Can't See It
Später brachten mich Chanyeol und Baekhyun zurück. Kritisch besah Mark mich von allen Seiten, als könnte ich irgendeinen Schaden davon getragen haben. Doch den einzigen Schaden, denn ich hatte, war es ihm zu glauben, ihm zu vertrauen, als er im Krankenhaus neben mir saß und mir immer wieder einredete, wie toll wir doch zusammen waren, sodass mein Kopf wohl unumgänglich davon ausgehen musste, dass ich ihn kannte, dass ich sein Kind in mir trug. Doch das ganze stellte sich als üble und große Böse Lüge heraus.
"Was habt ihr den ganzen Tag gemacht?" fragte Mark mich gespielt interessiert und setzte sich mit mir aufs Sofa, damit nicht auffiel, dass sich mit mir irgendetwas geändert hatte lehnte ich mich gegen seiner Schulter und verkniff es mir seine Hand wegzuschlagen, als sie auf meinem Bauch ruhte und sanft drüber fuhr. Ich vertröstete mich mit dem Gedanken, dass dies hier bald alles vorbei sein würde. Es war Ende Dezember, morgen würde Silvester sein und dann wären nur noch zwei Monate bis zu dem Abend in Paris, auf dem hoffentlich alles nach Plan verlaufen würde. "Ich hab bei einem Fotoshooting zugesehen." gab ich als Antwort und sah auf die Wellen der Flut in der Ferne. Der Anblick beruhigte mich in Momenten wie diesem, als wären die Wellen ein Gewicht und ich die Waage, die mich ins Gleichgewicht zurückbrachten. "Den ganzen Tag?" Mark klang ungläubig und ich nickte. "Es ging lang." murmelte ich und fuhr durch meine lilanen Haare. "Was hast du gemacht?" wollte ich wissen und zwang meinen Blick zu ihm. Er lachte leise. "Ein paar Aufnahmen überwacht und mitgeholfen und den ganzen üblichen Papierkram." tat er locker ab und schaltete den Fernseher ein.
Im Fernseher lief irgend ein völlig absurder Horrorfilm mit Haitornados, die eine ganze Stadt zertrümmerten und auffraßen. Ziemlich gelangweilt saß ich neben Mark und starrte auf das Bein mit meiner Prothese. Sie hätte nie sein müssen. Ich könnte immer noch fest auf zwei richtigen Beinen stehen, hätte ich diesen verdammten Unfall verhindert. Ich wusste nicht mal wie es überhaupt dazu kam, dass ich in der Schweiz war. Von Jungsoo wusste ich, dass ich ihn angeblich Besuchen sollte und ich wirklich ängstlich und gehetzt schien. Angeblich war mein Erscheinen eine Überraschung, doch wir beide glaubten nicht wirklich daran, als er mir davon erzählte, dass ich nie Probleme mit dem Gleichgewicht hatte. Mein Blick viel auf mein Handgelenk. Ich hatte eine kleine Narbe, es sah aus wie ein Einstich einer Nadel, der allerdings schmerzhaft verzogen wurde und aussah wie ein Kratzer. Hatte er etwas mit meinem Fall zu tun?
"Wie kommt die Narbe an mein Handgelenk?" fragte ich Mark leise, doch wusste, er würde mir alles andere als ehrlich antworten. Ich wollte einfach nur wissen, was für eine Lüge er mir diesmal auftischte, als er mit zögern fertig war. "Eine Katze hat dich mal ziemlich übel erwischt." lachte er gespielt amüsiert und nahm die Hand mit dem versautem Nadelstich. "Sicher?" zweifelte ich an. "Es sieht eher aus wie ein vergeigter Nadeleinstich." hinterfragte ich und bekam genau die Reaktion, die ich erwartet hatte. Er sah mich kurz geschockt an, fasste sich dann aber wieder und suchte nach Worten, wie ich es so oft im letzten Monat beobachtet hatte. Und ich hasste es zu wissen, dass er nie mit einer der Wahrheiten herausrücken würde. "Lange lustige Geschichte, als der Kratzer genäht wurde." meinte er unbehaglich lachend und fuhr sich durch die Haare. Die wagen Erklärungen waren mit nun auch aufgefallen. Er sagte zwar etwas zu meinen Fragen, legte es aber nie genauer und detailierter aus. Ich hatte diese ganzen Fragen aufgegeben, da ich wusste, sie würden sich in einem Nichts aus weiteren Lügen verlieren, die ich nicht hören und ertragen konnte, da sie einfach nur noch weh taten.
Ihm gehörte mein uneingeschränktes Vertrauen und er misbrauchte es für seine dummen Zwecke. Ein schlimmeren Menschen konnte es auf dieser verruchten Welt doch nicht mehr geben.
Als Marks Handy klingelte sprang er wie üblich auf und ließ mich alleine in der Stube zurück. Ich wartete wenige Minuten, bevor ich aufstand und mich zu der Tür seines Arbeitszimmers schlich. Sofort drang seine Stimme in mein Ohr, die garantiert nicht begeistert klang. "Verdammt Luhan! Sie hat keine Ahnung okay? Sie ist noch genauso planlos und leichtgläubig wie am Anfang. Sie wäre die Letzte die etwas mit seinem verschwinden zu tun hätte... Ja er hat sie gesehen, aber er kann nicht ohne weiteres und einfach so aus Europa verschwinden, er muss sich irgendwo verstecken."Ohh wenn die nur wüssten, dass mein Sohn schon lange wieder zu Hause bei seiner, Familie, meiner Familie, war. "Wir werden ihm aus dem Weg gehen, wenn es sein muss beseitigen wir ihn. Er wird Theresa nicht zu Gesicht bekommen und das Kind wird in unseren Kreisen aufwachsen, so wie wir Jungsoo wieder zurückholen, damit er brav die Fresse hält und wir uns an SM und JYP setzen können." Eine Gänsehaut beschlich mich bei Marks Stimme. Er klang komplett wahnsinnig und gestört. Er wollte ein Kind, mein Kind, als sein Eigen ausgeben. Ich musste hier weg, einen anderen Ausweg gab es nicht. Ich musste seinen Bruder warnen, meinen Mann warnen, doch bis auf ein Bild und ein kurzen Auschnitt von ihm in einem Musikvideo hatte ich ihn noch nie gesehen.
Mein eigentlicher Mann sah gut aus, tat er wirklich. Er hatte volle Lippen, die nur danach schrien geküsst zu werden und auf die sämtliche Frauen neidisch sein könnten. Er sah aus wie den Genen eines griechischen Gottes entsprungen, so sehr nahm mich sein unnatürliches Gesicht und die außergewöhnlichen Züge in den wenigen Sekunden, die ich ihn gesehen hatte, ein.
"Xiumin und Lay sind wieder zurück aus Korea und meinten Chen sei nicht erreichbar. Nichtmal seine Mitarbeiter wissen wo er ist, anscheinend ist er plötzlich abgehauen." Chen war der, der sich darum gekümmert hatte, das Jungsoo zu seiner Familie gebracht wurde, während sich Chanyeol um den ganzen Papierkram dazu kümmerte, damit der Junge vor einem Monat aus dieser Hölle in seine Freiheit fliehen konnte. Leise schlich ich mich wieder in die Stube zurück, als Mark dazu neigte das Gespräch zu beenden. Wenige Sekunden nach dem ich wieder bequem auf der Couch saß, trottete Mark wieder her und zog mich zu sich. Ich ließ das ganze schweigend über mich ergehen und sah gelangweilt auf den Fernseher.
Nachteile meiner Schwangerschaft? Ich wurde bei Zeiten verdammt müde, so wie jetzt und obwohl ich mich dagegen wehrte neben Mark einzuschlafen, da ich wusste, dass er mich umzog und meine Prothese abnahm, nickte ich widerwilig ein und ließ die ganze Prozedur ein weiteres mal über mich ergehen, während ich schon im tiefschlaf hing.
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