Ein Teufel im Ligusterweg

„Mum ... Daaaad-!" Schrie die junge Kugel auf zwei Beinen, welche die Haustüre zutiefst genervt geöffnet hatte über seine Schulter und das in einer Lautstärke, bei der es in den Ohren klingelte. „Ein Freak!"

Die Augenbrauen des silberhaarigen Dämonenfürsten schnellten bei diesen Worten Richtung Haaransatz. Ihn so zu betiteln hatte sich wahrlich noch niemand getraut!
Allerdings überraschte ihn das Verhalten dieses Wesens auch nicht wirklich, schließlich hatte sein Gefährte ihn durch dessen Erinnerungen geführt.
Nur schade, dass er seiner Wut, die immer noch tief in seinem Inneren wild vor sich hin brodelte, nicht einfach Luft machen konnte.

Wie gern würde er dieses Pack hier und jetzt langsam zu Tode foltern für das, was sie seinem jungen Gefährten alles angetan hatten.
Ihnen die Haut von ihren Knochen ätzen. Sie ertränken, ohne, dass sie Frieden und den endgültigen Tod finden würden.
Dazu gezwungen immer wieder zu erwachen, nur um wenige Sekunden später zu spüren, wie sich die Lunge erneut mit Wasser fülle.

Oh wie er ihre qualvollen Todesschreie genießen würde!

Leider musste er sich noch etwas länger gedulden. Zuerst sollte die Welt erfahren, was sie ihrem Helden alles angetan hatten! Doch was waren denn schon ein paar weitere Tage!



Jegliche Wärme war bereits seit etlichen Minuten aus den sturmgrauen Augen verschwunden.
Kaltes Silber, welches keine Gnade und Nachsicht versprach.
Selbst das angedeutete Lächeln konnte nicht über dieses stille Versprechen hinwegtäuschen. Zumindest wenn man in der Lage war hinzusehen. Und einer konnte es eindeutig nicht!

Lucifers Mundwinkel zuckte, als die rot angelaufene Dampfwalze mit zuckendem Schnurrbart neben dem jungen Pottwal zum Stehen kam und ihn einen Moment lang von oben bis unten mit einem angewiderten Gesichtsausdruck musterte.

„Wer sind sie? Und was wollen Sie?!", schnauzte die Walze. „Wir wollen jemanden wie sie nicht auf unserem Grundstück! Lassen Sie uns gefälligst in Ruhe!"

Der Dämon schmunzelte belustigt. „Jemanden wie mich? Ich bezweifle, dass Sie schon jemals dieses Vergnügen hatten."

Der erwachsene Muggel bekam eine noch ungesündere Gesichtsfarbe. „Natürlich, ihr Abnormitäten seid doch alle gleich!
Kein normaler Mensch würde sich in diesem Aufzug überhaupt vor die Tür trauen. Dieser Dumbledur, der rothaarige Mann mit seinen komischen Kindern oder Sie-.

Also, ich frage sie ein letztes Mal, was wollen Sie hier?! Wir sind normale rechtschaffene und anständige Bürger und der andere Freak belästigt uns zum Glück auch nicht mit seiner Anwesenheit - falls Sie zu diesem wollen!"

Die Augen des Teufels wurden eine Spur dunkler und blitzten für einen Sekundenbruchteil gefährlich rot auf.
Lucifer atmete gedanklich einmal tief durch und ließ das Bild eines kugelrunden Erdmännchens vor seinem inneren Auge erscheinen. In der Hoffnung, es würde seinen Puls etwas beruhigen und seine rachsüchtige Seite auf andere Gedanken bringen. Denn diese wollte genau in diesem Moment alle guten Vorsätze einfach über Bord werfen und ein Massaker veranstalten.
Er würde nichts lieber tun, als diesen Fettsack schon jetzt bei lebendigem Leib zu grillen.
Doch das wäre wirklich nicht gut!

Obwohl ...



Er dankte nebenbei ein weiteres Mal Mutter Magie für die bemerkenswerte Selbstbeherrschung, über die er verfügte und säuselte leise, „... was ich hier möchte, ist im Grunde genommen schnell erklärt Mister Dursley-", Lucifer grinste diabolisch. „Ich möchte mit eigenen Augen sehen wo mein Gefährte aufwuchs und welche Menschen sich so liebevoll um ihn gekümmert haben!
Nennen wir es einen spontanen Verwandtschaftsbesuch."

Vernon Dursleys Gesichtsausdruck verfinsterte sich. „Was soll dieses Geschwafel! Drücken Sie sich gefälligst etwas deutlicher aus, Mister!"

„Satanus - Fürst Lucifer Darion Satanus!"

Der Fürst der Hölle neigte provozierend den Kopf einen Moment lang leicht nach unten, bevor er sich wieder zu seiner vollen stattlichen Größe aufrichtete. „Möchten Sie mich nicht endlich hinein bitten?"

Lu grinste kaum sichtbar und trat ungebeten an Vernon vorbei und schritt den Flur entlang auf das Wohnzimmer zu. „Was sollen denn die lieben neugierigen Nachbarn denken?!"

Der aufgequollene Wal kam wütend hinter dem Dämon hergestapft und wetterte, „... was fällt Ihnen ein einfach so mein Haus zu betreten! Verschwinden sie gefälligst oder ich rufe die Polizei!"

Lucifer gluckste leise, ging erst gar nicht weiter auf diese Äußerung ein und sah sich langsam in dem kitschig dekorierten Raum um, bis sein Blick auf einem seltsam dreinschauenden Klappergestell hängen blieb.
Die Frau konnte sich wohl nicht zwischen angewidert, selbstbewusst, neugierig oder ängstlich entscheiden. Na dann waren ja alle anwesend - perfekt!






„Sind sie ein gläubiger Mann, Vernon Dursley?"

Der Herrscher über die Unterwelt wandte sich langsam um und sah dem Muggel kalt lächelnd in die etwas geweiteten Augen. „-und Sie, Mrs Dursley! An was glauben sie?"

Hadrians Onkel trat einen Schritt auf den Silberhaarigen zu. Richtete sich nun ebenfalls zu seiner vollen Größe auf, während sich Dudley an seine Mutter klammerte und knurrte, „... was soll diese lächerliche Frage?! Mal davon abgesehen, dass sie das ja wohl rein gar nichts angeht!"

Lucifer schmunzelte. „Reine Neugier, nichts weiter.
Mich interessiert nur, ob sie sich vorstellen können, was ihnen noch bevorsteht. Schließlich predigt eure Kirche seit weit über tausend Jahren, was mit Sündern passiert." Lucifer gluckste, währenddem Petunia Dursley quiekte, „... wa-was meinen sie!? Was soll das - wer-wer sind sie überhaupt?!"

Ohne Petunia Dursley eine Antwort auf ihre Fragen zu geben, wandte sich der Ältere ab und trat an den Kamin, auf welchem verschiedene Familienfotos der Dursleys standen. Betrachtete sie. Doch natürlich war kein einziges dabei, auf dem sein Liebling zu sehen war!

Die Raumtemperatur sank augenblicklich weiter um ein paar Grad. Es herrschte eine bedrückende Stille und man hätte eine Stecknadel fallen hören können.

Die pferdegesichtige Frau rieb sich nach einer Weile nervös über ihre Arme. Ein kläglicher Versuch, die Kälte zu vertreiben. Was jedoch rein gar nichts brachte, während ihr Mann anfing, vor unterdrückter Wut zu zittern.

„Was soll das verd-"

Doch weiter kam der aufgeblasene Fettwanst nicht, denn er wurde durch ein dunkles Unheil verkündendes Kichern unterbrochen, dem eine leise melodische, jedoch eiskalte Stimme folgte, kaum hörbar. „Himmel - oder Hölle - Himmel - Hölle - Hölle - Himmel-.

Die Menschen haben da ein wirklich gutes Lied über Himmel und Hölle. Vielleicht kennt ihr es ja sogar-. Obwohl. Wahrscheinlich eher nicht-." Lucifer gluckste erneut dunkel und fing an, mit teuflisch funkelnden Augen, was die Dursleys natürlich nicht sahen, einen Ausschnitt zu zitieren.

„Noch könnt Ihr Euch entscheiden!
Doch entscheidet Euch im Leben.
Denn wenn Ihr tot seid, gibt es nur noch Himmel und Hölle.
Erwartet Euch das Paradies?
Oder werdet Ihr brennen, schmoren und schmachten in alle Ewigkeit?
Also entscheidet Euch!
Was wollt ihr? Himmel oder Hölle?
Den Himmel oder die Hölle?
Himmel, Hölle
Himmel, Hölle
Hölle - Himmel - oder - die Hölle!

Libera me ex mortuis
Domine omnipotens!
Dum veneris iudicare
Domine, libera me!"


Der Teufel lächelte und flüsterte, das Foto betrachtend, welches er mittlerweile in Händen hielt. Den dreien weiterhin den Rücken zugewandt, „... euch wird niemand erlösen! Kein Gott wird euch helfen und die Entscheidung zwischen Himmel und Hölle ist bereits getroffen."

Einige Sekunden lang schien die Zeit still zu stehen.
Bis Vernon aus seiner Starre erwachte und aufgebracht knurrte, „... Hölle - so ein ausgemachter Schwachsinn!"

„Sie haben doch erwähnt, dass der andere, wie nannten sie ihn, Freak, nicht anwesend ist! Wissen Sie-", Lucifer lächelte, als Bilder seines glücklich lächelnden Gefährten vor seinem inneren Auge aufblitzten. „Harry wird auch nie wieder einen Fuß auf dieses Grundstück setzen. Denn er wohnt nun in meinem Palast und steht als mein Gefährte an meiner Seite - und sie täten gut daran an den Teufel und die Hölle zu glauben!"

Damit drehte sich Lucifer wie in Zeitlupe zu den Dursleys um und blickte sie, breit lächelnd, aus rot-schwarzen Augen an, in denen ein Feuer zu lodern schien. „-denn ihr werdet den anderen Sündern im Höllenfeuer schon bald Gesellschaft leisten.
Und es wird mir eine Freude sein, euch beim Brennen zuzusehen, für das, was ihr meinem Gefährten alles angetan habt!"

Mit diesen Worten ließ er jedes Bild im Raum in Flammen aufgehen, sowie die Gardinen und einige Möbel. Was Petunia dazu veranlasste wie eine hysterische Furie zu kreischen und sich zusammen mit einem weinenden Dudley an einen wimmernden Vernon zu klammern.

Der Teufel lachte unterdrückt und trat mit hinter dem Rücken verschränkten Händen näher an die letzten Verwandten seines Gefährten heran.

„Keine Sorge, ich gestehe euch noch ein paar Tage in eurer Welt zu. Schließlich gehört ihr gewissermaßen zur Familie. Ihr bekommt somit die Chance von mir eure Angelegenheiten regeln zu können und noch etwas Zeit miteinander zu verbringen."

Der Dämon beobachtete einen Moment lang nachdenklich die züngelnden Flammen und richtete seinen Blick dann direkt auf den Jüngsten im Raum. „Für deine Eltern gibt es keinen Weg in den Himmel oder mehr Zeit in dieser Welt, Dudley. Sie werden für ihre Taten und Entscheidungen büßen, ohne Gnade erwarten zu können. Dir jedoch, werde ich einen Aufschub gewähren.
Treffe eine Entscheidung und bestimme selbst, wie dein Leben weitergehen soll. Ob wir uns irgendwann wiedersehen, liegt also an dir!"

Dann wandte er sich wieder an alle, „... keiner von euch wird ein einziges Wort über das heute Geschehene sprechen können.
Und es wird keine Möglichkeit geben mir zu entkommen! Versucht es also gar nicht erst!"

In diesem Moment musste Petunias Mann fürchterlich husten. Nachdem er sich wieder gefangen hatte, betrachtete er seine mit Blut befleckte Handinnenfläche und krächzte verwundert. „-was?!"

Das Pferdegesicht sah mit weit aufgerissenen Augen zu Lucifer und keuchte, was den Fürsten dazu veranlasste zu schmunzeln.

„Euer Herz wird in den nächsten Tagen irgendwann versagen. Wann, hängt davon ab, wie belastbar ihr seid, wie viele Schmerzen ihr ertragen könnt. Ihr habt meinen Gefährten grausam gefoltert! Körperlich und seelisch! Habt versucht ihn zu brechen und ihn beinahe in den Selbstmord getrieben!
Ich habe mit keinem Wort erwähnt, dass eure letzte Zeit frei von Schmerz sein wird, schließlich ist das meine Rache! Aber wenn es euch tröstet, ihr werdet nicht die Einzigen sein die ich in mein Reich hole!"







*Lu*

Ertönte die gutgelaunte Stimme in Lucifer's Kopf, was diesen zum Lächeln brachte. *Willst du den Minister eventuell so ganz zufällig treffen? Er will jetzt zahlen und dann das Café verlassen*

Der Dämon schenkte seinem jungen Partner eine mentale Umarmung und antwortete auf dieselbe Weise. *Natürlich Liebling. Ich bin gleich bei dir*

Damit schimmerte er direkt aus dem Wohnzimmer der Dursleys zurück in die Winkelgasse und ließ eine ängstlich zusammengekauerte Familie zwischen halb verkohlten Möbeln zurück.

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