Time Will Tell

"Ich fahre." Noch bevor ich irgendetwas sagen konnte, hatte Jaebum mir den Schlüssel zu meinem Wagen aus der Hand gezogen und schloss ihn auf. "Bam, du bist so angespannt, du würdest überspannen, würde eine Ampel auch nur in der letzten Sekunde von gelb auf rot schalten." Amber schlug mir freundschaftlich auf die Schulter und ließ sich auf dem Beifahrer Sitz nieder. Da hatte sie wohlmöglich recht. Ich hatte die Nacht kaum geschlafen und wenn, dann war ich bei jedem kleinsten knacken aufgewacht und hatte nur schwer wieder zur Ruhe finden können. Das letzte mal, als ich so drauf war, war als Theresa wie aus dem nichts verschwand und ich mir höllisch Sorgen um sie machte. Wenige Tage danach bekam ich die Nachricht von ihrem angeblichen Tod und schlafen wurde mir unmöglich.

Jia und Jungsoo sahen mich aus großen Augen an. Sie erwarteten von mir, dass ich mit ihrer Mutter wiederkommen würde. Ich hatte ihnen gestern den Ablauf der nächsten Wochen mitgeteilt, aber es etwas abgewandelt, als es eigentlich sein sollte. Chen hatte mir alles nur wenige Stunden zuvor erzählt, bevor ich es anders an meine Kinder weiter gab. Ich sollte mich mit Tai ein paar Tage lang in Spanien verstecken, während Chen und Zara bei den Zwilingen blieben und Hongki und die anderen aus LA die Stadt im Auge behielten. Youngjae, Yugyeom, so wie Hoseok, Taehyung und all die anderen wollte ich nicht mit in die ganze Sache ziehen und hielt deshalb vor ihnen dicht. Nach Spanien würden wir in New York halt machen und von dort aus dann nach LA, wo wir solange bleiben würden, bis unsere Tochter da wäre. Innerlich hatte ich mir bereits tausende Namen auf die Liste geschrieben und würde sie Theresa sofort vorschlagen, wenn ein passender Moment kommen sollte. In LA hatte ich das Haus kaufen können, in dem sie damals mit ihrer Tante gelebt hatte und hoffte ich könnte somit bewirken, dass sie ein paar ihrer Erinnerungen dort wieder bekam, bevor wir weiter nach Hawaii und wieder nach Hause fliegen würden.

"Passiert ihnen oder meiner Frau irgendetwas, mach ich dich dafür verantwortlich." knurrte ich Chen leise zu, der uns für LA Leute an die Seite gegeben hatten, die einst eine Untergruppierung der Ssang Young Pa waren. Wirklich beruhigte es mich nicht, grade da der Mann von Hyerim dabei war, diese mit einem der Bangtans verwand war. Die Gang war an dem Tod von Theresas Eltern schuld und wie durch einen geisterhaften Zufall geriet sie auch genau an diese, nachdem sie von ihrem Haus flüchtete. Auch dieses konnte ich durch Amber auffinden. Seit dem dort der Mord ihrer Eltern stattgefunden hatte war es leer. Ich selber hatte es nur im Internet gesehen und wollte, wenn wir in New York wären, unbedingt selber sehen, wie meine Frau aufgewachsen ist. Vielleicht würde sie auch hier einige Erinnernungen wieder bekommen, doch hoffentlich noch nicht die, von dem Tod ihrer Eltern. "Deine Kinder sind sicher und deine Frau auch." versicherte Chen mir mit festem Blick. Ich nickte und wendete mich Jia und Soo zu.

Beide lächelte ich zuversichtlich an und schloss sie in eine Umarmung, beide mit einmal. Sofort legten sie ihre Arme um mich. Kurz verweilten wir so, eh ich von ihnen abließ. "Ich will, dass ihr immer in der Nähe von Chen oder Zara bleibt, keiner von euch beiden wird die Wohnung und das Gebäude eigens verlassen. Verstanden?" beide nickten gehorsam. "Es hat was mit deinem Bruder zu tun oder?" fragte Jia leise. Ich nickte. "Ja das hat es." gab ich allerdings keine wirklich genau Antwort. "Sie wird da sein, wenn ihr wieder hier seit oder?" lächelte Jungsoo und steckte mich damit an. "Ja wird sie. Absofort wirst du dann nicht mehr der kleinste sein Soo." ärgerte ich ihn ein wenig, was er aber genauso humorvoll nahm, wie ich es meinte. "Wurde ja auch mal Zeit." konterte er und lachte kurz. Ich blieb bei einem breiten Lächeln, wenn ich gelacht hätte, hätte ich vor Aufregung wohlmöglich gekotzt.

"Wir sehen uns in ein paar Wochen und haltet euch an das, was ich euch gesagt hab." wieder nickten meine Kinder eifrig und ich machte mich daran in meinen Wagen zu steigen, den Jaebum sofort anwarf, um Richtung Flughafen zu fahren. Nervös zuppelte ich die Fahrt über an dem Anschnallgurt herum und zerbiss mir die Unterlippe. Amber reichte mir einen Kaugummi. "Bevor von deiner Lippe nichts mehr übrig ist." witzelte sie und ich nahm ihn ihr ab. Wirklich helfen tat es nicht, aber es war wirklich besser als mir meine Lippen blutig zu kauen.

In Gedanken stellte ich mir meine Tai vor. Sie reichte mir, ohne Absätze, grade mal bis knapp an mein Kinn und hatte lange, wunderschöne lockige dunkelblonde Haare, braun graue Augen und unglaublich süchtig machende Lippen, die zu meinen wie keine anderen passten, was mir vor Monaten drastisch klar wurde. Theresa konnte in den richtigen Momenten schüchtern und in den richtigen Momenten laut, sarkastisch und einfach auf eine verdammt sexy Art unfreundlich sein. Von der ersten Sekunde an hatte sie mich auf ihre Seite gezogen. Noch nie gab es jemanden, bei dem ich Atombomben auf die Welt losgelassen hätte, um sie zu schützen. Sie bedeutete mir mein Leben und das würde ich dafür geben, dass sie mit unserer Tochter heil und unversehrt bei den Zwillingen ankam.

Allein die Fahr zum Flughafen kam mir wie Stunden vor, genauso wie die ganzen Checks und die Wartezeiten, bevor es zum Flieger selber ging. Amber und Jae würden mit bei Tai und mir bleiben.

Wie nicht anders gewohnt flogen wir in der First Class. "Ihr seid ziemlich spät." merkte Melanie Martinez an und sah uns verwundert an. Ich wusste wie viel meiner Frau an ihr lag und hatte deshalb bewirkt, dass sie einer unserer Acts sein würde, die uns auf der Soriee vertreten würden. Zusammen mit dem guten alten Jay und Fall Out Boy. Die Jungs waren auch nicht mehr die jüngsten, doch blieben ihrer Musik fest treu. Das wollte ich ihnen anrechnen und lud sie deshalb ebenfalls ein. "Stau." redete sich Jaebum raus und suchte sich einen der freien Plätze in unserem Abteil. Ich war zu aufgeregt zum sitzen und blieb deshalb so lange wie es mir vor dem Flug möglich war, stehen.

"Danke." meinte Melanie schließlich, als sie neben mir auftauchte und mich aus braunen Augen ansah. "Danke, dass Sie mir die Gelegenheit geben, an einem so angesehenen Event Teil zu haben." sprach sie wirklich aufrichtig. Ich lächelte schwach. "Da gibt es nichts zu danken, meine Liebe. Arbeit, wie du sie leistest, muss belohnt werden." ließ ich sie wissen. Melanie organisierte viele Events für jüngere Leute, Teenager in dem Alter meiner Kinder, die im Heim lebten. Theresa hatte es ungewollt geschafft, dass Melanie ihren Erfolg für etwas gutes nutzte und Kindern Hoffnung im Leben gab. Melanie und ich unterhielten uns noch kurz, bevor sie zu den Männern von Fall out Boy verschwand und es wenige Minuten später losging. Sobald die Bestätigung kam, dass wir uns abschnallen durften, stand ich auf und schaffte es endlich Jay zu Begrüßen. Er hatte sich mit seiner Frau und seinen Kindern, so wie einem Hund und einem eigenen kleinen Label in New York niedergelassen und war extra nach Hawaii gekommen, damit wir alle zusammen als 'Team' nach Paris fliegen würden.

Sofort wurden meine Beine wieder wabbelig, als ich daran dachte Theresa, meine Frau und Mutter meiner Kinder, wieder zu sehen. Ich hatte sie so sehr vermisst, dass es mich innerlich schon sterben ließ. Für mich war sie wie die Luft zum atmen, lebensnotwendig.

Der ganze Flug verlief ruhig ich plapperte mit der Band, mit Jay und Am und Jae. Melanie hielt sich eher zurück. Von uns allen war sie mit anfang zwanzig die Jüngste und hatte deshalb nicht groß Themen, über die sie mit uns sprechen könnte. Als es außerhalb des Fliegers langsam dunkler wurde kam ich endlich ein wenig zur Ruhe und schaffte es mich in meinen Sitz zu setzen, den ich als Bett umfunktionieren konnte.

Morgen würde ich in Paris aufwachen und mich in der selben Stadt wie Theresa befinden, zwei Tage später im selben Saal und dann wäre es nicht mehr lange, bis wir wieder als Familie leben würden. Keiner würde uns mehr was anhaben können. Wir könnten unserer Tochter in ruhe beim Aufwachen zu sehen, während die Zwillinge anfingen ihre eigenen Wege zu gehen, einen Job zu finden, Familien zu gründen. Ich lächelte schwach und konnte mir meinen Sohn nur schwer mit einem Adoptivkind vorstellen, falls er einen Partner finden sollte, mit dem er diesen Weg einschlagen wollte. Jia konnte ich mir gut als knallharte und erfolgreiche Geschäftsfrau vorstellen, die vielleicht sogar irgendwann JYP übernehmen würde. Für meine dritte hoffte ich sie würde ihre Kindheit auskosten und nur langsam groß werden, aber dennoch irgendwann ein festes Bein in der Gesellschaft finden, so wie einen Mann oder eine Frau, mit dem oder mit der sie ihr Leben verbringen würde. Tais und meine Zukunft sah ich locker. Wir würden irgendwann als alter Haufen in einem Pflegeheim sitzen und dort noch alles unsicher machen, bevor uns das zeitliche segnen würde und wir den Teufel in der Hölle von seinem Thron stürzen würden.

Bambam

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