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Kapitel 4 | Kann mein Leben denn noch schlimmer werden?

»Nein, Mom! Du hattest kein Recht dazu!« Ich merke, wie meine Stimme am Telefon wegbricht. Mit zitternder Hand halte ich den schweren Plätzchenteig, während mir reihenweise Tränen über die Wange laufen. »Wieso hast du das gemacht?! Wieso hast du ausgerechnet ihn und seine ... diese ... Wieso zum Teufel hast du die beiden eingeladen?!«

Mit meiner Mom zu diskutieren hat keinen Zweck. Für sie ist Darren trotz seines Vertrauensbruchs noch immer unfehlbar. Aber, dass sie ihn gleich zu unserem Familienessen einlädt ist schlichtweg nicht richtig.

Was um alles in der Welt erhofft sie sich davon? Und weshalb hat Darren zugesagt?! Reicht es denn nicht, dass er mich gedemütigt und verletzt hat?

»Heaven«, ertönt es mit einem Mal neben meinem Ohr. »Es tut mir leid, ich habe mich gestern verhalten, wie ein kompletter Vollidiot und ...«, ich drehe mich um und sehe Scott direkt in die Augen. Als er meine Tränen sieht, wird sein Blick ernster. »Was ist los? Ist was passiert?«

»Nein, du hast nichts falsch gemacht, Scott. Ich bin diejenige, die sich entschuldigen muss.« Ich lege den Plätzchenteig auf er Arbeitsplatte ab und wische mir mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht. Zeitgleich stürmen Cloud und die anderen die Küche.

»Was ist hier los?«, hakt meine Schwester nach. »Moment mal, weinst du etwa?« Ihr Blick wandert zu Scott. »Was hast du getan, Scotty?! Hast du etwa Heavens Backkünste kritisiert?«

»Oder sie auf den Pyjama von neulich angesprochen?«, ergänzt Aaron kichernd, woraufhin er einen wütenden Blick von Cloud erntet.

»Mom hat ... Gott ... ich will es gar nicht aussprechen.«

»Was hat Mom getan? Sag's mir!«

»Sie hat ... Darren und seine neue Freundin zu unserem gemeinsamen Weihnachtsessen eingeladen.«

»Sie hat was?!«

»Moment mal«, klinkt Scott sich mit ein, »Darren, wie Darren dein Ex?«

Cloud verformt ihre Augen zu schmalen Schlitzen. »Woher kennst du bitte Darren?!«

»Aus dem Supermarkt. Als Heaven und ich einkaufen waren.«

»Verstehe ... Und Mom hat dieses Schwein wirklich eingeladen?«

»Das ist ja noch nicht einmal das Schlimmste«, ich schluchze, »er hat auch noch zugesagt. Er wird mit irgendeiner Frau hier aufkreuzen, die größer, attraktiver und vermutlicher auch liebenswerter ist als ich.«

»Das stimmt doch gar nicht!« Cloud umfasst meine Oberarme. »Du bist der schönste, liebenswerteste und tollste Mensch den ich kenne. Und abgesehen davon kannst du nichts dafür, dass du so klein bist. Das liegt eben bei uns in der Familie.«

»Sieh mich doch an ... Ich bin von Kopf bis Fuß eingesaut mit Mehl, trage grüne Grinch-Stoppersocken und heule in der Küche unserer chaotischen Tante Mafalda vor meiner Schwester, ihrem Freund und einer Horde gut aussehender Stripper!« Ich schlage mir die Hand vor en Mund. »Fuck! Hab' ich das gerade wirklich laut gesagt?«

»Oh, du findest uns also gut aussehend?« Auf Aarons Lippen zeichnet sich ein schelmisches Grinsen ab.

»Nein, so war das nicht ...«

»Oh doch, genau so war das gemeint, Heaven.«

»Jetzt hör schon auf damit, sie zu ärgern, Aaron!« Cloud boxt ihrem Freund in die Schulter. »Wir müssen dafür sorgen, dass Darren nicht einfach so ungeschoren davonkommt!«

»Was sollen wir tun? Ihn ausladen?« Ich schnaube. »Die Blöße möchte ich mir echt nicht geben.«

»Ich habe eine bessere Idee ...«, sagt Scott. »Aber dafür muss ich mit Heaven allein reden.«

Cloud presst ihre Lippen aufeinander. »Ich wüsste nicht, wie du dabei helfen könntest, Darren loszuwerden. Abgesehen davon, haben Heaven und ich keine Geheimnisse voreinander.«

»Cloud ...« Ich nehme mir meine Schwester für einen kurzen Augenbick zur Seite. »Ich würde mir gerne anhören, was Scott zu sagen hat. Wenn es dabei hilft, Darren loszuwerden, bin ich zu allem bereit.«

»Na gut ... Aber ich erwarte von dir, das du uns in deine Pläne einweihst. Und sollte es nicht klappen, mische ich Darren und seiner Ollen Abführmittel in den Weihnachtspunsch.« Ich kann mir ein Lächeln einfach nicht verkneifen. Wenn es darum geht, für jemanden einzustehen, ist Cloud schon immer an erster Stelle gewesen.

»Okay ...«

Scott und ich warten, bis wir alleine in der Küche stehen. Dann ist er mir plötzlich so nah, dass ich seinen warmen Atem auf meiner Stirn spüren kann.

»Ich würde mein Verhalten dir gegenüber gerne wieder gut machen ... Also, was hältst du davon, wenn wir die Paarsache über Weihnachten durchziehen.«

»Die ... Paarsache?«

»Ja, so kannst du Darren zumindest zeigen, dass du über ihn hinweg bist.«

Ich schlucke schwer, denn das würde heißen ...

»Du ... bist doch über ihn hinweg, oder?«

»Ja, natürlich bin ich das!« Ich nicke ein wenig zu heftig. Nichtsdestotrotz scheint Scott mir zu glauben.

»Gut, dann ... sollten wir uns für den Fall der Fälle vorbereiten.«

»Vorbereiten? Was meinst du?«

»Na, dass wir einen Ring und eine gute Story brauchen.«

»Meine Eltern ... werden an Weihnachten vom Stuhl kippen, wenn ich so mit der Tür ins Haus falle.«

»Na und? Schließlich ist deine Mom gerade eben auch mit der Tür ins Haus gefallen.«

»Ja, stimmt ... Aber ... ich könnte Tante Mafalda und Dad einweihen. Die beiden würden mich niemals an Mom verraten.«

»Wenn du dir da sicher bist.«

»Bin ich.«

»Gut, dann ... zieh dich an und lass uns etwas essen gehen, damit ich dich besser kennenlernen kann.«

»Das geht nicht! Ich muss die Plätzchen machen! Abgesehen davon gibt es noch einiges zu tun und ...«

»Willst du die Sache nun durchziehen, oder nicht, Heaven?«

»Doch schon ...«

»Gut, dann sollen sich Cloud und der Rest der Jungs um das ganze Weihnachtsgedöns kümmern. Einverstanden?«

»Ein...verstanden.«

***

Obwohl Scott und ich kein Date miteinander haben, habe ich das Bedürfnis, mich schick zu machen. Das ist Cloud natürlich nicht entgangen, weshalb sie meinen schmuddeligen Weihnachtspullover durch eines ihrer schwarzen Strickkleider mit Ausschnitt ersetzt hat.

Da ich nicht viel Zeit habe, weil Scott unten auf mich wartet, wasche ich mir lediglich die Mehlreste von den Händen und aus dem Gesicht. Anschließend Bürste ich mein Haar gut durch und binde es zu einem einfachen Pferdeschwanz zusammen.

»Du siehst toll aus, Schwesterherz.« Cloud, die sich lässig gegen den Türrahmen lehnt, mustert mich von Kopf bis Fuß, während sich ein Lächeln auf ihren vollen Lippen abzeichnet. »Ich denke, Scott wird das gefallen.«

Natürlich haben Scott und ich kurz nach unserem Gespräch auch die anderen in unseren Plan eingeweiht. Immerhin wollen wir während des Weihnachtsessens niemanden, abgesehen von meiner Mom und Darren, mit unserer Verkündung überrumpeln.

»Wie kommst du darauf?«

»Ist dir nicht aufgefallen, wie er dich ansieht?«

»Äh, nein ...«

»Also mir schon«, ihr Grinsen wird beinahe schon unverschämt breit. »Abgesehen davon war es seine Idee, dich in den Supermarkt zu begleiten. Er steht auf dich, Heaven.«

»Was?« Ich fahre herum. »So ein Quatsch! Was sollte jemand wie er von jemandem wie mir wollen?«

»Jetzt hör auf damit, dich ständig runterzumachen!« Cloud zieht ihre Augenbrauen zusammen, ehe sie ihre Arme demonstrativ vor der Brust verschränkt. »Seitdem du dich von Darren aka dem blödesten Arschloch aller Zeiten getrennt hast, ist dein Selbstbewusstsein auf die Größe einer Ameise geschrumpft!«

»Ja, weil Darren in den sozialen Medien andauernd irgendwelche Storys von schwedischen Supermodels hochlädt!«

»Sag bloß, du stalkst ihn immernoch!«

»Nein, es ist nicht so ...«, Cloud zieht eine Augenbraue nach oben, »okay ... es ist doch so, wie du denkst. Aber ich stalke ihn mit einem Fake-Profil!«

»Was die ganze Sache nur noch erbärmlicher macht ... Gib mir dein Handy.«

»Cloud, ich ...«

»Sofort, Heaven. Keine Wiederrede!« Ich reiche meiner Schwester schnaubend mein entsperrtes Smartphone, woraufhin sie so wild darauf herumtippt, dass ich mich frage, ob mein Display das auch aushält. »So, fertig. Du bist Darren mit all deinen Profilen nun offiziell entfolgt. Zudem bist du jetzt mit Scott befreundet und hast ein S mit einem roten Herzen in deiner Profilbeschreibung auf Instagram.«

»Cloud!«

»Du kannst mir später danken! Aber jetzt solltest du nach unten gehen und dein Date genießen.«

»Es ist kein Date! Nur ein kennenlernen, damit wir uns nicht verhaspeln, sollten wir in ein Kreuzverhör geraten.«

»Genau.« Sie sagt das mit einem derart merkwürdigen Klang in ihrer Stimme, dass ich so langsam anfange zu glauben, sie möchte mich mit Scott verkuppeln.

»Und jetzt geh schon! Los, los!«

Ich beschließe, die ganze Sache nicht weiter zu hinterfragen. Also gehe ich nach unten, schnappe mir meine Jacke von der Garderobe und gehe zur Haustür raus, wo Scott bereits auf mich wartet.

»S und ein rotes Herz? Ernsthaft?«

Oh Gott, er hat es schon gesehen! Wie peinlich ...

»Ja, das war Cloud. Sie meinte, Darren würde mit Sicherheit versuchen, dich zu stalken.«

»Verstehe ... kaum überrumpelnd.«

»T-tut mir leid. Ich kann das auch wieder löschen, wenn dir das zu viel ist ...«

»Schon gut, ich mache bloß Spaß.« Scott hält mir seinen Arm hin, woraufhin ich mich einhake. »Sollen wir?«

Ich nicke und folge ihm, was gar nicht so einfach ist, weil er - im Vergleich zu mir - ziemlich groß ist und dementsprechend auch größere Schritte macht, als ich. Und weil ich versuche mitzuhalten, merke ich, wie mein Herz schneller klopft.

Oder liegt es vielleicht an der Berührung mit Scott?

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