Frische Luft Teil 2.
Ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen und Harry richtete seinen grünen Blick verlegen in Richtung Boden, schüttelte leicht den Kopf und antwortete leise, „nein - nein bist du nicht Lucifer. Es ist nur alles so ungewohnt für mich. Bitte entschuldige-."
Der Teufel trat auf seinen jungen Gefährten zu und hob dessen Kinn erneut leicht an, doch noch bevor er auf Harrys Aussage etwas erwidern konnte, sprach dieser auch schon weiter.
„Ich bin nicht gut in so etwas. Meine einzige Beziehung, die ich bis jetzt hatte, war mit einem Mädchen und kann als Fiasko bezeichnet werden.
Glaub mir, der Kuss war wundervoll. Ich wusste bis zu diesem Zeitpunkt wirklich nicht, dass es sich so schön anfühlen kann.
Mach dir bitte keine Vorwürfe! Es hat mir gefallen - sehr sogar." Gestand der Gryffindor mit leicht geröteten Wangen.
„Mein gesamtes Weltbild wurde nur in den letzten Monaten komplett auf den Kopf gestellt und mein Leben entwickelt sich schlichtweg in eine Richtung, wie ich es niemals für möglich gehalten habe.
Ich hoffe einfach immer noch manchmal, nicht doch noch im nächsten Moment aus meiner Bewusstlosigkeit zu erwachen und feststellen zu müssen, dass ich mich im Ligusterweg bei meinen Verwandten befinde und alles nur ein zauberhafter Traum war.
Es ist alles immer noch so surreal für mich.
Wer ist nun Freund und wer ist Feind-?!" Harry seufzte leise und fuhr sich mit den Fingern seiner gesunden Hand durch die schwarzen Haare.
Lucifer strich dem Jüngeren eine widerspenstige Haarsträhne aus der Stirn und setzte im Anschluss einen liebevollen Kuss an diese Stelle.
Dann nahm er erneut die Hand des Grünäugigen, verschränkte ihre Finger ineinander und fragte mit sanfter Stimme, währenddem sie weitergingen, „... magst du mir vielleicht ein wenig über dich und dein Leben erzählen? Ich weiß nur ein paar wenige Dinge, die mir Tom bereits erzählt hat.
Es tut dir bestimmt gut, mit jemandem über das was du erlebt hast und dir in deinem jungen Leben schon alles widerfahren ist zu sprechen. Und zwar mit jemandem, der nicht aktiv auf irgendeiner Seite steht, sondern dir einfach nur beistehen möchte. Außerdem möchte ich natürlich alles über dich wissen."
Der jüngere von beiden drehte seinen Kopf ruckartig zur Seite und sah den Dämon fast schon panisch an. Harry schluckte trocken und sein Herzschlag beschleunigte sich augenblicklich.
Über seine Schwäche reden! Er konnte sich nicht gegen das, was ihm angetan wurde wehren und schon gar nicht diejenigen beschützen die ihm am Herzen liegen oder lagen. Er war schwach - und naiv! Und jetzt sollte er einem anderen gegenüber diese Schwäche offen zugeben. Es selber zu wissen war das eine. Doch die Reaktionen darauf im Gesicht seines Gegenübers sehen zu müssen-.
Der Grünäugige drehte seinen Kopf zur Seite und betrachtete den braunen Waldboden eingehend. Allerdings hatte Lucifer wohl als Einziger wirklich das Recht darauf alles über ihn zu wissen.
Vielleicht würde es ihm ja tatsächlich helfen. Schließlich kannte der Dämon ja schon seinen fürchterlich zugerichteten Körper und war trotzdem an seiner Seite. Bemühte sich darum, ihm zu helfen. Es war also nur richtig, ihm die Chance zu geben alles über ihn zu erfahren.
Und irgendwie sagte ihm sein Herz, dass der Dämon ihn nicht verurteilen würde.
„Magst du mir vielleicht erst verraten, wie du den dunklen Lord kennengelernt hast? Jetzt hört ja sonst keiner weiter zu." Fragte der Gryffindor stattdessen ausweichend mit bemüht ruhiger Stimme. In der Hoffnung das Thema, das Leben des Harry Potter, zumindest noch ein wenig hinauszögern zu können.
Der Höllenfürst schmunzelte leicht, denn natürlich hatte er den Grund hinter der Frage sofort verstanden, obwohl er sich sicher war, dass auch etwas Neugier dahinter steckte.
Und selbstverständlich würde er seinem jungen Gefährten diesen Wunsch erfüllen.
Lucifer schenkte Harry ein schiefes Lächeln und gluckste leise, bevor er schließlich anfing zu sprechen.
„Du hast doch mit Sicherheit schon einmal von der Legende oder den Sagen der Muggel gehört, ‚dem Teufel seine Seele verkaufen' - oder ‚einen Pakt mit dem Teufel schließen'?"
Der Schwarzhaarige blieb wie angewurzelt stehen, warf seinen Kopf erneut zur Seite und sah den älteren Mann mit aufgerissenen Augen an, was diesem ein leises melodisches Lachen entlockte. „Du-du willst mir doch nicht etwa sagen ... dass du - und der dunkle Lord-?!", stammelte Harry ungläubig mit immer größer werdenden Augen.
Lucifer kicherte, während sie sich wieder in Bewegung setzten, und antwortete mit einem belustigt klingenden ‚Mhm', was nur dazu führte, dass dem Jüngeren fassungslos der Mund aufklappte.
„Sozusagen, ja. Zumindest würden die Muggel es so bezeichnen.
Ich weiß von Tom, dass du über die Existenz seiner Horkruxe Bescheid weißt-." Harry nickte verwundert bei der unerwarteten Erwähnung der Horkruxe und hörte dem Älteren weiter aufmerksam zu, „... die Herstellung eines Horkruxes wird als dunkelste Magie überhaupt bezeichnet-."
Der Grünäugige nickte erneut, warf dem Höllenfürsten einen Blick aus dem Augenwinkel zu und murmelte, „... ja, das hat Tom erwähnt. Auch, dass ich anscheinend so ein Horkrux von ihm bin."
„Der Grund, warum dieses schwarzmagische Ritual noch so bezeichnet wird, außer weil Morde dafür begangen werden müssen, ist, weil es mit mir persönlich, mit dem Teufel in Verbindung steht.", sprach der Fürst schief grinsend weiter.
„Doch nur eine Handvoll der Magier, von denen die in der Lage waren Aufzeichnungen zu diesem Ritual zu finden, besaßen letztlich überhaupt die notwendige Intelligenz, um zu begreifen, dass sie einen Weg finden müssen, um eine Audienz bei mir zu bekommen.
Denn der Zauberer oder die Hexe muss mich persönlich um dieses Ritual bitten - den Pakt mit dem Teufel sozusagen. Denn ich habe es vor einiger Zeit erschaffen.
Ich wollte sehen, zu was Zauberer und ihre weiblichen Gegenstücke bereit sind, um so etwas wie eine Unsterblichkeit zu erlangen.
Ich war neugierig und bin es natürlich noch."
Harry verzog sein Gesicht ungläubig, „... du warst - neugierig?!"
Lucifer gluckste leise und zog einen Mundwinkel nach oben, „... ich wollte schon immer wissen, ob sie die Möglichkeit in den Himmel zu kommen, unabhängig ihres Glaubens, aufgeben und sich mir verschreiben, mir sozusagen ihre Seele verkaufen, nur um länger zu leben - und natürlich, warum sie es wollen."
Der Grünäugige dachte einen Moment still über das eben gehörte nach und fragte schließlich hörbar interessiert, „... und wie läuft das dann ab? Also wenn sie es wirklich bis zu dir geschafft haben-."
„Wenn mir die Ziele dieser Personen gefallen, wie in Toms Fall die Gleichstellung der schwarzen und weißen Magie und mehr Rechte für magische Wesen. Und ich gewillt bin, dem Zauberer meine Unterstützung zu gewähren, beginne ich das Ritual, indem ich auf dessen Brust durch meine Magie einen magischen Kreis erscheinen lasse.
Um das Ritual zu vollenden, müssen daraufhin fünf Morde begangen werden, die fünf Horkruxe entstehen lassen.
Denn nur ein Mord kann nun einmal so etwas Reines wie die Seele zerreißen. Doch nur die Magie des Pakts, schafft es, dieses abgesplitterte Seelenstück auch zu greifen und in einen Gegenstand zu schließen.
Sonst könnte ja jeder Mörder Unsterblichkeit erlangen, wenn er schon mal etwas über Horkruxe gelesen hat.
Jeder Horkrux schenkt dem Besitzer zusätzliche 100 Lebensjahre, allerdings nur wenn dieser natürlich innerhalb dieser Zeit nicht zerstört wird. Sobald diese 100 Lebensjahre verstrichen sind, zerstört sich der Horkrux von selbst. Der Seelensplitter kehrt zur Hauptseele zurück und setzt die Magie des nächsten Horkruxes frei, womit ihm dann erneut 100 Jahre geschenkt werden. Außerdem lässt jeder entstandene Horkrux eine Linie in dem von mir erschaffenen Kreis erscheinen, welche nach dem fünften ein umgekehrtes Pentagramm bilden.
Dieses Zeichen, mein Zeichen, besiegelt letztlich den Pakt, gibt mir die Macht als König über diese Person und schenkt ihnen das Privileg, mein Reich in diesen ungefähr 500 Jahren zu bereisen und wieder zu verlassen, wie es ihnen beliebt.
Jeder von ihnen steht bis heute in meiner Gunst und bekleidet einen hohen Rang unter meinen Gefolgsleuten.
Was letztlich auch Toms Schicksal sein wird, sobald er seine Ziele erreicht hat. Außerdem waren sie bis jetzt immer meine direkte Verbindung zu den Zauberern."
Lucifer grinste, „... was auch die einfache und simple Erklärung auf deine Frage beinhaltet, warum ich mich hier auf Riddle Manor so gut zurechtfinde."
Harry schüttelte ungläubig und leicht baff den Kopf. Mit dieser Erklärung hatte er nun wirklich nicht gerechnet.
„Dass du damals zu einem Horkrux wurdest, war natürlich von niemandem beabsichtigt!
Die Magie hat Toms Seelensplitter einfach in das am schnellsten zu erreichende Gefäß gepackt, was nun mal du gewesen bist.
Und da Tom danach durch den Avada Kedavra seinen Körper verloren hat, wusste niemand, dass der Pakt bereits besiegelt ist."
Der Grünäugige runzelte die Stirn, „... aber wie kann davon niemand wissen?! Er hätte doch gar nicht in die Unterwelt gekonnt, wenn der Pakt nicht besiegelt wäre - oder?
Und was ist mit dem umgekehrten Pentagramm auf seiner Brust nach der Wiederauferstehung?"
„Der Lord hat direkt nach seiner Wiederauferstehung einen Mord mit den entsprechenden Ritualworten begangen, da er der Meinung war den Pakt noch vollenden zu müssen.
Sein alter Körper ist erst seit ein paar Wochen wieder vollständig hergestellt, was auch das Siegel auf seiner Brust beinhaltet. Es war zuvor nicht sichtbar und Tom hat erst nach dem ersten Mord nach seiner Wiederauferstehung versucht, ob es ihm möglich ist sich direkt in meinem Palast zu materialisieren ohne einen Kamin zu benutzen. Was für einen Menschen nur mit einem vollständigen Pentagramm möglich ist.
Wir wussten nicht, dass er bereits vor dem Verlust seines Körpers besiegelt war."
„Hmm - okay -", Harry kräuselte die Nase, „... und warum hat er eigentlich seinen Körper verloren, wenn er doch die Horkruxe hat und was passiert dann mit dem Seelensplitter in mir?"
Lucifer grinste leicht, „... nichts! Er bleibt, wo er ist - ein Teil deiner Seele. Du hast dem dunklen Lord nun wahrhaftig die Unsterblichkeit geschenkt, denn nach Ablauf dieser 100 Jahre gibt es kein Gefäß, dass sich selbst zerstört und somit keine vervollständigte Seele nach 500 Jahren. Und was deine erste Frage betrifft - die Horkruxe sichern dem Menschen nur das Überleben, nicht aber den Körper.
Der Körper nimmt immer die Gestalt von dem Horkrux an, der nach Ablauf der 100 Jahre zerstört wird, damit der Zauberer nicht normal altert. Oder besser gesagt, der bereits bestehende Körper passt sich der neu zusammen gefügten Seele an. Und da die Horkruxe ja zu Toms jüngeren Jahren erschaffen wurden, wird er immer ungefähr so aussehen wie jetzt. Mit minimalen Veränderungen, da er die Horkruxe kurz nacheinander erschaffen hat.
Der Kreis, den ich auf dem Körper des Zauberers heraufbeschwöre, läuft parallel zum ersten Horkrux und verlangsamt den Alterungsprozess bereits zu dieser Zeit. Stoppt ihn jedoch nicht gänzlich, damit der Zauberer praktisch dazu gezwungen wird, seinen ersten Horkrux recht schnell nach Beginn des Paktes zu erstellen, wenn er nach Ablauf dieser 100 Jahre einen jungen Körper haben möchte. Erst wenn die Seelensplitter zurückkehren wird der normale Alterungsprozess angehalten. So kann der Zauberer sogar genau genommen ein wenig bestimmen, in welchem Alter er seine restliche Existenz verbringen möchte. Denn es macht durchaus einen Unterschied ob er seinen fünften Horkrux mit 30 oder mit 80 Jahren erstellt.
So würden die Horkruxe im Normalfall einfach nacheinander funktionieren und nach der Zerstörung des fünften Horkruxes würde ich den Zauberer in mein Reich holen.
Nur Tom muss mal wieder aus der Reihe tanzen."
Harry schluckte trocken und murmelte kaum hörbar, „... ‚tschuldigung!", was Lucifer erneut auflachen ließ. „Warum entschuldigst du dich denn mein Liebling? Du hast doch nichts falsch gemacht und da du jetzt an meiner Seite bist, hat es doch für alle nur Vorteile, sogar für dich."
Harry runzelte nach einer Weile, in der sie schweigend einfach nur nebeneinander her gelaufen waren, erneut die Stirn und meinte, „... aber - bedeutet das dann nicht eigentlich, dass der erste Horkrux irgendwie für den Arsch ist?! Schließlich läuft er ja parallel zu der Lebensspanne, die der Zauberer eh haben würde-?!"
Der Höllenfürst gluckste beim Anblick des nachdenklich verzogenen Gesichts seines Gefährten. „Ja - im Endeffekt schon. Zumindest was das Altern und die Lebensspanne an sich betrifft. Demnach sind es eigentlich nur 400 Jahre plus. Doch es geht ja darum, dass die Hauptseele an die Erde gebunden ist und dafür müssen die Horkruxe existieren und funktionieren."
Der Gryffindor lächelte begreifend, „... und weil ich mit der Wandlung unsterblich werde, zumindest wenn mir nichts passiert und unsere Seelen sich verbunden haben, bleibt Tom im Körper seines vierten Horkruxes, oder wie er halt dann aussieht, gefangen und an die Erde gebunden-?!"
Der Fürst lächelte und nickte, „... ja."
Der Schwarzhaarige knabberte auf seiner Unterlippe herum, „... das ist gar nicht so einfach zu verstehen-", und ließ die Luft geräuschvoll durch seine Nase entweichen.
„Und warum hat der dunkle Lord jetzt rote Augen? Die seltsame Schlangenfratze ist nur eine Illusion, das weiß ich, aber warum die Augen?"
Der Teufel lächelte. „Es ist gar nicht so einfach, seine gespaltene Seele in einen neuen Körper zu verfrachten, wenn man nur einen Nichtsnutz zu dieser Zeit an seiner Seite hat. Die Magie des Wiederauferstehungsrituals hat wohl mit meiner Dämonenmagie, die seit unserem Pakt durch seine Seele fließt, reagiert und ihm die Dämonenaugen eingebracht."
Der Ältere lachte kurz laut auf, „... doch soweit ich weiß, mag er sie und ist regelrecht froh, dass sie ihm auch noch nachdem sie es geschafft haben seinen Körper wieder herzustellen, geblieben sind."
Harry schüttelte lachend den Kopf und ließ sich auf die helle Steinbank unter der Glaskuppel sinken, die zwischen den ebenso hellen verzierten Steinsäulen stand und sah hinaus auf das ruhige Gewässer.
Ja, das konnte er sich nur zu gut vorstellen.
So saßen sie einfach nur eine kleine Ewigkeit nebeneinander, lauschten dem Vogelgezwitscher und genossen die Nähe zu dem jeweils anderen, bis Harry nach einiger Zeit mit leiser Stimme diese Stille durchbrach, „... ich kann noch nicht darüber reden Lucifer - noch nicht." Harry seufzte.
„Aber wenn du wirklich wissen willst, wie mein Leben bisher verlief - kann ich es dir zeigen."
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