Noch während seine Mutter die beiden Damen verabschiedet, zieht sich Jin auf sein Zimmer zurück. Er hat heute definitiv keine Nerven mehr für dieses Gespräch. Also schnappt er sich wärmere Sachen und zieht sich um. "Kommst du mit spazieren?"

"Blöde Frage, natürlich." Und so kuschelt sich Namjoon bald darauf tief in Jins Schal, während dieser von Kopf bis Fuß eingemummelt durch die Gegend stapft. Schweigend läuft Jin immer weiter und langsam fragt sich Namjoon, ob dieser seine Umgebung überhaupt noch wahrnimmt. "He Jin." Dieser zuckt sichtbar zusammen und Namjoon wickelt sich tiefer in den Schal, da es langsam wirklich kalt wird.

"Entschuldige, ich war in Gedanken. Ist dir kalt? Sollen wir zurück?" Auch wenn er es ungern zugibt, sind seine klappernden Zähne wohl laut genug. Kurz darauf hört er, wie Jin seinen Reißverschluss öffnet, noch während er überlegt, warum dieser bei diesen Temperaturen die Jacke öffnet, wird er von Jin gepackt und kurzerhand unter seinen Mantel gestopft.

Bevor er überhaupt reagieren oder protestieren kann, zieht Jin den Reißverschluss langsam wieder höher und ihn umfängt eine angenehme Wärme. "Sorry Joonie, ich hätte mehr auf dich achten sollen." Nun weiß er gar nicht mehr, was er sagen soll. Schließlich entscheidet er sich die Situation einfach hinzunehmen und schmiegt sich an Jins warmen Bauch. Dieser hat einen Arm vor eben diesen, damit Namjoon darauf bequem sitzen kann.

Als sie wieder bei Jins Eltern ankommen, ist es draußen ziemlich dunkel und nur wenige Laternen erhellen den Weg, dass es in der letzten halben Stunde begonnen hat zu schneien, hat Namjoon noch gar nicht bemerkt. Ihn hüllt die angenehme Wärme immer weiter ein und er hat Probleme, nicht einzuschlafen.

Leise betritt Jin das Haus und Namjoon hat mittlerweile wirklich immer mehr Mühe, wach zu bleiben. Als Jin vorsichtig seinen Mantel öffnet, gähnt er herzhaft und lächelt, als ihn Jin vorsichtig auf den Schrank setzt. Verschlafen beobachtet er, wie Jin seine Sachen aufhängt, bevor er nach ihm tastet und mit Namjoon zusammen sein Zimmer ansteuert. Sobald sich die Tür hinter ihnen schließt, macht er sich sichtbar und reibt müde seine Augen.

Und so liegen sie wenig später zusammen im Bett, doch Namjoon bekommt kaum noch mit, wie ihn Jin näher zieht, da er immer noch zittert. Die Wärme gibt ihm den Rest und er schläft fast augenblicklich ein.

Als er wach wird, kann er sich kaum bewegen. Mühsam schiebt er Jins Arm von sich, da ihn dieser wie ein Kuscheltier an seine Brust presst. Nicht, dass es nicht bequem ist, aber die Geste wühlt ihn mehr auf, als er es erklären kann. Mit etwas Abstand setzt er sich und betrachtet Jin.

Warum hat er sich eigentlich noch nie Zeit genommen, um zu bewundern, wie hübsch dieser ist? Seine Gesichtszüge sind völlig entspannt, die vollen, sinnlichen Lippen sind leicht verzogen und seine Haare sind wild verstrubbelt. Trotzdem ist er für Namjoon gerade das schönste Wesen, was er je gesehen hat. Verwirrt hält er inne. Diese Gedanken sind gefährlich, er sollte gar nicht erst zulassen, dass sie sich in seinem Kopf breitmachen.

Noch während er sich darüber Gedanken macht, regt sich Jin langsam und gähnt herzhaft. Dann blickt er sich suchend nach Namjoon um und lächelt ihn verschlafen an. "Ich habe schon ewig nicht mehr so gut geschlafen wie diese Nacht." Bei diesen Worten zieht sich Namjoons Herz schmerzhaft zusammen. Das ist nicht gut, in spätestens drei Monaten ist er wieder weg. Jin sollte sich nicht so sehr an ihn gewöhnen.

Beim Frühstück ist die Stimmung in der Familie ganz schön angespannt. "Warum hast du uns nicht erzählt, dass es jemanden in deinem Leben gibt?" Jins Mutter sieht traurig und fast schon beleidigt aus. "Das wollte ich ja. Aber persönlich, ganz in Ruhe und nicht am Telefon. Ich habe dir sehr deutlich gesagt, dass ich nicht an einem Date interessiert bin, aber das hat dich nicht daran gehindert, diese Leute einzuladen." Jin klingt ziemlich verletzt und schaut nur betrübt auf seinen Teller. Namjoon weiß gar nicht, wie er noch reagieren soll. Vorsichtig kuschelt er sich näher an Jin, um diesen Beistand zu leisten.

"Gut, dann erzähl wenigstens von deinem Date." Jins Mutter klingt wirklich interessiert, während sein Vater in seiner Zeitung liest, als würde ihn das alles nichts angehen.

"Ich habe ihn bei mir im Laden kennengelernt. Plötzlich war er da. Wir sind mit der Zeit Freunde geworden und er hilft mir, wann immer es geht. Dadurch ist es nicht mehr so anstrengend, den Laden zu führen und ich habe endlich wieder etwas Freizeit gewonnen. Nach und nach habe ich begonnen, diese auch mit Namjoon zu verbringen und ehrlich ich kann mir niemand anderes mehr in meinem Leben vorstellen." Unterdessen erstarrt Namjoon. Ist das nur die Version für seine Eltern? Oder verrät Jin gerade mehr als geplant? Wieder wird ihm bewusst, dass er sich bereits zu weit eingemischt hat. Er darf nicht länger in der Menschenwelt bleiben.