Just Hold On
"Yubo, du kannst so geil singen, wieso versuchst du das nicht mal damit." kicherte ich und griff nach der Flasche Vodka in seiner Hand. Er hielt sie von mir weg und schob schmollend die Unterlippe vor. Er drehte die Flasche zu und stellte sie außerhalb meiner Reichweite, was mich nur nochmehr herunter zog. "Ich kann dich genauso fragen wieso du hier sitzt und nicht in deiner neuen Schule." im gegensatz zu mir klang er noch verdammt nüchtern. Ich begann mit meinen Fingern zu spielen und versuchte durch meine alkoholvernebelten Gedanken eine klare Antwort zu finden. Wenn ich tief in mich sah, erkannte ich das ich angst hatte. Angst nicht akzeptiert zu werden. Mich plagte die angst davor, dass mir das gleiche wiederfuhr und ich wieder in Paps Armen zusammenbrach und im Krankenhaus landete.
Yubeom zog mich zu sich. Du solltest den Neuanfang wirklich nutzen Jia. Du bist jung, hast Durchsetzungsvermögen und sagst, wenn dir etwas nicht passt. Mach es genau so, sei du selber." Ich kicherte und zog mich aus seinen Armen. "Gott, Ich wusste nicht, dass du sowas sagen kannst, fast schon zu tiefgründig für dich." lallte ich und versuchte erneut wieder nach der Flasche zu greifen. Mit Erfolg. Ich sprang von seinem Bett auf und versuchte irgendwie den Vodka aufzudrehen. Der auf dem Bett lief sofort auf mich zu und versuchte mir die Flasche wieder weg zuziehen, doch ich schaffte es ihm aus dem Weg zu gehen, den Deckel aufzubekommen und einen Schluck der im Rachen brennenden Flüssigkeit zu mir zu nehmen, bevor mir die Flasche wieder weg gerissen wurde und ich Yubo wütend anfunkelte.
"Verdammt Jia sieh dich doch mal an!" rief er. "Krieg dich wieder ein, das bist nicht du! Das ist jemand der versucht sich von irgendwelchen Problemen weg zu trinken und das ist überhaupt nicht für dich! Du schwänzt Schule, dein Vater kümmert sich wenigstens um dich. Meiner, im Vergleich dazu, chillt seinen Arsch irgendwo ab, seit dem ich ihn aus dem Knast bekommen hab und er mir nur einmal guten Tag gesagt hat." mit jedem Wort wurde er leiser. Er hatte recht. Ich versuchte vor meinem Problem, der Realität, davor zu laufen und sollte meinen Vater dafür schätzen, dass er sich den Arsch für mich aufriss. "Hast ja recht." murmelte ich und fuhr durch meine kurzen blonden Haare. "Fahr mich in die Schule." ich wankte vorwärts und wollte aus seinem Schlafzimmer, doch er hielt mich auf. "Das hättest du sagen sollen, bevor du dir meinen Vodka eingekrallt hast und dir die Kante gegeben hast Jia." Yubeom hielt mich an meinem Handgelenk zurück. "Besoffen und mit einer ganz klaren Alkfahne, kannst du nicht zur Schule." machte er mir klar und zog mich in eine Umarmung.
Ich krallte mich an ihm fest und konnte nicht verhindern, dass mir ein paar Tränen aus den Augen entflossen. "ich hab Angst Beomi." murmelte ich gegen seine Schulter. Er drückte mich nur näher an sich. "Wovor Jia, dich kennt dort keiner, keiner wird wissen, was dir wiederfahren ist." machte er mir mut. "Aber Kira ist nicht bei mir." murmelte ich. Seit ich denken konnte, war Kira immer in meiner nähe. Sie war gut ein Jahr älter als ich. Wir kannten uns, seit meiner Geburt, so hatte ich das Gefühl und jetzt sollte ich ohne meine beste Freundin auf eine Schule, auf der ich keine Menschenseele kannte. "Kira ist deine beste Freundin, sie wird immer für dich da sein." versicherte er mir. "Was wenn sie herausbekommen wenn ich bin, wenn Paps mich abholen muss oder so Zeug." murmelte ich und kniff die Augen zu. "Ändere die Nummer deines Vaters zu meiner um in der Schule, dann hole ich dich ab, wenn es dir nicht gut geht, aber bitte versuche nicht wieder zu schwänzen und einfach vor meiner Wohnung aufzutauchen." riet er mir.
Ich nickte. "Tut mir leid, dass ich so viel scheiße baue." sprach ich leise und hoffe, er würde es nicht gehört haben. "Das ist völlig okay, du hast deine Mutter verloren, das ist schwierig zu verkraften und bringt einen dazu Sachen zu tun, die nict üblich für einen selber sind." erklärte er mir und nahm mich aus der Umarmung. "Jia glaub mir, es wird alles wieder viel besser werden und die neue Schule ist erst der Anfang." ermutigte er mich weiter und lächelte zuversichtlich. Erneut nickte ich und warf mich wieder in seine Arme. "Und wenn nicht?" zweifelte ich noch immer. "Das wird es, glaub mir. Sag es zu dir selber. Die neue Schule ist ein neuer anfang für mich Jia Bhuwakul. Jetzt wiederholst du das." ich lachte leise und schüttelte den Kopf. "Du spinnst." "Nö. Ich versuche dir gut zuzureden und jetzt wiederholst du das was ich soeben gesagt hab. Er hob mich hoch und kitzelte mich während ich versuchte seinen Satz zu wiederholen, was mir schließlich nach vielen Ansätzen auch gelang. Meine Stimme klang mit einmal nicht mehr ganz so lallend wie vorhin noch und ich fühlte mich wesentlich besser.
"Beomie hör auf!" kicherte ich und wollte ihn von mir stoßen, doch er war wesentlich stärker als ich und schaffte es meine Tritten stand zu halten. "Bitte, ich kann nicht mehr." vor lauter lachen standen mir schon Tränen in den Augen. "Kann ich aber nicht, weil dein Lachen so toll ist." grinste mein über mir und und piekste weiterhin in meine Seiten. "Ich lache wie ein Affe." brachte ich hervor und schaffte es seine Hände von mir weg zu bekommen. Ruckartig fiel er nach vorne und stützte sich mit seinen Armen links und rechts neben meinem Kopf ab.
Aufeinmal verstummte mein lachen und sein grinsen zog sich wieder zurück. Seine Lippen waren nur knapp von meinen entfernt und waren einen Spalt breit geöffnet, als würde er etwas sagen wollen, doch die Worte in seinem Mund blieben stecken. Ich weiß nicht was mich dazu trieb, aber ich war mir unter anderem sicher, dass es der Alkohol war, der mich mit dazu brachte das ich meine Hände in Yubeoms Nacken legte und ihn zu mit herunter zug, um unsere Lippen zu verbinden. Ein kribbeln ging durch meinen Körper, so wie kleine Elektroschläge zogen sie von meinen Haarwurzeln bis zu den Zehenspitzen. Das kribbeln wurde in jede Sekunde, in der unsere Lippen vereint waren, stärker, und brachte mich dazu meine vorsichtig gegen seine zu bewegen, während ich meine Hände in seinen weichen blonden Haaren vergrub. Genau so langsam wie ich glich Yubeom sich an und fuhr mit einer Hand über meine Wange.
Nach atem schnappend löste ich mich von seinen Lippen und seiner Hand und versteckte mein Gesicht in dem Kissen, auf dem ich mit dem Kopf lag. Das hatte ich jetzt nicht wirklich getan. Ich hatte jetzt nicht wirklich Yubeom geküsst. In mir konnte ich nicht entscheiden was schlimmer war. Die Peinlichkeit, die mich innen eben auffraß oder die Tatsache, dass er meinen Kuss erwiedert hatte und jetzt keinen Ton von sich gab. Vorsichtig nahm ich mein Gesicht aus dem Kissen. Yubo sah mich einfach nur an. Den Ausdruck seiner Augen konnte ich nicht deuten. Er hatte das stählernste Poker Face aufgesetzt, was ich jemals gesehen hatte. Mir war klar, dass ich in letzter Zeit etwas mehr für Yubeom an Gefühlen entwickelte, doch eigentlich sollte es nicht sein, wir sollten uns nicht mal kennen, ich sollte nicht mal in meine Gedanken hier sein. Paps würde ausflippen, wenn er herausfinde würde, dass ich Yubeom kannte und dazu noch in seiner Wohnung war.
"Tut mir leid... ich." Mir fielen keine Worte ein. Was sollte ich denn auch sagen? 'Sorry aber irgendwie hab ich nen ziemlich krassen Crush auf dich.' Er würde mich definitiv nie wieder sehen. Allein die Tatsache, dass er gut drei Jahre älter war als ich und zur Zeit die Charts mit seinen Songs stürmte, sollten mich eigentlich von ihm abgeschreckt haben, doch das tat es nicht. Im Gegenteil. Als er mich im Entertainment angesprochen und ich ihn erkannt hatte wollte ich wissen wer und was hinter dieser Fassade steckte. Seine Nähe gab mir das Gefühl als wäre alles wie immer und Mom wär noch da. Es war merkwürdig, kaum zu beschreiben, er schien mir irgendwie meine Sorgen zu nehmen und sie mich vergessen lassen. ich setzte erneut an um etwas zu sagen, wurde aber von Yubeom überrumpelt in dem er mich diesmal küsste. Genauso langsam un vorsichtig wie eben bewegten wir unserer Lippen synchron und wurden sicherer. Wieder zog sich das Kribbeln bis in die äußersten Teile meines Körpers.
Mein über mir griff nach meinen Seiten und zog mich hoch, um mich auf seinen Schoß zu setzen. Ich fuhr mit meinen Händen wieder in seinen Nacken und zog ihn noch häher an mich heran. Diese Nähe zu ihm war etwas völlig anderes als sonst, wenn ich irgendwo mit ihm zusammen saß und Kira dabei war. Wieder beendeten wir den Kuss aus luftmangel und wieder sahen wir uns nur unklar über das, was wir hier grade taten an, aber irgendwie gefiel es mir, seine Lippen auf meinen und er mir so nah.
"Kannst...Kannst du mich nach Hause fahren?" ich sah mit roten Wangen von Yubeom weg und stand von ihm auf. "Klar." meinte ziemlich unbehaglich und eilte mir vorraus aus dem Zimmer, um meine Schultasche zu holen. Ich zog mir in der Zeit meine Schuhe an und lief schließlich zu ihm an die Wohnungstür.
Die Fahrt zu dem Gebäude in dem ich wohnte zog sich ins unendliche. Einzig das Radio im Wagen spendete ein paar Geräusche, aber sonst gaben weder ich noch mein neben mir ein Ton von uns. In meinem Kopf rasten meine Gedanken wie in einer Achterbahn. Was wenn es ihm rein gar nichts bedeutet hatte? Aber dann hätte meinen Kuss nicht erwiedert und hätte mich nicht ein weiteres Mal geküsst. Ich fuhr mir mit meinen Fingern über meine Lippen. Meinen ersten Kuss hatte ich mir soviel anders vorgestellt. Nicht so wie vorhin auf Yubeoms Bett, irgendwie romantischer, so wie bei Jungsoo, abends am Strand, im Mondlicht. Aber nicht halb besoffen und nur weil mir danach war. Ich konnte mich allerdings nicht beschweren, es fühlte sich in diesem Moment gut an, doch jetzt war von den amoklaufenden Schmetterlingen nichts mehr übrig, am liebsten hätte ich sie jetzt an Ort und Stelle ausgekotzt.
Der Wagen hielt vor dem Wolkenkratzer, in dem sich meine neue Heimat befand. Ich griff nach meiner Tasche auf dem Rücksitz und hatte nicht wirklich das bedürftnis auszusteigen, obwohl ich eben noch so schnell wie möglich aus dem Benz wollte. "Danke fürs Fahren." murmelte ich und stieg schließlich doch aus. Yubeom folgte mir und hielt mich an meinem Handgelenk zurück. "Jia wir müssen reden." drängte er mich und sah mich ernst an. Ich riss mich aus seiner Hand. "Müssen wir nicht, alles gut." ich zwängte mir ein lächeln auf und eilte viel zu schnell in das Gebäude, bevor Yubeom mir noch folgen konnte. Hastig lief ich zu den Fahrstühlen und ließ mich hoch in die richtige Etage fahren. Ich rannte förmlich zur Wohnungstür und schloss sie auf, bevor ich sie zu schmiss und einfach aus tiefster Seele schrie.
Wieso musste mir alles so schwer gemacht werden? Jungsoo hatte von Anfang an alles mit auf den Weg bekommen. Gute Noten, gutes Verhalten in allen Lebenslagen, während ich die war, die sich mit einem mehr oder weniger guten zweier Durchschnitt halten konnte und auf Feiern immer mahnend angesehen wurde, wenn ich mal lachte oder grinste. Jungsoo hatte es immer einfach. Er hatte Yuhan gesehen, es hatte klick gemacht und Kira hatte sie verkupelt, sie gestanden sich was sie vom anderen hielten, küssten sich und waren zusammen und BAM er war so übermütig mit ihm, dass er sofort mit ihm abhaute. Er bekam ja nicht mal Ärger dafür. Es war ja schließlich der kleine liebe SooSoo er durfte sich ja sowas erlauben, aber wehe ich tat es, dann flogen Fetzen. Jungsoo darf auch einfach mit einem der Trainees zusammen sein, aber mir verbat Dad es einfach auch nur einen zu Gesicht zu bekommen.
Kopfschüttelnd ließ ich mich gegen die Tür sinken und raufte meine blonden Haare verzweifelt. Wieso wurde es mir so schwer gemacht, wieso konnte ich nicht einfach Yubeom sagen, dass er mit etwas wichtiger war, als eigentlich anfangs gewollt, selbst wenn er älter war als ich. Der Altersunterschied von Kiras Eltern waren vier Jahre und bestimmt hatten Ambers Eltern auch etwas dagegen, aber sie waren trotzdem zusammen gekommen, hatten Kira bekommen und heirateten schließlich.
Ich kämpfte mich wieder auf die Beine und schleppte mich in mein Zimmer um mich auf meinem Bett fallen zu lassen. In Momenten wie diesen wünschte ich mir, dass Mom einfach hier wäre und ich ihr alles erzählen könnte, was mir auf der Seele brannte, was ich rauslassen musste. Ich zog mein Handy hervor und betrachtete mit ein paar Tränen in den Augen das Bild von meinen Eltern auf meinem Sperrbildschirm. Mit Schwung erhob ich mich wieder und lief in das Arbeitszimmer meines Vaters. Er war noch nicht zu Hause und somit würde er es auch nicht erfahren, dass ich in dem Zimmer war. Ich ließ mich in den gigantischen weißen Lederdrehstuhlfallen und betrachtete das selbe Bild auf meinem Handy nun auf einer Leinwand mir gegenüber an der Wand. Das was ich als nächstes tat war eigentlich total wierd und creepy, aber ich begann dennoch einfach mit dem Bild zu reden, zu meiner Mutter zu reden, mir all den Balast abzuquatschen, auch wenn Mom mich nicht hören würde, aber der glaube, dass sie es tun würde half mir mich auf meine Sorgen zu konzentrieren und sie sogar ein wenig leicher werden zu lassen.
Jia
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