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Kapitel 5 | Verborgene Schönheit.
»Das Restaurant ist echt schön«, stellt Scott fest, der sich mit großen Augen umsieht. »Kommst du oft hierher.«
»Früher, ja. Mit Cloud und meinen Eltern.«
»Muss schön sein, Familientraditionen zu haben.«
Scott zieht einen der Stühle zu sich, um mir den Platz anzubieten. »Danke. Und ja, Traditionen sind etwas Schönes. Aber nur, wenn sie auch aus freien Stücken gepflogen werden.«
»Klingt anstrengend.«
»Ja, war es auch. Nichtsdestotrotz ist es hier echt schön und das Essen ist überragend für den Preis.«
»Na, wenn du das sagst.«
Mein Blick wandert an Scott vorbei und ich habe plötzlich das Gefühl, zu ersticken.
»Oh, Gott, auch das noch ...« Darren und seine Neue sitzen ernsthaft nur drei Tische weiter von uns und fallen genau in mein Sichtfeld. Schnell greife ich nach der Karte, öffne sie und halte sie mir vor mein Gesicht.
»Was ist los?« Doch Scotts Frage beantwortet sich von selbst, als Darren im nächsten Moment an unserem Tisch steht. Arm in Arm mit seiner Neuen, die mit Sicherheit Influencerin oder Model ist und mir mit ihrem zahnpastaweißen Lächeln entgegenblickt.
»Was für ein Zufall, dass wir uns ausgerechnet hier wieder begegnen!«
Es ist eine Anspielung auf unser Kennenlernen gewesen. Weil wir uns hier, in diesem Restaurant zum ersten Mal gesehen haben. Allerdings habe ich zu diesem Zeitpunkt nicht angenommen, dass wir jemals zusammen kommen würden, um uns anschließend auf diese Weise zu trennen.
»Ja, ... was für ein Zufall«, murmle ich genervt vor mich hin. Am liebsten würde ich ihm sein dämliche Grinsen aus dem Gesicht wischen.
»Hat deine Mom dir schon die frohe Botschaft verkündigt?«
»Dass du und deine Freundin zu unserem Weihnachtsessen kommt?«
»Ja und ...« Sein übertrieben verliebter Blick wandert in die Richtung von Claudia Schiffer zwei Punkt null, »dass wir schwanger sind!«
Autsch. Ich kann förmlich hören, wie mein Herz bricht. Der Stich wird noch tiefer, als Darrens neue Freundin eine Hand an ihren Bauch legt, obwohl noch nicht einmal eine Kugel zu sehen ist.
»Da wird so lange zusammen waren, und mir deinen Eltern noch immer sehr am Herz liegen, freue ich mich umso mehr, dass Michelle und ich zu euerem Familienessen eingeladen wurden.«
»Vielen Dank, dass wir kommen dürfen«, fügt Michelle mit ihrer engelsgleichen Stimme hinzu. »Wir freuen uns wirklich sehr darüber.«
»Schön«, stammle ich und versuche meine Tränen zurückzuhalten. »Dann ... sehen wir uns wohl an Heiligabend.«
»So ist es.« Darren sieht so glücklich aus. Und unter normalen Umständen, würde ich mich auch sicherlich für ihn freuen. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob Michelle weiß, was er für ein Mensch ist.
Vielleicht bist du nicht gut genug gewesen und er hat dich deshalb betrogen, flüstern mir böse Zungen in meinem Kopf zu. Doch ich versuche, sie zu ignorieren, um mir nicht anmerken zu lassen, wie verletzt ich bin.
»Tja, dann ... wünschen wir euch dreien«, Scott malt Anführungsstriche in die Luft, »viel Spaß bei eurem ruhigen Abend. Genießt es, bevor das Baby kommt.«
»Oh, ich bin mir sicher, dass wir auch mit Baby schöne Abende verbringen werden«, entgegnet Darren in einem scharfen Unterton.
Scott lächelt provokant. »Schön, ja. Ruhig«, er schüttelt mit dem kopf, »vermutlich erst, wenn er oder sie achtzehn Jahre alt ist und auszieht.«
»Nun denn, dann wollen wir euch nicht weiter stören. Wir sehen uns bei dem Essen.« Darren sieht erst in meine und dann in Scotts Richtung. »Heaven, Scott - einen schönen Abend noch.«
Dann rauschen die beiden überstürzt davon und ich kann nicht anders, als zu lachen. »Ruhige Abende gibt es erst dann wieder, wenn er oder sie achtzehn ist und auszieht?«
Scott zuckt mit den Achseln. »Ist doch wahr! Ich konnte dieses heuchlerische Gesäusel nicht länger mit anhören.«
»Danke«, ich lege meine Hand auf Scotts, »so etwas hat noch nie jemand für mich gemacht.«
»Nicht ... dafür.«
»Weißt du was? Ich habe eine bessere Idee, als ein gemütliches Essen in einem Restaurant, das schlechte Erinnerungen weckt.«
»Ach ja?«
»Wo kann man hier etwas Trinken gehen und Spaß haben?«
»Oh«, ich denke scharf nach, »vielleicht ins Holy Sparkles ... Ansonsten ist hier leider nicht so viel los, weißt du?«
»Und gibt es dort eine Art Séparée, wo wir ungestört wären.«
»Ein Séparée?« Mir entfährt ein lautes Lachen. »Wir wohnen am Land, was denkst du denn?«
***
In der Bar angekommen, ordert Scott einen Drink nach dem anderen und wir haben eine Menge Spaß.
»Ich habe eine kleine Überraschung für dich, Heaven.«
»Muss ich jetzt Angst haben?« Ich gebe mir die größte Mühe, nicht zu lallen. Aber es fällt mir von Minute zu Minute schwerer.
»Nein! Für wen hältst du mich?«
»Keine Ahnung ...«
»Ich habe die anderen gefragt, ob sie nicht dazustoßen wollen. Und sie sind auf dem Weg, brauchen wegen der Schneemassen aber etwas länger.«
»Okay, klingt gut.« Ich gleite etwas unsanft vom Barhocker, woraufhin Scott nach meinem Arm greift, damit ich nicht umfalle. »Puh, das war knapp!«
»Allerdings.«
»Danke, du rettest mich heute schon zu zweiten Mal und ...« Ehe ich mich versehe, finden Scotts Lippen meine und ich erstarre abermals zur Salzsäule.
Daraufhin zieht er sich zurück, um etwas Distanz zwischen uns zu bringen. »T-tut mir leid! Ich weiß wirklich nicht, was gerade in mich gefahren ist, Heaven.«
»Warte!« Ich kralle mich in sein Shirt, damit er nicht auf die dumme Idee kommt, sich noch weiter von mit zu entfernen. »Hast du mich gerade geküsst, um für Heilig Abend zu üben, oder, weil du mich ...«
»Weil ich dich hinreißend finde.« Er lächelt. Und sein Lächeln ist einfach bezaubernd, dass ich das Gefühl habe, zum ersten Mal den Schmerz der letzten Monate für einen kurzen Augenblick lang zu vergessen.
»Du findest mich ... hinreißend? Obwohl ich nicht groß, blond und durchtrainiert bin?«
Er verdreht die Augen. »Du bist perfekt, Heaven. Und dein Outfit macht mich schon den ganzen Tag nervös, weißt du?«
»Eigentlich ist es Clouds Strickkleid.«
»Clouds Strickkleid, dass dir wahnsinnig gut steht. Vor allem, als du vorhin zur Toilette gegangen bist, konnte ich meinen Blick nicht von dir abwenden, bist du hinter der quietschenden Holztür verschwunden bist.«
»W-was?« Fuck, ich werde rot. Zum Glück ist das Licht in der Bar schummrig. »Bist du dir sicher, dass du das nicht jeder Frau sagst, der du begegnest?«
»Ich bin mir sicher, dass ich nicht jeder Frau, der ich begegne, erzähle, dass ich sie toll finde. Eher im Gegenteil ... dass ich jemanden gedatet habe ist schon eine ganze Weile her.«
»Wir haben ... ein Date?«
Scott leckt sich über seine Lippen, die sich viel zu himmlisch auf meinen angefühlt haben und sieht mich auf diese ganz besondere Art und Weise an. So, wie mich noch nie jemand zuvor angesehen hat.
»Wir haben Spaß, haben etwas zusammen getrunken und ich habe dich geküsst. Also ja, wir haben ein Date.«
Mir stockt der Atem. Ich habe das Gefühl, gleich zu ersticken, sollte Scott nicht sofort etwas dagegen tun.
»Ich habe noch eine weitere Überraschung für dich. Aber die bekommst du erst, wenn die anderen da sind. Vorher musst du dich mit einem weiteren Kuss zufri...«
Noch bevor er ausreden kann, ziehe ich ihn am Kragen seines Shirts zu mir nach unten und presse meinen Mund auf seinen. Er reagiert sofort auf mich und umfasst meine Taille, um mich an sich heranzuziehen.
Und, scheiße ... ich spüre jeden einzelnen Muskel unter seinen viel zu dünnen Klamotten-Schichten.
Er erobert mit seiner Zunge meinen Mund und ich ringe nach Atem. Vor allem, als er mit seinen Fingerkuppen langsam meine Wirbelsäule entlangfährt und mir damit eine unsägliche Gänsehaut über den gesamten Körper jagt.
»Was haben wir verpasst?« Clouds Stimme hinter mir sorgt dafür, dass Scott und ich abrupt auseinanderfahren.
»Ich ... ich meine wir ...«
Doch Scott hat andere Pläne und umfasst abermals meine Taille, ehe er mich wieder an sich heranzieht. »Ich denke, dass wir uns ganz gut leiden können und deshalb miteinander geknutscht haben.«
Cloud zwinkert mir mit einem schelmischen Grinsen zu. Dann zieht sie sich die Mütze vom Kopf und legt ihre Jacke auf dem Barhocker ab.
»Und Ladys? Seid ihr bereit für einen unvergesslichen Vorweihnachtsabend?«, fragt Aaron und ich würde gerne wissen, was er damit meint. Vielleicht ist das die Überraschung, von der Scott gesprochen hat.
»Was habt ihr vor?«
»Keine Sorge, Heaven«, erwidert Cloud, »das wirst du noch früh genug erfahren.«
Die Männer gehen auf die Toilette, während meine Schwester und ich uns einen Drink an der Bar genehmigten. Nach ein paar Minuten tauchten Scott und die anderen mit voller Weihnachtsmannmontur auf und klettern auf die Bar, wo sie sich nebeneinander positionieren.
»Oh nein! Die werden doch nicht ...?!« Ich verschlucke mich an meinem Drink als ich realisiere, dass gerade diese fünf Kerle aus Bosten gerade im Inbegriff sind, in einem winzigen, konservativen Kaff, inmitten einer Bar, zu tanzen.
»Oh doch, sie werden. Aber keine Sorge, wir haben das mit dem Besitzer abgesprochen.«
Wir umfassen unsere Gläser und begeben uns zu einem der Tische, der sich etwas weiter entfernt von der Bar befindet, um das Spektakel in Ruhe mitverfolgen zu können.
Buntes Partylicht gleitet durch den Raum, während im Hintergrund Santa Baby aus den Lautsprechern dröhnt. Mehrere Damen mittleren Alters versammeln sich vor der Bar und klatschen im Takt zur Musik, während die Männer sich nach und nach ihrer Santa-Jacken entledigen.
Mir klappt die Kinnlade herunter, weil einer heißer als der andere aussieht. Aber Scott übertrifft sie alle. Ich wandere mit neugierigen Blicken seinen perfekt definierten Sixpack auf und ab, ehe ich an einer Stelle oberhalb seiner durchtrainierten Brust verharre. Dort ziert ein dezent gestochener Schriftzug seinen Brustmuskel und ich frage mich, was darauf geschrieben steht. Ich frage mich, was wäre, wenn wir allein wären. Wenn ich rittlings aus ihm sitzen würde und ...
»Hey, Heaven ... ich glaube, das Scott dir einen Lapdance geben möchte.«
Bevor ich Cloud fragen kann, wie sie auf den absurden Gedanken kommt, steht Scott auch schon vor mir, nimmt mir das Getränk aus der Hand und umfasst mein Handgelenk, um mich mit sich zu ziehen. Aaron, der ebenfalls die Bar verlassen hat, platziert einen der Barhocker inmitten des Raumes. Anschließend raunt Scott ein unmissverständliches »Setzt dich auf den Hocker« in mein Ohr, woraufhin ich abermals rot anlaufe.
»O-okay ...«
Ich tue was er sagt und kann nicht aufhören, ihn bei seinen viel zu schwungvollen dancemoves zu beobachten, ihn mit meinen Blicken zu fixieren. Ihn mit meinen Blicken auszuziehen.
Dann fährt er den Barhocker so weit nach unten, dass er rittlings über mir stehen, und mir einen Lapdance geben kann. »Nicht so schüchtern ...«
»Ich dachte, man darf einen Stripper nicht berühren.«
»Einen Stirpper vielleicht nicht, aber seinen Verlobten schon.« Scott greift sanft nach meiner Hand und legt sie auf seinen Bauch. Und, scheiße, dieses Bild von ihm und seinem Körper wird sich vermutlich für immer in mein Hirn einbrennen. Anschließend gleitet seine Hand meinen Arm entlang, hoch in meinen in meinen Nacken. Dann zieht er mich an sich heran, bis meine Lippen die feine Hautpartie knapp oberhalb seines Bauchnabels berühren. Er setzt das Glas an und lässt dabei einen Großteil des Drinks an den Seiten herunterlaufen, ähnlich einem Wasserfall.
Dieser Typ ist kein menschliches Wesen, sondern ein Gott ...
Gierig lecke ich das süße Getränk von seinen drahtigen Muskeln und merke dabei, dass sich meine Mitte schmerzlich zusammenzieht. Ich will ihn so sehr, dass ich all die vergeudeten Jahre mit Darren schlagartig vergessen habe. Genauso wie alles andere, was er mir angetan hat.
Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so viel Spaß gehabt habe, wie heute in dieser Bar.
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