In The End

Mehr oder weniger freiwillig streckte ich die Hand nach meinem Wecker aus und haute mit ganzer Kraft drauf. Es war mir egal, ob er kaputt ging oder nicht. Jederzeit könnte ich mir so ein Scheißteil wieder kaufen, wenn ich es den wollte.

Ich setzte mich auf und rieb meine brennenden Augen. Ohne in den Spiegel zu schauen wusste ich, dass sie gerötet und wohl auch geschwollen waren, doch es änderte nichts an der Tatsache, dass ich heute wieder in die Hölle von High School musste.

Seit dem Jungsoo und Mom weg waren hatte sich alles verändert. Dad sprach kaum noch und wenn nur das nötigste wie 'Guten Morgen' oder 'Wie war die Schule'. Ich konnte ihn verstehen, er hatte Mom und meinen Bruder auf gewisse Art und Weise verloren und auch ich war schweigsamer verloren. Zwar lebten beide noch, aber wir hatten keinen Plan, wo sie waren und wie es ihnen ging, noch dazu kam, dass Mom schwanger war und ich mein kleines Geschwisterchen wohl nie sehen würde, so wie es zur Zeit stand.

Mein nächster Griff ging zu meinem Handy. Kira hatte mir geschrieben, so wie immer fragte sie mich, ob es mir gut ging, da ich gestern Abend auf keinen ihrer Anrufe reagiert hatte. Es tat mir leid, dass ich sie ignoriert hatte, aber wenn einem Mutter und Zwilling fehlen, ist man nicht in der lage munter mit der besten Freundin zu reden und über Typen zu schwärmen, die im gleichen Kurs waren.

Ich pellte mich aus meiner Decke und stand auf, im in meinem Schrank nach Sachen zu schauen. Viel war nicht mehr. Der Großteil lag verstreut auf meinem Boden im Zimmer, oder im Bad in meiner Etage. Ich lachte auf. Normalerweise hätte Jungsoo sich schon lange aufgeregt und meine Wäsche mit in die Maschiene geschmissen, sie in den Trockner geworfen und am Ende in meinen Schrank einsortiert. Er bestand auf Ordnung, dabei herrschte in seinem Zimmer, seit er gegegangen war, das blanke Chaos. Meine Wahl viel auf ein schwarzes Top und eine Hotpen in gleicher Farbe. Ich suchte mir die verbliebende Unterwäsche heraus und verzog mich in das, mit Klamotten übersähte, Bad um mich für einen weiteren Tag fertig zu machen, bei dem ich wusste, dass wenn ich wieder im Haus wäre, weder Mom noch Soo da wären.

Anfangs hatte es mich motiviert. Ich dachte: Hey! Vielleicht kommen sie ja über den Tag wieder und alles wäre wie bisher, alles wäre so wie es war, bevor es irgendwelchen Spasten einfiel den Empfang von dem Entertainment meines Vaters wegzubomben, doch schnell verflog meine Hoffnung und wandelte sich in einen verzweifelten Glauben um, am Ende nur noch in ein paar aufkreuzende Gedanken.

Paps saß in der Küche, wie jeden morgen. Die Farbe seiner schwarzen Haare ließ nach und das dunkle braun, mit grauen Strähnen, begann sich durchzuschlagen. Es war der Stress. Meinte er. Der Stress auf Arbeit brachte seine Haare eher zum ergrauen. Dad arbeitete viel, seit dem Mom und Jungsoo verschwunden waren, nahe zu den ganzen Tag. Meistens kam er erst abends oder sogar Nachts wieder und ließ sich geschafft auf der Couch fallen. Den Weg hoch in seines und Moms Zimmer fand er nur, wenn er sich umziehen wollte, sonst mied er die Treppen, die von der Zwischenetage mit meinem Zimmer, hoch ins Schlafzimmer führte.

"Morgen Jia." Mein Vater lächelte mich an, es war gestellt, dass sah ich sofort. Ich erwiederte es dennoch und ließ mich auf dem Stuhl neben ihn fallen. Wie immer stand das Frühstück auf dem Tisch. Vier Teller, aus Gewohnheit und Hoffnung, Brötchen, Wurst, Nutella, Marmelade und Cornflakes. "Soll ich dich zur Schule fahren?" fragte Paps mich. Ich schüttelte den Kopf. "Ich fahre mit Bus." murmelte ich und griff mir ein Brötchen, schnitt es auf und beschmierte es.

Im Hintergrund dudelte leise das Radio, sonst herrschte Ruhe am Tisch. Die übliche Stille in den letzten drei Monaten. Eine Stille mit der ich mich wohl oder übel abfinden musste. Mein Blick ging zu dem Bild über dem Sofa in der Wohnstubenecke. Auf dem Bild war es mitten in der Nacht und Mom und Dad saßen mit dem Rücken zum Fotografen in den Dünen, an einem Strand. Mom in ihrem Hochzeitskleid und Dad in seinem Anzug. Seit ich klein war, wollte ich auch so ein Bild haben, wenn ich mal heiraten sollte, doch in den Jahren viel mir auf, dass dieses Bild ein blankes Unikat ist. Weder Eomma noch Appa posieren. Sie saßen einfach nur da, ohne das Wissen fotografiert zu werden und genau das machte das Bild für mich so besonders. Es wirkte natürlich, ehrlich, unschuldig.

"Amber hat uns damals mit einem Fotografen auf unserer Hochzeit verfolgt, als deine Mutter und ich eigentlich kurz unsere Ruhe haben wollten. Wir konnten einfach nicht begreifen, was an diesem Tag passiert war. Wir haben uns für immer aneinander gebunden. Wir waren beide jung und ein wenig überrumpelt damit." erzählte Paps mir und lachte leise, als er sich an diesen Tag zurück erinnerte. Jungsoo und ich waren auch bei ihrer Hochzeit gewesen, nur waren wir damals zu klein, um uns nun daran zu erinnern, aber gerne würde ich es, würde zu gerne sehen wie Ma und Pa damals am Altar gestanden hatten und sich gegenseitig die ewige treue schworen. "Ich mag das Bild." flüsterte ich. "Es wirkt ungezwungen und unschuldig."

Mein Vater lachte erneut leise und nickte. "Genau so hat es sich in diesem Moment auch angefühlt." ließ er mich wissen und nippte an seiner Kaffeetasse. Wieder war es still geworden.

Als ich fertig mit essen war, räumte ich die Teller wieder ab und stellte den Rest zurück in die Schränke und Regale, bevor ich mir ein paar Schuhe anzog, mich von Dad verabschiedete und das Haus verließ.

Auf der anderen Seite der Straße wartete bereits ein schwarzer Mercedes Benz auf mich. Ich lächelte und lief zu der Beifahrertür, um sie aufzuziehen und mich auf den Sitzfallen zu lassen. "Guten Morgen Shawty." begrüßte Yubeom mich. Er war einer der derzeitigen größten Erfolge meines Vaters und mir ein guter Freund geworden, seit Mom und Soo verschwanden. "Wo darf es denn hingehen?" fragte er und grinste. Ich seufzte und schnallte mich an. "Am liebsten nicht in die Schule. Aber die kriegen spitz, wenn ich nicht komme und stressen meinen Vater." murrte ich und verschränkte die Arme.

Seitdem mein Vater mich einmal von der Schule abgeholt hatte, nachdem ich im Unterricht, wegen zu wenig schlaf, zusammen gebrochen bin, wusste man, wessen Tochter ich bin. Die des JYP CEOs Kunpimook Bhuwakul. Dementsprechend viel Wirbel wurde nun auch auf der Schule gemacht. Die einzigen die mir wirklich treu blieben waren Yubeom und Kira. Doch wenn Paps das mit Yubeom erfahren würde, ware mein Leben wohl die Hölle auf Erden, aber Jungsoo durfte einfach so Yuhan daten und mit ihm zusammen sein, einem Trainee von JYP und dass obwohl die Regel bestand, dass wir uns von Paps Arbeit und den Leuten dazu fernhalten sollten, ausnahme natürlich Amber, Jaebum und die anderen höheren Tiere.

"Ist doch nicht mehr lange. Noch drei Wochen, dann sind Ferien und du hast das Jahr geschafft." versuchte mein neben mir mich zu motivieren. Ich lachte auf. Klar Sommerferien, aber die Tatsache, dass die Hälfte meiner Familie fehlte machte das auch nicht wieder sauber.

Yubeom fuhr los und drehte das Radio etwas lauter, als Linkin Park anlief. Erst vor wenigen Tagen hatte man bekannt gegeben, dass sich der Sänger der Band, Chester Bennington, das Leben nahm. Egal wie sehr man auch berühmt sein mag und wie viel Geld man hatte, nie könnte man Dinge die jemandes Leben prägten vergessen. Ich summte den Song leise mit, während Yubeom abwesend die Rapparts rappte.

Vor der Schule hielt der Benz und sofort lagen all die Blicke der Schüler auf dem Hof auf mir. "Ignorier sie Jia." meinte mein neben mir und legte seine Hand behutsam auf meinen Oberschenkel. Ich seufzte und schnappte mir meine Tasche. "Ich kanns versuchen, aber nicht garantieren, dass ich keinen von ihnen anfalle." scherzte ich kalt und stieg aus. "Wir sehen uns." rief Yubo mir aus dem Wagen hinterher. Ich nickte und wechselte die Straßenseite, um mich zu Kira zu stellen, die mich sofort in die Arme nahm.

"Wieder so eine Nacht?" Ich nickte gegen meine Schulter und spürte ungewollt Tränen aus meinen Augen laufen. "Hast du irgendwas getan?" Ich schüttelte den Kopf und krallte mich an meiner besten Freundin fest. "Du weißt du kannst mich Nachts immer anrufen. Ich bin da für dich." erinnerte sie mich und strich über meinen Rücken. Seit Mom und Soo weg waren machte ich mir Vorwürfe. An dem Morgen an dem Soo abgehauen ist, hatten wir uns gestritten, es war unwichtig, aber Jungsoo war sensibel, er hätte es ernster nehmen können, als es war. Ich hatte nie die Chance mich dafür zu entschuldigen und hatte deshalb angst in nie wieder sehen zu können. Mom war schwanger, sie trug mein Geschwisterchen mit sich und war weg. Aber wieso? Waren wir ihr zu viel? Hatte sie einen anderen und das Kind war nichtmal von Paps?

Ein klicken ließ mich aufschrecken. Das widerliche klicken einer Handykamera, die auf mich gerichtet war. Kira ließ von mir ab und fuhr aufgebracht herum, bis sie den schuldigen fand. Es war ein ziemlich assozialer Junge aus dem ersten Jahr. Es gab Gerüchte, dass er heimlich die Mädchen seiner Stufe in den Sportumkleiden fotografierte und sich drauf einen abwedelte.

Kira stauchte ihn zusammen, riss ihm das Handy aus der Hand und schmiss es mit ganzer Kraft auf den Boden. Ich lächelte schwach. Mom hatte mir mal erzählt das Amber, Kiras Mutter genauso war, als sie so alt waren wie wir. Jaebum, Kikis Vater dagegen schien schon immer ruhig gewesen zu sein, wenn ich Mom glauben durfte, falls ich es noch sollte.

Meine Beste Freundin stampfte zurück zu mir und zog mich mit sich durch die starrende Menge. Ich riss mich aus Kiras griff los und rieb mir über den Verband an meiner Hand. Sie blieb stehen und entschuldigte sich sofort bei mir.

Ich meinte, es sei alles gut und lief mit ihr weiter in die Schule. Die Blicke wurden leider nicht weniger und auch nicht die Kameras. Zwar versuchten die Lehrer, zusammen mit Dad dagegen vorzugehen, aber es war so gut wie unmöglich etwas auszurichten. Es mobbte mich keiner, aber all die Blicke waren nicht wirklich angenehm. Man sah mich an, als wäre ich ein Alien und nicht Jia Kunpimook, vor dem Vorfall mit dem zusammenklappen, zumindest in der Schule, Jia Amblony. Wie alle anderen war ich ein Mensch, der am Ende in dieser großen Welt ,bestehend seit Milliarden Jahren, nur ein Wimpernschlag war.

Jia

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Plan Änderung 😄
Ich hab mich dafür entschieden nicht erst Be Quiet fertig zu schreiben, um dann an Heavy Fire weiter schreiben zu können, Sondern, dass ich hier mindestens aller drei oder vier Tage update
😄

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