürte dabei wieder ein leichtes Kribbeln in den Fingern. Doch Julian ignorierte es krampfhaft, griff stattdessen nach seinem Schlüssel und verließ seine Wohnung, ehe er durch den Hausflur ging und dann nach draußen in die Natur trat.
DieSonnenstrahlen begrüßten ihn mit einem hellen Licht und Julian nahm einentiefen Atemzug, ehe er die schmale Straße passierte, die ihn zum Stadtzentrumführte. Selbst früh am Morgen herrschte hier schon viel Treiben, denn Rom warschließlich auch eine beliebte Anlaufquelle für Touristen, die aus der ganzenWelt kamen und die italienische Hauptstadt voller Begeisterung besichtigten.
Diese Begeisterung konnte Julian nur mit ihnen teilen, denn Rom hatte schonetwas Bemerkenswertes an sich. Der Stil der Stadt, die unzähligenSehenswürdigkeiten und die Geschichten dahinter, all dies hatte ihn damalsangezogen und den Entschluss fassen lassen, sein Exil hier zu verbringen. Daswar nun bestimmt schon 20 Jahre her.
Für jeden normalen Menschen sah Julian aus wie ein Mann mittleren Alters undman schätzte ihn sicherlich auf 30-40, weshalb er natürlich schon mehrereArbeitsplätze gehabt hatte, da man ihm sonst ansehen würde, dass die Zeit ihmnichts anhaben konnte. Und mit Sicherheit würde früher oder später auch der Tagkommen, an dem er Rom verlassen und erstmal einen anderen Ort als Heimat suchenmusste.
Unsterblichkeit hatte eben ihre Vor- und Nachteile, was man vor allem dannbemerkte, wenn bekannte Menschen um einen herum starben und man selbst sieeinfach überdauerte. Die Zeit war schon ein seltsames Werkzeug, wenn man sie überhauptso bezeichnen konnte. Darin kannte sich Miss Timeless ohne Zweifel besser aus,die aus den Kräften des Zeitsprungs geschaffen worden war und eben dessenFähigkeiten auch anwenden konnte. Julian hatte nie so ganz verstanden, wasgenau es damit auf sich hatte und dennoch hatte er Talea, diesen Namen hatteMiss Timeless angenommen, immer für das bewundert, was sie durch ihre Kräftezustande brachte.
Als Julian an dem berühmten Trevibrunnen vorbeiging, tummelten sich dort wiedereinmal viele Touristen. Viele warfen Münzen in den Brunnen in der Hoffnung, eswürde ihnen Glück bringen. Aber Julian wusste, dass dies nur ein alterAberglaube war.
Was jedoch sehr wohl der Wahrheit entsprach war die Legende, dass Agrippa undseine Soldaten auf der Rückkehr ihrer Seeschlacht gegen Kleopatra und MarcusAntonius in den Sabiner Bergen geruht hatten, wo ihnen eine Jungfrau eineQuelle mit besonders reinem Wasser zeigte: die Quelle der Aqua Virgo.
Julian wandte seinen Blick von den Touristen ab und betrat stattdessen dasRestaurant seines guten Freundes Toni. Jeden Morgen frühstückte er dort undauch heute wurde er wieder von einem fröhlichen Toni Romano empfangen.
,,Buongiorno, Julian. Wieder dein Lieblingsfrühstück?", rief erihm vom Tresen aus zu und Julian schenkte ihm ein breites Lächeln.
,,Du weißt genau, was ich brauche, Toni."
,,Nimm Platz. Ich bin gleich bei dir."
Der schwarzhaarige Italiener zwinkerte ihm zu und machte sich sogleich ans Werk, das Frühstück zuzubereiten und Julian schüttelte ein wenig amüsiert den Kopf, während er sich an seinen Stammplatz in der hintersten Ecke des Lokals niederließ. Toni war das reinste Energiebündel und obwohl Gastronomie ohne Zweifel ein hartes Pflaster war, so schien er das ohne Probleme zu meistern und deshalb wunderte es Julian überhaupt nicht, dass nur wenige Minuten später Toni an seinem Tisch ankam und das Tablett vor ihm auf dem Tisch abstellte.
,,Einmal das Caesar Frühstück. Buon appetito, mein Freund.", merkte Toni an und Julian klopfte ihm im Sitzen auf die Schulter.
,,Du bist der Beste. Grazie."
Toni nickte ihm zu und verschwand wieder Richtung Tresen, während Julian sich seinen Kaffee einschenkte und begann, das Brötchen zu belegen. Er liebte das italienische Essen und auch das Frühstück bei Toni war jedes Mal ein wahres Gedicht. Doch wo er sonst stets einen ruhigen Morgen im „Palazzo di Cesare" verbrachte, so nahm heute auf einmal ein fremder Mann wortlos mit an seinem Tisch Platz und riss Julian vollkommen aus seiner Morgenroutine.
Völlig perplex hielt Julian in seiner Bewegung inne und starrte auf den blonden Mann ihm gegenüber, der ihn schweigsam betrachtete und zunächst kein einziges Wort sprach. Seine tiefblauen Augen musterten Julian prüfend, der nach einer kurzen Weile das Schweigen schließlich sprach.
,,Ähm, kann ich Ihnen helfen?", wollte er wissen und der Mann verzog keine Miene, als er antwortete.
,,Oh, davon gehe ich sehr stark aus. Allerdings muss ich sagen, dass du dich ziemlich hast gehen lassen. Ohne Zweifel hast du den Begriff Exil etwas zu wörtlich genommen."
Zutiefst verwirrt wusste Julian zunächst überhaupt nicht, worauf der Mann überhaupt hinaus wollte. Das schien diesem keineswegs zu entgehen, denn er hob eine Augenbraue und schien sogar leicht verärgert zu sein.
,,Sag mir jetzt bitte nicht, dass du mich nicht erkennst. Deine Fähigkeiten sind durchaus noch intakt und heute dürften sie sich doch bereits bemerkbar gemacht haben. Oder hat dich der Einblick in die Vergangenheit etwa nicht wachgerüttelt, Space Jumper?"
Nun fiel es Julian wie Schuppen von den Augen, denn nun spürte er auch die mächtige Präsenz, die von diesem Fremden ausging. Nur war es keineswegs ein Fremder, sondern niemand anderes als sein allmächtiger Schöpfer persönlich – in der Gestalt eines Menschen.
,,Prometheus!", hauchte Julian und nun zeichnete sich Zufriedenheit auf dem Gesicht seines Schöpfers ab.
,,Na, geht doch. Dann hat sich der Aufwand doch gelohnt und ich dachte schon, ich hätte meine Mächte umsonst spielen lassen."
,,Dann habt Ihr mir also diesen Traum zukommen lassen.", schlussfolgerte Julian, doch Prometheus winkte ab.
,,Kein Traum. Lediglich ein Weckruf an deine Erinnerungen, die du ohne Zweifel sehr tief in deinem Unterbewusstsein begraben haben musst. Sonst hätte ich gar nicht erst hier aufkreuzen müssen, weil du selbst gemerkt hättest, dass sich eine Bedrohung für das Universum zusammenbraut. Aber offensichtlich hat dich das Leben unter den Menschen blind und taub werden lassen, Julian Newton. Netter Name übrigens. Aber du wirst ihn für eine Weile ablegen und wieder Space Jumper werden müssen. Denn das Universum bedarf deiner Hilfe."
Julian ging so viel gleichzeitig durch den Kopf, dass er leicht überfordert mit der Situation war. Das plötzliche Auftauchen seines Schöpfers hatte ihn vollkommen überrumpelt und in der Tat hatte er nicht die geringste Ahnung, von was für einer Bedrohung Prometheus sprach. Er hatte nichts dergleichen verspürt oder wahrgenommen, obwohl er doch eigentlich die Augen allzeit offen gehalten hatte.
,,Was für eine Bedrohung?", brachte er zögerlich hervor, nachdem er den ersten Schock überwunden hatte und der Blick von Prometheus verfinsterte sich.
,,Ein alter Feind ist zurück. Du musst die anderen finden und nur zusammen könnt ihr verhindern, dass das Universum in ewige Dunkelheit gehüllt wird."
,,Was für ein Feind?"
Julian fragte sich, von wem der Gott sprach, der wie ein normaler Sterblicher vor ihm in einem Lokal saß und von einer universalen Bedrohung sprach, als wäre es lediglich eine Tagesneuigkeit. Doch die Antwort von Prometheus erschütterte Julian in allen Grundmauern.
,,Malekith. Er ist zurück und er will den Äther. Sein Plan, die neun Welten in ewige Dunkelheit zu hüllen, ist nach wie vor präsent und könnte das ganze Universum ins Chaos stürzen, wenn er nicht vereitelt wird.", erklärte er und Julian traute seinen Ohren kaum.
,,Moment, Malekith ist tot. Er fiel damals in der Schlacht."
,,Nein. Er ist geflohen und entkommen, indem er seine eigenen Leute geopfert hat. Malekith lebt und ich fürchte, er ist mächtiger denn je. Deshalb darfst du keine Zeit verlieren. Finde deine Gefährten und haltet die Bedrohung auf. Die Zeit eures Exils ist vorbei, Space Jumper."
Prometheus strich sich über seinen Anzug und erhob sich von dem Stuhl, als Julian regelrecht entgeistert zu ihm aufsah.
,,Aber ich habe keine Ahnung, wo sie sind. Wir haben getrennte Wege eingeschlagen und der Kontakt zwischen uns ist abgerissen. Crystal blockiert sogar ihre eigene Präsenz, damit ich sie nicht aufspüren kann. Wie soll ich sie da nur finden?"
,,Lass dir was einfallen. Es ist mir gleich, wie du deine Truppe wieder aufstellst, nur tu es.", entgegnete Prometheus tonlos, als Julian ihn mürrisch ansah.
,,Toll. Und wie erkläre ich ihnen, dass Malekith zurück ist und den Äther in seinen Besitz bringen will? Dann erfahren die anderen, dass ich im Bezug auf seine Vernichtung gelogen habe und Crystal macht mir die Hölle heiß."
,,Beim Universum! Hat dir das Leben im Exil etwa den Verstand vernebelt und jeglichen Kampfgeist in dir erloschen lassen? Wenn ich dich so reden höre, dann stelle ich ja sogar meine eigene Schöpfung infrage. Die Heirs of Universe sind deine Legion, Space Jumper. Also reiß dich zusammen, spür deine Kameraden auf und dann macht diese Dunkelelfen platt. Das kann doch nicht so schwer sein, denn genau dafür habe ich euch erschaffen. Um derartige Konflikte aus der Welt zu räumen. Oder besser gesagt, dem Universum."
Prometheus war angefressen, das konnte man ihm ansehen und auch sein Tonfall machte dies mehr als deutlich. Julian wurde von ihm regelrecht zur Schnecke gemacht und wagte es natürlich nicht, zu widersprechen. Sein Schöpfer strahlte selbst in der sterblichen Gestalt eine so allmächtige Kraft aus, dass Julian eine Gänsehaut bekam. Und bevor er überhaupt nur zu Wort kam, bedachte Prometheus ihn mit eindringlichem Blick.
,,Ach, und noch etwas. Ich denke, bezüglich des aufkommenden Sturms wäre es durchaus hilfreich, alte Bündnisse wieder neu aufleben zu lassen. Wenn du verstehst, was ich meine. Viel Erfolg, Space Jumper. Zeit für die Heirs of Universe, aus dem Exil zurückzukehren."
Prometheus richtete seinen Kragen und ohne eine Antwort abzuwarten, verließ er das Lokal. Julian blieb am Tisch zurück und war viel zu fassungslos, um irgendwie reagieren zu können. Alles in ihm war wie erstarrt und er konnte kaum glauben, was eben passiert war.
Nach so langer Zeit hatte er eigentlich gar nicht mehr damit gerechnet, Prometheus je wieder zu Gesicht zu kriegen und nun hatte dieser ihn wieder zum Kampf aufgerufen. Aber noch viel schlimmer war die Tatsache, dass Malekith offenbar lebte und wieder einmal Jagd auf den Äther machte. Den Äther, den Julian einst sorgfältig versteckt hatte und sogar seine Gefährten glaubten ja daran, dass dieses mächtige Relikt zerstört war.
Bezüglich des Bündnisses wusste Julian sofort, dass Prometheus damit Asgard meinen musste, denn es war das einzige Bündnis, was in dieser Hinsicht von Vorteil wäre. Doch warum war dies so wichtig? Prometheus tat immerhin nichts ohne Grund und er wusste stets mehr, als er offenbarte. Also schien Asgard im kommenden Konflikt gegen die Dunkelelfen ohne Zweifel eine entscheidende Rolle zu spielen. Und in der Tat schien die Zeit im Exil nun vorerst vorbei zu sein, was Julian eher zwiegespalten anerkannte.
,,Toni, ich hätte gern die Rechnung.", rief er dem Italiener am Tresen zu und dieser kam kurz darauf zu ihm geeilt.
,,Du hast es heute aber eilig. Stress bei der Arbeit?"
,,Könnte man so sagen. Ich gehe gewissermaßen auf Geschäftsreise und das dürfte ein ziemlich hartes Ding werden, Toni. Auf deine Gastfreundschaft werde ich wohl eine Weile verzichten müssen.", erklärte Julian, während er bezahlte und Toni runzelte die Stirn.
,,Klingt interessant. Wohin geht die Reise, mein Freund?"
,,Gute Frage. Wenn ich die Antwort darauf kennen würde, wäre ich schon mal ein ganzes Stück schlauer. Aber ich fürchte, ich werde mich ins Ungewisse wagen müssen, um mein Ziel zu erreichen.", meinte Julian und Toni grinste daraufhin ein wenig.
,,Klingt ja nach einem richtigen Abenteuer, mein Freund."
,,Glaub mir, Toni. Ein Abenteuer wäre mir auf jeden Fall lieber."
Toni schien ein wenig irritiert zu sein, doch Julian erhob sich bereits und wappnete sich innerlich für die bevorstehende Mission. Zwar fragte er sich noch immer, wie er seine drei Gefährten finden sollte, doch eine Sache wusste er bereits jetzt schon: das hier war erst der Anfang!
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