Hogsmead

Ginny grinste zufrieden über das ganze Gesicht, als er sich die nächste, allerdings auch letzte Gabel beladen mit Ei und Bacon in den Mund schob und dann auf seinen Teller legte. Was Harry dazu veranlasste leise zu lachen und eine Augenbraue Richtung Haaransatz zu ziehen. „Ich habs doch gesagt Gin-."

Seine Freundin grinste schief und deutete auf den halbvollen Teller, „... aber du kannst mir echt nicht weismachen, dass du schon satt bist?! Da isst ja ein Hamster mehr."

Doch Hadrian zuckte nur lächelnd mit den Schultern und trank einen Schluck Kaffee, bevor er antwortete. „Ich hab heute früh schon von Lu getrunken und bin wirklich pappsatt, glaub mir. Einen Bissen mehr und ich platze!" Harrys Grinsen wurde noch eine Spur breiter, als er daran dachte, wie ihr gemeinsamer Morgen verlaufen war, nachdem sein Gefährte endlich unter den Lebenden weilte und biss sich auf seine Unterlippe. Er hatte zwar keine Ahnung, warum er plötzlich so einen Heißhunger auf Lucifers Blut hatte, doch die Kettenreaktion die es auslöste, war für sie beide auf jeden Fall befriedigend.

Ein lautes Kichern riss ihn schließlich aus seinen versauten Gedanken und ließ ihn blinzelnd in die Richtung seiner Freunde sehen. Eine leichte Röte schlich sich in seine Wangen, was die Rothaarige nur noch lauter zum Lachen brachte, währenddem sich Nev nur leise räusperte und den Kloß in seinem Hals hinunter schluckte. „Es-es ist immer noch seltsam, zu hören, dass du Blut trinkst und-und so-."

Der junge Blutelb schmunzelte nur und stand auf, was Aaron ihm sofort gleichtat und sich beschützend neben ihn stellte. Hadrian legte seine Stirn in Falten, währenddem sich seine Finger in das Nackenfell seines Höllenhundes verirrten und anfingen, diesen zu kraulen. Seit circa eineinhalb Wochen benahm sich sein tierischer Gefährte ihm gegenüber extrem beschützend. Mehr wie zuvor schon, und ließ keinen so richtig in seine Nähe, wenn überhaupt, abgesehen von Lucifer. Und da konnte der Vierbeiner sehr deutlich werden, wie sie einige Male feststellen mussten.

„Es kann doch sein, dass es ihm hier in der Schule einfach zu viele Leute sind und er sich aus diesem Grund so verhält. Auch wenn er das mit dem Beschützen wirklich sehr ernst nimmt." Die junge Weasley erhob sich von ihrem Platz, ebenso wie Neville und sah von Harry zu Aaron und wieder zu ihrem Freund. Hadrian zuckte erneut die Schultern und lächelte schief. „Du hast mit Sicherheit recht. Trotzdem seltsam. So kenne ich ihn nicht. Na ja ... egal. Lasst uns los."

So machten sich die drei Gryffindors, zusammen mit Luna, welche sich ihrer Gruppe ebenfalls gut gelaunt auf dem Weg nach draußen angeschlossen hatte, auf in Richtung Hogsmead.

Seit dem 1. September waren mittlerweile zwei Wochen vergangen. Die Schüler schienen die ganzen Veränderungen letztlich verdaut und akzeptiert zu haben, schließlich blieb ihnen auch gar nichts anderes übrig, und so hatten sich die anfänglichen Unruhen so nach und nach endlich gelegt. Worüber Harry wirklich glücklich war. Einzig einige Gryffindors, allen voran Ron und Hermine, machten ihm das Leben schwer, indem sie versuchten, ihm andauernd ein schlechtes Gewissen einzureden und an alte Zeiten zu erinnern. Doch das interessierte ihn alles herzlich wenig und dank Aarons komischen Verhalten kam eh niemand mehr in seine Nähe, den er nicht dort haben wollte. Dazu kam, dass jeder Schiss oder zumindest ein großes Maß an Respekt vor Lucifer hatte und er deshalb weitestgehend in Ruhe gelassen wurde. Auch wenn der Unterricht des Teufels wahrlich grandios war und ein jeden in seinen Bann zog, ebenso wie erstaunlich viele Gefallen an dem Fach ‚Zauber und Flüche' und dessen Lehrerin gefunden hatten. Sie regelrecht anhimmelten. Sehr zur Erheiterung aller, die eingeweiht waren.

Dumbledore hingegen verhielt sich, sehr zu Harrys Misstrauen, erstaunlich ruhig. Und nicht nur Hadrian, auch den anderen kam dies alles suspekt vor. Doch machen konnten sie nichts. Nicht, solange der Schulleiter nichts, was er ausheckte, in die Tat umsetzte. Da half auch das ganze Spekulieren nichts. So hieß es für alle abwarten, auch wenn nicht nur einer von ihnen insgeheim darauf hoffte, dass Lucifers Fluch dem alten Gichtknochen endlich den Garaus machte. Dieser hielt sich jedoch erstaunlich wacker, was ihm wohl auch nur dank den unzähligen Tränken gelang, welche er sich von Severus täglich geben ließ. Dennoch sollte man auch halbtote Tiere, die sich in die Ecke gedrängt fühlten, nicht unterschätzen. Der letzte verzweifelte Griff nach dem Ende der Schnur. Und Dumbledore musste mittlerweile mit Sicherheit verzweifelt sein. Blieb nur die Frage, was dieser plante?! Wenn er was ausheckte - doch daran zweifelte niemand wirklich.

„Über was zerbrichst du dir denn deinen entzückenden Kopf Harry?" Luna sah ihn fragend an, währenddem sie gutgelaunt rückwärts lief und dabei leicht den Kopf schief legte.

Sie hatten das Dorf endlich erreicht, in welches die höheren Stufen dank dem Einsatz Lucifers und einiger anderer Lehrer, jetzt jedes Wochenende gehen durften, und steuerten sogleich Madame Puddifoot's Café an.

Hadrian schenkt dem blonden Engel ein aufrichtiges Lächeln und schüttelte den Kopf. „Ach, über alles, was so passiert ist - und wieder nichts. Wo hast du denn eigentlich deinen Liebsten und seine Anhängsel gelassen?" Der junge Elb gluckste leise, was auch die Blondine hinter vorgehaltener Hand zum Kichern brachte. „Blaise und die anderen kommen nach."



„Göttlich! Ich liebe Erdbeerkuchen einfach!" Ginny seufzte verträumt und ließ das nächste Stück des Kuchens in ihrem Mund verschwinden.

Sie saßen schon seit einer ganzen Weile auf der Terrasse des Cafés und unterhielten sich angeregt über alles Mögliche. Es war erstaunlich viel los an diesem herrlich sonnigen Vormittag. Hexen und Zauberer wuselten über die Straße, verschwanden in den wenigen Läden, die es in Hogsmead gab, und kamen mit Tüten beladen wieder heraus, oder gingen einfach nur spazieren. Es war eine wundervolle Abwechslung zum tristen Unterrichtsalltag.

Als Aaron aus heiterem Himmel anfing, bedrohlich zu knurren, das Nackenfell aufzustellen und die Zähne zu blecken. „Was ist denn jetzt los?!" Draco, welcher sich mit den anderen Slytherins vor kurzem zu ihren Freunden an den Tisch gesetzt hatte, lehnte sich mit überrascht hochgezogenen Augenbrauen über die Stuhllehne und sah zu dem sich langsam aufrichtenden Höllenhund.

Doch bevor Harry in der Lage war nur eine seiner Vermutungen laut auszusprechen, ploppte es schlagartig unzählige Male laut und schnell hintereinander. Augenblicklich erschienen an den verschiedensten Stellen gänzlich in schwarze Kutten gehüllte Gestalten und fingen, kaum dass sie aufgetaucht waren, an mit Flüchen um sich zu werfen und unschuldige Passanten anzugreifen.

„Was zum-", Hadrian sprang wie eine Sprungfeder vom Stuhl und griff nach seinem Zauberstab, „... das gibt's doch nicht!"

Als just in diesem Moment einer der vermeintlichen Todesser seine Zauberstabhand gen Himmel richtete und laut ‚Morsmordre', rief. Das dunkle Mal bildete sich just in diesem Moment über Hogsmead, als Harry einfach, dicht gefolgt von den anderen, auf die Straße rannte und sich wie sie ohne darüber nachzudenken, in das Getümmel stürzte. Vermummte Gestalten schockte, anderweitig außer Gefecht setzte und die Passanten, welche wie aufgescheuchte Hühner panisch und komplett planlos durch die Gegend rannten, mit hochgezogenen Barrieren und Wänden schützte. Sie schienen tatsächlich alle vergessen zu haben, dass sie in der Lage waren zu zaubern und sich zu verteidigen! Sehr zu Harrys Frust. Was sollte das!? Das konnte doch nicht wahr sein!

„Was soll das Ganze?! Es können keine Todesser sein!" Draco tauchte wie aus dem Nichts neben Hadrian auf und schleuderte einen Stupor auf einen ihrer Gegner, welcher es genau in diesem Moment auf Ginny und Luna abgesehen hatte. Aaron indessen schirmte ihn selber durchgehend vor den Kuttenträgern ab, welche ihn immer wieder als Ziel ins Auge fassten, und wich ihm kein einziges Mal von der Seite.

„Ich habe nicht die leiseste Ahn-" Harry konnte den Satz nicht vollenden, denn genau in diesem Augenblick ertönten erneut die typischen Geräusche apparierender Personen in ihrer unmittelbaren Umgebung und zogen seine Aufmerksamkeit auf sich. Auroren sowie Ordensmitglieder, inklusive Dumbledore tauchten schlagartig am Ort des Geschehens auf und anfingen an sich ebenfalls einzumischen. Was das Chaos perfekt machte. Und für die Gestalten anscheinend das unausgesprochene Signal war, so schnell wie möglich das Weite zu suchen und zu disapparieren! Was eigentlich ja nichts Verdächtiges war.

Eigentlich! Doch da dämmerte es Harry mit einem Schlag. Seine Augen weiteten sich, als sie sich langsam auf Dumbledore richteten, welcher den geschockt aussehenden Minister triumphierend angrinste und für alle Anwesenden gut hörbar schrie, „... was habe ich Ihnen gesagt Cornelius! Immer wieder! Voldemort würde sich nie an einen Friedensvertrag halten! Solange er lebt, wird Krieg und Zerstörung herrschen!"

Jetzt reichte es ihm aber wirklich. Das durfte doch nicht wahr sein! Dieser elendige alte Sack! Wütend und vollkommen außer sich, rannte Harry an seinem Höllenhund und dem Malfoy vorbei, hinderte gleich zwei der Kuttenträger am disapparieren und löste gleichzeitig den fortgeschrittenen Illusionszauber, während er ebenfalls laut in die Menge rief, „... von wegen Todesser! Das sind allesamt Mitglieder des Phönixordens! Das ist alles von Dumbledore geplant! Alles Lug und Betrug! Bemerkt den keiner von euch Hohlfrüchten wie die Ordensmitglieder den ‚Todessern' sogar noch bei der Flucht helfen!? Wie bescheuert seid ihr eigentlich!"

Hadrian ließ eine weitere Kutte verschwinden und löste die Illusion. Wodurch doch tatsächlich eine panisch dreinschauende Molly Weasley zum Vorschein kam, als ihn selber genau in diesem Moment ein verirrter Fluch in die Brust traf, welchen nicht einmal Aaron verhindern konnte und alles um ihn herum augenblicklich schwarz wurde.

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