Riddle Manor
Als er das nächste Mal seine Augen öffnete, brauchte er mal wieder einen Moment, um festzustellen, wo er sich befand und was ihn geweckt hatte. Denn er war sich sicher, dass dieses Mal kein Albtraum der Grund hierfür war.
Dafür war er einfach zu erholt aufgewacht. Und schnell war er sich auch darüber im Klaren, wo er sich befand.
Harry lächelte. Er lag in dem großen weichen Bett, welches in Lucifer's Zimmer stand und die vorwitzigen Sonnenstrahlen, die ihm in diesem Moment ins Gesicht schienen und an der Nase kitzelten, hatten ihn offenbar geweckt.
Der Grünäugige drehte sich etwas zur Seite, kuschelte sich in die hochwertige Seidenbettwäsche und genoss glücklich seufzend mit geschlossenen Augen das warme Gefühl auf seinem Gesicht, als das Geräusch von laufendem Wasser an seine Ohren drang.
Eigentlich hätte es ihn beunruhigen sollen, dass er sich mit einem weiteren Mann nun dieses Quartier teilte, doch das tat es nicht.
Langsam setzte er sich auf, griff wie immer nach seiner Brille und sah sich fasziniert in diesem geschmackvoll eingerichteten Raum um, strich ganz in seinen Gedanken versunken über das weiche Material, welches seinen Körper umgab.
Als er plötzlich mit wild klopfendem Herzen, weit aufgerissenen Augen und leicht am ganzen Körper zitternd in seiner Bewegung innehielt.
Langsam senkte sich sein ungläubiger Blick auf seine Finger der linken Hand.
Eine einzelne Träne sammelte sich in seinem Augenwinkel und lief ihm schon einen Sekundenbruchteil später über seine Wange.
In diesem Moment ging die Tür zum Badezimmer auf und ein frisch geduschter und eingekleideter Höllenfürst betrat die Ärmelknöpfe seines weißen Hemdes zuknöpfend, den großzügigen Wohnraum.
„Harry-?!", Lucifer eilte mit schnellen Schritten auf das Himmelbett zu, ließ sich elegant auf dem Rand des Bettes nieder und drehte den Kopf des Grünäugigen sanft in seine Richtung, während er ihm mit dem Daumen die Träne von der Wange wischte.
„Was ist denn los Liebling? Warum weinst du? Ist etwas passiert? - hast du Schmerzen?!"
Der Gryffindor lächelte kaum sichtbar bei dem besorgten Ausdruck im Gesicht des Teufels und schüttelte leicht den Kopf.
Lucifer hob verwirrt die Augenbrauen. Wollte schon zur nächsten Frage ansetzen, als der schwarzhaarige näher an den älteren Mann heran rutschte. Langsam mit eisernem Willen seine linke Hand etwas anhob und die Finger auf den Handrücken der Hand legte, mit welcher der Teufel sich in diesem Augenblick auf der Matratze abstützte.
Gerade schien für beide die Welt still zu stehen.
Harry konnte den Blick nicht vom Gesicht des Älteren lösen und verfolgte jede Emotion, die sich in diesem widerspiegelte mit Faszination.
Ihm war ja schon seit dem Desaster mit Cho Chang klar, dass er sein eigenes Geschlecht dem weiblichen vorzog, doch nun gab es absolut keinen Zweifel mehr.
Sollte er wirklich einmal Glück in seinem Leben haben? Gab ihm das Schicksal tatsächlich die Chance auf ein Leben an der Seite dieses Mannes? Seinem nur für ihn vorherbestimmten Gefährten. Hatte er vor kurzem noch angenommen, Bi zu sein, so war er sich jetzt absolut sicher nie wieder den Rest seines Lebens neben einem anderen Wesen aufwachen zu wollen. Gefährtenmagie hin oder her, er war sich sicher nie wieder andere Augen in seinen Träumen zu sehen. Und zwar nicht auf die gleiche Art, wie er die roten Augen Lord Voldemorts immer in seinen Albträumen gesehen hatte. Hatte er vielleicht wirklich einen Sinn gefunden, weiter zu kämpfen?
Der Ausdruck in seinen Augen wurde von Sekunde zu Sekunde wärmer, denn nun hatte wohl auch sein Herz begriffen, dass es wirklich jemanden gab, der sich um sein Wohlergehen - um ihn sorgte. Nicht um Harry Potter, den Goldjungen der weißen Seite ... sondern um ihn - Harry.
Denn keine Wörter konnten es ihm deutlicher zeigen, als diese nackten sich abwechselnden unverfälschten Emotionen der Sorge im Gesicht seines Gegenübers.
Die sich jetzt langsam in Unglaube und ehrliche Freude verwandelten.
Die Augen des Teufels weiteten sich leicht und der silberne Blick wanderte langsam von Harrys Gesicht zu dessen linker Hand und wieder zurück, währenddem seine Augen anfingen zu leuchten.
Lucifer strahlte und lächelte regelrecht mit dem Jüngeren um die Wette. Nahm die Hand vom Gesicht seines Gefährten und griff stattdessen vorsichtig nach dem linken Handgelenk des Kleineren, nur um sie etwas anzuheben und vorsichtig in die Seine zu legen.
„Kannst du sie bewegen?", fragte er immer noch strahlend und zog den Schwarzhaarigen glücklich auflachend auf seinen Schoß, als dieser tatsächlich seine Finger dazu zwang sich leicht zu bewegen. Zwar waren es nur kleine Bewegungen, dennoch reichte es, um Harrys Herz vor Glück überlaufen zu lassen.
Der Jüngere bettete seinen Kopf an die Brust des Dämons und genoss diesen einzigartigen Duft und die starken Arme, die sich um seinen Oberkörper legten. Schloss die Augen und seufzte zufrieden.
Wie sehr hatte er sich sein Leben lang nach jemandem gesehnt, der ihm diese Art Sicherheit, Wärme und Geborgenheit schenkte.
Harry spürte, wie eine Hand langsam seinen Rücken nach oben wanderte und ihm schon kurze Zeit später durch seine verwuschelten Haare kämmte.
Der Grünäugige war schon kurz davor, dank diesem starken gleichmäßigen Herzschlag unter seinem Ohr, wieder ins Land der Träume zu gleiten, als Lucifer den Griff in Harrys Haaren verstärkte, ohne dem Jüngeren dabei natürlich wehzutun, und sich leicht zurücklehnte.
„Nicht wieder einschlafen-", gluckste Lucifer leise und hauchte seinem Seelengefährten einen sanften Kuss auf die Stirn, obwohl Harry dabei nicht entging, dass der Teufel seine Lippen am liebsten auf eine ganz andere Stelle gelegt hätte, „... du solltest die Tränke nehmen, die der Arzt für dich bereitgestellt hat und wenigstens ein bisschen von mir trinken. Ich habe außerdem Kleidung für dich bringen lassen.
Ich möchte nämlich nicht, dass du dich hier im Zimmer verkriechst. Frühstück, ein wenig Bewegung und die frische Luft wird dir guttun.
Das gesamte Anwesen des dunklen Lords ist wirklich riesig und das Wetter lädt ein um nach, draußen zu gehen.
Wir können uns den ganzen Tag Zeit lassen, um das Gelände zu erkunden."
Harry warf dem Teufel einen leicht panischen Blick zu und schluckte. Was diesen dazu veranlasste dem Jüngeren erneut beruhigend durch die Haare zu streichen und ihm ein aufmunterndes Lächeln zu schenken, bevor er nach dem ersten Flakon auf dem Nachtkästchen griff und entkorkte.
Harry atmete tief durch und schluckte, ohne zu murren, den Inhalt des ersten Fläschchens, sowie den der noch folgenden. Sie schmeckten allesamt scheußlich, was zur Folge hatte, dass ihm beinahe sämtliche Gesichtszüge entgleisten.
Der Grünäugige schloss kurz die Augen und lehnte sich haltsuchend an die definierte Männerbrust, doch wann hatte er jemals einen Trank zu sich genommen, oder nehmen müssen, der gut geschmeckt hatte.
Lucifer gluckste erneut leise und strich seinem Gefährten sanft mit dem Handrücken über die Wange, „... sie sind notwendig Liebling."
Harry seufzte leise und sah dann erneut etwas verunsichert zu Lucifer auf. Dieser beschwor jedoch einfach einen kleinen Dolch und schenkte dem Gryffindor einen warmen Blick, „... möchtest du an meinem Hals trinken, oder an meinem Handgelenk?"
Der Schwarzhaarige starrte abwechselnd auf den Dolch und Lucifer's Hand, nicht fähig die Frage des Teufels zu beantworten. Der ältere Mann strich dem Schüler eine Haarsträhne aus dem Gesicht, „... du brauchst keine Angst zu haben Harry - und du weißt doch bereits, welcher Geschmack dich erwartet. Glaub mir - es wird dir von Mal zu Mal leichter fallen. Lass dich darauf ein und genieße den Geschmack."
Harry nickte zaghaft und schenkte dem Teufel seinerseits ein kleines Lächeln.
„Welche Stelle ist denn angenehmer für dich?", stellte der schwarzhaarige Junge dann leise die Frage, die ihn beschäftigte. Doch mit Lucifer's Lachen als Reaktion hatte er nicht gerechnet und zog deshalb fragend beide Augenbrauen Richtung Haaransatz.
Schon bald hatte sich der Ältere wieder beruhigt und streichelte seinem Gefährten sanft über den Rücken, „-nun ... mein Liebling ... angenehm ist absolut jede Stelle für mich. Wenn du dich jedoch für mein Handgelenk entscheiden solltest, muss ich mich nur noch mehr auf meine Selbstbeherrschung konzentrieren, da ich dich dabei besser beobachten kann."
Nun zog der Jüngere die zuvor angehobenen Augenbrauen zusammen und meinte, „warum? - was meinst du damit?"
Der Teufel gluckste, „... was denkst du denn, welche Wirkung das Saugen und Lecken deiner sanften Lippen auf meinem Körper für mich hat?!"
Der Gryffindor lief leicht rot an und räusperte sich leise, „... es - also es gefällt dir?"
Der Silberhaarige kicherte, „... hast du eigentlich eine Ahnung, wie niedlich du bist? Am liebsten würde ich dich küssen-!" Harry senkte den Blick, was den Älteren zufrieden lächeln ließ.
„In der Tat Harry ... es gefällt mir - sehr sogar. Also bitte - mach dir um mich keine Sorgen."
Der Grünäugige atmete tief durch, „... dann bitte wieder am Hals."
Der Höllenfürst nickte, knöpfte sein Hemd etwas weiter auf und setzte dann einen nicht sehr tiefen Schnitt.
Harry zupfte etwas verlegen an seinem neuen, außerordentlich bequemen Hoodie herum und trat dann langsam aus dem Badezimmer.
Es war das erste Mal das er, abgesehen von seinen Schulroben, neue und vor allem passende Kleidung trug, die nicht im entferntesten etwas mit den eindeutig zu weiten und abgetragenen Sachen seines Cousins zu tun hatten.
Jetzt, frisch geduscht, angezogen und durch das Blut des Herrn der Hölle gestärkt, fühlte er sich tatsächlich in der Lage, das Zimmer an der Seite des Fürsten zu verlassen und den anderen Hausbewohnern zu begegnen.
„Ist alles okay Harry?"
Lucifer saß wartend, mit einem Buch in der Hand, in dem schwarzen Ohrensessel und betrachtete den Jüngeren mit leicht zur Seite geneigtem Kopf.
Der fast 16-Jährige fuhr sich mit seiner gesunden Hand durch die widerspenstigen Haare und sah verlegen zu seinem Gegenüber, „... es - kann sein, dass ich vielleicht etwas nervös bin-", antwortete Harry leise und biss sich auf die Unterlippe.
Der Fürst legte das Buch zur Seite, stand auf, trat vor den Jungen und nahm dessen Hand in seine, „... das brauchst du nicht zu sein.
Ich weiche nicht von deiner Seite. Mal ganz abgesehen davon, dass keiner der Anwesenden vor hat dir Schaden zuzufügen."
Harry nickte leicht ergeben und ließ sich von dem Dämon aus ihrem Quartier führen.
Der Grünäugige konnte nicht anders, als sich begeistert umzusehen.
Das sollte wirklich Riddle Manor sein?
Er hatte sich das Anwesen des gefürchtetsten Schwarzmagiers dieser Zeit irgendwie anders vorgestellt.
Mehr wie eine halb zerfallene düstere Bruchbude und nicht so - schick und lichtdurchflutet.
Die bodentiefen Fenster auf der einen Seite des langen Flures, die in regelmäßigen Abständen in die Wand eingelassen waren, gaben den Blick auf einen weitläufigen Park frei.
Denn als nichts anderes konnte dieser Garten bezeichnet werden, während an der anderen Seite geschmackvolle Gemälde hingen und teuer aussehende Vasen auf kleinen zierlichen Holztischchen standen.
Die Wände waren in Weiß gehalten und bis ungefähr zur Hälfte mit einem dunklen Ebenholz getäfelt. Der gesamte Boden bestand augenscheinlich aus dem gleichen edlen Holz, auf dem ein durchgehend, etwa eineinhalb Meter breiter dunkelgrüner Teppich ausgelegt war, damit das Holz nicht beschädigt wurde.
Dieser wundervolle Anblick begleitete sie, bis sie zu einer großen Holztreppe gelangten, die ein Stockwerk weiter nach unten führte.
Harry konnte sich gar nicht sattsehen und so brauchten sie eine gefühlte Ewigkeit, um die Treppe zu erreichen. Lucifer kicherte dunkel, „... dir gefällt es hier?!"
Diese Aussage klang eher nach einer Feststellung anstatt einer Frage und der Grünäugige nickte bejahend, „... ja - schon. Sieht es eigentlich im ganzen Haus so aus?"
Der Teufel strich mit seinem Daumen liebevoll über den Handrücken seines Seelengefährten und freute sich sichtlich über die wachsende Neugier des Jüngeren, „... soweit ich weiß ja. Zumindest die nicht frei zugänglichen Räume und Flure.
Wir befinden uns gerade im privaten Stock des Lords, was auch der Grund ist warum die fast unbezahlbaren Gegenstände einfach so zugänglich hier herumstehen.
Je weiter wir nach unten gehen würden, je weniger dieser Schätze würdest du vorfinden, denn soweit mir bekannt ist, ist das Erdgeschoss für alle seine Anhänger frei zugänglich. Sowie der erste Stock wenn er ihnen die Erlaubnis erteilt und sie zu sich ruft. In diesem liegt übrigens auch Tom's Arbeitszimmer, falls du es mal suchen solltest.
Wir befinden uns in diesem Moment im vierten Stock, in dem sich außer unser Quartier nur noch die Bibliothek, ein kleiner Salon sowie Kaminzimmer befindet, und gehen jetzt in den dritten Stock hinunter. Dort liegen Gästezimmer für die Anhänger seines inneren Kreises, ein großes Kaminzimmer, ein Salon, in dem alle zusammen ihre Mahlzeiten einnehmen und eine auch für die anderen zugängliche Bibliothek.
Du brauchst dir also keine Sorgen machen hier oben möglicherweise noch jemand anderem zu begegnen, denn der vierte und fünfte Stock in dem sich Tom's Privaträume befinden, sind für alle anderen nicht zugänglich."
Harry grinste schief und lief langsam die Treppenstufen hinunter, „... du scheinst Lord Voldemort oder zumindest sein Manor, recht gut zu kennen."
Der Höllenfürst gluckste leise, „... ich kenne in der Tat das Anwesen sowie den Mann selber recht gut. Aber das ist kein Thema für den Frühstückstisch, da Tom bestimmt nicht möchte, dass seine Anhänger ebenfalls zuhören können."
Kaum hatte der Fürst ausgesprochen, blieben sie auch schon vor einer ebenso edlen Flügeltüre stehen.
Ein leichter Schauer lief ihm über den Rücken und sein Herz schlug augenblicklich schneller. Wo war denn bloß sein Gryffindormut schon wieder hin verschwunden?
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