Magie
"Warum hast du ihn dann nicht mitgebracht?" Abwartend sieht Jins Mutter zu ihrem Sohn. "Weil ich erst wissen will, ob es funktioniert. Weil es einfach zu früh ist." Traurig lässt Jin seinen Kopf hängen. "Was für ein Blödsinn. Ich habe dich selten so gefühlvoll reden hören, als würdest du ihm die Welt zu Füßen legen wollen. Bring ihn das nächste Mal mit."
Anschließend scheint sich alles langsam zu entspannen und der Rest des 24ten verläuft friedlich, Jin und seine Mom singen in der Küche Weihnachtslieder, während sie das Essen vorbereiten und insgesamt erscheint mit einem Mal alles so idyllisch.
Am liebsten würde Namjoon Jin immer so gelöst und glücklich sehen, aber beim Gedanken, dass er Jin bald verletzen wird, wird ihm schlecht. Krampfhaft versucht er, sich zurückzuhalten, um Jin mehr Freiraum zu geben. Doch immer wieder bemerkt er, wie er ihn sucht und leicht panisch wird, wenn er ihn nicht augenblicklich findet, dass Jins Mutter noch nichts bemerkt hat, wundert ihn wirklich.
Jedes Mal schubst er kleinere Sachen vom Schrank oder sorgt dafür, dass es auffällige Geräusche gibt, damit Jin weiß, dass er noch da ist und wo in etwa. Eigentlich ist es ja fast schon süß, wenn es nicht absolut verboten wäre. Langsam hat er das Gefühl, das schlechte Gewissen frisst ihn immer weiter auf. Vielleicht sollte er seine Mission hier abbrechen, immerhin hat er noch drei Monate Zeit. Er könnte weiterziehen und versuchen seine Aufgabe zu erfüllen, aber er hat das Gefühl, dass Jin ihn gerade wirklich dringend braucht.
An diesem Abend ist es relativ ruhig, als die beiden endlich alleine sind. Als Jin ihm tief in die Augen schaut, hat er das Gefühl, sich in diesem Anblick zu verlieren. "Wenn ich mir etwas zu Weihnachten wünschen könnte, wäre es, dass du für immer bleibst." Und mit diesen Worten hat er das Gefühl, dass sein Herz endgültig aussetzt. Jin sieht so verletzlich aus, so zerbrechlich. "Wenn ich es irgendwie könnte, würde ich es ohne zu zweifeln tun." Mit diesen Worten rutscht er näher und Jin schließt ihn in seine Arme.
Beiden ist in diesem Moment wohl klar, dass dieser Weihnachtswunsch aussichtslos ist. Aber die Hoffnung bleibt, sei sie auch noch so gering. Er kann spüren, wie Jin lautlos schnieft und klammert sich noch fester an ihn, doch die passenden Worte wollen einfach nicht auftauchen. Und so liegen sie stumm und fast schon verzweifelt nebeneinander.
Sein letzter Gedanke an diesem Abend ist, dass er bereit ist, für Jin alles aufzugeben.
Ein erschrockener Schrei weckt ihn am nächsten Morgen, fast gleichzeitig hört er einen dumpfen Aufprall. Als er Jin vorm Bett sitzen sieht, beginnt er zu kichern, verstummt aber bei dessen panischen Anblick. Und warum klingt sein Kichern so tief? Erschrocken sieht er an sich hinab und nun versteht er auch Jins Reaktion. "Alles ok Jin, das bin immer noch ich."
Beschwichtigend hält er die Hände nach oben, um zu zeigen, dass er keine Gefahr darstellt. "Joonie?" Jins Augen weiten sich.
Schnell nickt er und versucht zu einer Erklärung anzusetzen, doch Jin ist schneller. "Warum bist du plötzlich so riesig und liegst dazu noch nackt in meinem Bett?" Bei diesen Worten läuft Namjoon rot an.
"Ich hatte ja gesagt, dass ein Teil meiner Magie beschränkt wurde. Eine Fähigkeit ist es, zwischen meiner Wichtel- und meiner menschlichen Gestalt zu wechseln und es erfordert einiges an Konzentration, damit meine Sachen schrumpfen oder wachsen. Aber dieser Gestaltwechsel ist im Schlaf passiert also...". Und damit zieht er die Überreste seiner Sachen unter sich hervor und sieht sie traurig an.
Langsam scheint sich Jin zu fangen. Er dreht sich zu seinem Schrank und wirft Namjoon einige Sachen zu, dann verschwindet er ins Bad und Namjoon streift sich die Sachen schleunigst über.
Als Jin einige Minuten später wieder zurückkommt, ist die Stimmung reichlich angespannt. "Was bedeutet es, dass du diese Magie zurück hast?"
Vor dieser Frage bzw. der Antwort hat sich Namjoon schon gefürchtet. "Entweder ich habe meine Mission bestanden oder bin endgültig gescheitert. So oder so, muss ich zurück und das klären."
"Musst du sofort gehen?" Mit bebenden Lippen sieht Jin ihn an. "Nein ich denke nicht. Du reist doch morgen früh eh ab, dann können wir zusammen zurück und ich schaue, wie ich von dort nach Hause komme."
"Kommt gar nicht in Frage. Ich setze dich da morgen ab. Aber werde ich dich dann nochmal sehen können?"
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