Auf den Spuren der Götter

Hallo, meine Lieben. Unser Marvel-Abenteuer geht weiter. Im Moment mag sich die Geschichte noch ein wenig hinziehen, weil die Heirs of Universe ja sozusagen erstmal „vorgestellt" werden, aber ich hoffe, ihr habt dennoch Spaß beim Lesen :) Bald geht es richtig los und ich freue mich auf eure Meinungen.

Liebe Grüße,
eure Hela

                                                                                          ~~~

                                                                  Auf den Spuren der Götter

Hoch stand die Sonne am Himmel und brannte heiß auf die endlose Wüste herab, sie sich vor der ägyptischen Hauptstadt Kairo erstreckte. Wasser war hier Mangelware und nur die widerstandsfähigsten Männer wagten sich bei dieser Todeshitze nach draußen in das Gebiet, welches nichts als Sand, Staub und Standhitze bot.
Eine kleine Gruppe von Archäologen befand sich an einer Ausgrabungsstelle, wo sie schon mehrere Wochen dran arbeiteten und auch heute forderte ihre Arbeit den ganzen Tribut an Kräften von ihnen ein. Doch trotz starker Erschöpfung, die ihnen allen die Hitze einbrachte, waren sie viel zu entschlossen weiter zu graben, als dass sie sich von den hohen Temperaturen daran hindern lassen würden.
Nur einer unter ihnen empfand die Sonnenstrahlen keineswegs als heiß, sondern eher angenehm warm und sie umhüllten ihn, wie ein Schutzmantel, durch den nichts oder niemand durchdringen konnte. Seine grünen Augen fingen jedes noch so kleinste Detail der Umgebung ein und wo andere nur Wüste sahen, blickte er sehr viel tiefer und sah vor sich die längst vergessenen Ereignisse, die sich hier vor langer Zeit mal abgespielt hatten.
Was andere für einen Mythos hielten oder die wahrhaft Gläubigen für die wohl bedeutsamsten Zeiten der Geschichte, war nichts weiter als die Realität gewesen, die sich vor mehreren Jahrtausenden hier abgespielt hatte. Man hatte diese Ereignisse schriftlich festgehalten und in ein Buch hinterlegt, was heute auf der ganzen Welt als die Bibel bekannt war. Darin stand nur zu gut beschrieben, wie Moses einst sein Volk aus Ägypten herausführen wollte und sich dafür mit Ramses hatte anlegen müssen, der aufgrund seiner Sturheit den Zorn Gottes auf sich gezogen und die sieben Plagen erlitten hatte, die Gott über Ägypten ausgesandt hatte.
Es war eine tragische Geschichte, denn nichts war gewaltiger als der Zorn eines Gottes und wo die Anhänger der Kirche stets an ihren einzigen Gott glaubten, so wusste Travis Hunt genau, dass es mehr als nur einen Gott im Universum gab. Und diese waren so unterschiedlich, dass man sie niemals auf nur eine Gesamtstufe stellen konnte.
Er selbst, hatte das Ausmaß der Katastrophe damals mit ansehen müssen, da er sich zu jener Zeit bereits einmal in Ägypten befunden hatte und heute erneut an diesem Ort zu sein, löste ein seltsames Gefühl von Nostalgie in ihm aus. Vermutlich lag es auch daran, dass er krampfhaft versuchte, die Gedanken seiner Mitmenschen um sich herum auszublenden, die trotz aller Verdrängung manchmal noch wie dumpfes Klopfen zu ihm durchdrangen.
Gedanken. Das wohl Geheimste, was ein Mensch besitzen konnte und die für gewöhnlich der ganzen Welt verborgen blieben. Nicht aber so Travis, der einst durch eben jenes Element erschaffen worden war. Wobei man es wohl eher als Atom oder noch besser gesagt, Infinity-Stein bezeichnen konnte. Ein fester Bestandteil des Universums und seit seiner Schöpfung zu einem Teil in ihm verankert, da der Gedankenstein der Grundbaustein seiner Existenz war und ihm den wahren Namen Mind Race verliehen hatte. Und noch heute spürte er das Pulsieren und die Schwingungen dieser Macht, welche der Stein stets mit sich brachte. Fast schon so, als befände er sich irgendwo auf der Erde und rief aus weiter Ferne nach ihm, was Travis mit einem Kopfschütteln als absurde Annahme abtat.
Vielmehr versuchte er, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und überwachte weiter die Ausgrabungen, da er als Assistent des Expeditionsleiters die Verantwortung für eine sorgfältige Ausgrabung hatte und darauf achten musste, dass wertvolle Artefakte nicht beschädigt wurden. Dennoch verspürte er am Rande noch etwas ganz anderes, als nur die schemenhaften Gedankengänge seiner Kollegen, die wie Schatten um sie herumzutanzen schienen.

Etwas, das Travis nicht ganz deuten konnte, schien seine inneren Sinne auf eine gewisse Weise wachzurütteln, denn seine tief verborgenen Fähigkeiten regten sich in seinem Inneren und brachten seinen Körper leicht zum Vibrieren, was ihn irritierte. Solch ein Gefühl hatte er schon seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr erlebt und es erinnerte ihn an eine Zeit, die schon so lange zurücklag, dass sie selbst seine Gegenwart auf diesem Planeten hier überwog.
Damals hatten er und seine drei Gefährten, die Heirs of Universe, eine tobende Schlacht gegen die Dunkelelfen geführt, worin ebenfalls ein Infinity-Stein verwickelt gewesen war. Der Äther, oder Stein der Realität, war in die Hände des Dunkelelfen Malekith gefallen, der mit dieser Waffe die Dunkelheit über das Universum hatte bringen wollen. Gemeinsam mit dem nordischen Volk von Asgard hatten die Heirs of Universe, dies damals verhindert und Malekith besiegt, sowie den Äther vernichtet.
Doch wie konnte es dann sein, dass Travis zu spüren glaubte, wie die Macht des Realitätsteins auf ein Neues zu erwachen schien? Als hätte sie nur sehr lange Zeit geschlafen und war nun durch irgendwas oder irgendwen wieder erweckt worden. Es war ihm ein absolutes Rätsel und zudem noch vollkommen unmöglich.
,,Das kann nicht sein. Julian hat dich vernichtet. Du kannst nicht existieren.", murmelte er leise vor sich hin, als die Stimme des Expeditionsleiter mit einem Mal über die Menge hinweg, zu ihm durchdrang.
,,HUNT!"
Travis sah auf und Larry Peterson, der auf der anderen Seite der Ausgrabungsstätte bei den Zelten stand, winkte ihn zu sich. Mit einem kurzen Handzeichen signalisierte Travis ihm, dass er verstanden hatte und stapfte dann durch den Sand rüber zu dem Lager, welches sie sich alle hier mitten in der Wüste errichtet hatten.
Sie verbrachten die meiste Zeit hier draußen, nur wenn ein Sandsturm aufzog, konnte es hier mächtig ungemütlich werden und dann zogen sie sich nach Kairo zurück. Doch heute schien eine ganz andere Art von Sturm aufzuziehen, denn Travis verspürte es schon, noch ehe er Peterson erreicht hatte. Das Gefühl einer vertrauten und längst vergessenen Präsenz.
,,Da will Sie jemand sprechen. Scheint wichtig zu sein, zumindest haben sie nicht locker gelassen. Ich habe mir die Freiheit genommen, sie in Ihr Zelt zu schicken. Was auch immer es ist, klären Sie das bitte schnell. Wir stehen immerhin kurz davor, einen Durchbruch in unserer Expedition zu erzielen."
Peterson bedachte ihn mit strengem Blick, der durch seine dunkelbraunen Augen nur noch eindringlicher wirkte und Travis nickte schweigsam. Eine Diskussion mit Larry würde ohnehin nichts bringen, obgleich Travis im Vergleich zu dem Sterblichen, überdimensionale Fähigkeiten besaß und ihn locker in die Schranken weisen könnte. Doch dann würde seine wahre Identität kein Geheimnis mehr sein und Peterson steckte ihn dann mit Sicherheit höchstpersönlich in das nächstgelegenste Museum, wo man ihn wie ein Ausstellungsstück präsentieren würde.

Deshalb ließ er den blonden und leicht korpulenten Mann stehen und begab sich auf den Weg zu seinem Zelt, welches sich ziemlich abgelegen beim Lager befand. Travis hatte es gerne ruhig und verachtete Trubel oder Aufregung, was bei seiner Hintergrundgeschichte schon fast ein Widerspruch in sich selbst war. Immerhin war er gewissermaßen ein Krieger des Universums und als dieser hatte er schon eine Menge Kämpfe hinter sich. Zu viele, wenn er so darüber nachdachte.
Als er sein Zelt schließlich erreichte und es betrat, kam dies einer Reise in die eigene Vergangenheit gleich. Denn das Gefühl der vertrauten Präsenz nahm seinen Ursprung direkt hier und dessen Quelle drehte sich nun fast synchron zu Travis um, der kaum glauben konnte, wen die Götter ihm heute zugesandt hatten.
,,Ich hatte nicht erwartet, dich so nahe am Zentrum der ägyptischen Götter zu finden. Aber Crystal sagte, du würdest dich wohl am ehesten tarnen, wenn du der Geschichte am Nächsten bist. Und wieder einmal...hat sie Recht gehabt."
Julian Newton alias Space Jumper, stand mitten in seinem Zelt und schob die Hände in seine Hosentaschen, wodurch er wie ein lässiger Typ wirkte, der nach langer Zeit einem alten Schulkameraden einen Besuch abstattete. Aber dennoch strahlte er eine gewisse Autorität aus, was ihn zweifelsfrei als Anführer der Heirs of Universe symbolisierte.
Neben ihm stand Evanora Walker, die Travis seit jeher als Crystal kannte, und die nun leicht genervt die Augen verdrehte. Sie war schon immer diejenige gewesen, die Julian bei gegebenen Fällen in die Schranken gewiesen hatte und obwohl Travis schon von Anbeginn ihrer Existenz erkannt hatte, dass die Zwei offenbar füreinander bestimmt zu sein schienen, so konnte er die Anspannung zwischen ihnen deutlich spüren. Und auch ohne ihre Gedanken wusste er, dass sich ein tiefer Graben zwischen Julian und Evanora aufgetan hatte und sicher nicht so leicht zu überwinden war.
,,Was macht ihr hier? Sicher kommt ihr nicht vorbei, um euch wissenschaftlich als hilfreich zu erweisen oder uns beim Ausgraben zu helfen. Deshalb deute ich eure Anwesenheit mal eher als ein schlechtes Omen.", brach Travis schließlich sein Schweigen und Julian schmunzelte ein wenig.
,,Dein Scharfsinn war schon immer sehr bemerkenswert."
,,Meine Schöpfung geht auf den Gedankenstein zurück. Da ist es kein Wunder, dass mein Verstand eurem ein wenig voraus ist. Ohne eingebildet klingen zu wollen.", gab Travis nur zurück und Julian brummte.
,,Natürlich nicht, Einstein."
Bevor Julian noch dazu verleitet wurde, etwas Falsches von sich zu geben, trat Evanora vor und wandte sich persönlich an Mind Race, wobei ihr der Ernst der Lage buchstäblich ins Gesicht geschrieben stand. Es musste also etwas Schwerwiegendes vorgefallen sein.
,,Verzeih unseren Überfall, Travis...aber es gibt ein Problem und das werden wir wohl leider nur als Team aus der Welt schaffen können. Und deshalb sind wir hier. Wir brauchen deine Hilfe.", setzte sie an und Travis verschränkte die Arme vor der Brust.
,,Wobei? Es muss ziemlich ernst sein, wenn ihr den weiten Weg nach Ägypten auf euch nehmt und dabei riskiert, unsere Identität auffliegen zu lassen. Denn wir haben schließlich nicht ohne Grund damals, getrennte Wege eingeschlagen."

Evanora und Julian tauschten einen kurzen Blick, der Antwort genug war. Zwischen den beiden lagen hauptsächlich persönliche Differenzen, doch die Heirs of Universe hatten sich damals vor allem aufgeteilt, weil ihre Fähigkeiten einzeln ja schon ein großes Risiko darstellten und gemeinsam waren sie viel zu gefährlich, als dass ein kleiner Planet wie die Erde ihrem Ausmaß gewachsen wäre.
Es war wie bei den Infinity-Steinen, die der Ursprung von ihnen allen waren. Sie waren ebenfalls vom Prometheus aufgeteilt und versteckt worden, da sie zusammen einfach eine zu große Gefahr darstellten und auf keinen Fall vereint werden durften.
,,Das ist uns durchaus bewusst, aber wir haben keine andere Wahl. Malekith ist zurück und er will das Universum in ewige Finsternis stürzen. Deshalb müssen wir ihn aufhalten, bevor es zu spät ist und den Äther in die Hände bekommt.", nahm Evanora das Gespräch wieder auf und Travis konnte seinen leichten Anflug von Verwirrung nicht verbergen, da sich seine schleichende Vermutung von vorhin wohl zu bestätigen schien.
,,Dann existiert er also wirklich noch. Und ich dachte schon, mich hätte vorhin eine Art Fata Morgana heimgesucht."
,,Du konntest ihn spüren?", kam es von Julian, doch Travis winkte ab.
,,Das nicht direkt. Aber es war ein seltsames Gefühl, welches ich damals schon verspürt habe, als wir den Dunkelelfen zum ersten Mal gegenüber getreten sind. Was ich nicht verstehe, wie kann er noch existieren, wenn du ihn damals vernichtet hast?"
Der Blick von Julian wurde von einer Welle an Reue und Schuld überflutet, weshalb stattdessen Evanora antwortete und gar keinen Hehl daraus machte, dass sie Julian für diese unerwartete Entwicklung innerlich zu verfluchen schien.
,,Tja, er hat uns nur glauben lassen, dass er ihn vernichtet hat. In Wirklichkeit hat er ihn aber nur versteckt, weil unser göttlicher Schöpfer es ihm so aufgetragen hat. Und als dieser vor knapp einer Woche bei Julian in Rom aufgekreuzt ist, hat er ihm den Auftrag erteilt, uns zu suchen und die Dunkelelfen aus dem Weg zu räumen. Diesmal aber richtig."
Travis sah verdutzt zu Julian, der kurz die Augen schloss und diesen Vorwurf sicher nicht zum ersten Mal hören musste. Evanora/Crystal war ja auch dafür bekannt, ziemlich nachtragend zu sein und selbst Travis konnte nicht leugnen, dass die vorgetäuschte Vernichtung des Äthers ihn verärgerte. Immerhin hatten sie lange Zeit angenommen, dass durch diesen somit keine Gefahr mehr drohte, doch die Existenz des Realitätsteins änderte einfach alles. Und so wagte es Mind Race zum ersten Mal seit ihrer Existenz einmal selbst, Space Jumper in ein Kreuzverhör zu nehmen.
,,Du stellst den Befehl von Prometheus also über das Wohl des ganzen Universums? Warst du dir denn nicht im Klaren darüber, was das für Konsequenzen mit sich bringen könnte?", brachte er angespannt hervor und Julian starrte ihn fassungslos an.
,,Was hätte ich denn tun sollen? Mich Prometheus widersetzen und seine Anordnung missachten? Dir ist schon klar, dass er unser Schöpfer ist und sozusagen das letzte Wort hat."
,,Mag sein, aber du weißt genauso gut wie wir alle, welche Macht die Infinity-Steine besitzen. Wir sind der lebende Beweis dafür. Im Moment mögen sie vielleicht verstreut und dadurch halbwegs unter Kontrolle sein, aber stell dir nur einmal das Ausmaß der Zerstörung vor, welches sie mit sich bringen könnten, sollten sie jemals wieder vereint werden."

Nicht nur durch seine Fähigkeiten war sich Mind Race dieser Tragweite bewusst, sondern all seine Instinkte warnten ihn davor, es jemals so weit kommen zu lassen. Sie alle wussten zwar nicht, weshalb genau Prometheus damals die Infinity-Steine getrennt hatte, denn schließlich hatten sie einst die Einheit des Universums gebildet, doch der Gott würde ihnen ohnehin keine Antwort darauf geben.
Allerdings wusste sie um die verheerenden Folgen, was eine Wiedervereinigung auslösen würde und Prometheus hatte sie schließlich zum Schutz des Universums erschaffen. Deshalb verstand Mind Race umso weniger, weshalb er Julian daran gehindert hatte, den Äther damals zu vernichten.
,,Das ist mir durchaus klar und glaub mir, ich wollte von Prometheus wissen, weshalb der Äther weiterhin bestehen sollte. Aber er sagte mir nur, dass es von Wichtigkeit wäre, weil seine Existenz eine höhere Bedeutung haben würde.", gestand Julian, woraus Travis seine Schlussfolgerung zog.
,,Lass mich raten: was für eine Bedeutung das ist, hat er dir nicht verraten."
,,Nicht mehr anrufen, wir haben einen Gewinner.", bestätigte Evanora seine Vermutung, was ihn aufseufzen ließ.
,,Hervorragend. Also dürfen wir mal wieder die Scherben aufräumen, welche unser allmächtiger Schöpfer durch seine mysteriösen Entscheidungen hinterlassen hat. Und ich dachte, die Zeiten lägen endlich hinter uns. Aber der Bürde unserer Schöpfung entkommen wir wohl niemals."
,,Klingt seltsam, das ausgerechnet von dir zu hören. Schließlich warst du stets immer der Schweigsame von uns.", konterte Julian, doch Travis zuckte nur mit den Schultern.
,,Ich brauche auch nicht viel zu sagen, wenn das Offensichtliche direkt vor uns liegt. Außerdem lasse ich meistens meine Gedanken für mich sprechen und die sind zum Glück unzugänglich für jeden anderen. Ausgenommen Prometheus vielleicht, weshalb ich seit unserer Ankunft auf diesem Planeten stark daran gearbeitet habe, sie vor ihm zu verbergen. Wer weiß, was dieser Gott noch alles vor uns verbirgt."
Julian's Blick verfinsterte sich leicht, doch Evanora war durch die Äußerung von Mind Race hellhörig geworden. Denn es machte sie neugierig und sie hatte die starke Vermutung, dass der Aufenthalt von Travis hier in Ägypten kein Zufall war.
,,Glaubst du etwa auch, dass Prometheus Geheimnisse hat?"
,,Warum glaubst du, bin ich hier? Was die naiven Sterblichen da draußen für eine gewöhnliche Expedition halten, bei der sie nach ägyptischen Schätzen graben, ist für mich gewissermaßen eine Mission. Sagen wir einfach, ich befand mich bislang auf den Spuren der Götter und ich wollte zuerst versuchen, andere Götter zu verstehen, bevor ich die Handlungen und Entscheidungen unseres eigenen Schöpfers hinterfrage. Denn das könnte ziemlich fatal enden, sollte Prometheus davon Wind bekommen."

Diese Offenbarung kam unerwartet für Julian und Evanora, doch Travis war ja schon immer schwer zu durchschauen gewesen. Er war sehr verschlossen und wirkte dadurch fast schon ein wenig unscheinbar, war aber gleichzeitig doch so ausgesprochen mächtig, dass er selbst einem Gott gleichkam. So, wie sie alle es im Grunde taten.
,,Travis, du bist ein Genie. Konntest du denn schon etwas in Erfahrung bringen?", fragte Evanora ganz aufgeregt, doch bevor sie eine Antwort erhalten konnte, ging Julian dazwischen.
,,Für derartige Kaffeekränzchen haben wir später noch genug Zeit, wenn wir Malekith in die ewigen Jagdgründe geschickt haben. Aber jetzt müssen wir uns auf das Wesentliche konzentrieren, denn ein Mitglied unseres Teams fehlt uns schließlich noch. Also, Mind Race...wo ist Miss Timeless?"
,,Woher soll ich das wissen?", kam es entrüstet von Travis, doch Julian's Blick durchbohrte ihn fast.
,,Bitte! Du und Talea habt schon immer eure Beweggründe geteilt, denn ihr habt eine Verbindung, die einer Art Geschwisterliebe gleichkommt. Ihr seid fast wie Zwillinge, was ich zwar noch nie verstehen konnte, aber jetzt durchaus praktisch sein dürfte. Wenn sie jemand finden kann, dann du. Und bitte bedenke dabei, dass sie überall sein könnte. Nicht nur Ortsmäßig, sondern auch zeitlich gesehen."
Der Tonfall von Julian duldete keinen Widerspruch und zum ersten Mal seit Langem, war er wieder der Anführer Space Jumper. Derjenige, der die Heirs of Universe leitete und auf den richtigen Weg führte. Zumindest, wie es früher einmal gewesen war.
Etwas mürrisch nahm Travis den Befehlston hin, denn er hatte trotz allem noch Respekt vor Julian, auch wenn er manchmal Zweifel an dessen Entscheidungen hatte. Aber er hatte durchaus Recht, denn Talea könnte sich auch in der Vergangenheit oder Zukunft befunden. Je nachdem, wohin es die Zeit gerade verschlug und diese war immerhin das Fachgebiet von Talea, die durch den Zeitstein erschaffen worden war. Der Infinity-Stein, der wohl am unberechenbarsten von allen war.
,,Ich werde es versuchen. Versprechen kann ich aber nichts. Denn Talea und ich haben uns das letzte Mal vor 300 Jahren gesehen und in dieser Zeitspanne kann viel passieren. Sie könnte uns weiter voraus sein, als wir denken."
Travis schaute ernst in die Runde, was Evanora mit einem Nicken quittierte. Sie war heute ungewöhnlich zurückhaltend und Travis nahm einfach nur an, dass sie Mühe damit hatte, Julian nicht an und Stelle den Kopf abzureißen. Immerhin war es seine Schuld, dass sie sich in dieser verzwickten Situation befanden, auch wenn er lediglich den Befehl von Prometheus befolgt hatte. Doch sein Schweigen belastete ihre Gemeinschaft mehr, als es alle bisherigen Konflikte bislang getan hatten.

,,Eine Sache sollten wir aber noch klären, bevor wir uns erneut in den Kampf stürzen und das Universum dadurch vor dem Untergang bewahren.", räumte Travis ein und Julian stichelte ein wenig.
,,Und das wäre, Mr. Universal IQ?"
,,Wenn wir diese Mission antreten, dann geben wir unser Leben im Exil auf. Wir haben keine Ahnung, wohin uns dieser Kampf bringt und es könnte erst der Anfang sein. Im schlimmsten Fall...erfahren alle von unserer Existenz und das könnte schwerwiegende Folgen mit sich bringen.", sagte er mit ernster Miene und Evanora stimmte ihm zu.
,,Das wäre möglich, aber wir müssen das Risiko wohl eingehen. Es steht zu viel auf dem Spiel und wenn schon Prometheus sagt, dass wir eingreifen sollen...wird uns wohl kaum etwas anderes übrig bleiben. Zwar teile ich deine Meinung, dass unser werter Schöpfer keineswegs mit offenen Karten spielt, aber ihn wütend machen, möchte ich jetzt nicht unbedingt. Obwohl ich durchaus Lust hätte, ihm in seinen göttlichen Hintern zu treten."
Das Temperament von Evanora war mal wieder bemerkenswert und Travis tarnte den Anflug eines Lachens durch Husten, was Julian mit prüfender Miene beobachtete. Doch dann beschloss das Trio, sämtliche Zweifel vorerst auszublenden und sich der Realität zu stellen. Denn immerhin wartete ein Kampf auf sie und die Sicherheit des Universums stand auf dem Spiel, weshalb es unumgänglich war, dass sie wieder Seite an Seite kämpften, um es in Ordnung zu bringen.
Deshalb nahm Travis einen tiefen Atemzug und sah entschlossen zu seinen beiden Gefährten, wobei ihre Fähigkeiten spürbare Schwingungen aussandten, die sich untereinander vermischten und wieder zu einer festen Einheit bildeten. Aber ein Teil fehlte ihnen noch und genau diesen mussten sie jetzt finden.
,,Also, dann. Lasst uns unsere Gang wieder zusammenbringen. Finden wir Miss Timeless!"

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