Der Fürst der Hölle
Harry seufzte und kuschelte sich ein wenig tiefer in die flauschigen Kissen.
Es war so herrlich weich und kuschlig. Seit einer gefühlten Ewigkeit war ihm zum ersten Mal wieder bis in sein tiefstes Inneres warm. Er fühlte sich Wohl und geborgen.
Und dieser erstaunliche Geruch nach Feuer und Vanille benebelte seine Sinne.
Dieser Duft raubte ihm regelrecht den Verstand, ließ ihn unbewusst tief einatmen und glücklich seufzen.
Jetzt konnte es enden! Er würde mit einem Lächeln und einem Gefühle von Glückseligkeit ohne die kleinste Spur von Angst aus dieser Welt scheiden. Er war endlich mit sich im Reinen.
Sein Herz zog sich leicht zusammen und am liebsten hätte er geweint. Er hatte nicht damit gerechnet, dieses Gefühl des Seelenfriedens erfahren zu dürfen.
Nichts war mehr wichtig! Die ganze Last fiel von ihm ab und hinterließ nichts als Wärme. Alles war so, wie es sein sollte.
Und er wollte nichts anderes als diesen himmlischen Duft, der ihm diesen Frieden schenkte, tief einzuatmen.
Wollte ihn nie wieder vergessen!
Der Grünäugige spürte wie ihm eine einzelne Träne aus dem Augenwinkel und über seine Wange lief.
Warum konnte es jetzt nicht einfach mit ihm zu Ende gehen! Er wollte seine müden Augen nicht öffnen und dieses wundervolle Gefühl damit zerstören.
„Du kannst deine Augen ruhig öffnen mein junger Gefährte.
Habe keine Angst davor."
Harry zuckte erschrocken zusammen. Sein Herzschlag beschleunigte sich und seine nun schlagartig geöffneten Augen ruhten auf der Person, die entspannt in einem Sessel neben seinem Bett saß und ihn beobachtete.
Der Jüngere schluckte und anstatt dass sein Herz noch schneller in seiner Brust schlug, schien es sich dazu entschlossen zu haben bei dem Anblick dieses Gottes einfach auszusetzen.
Es vergingen einige stille Momente, bis Harrys Gehirn den einzelnen, mit sanft leiser Stimme ausgesprochen Satz verarbeitet hatte.
„Gefährte?" Flüsterte Harry fassungslos mit leicht rauer Stimme, währenddem sich jedes noch so kleine Detail des Mannes in sein Gedächtnis einbrannte.
Der Fremde schien in etwa Lord Voldemorts Größe zu haben. Er trug ein dunkles enganliegendes Hemd mit einer schwarzen ärmellosen Anzugweste darüber, unter dem sich ein definierter und ansehnlicher Oberkörper verstecken musste.
Dazu eine passende Stoffhose, Gürtel, Krawatte und Lackschuhe, ebenso in Schwarz.
Über den breiten, jedoch nicht zu breiten, Schultern hing ein schwarzer, langer Mantel mit gut sichtbaren silbernen Nähten, die wiederum zu den silbernen Nähten der Weste, den silbernen Knöpfen und der Gürtelschnalle passten.
Doch diese kleinen sich hervorhebenden Details waren nichts zu dem flüssigen Silber, welches dem Mann in Strähnen über die Schulter nach vorne und seinen Rücken fiel und jeden, egal ob männlich oder weiblich gleichermaßen nach Luft schnappen ließ.
Eine Farbe, die im Schein des Feuers einfach nur atemberaubend aussah.
Die Haare schienen außerdem nicht alle gleich lang zu sein. Einige Strähnen waren kürzer als der Rest und vielen deshalb automatisch nach vorne. Ebenso wie die kürzeren Strähnen des Ponys, die aus den längeren Strähnen, welche hinten zusammengebunden waren, herausgerutscht sind und ihm leicht über den Augen hingen. Und ja ... die Augen! Harry schluckte, nicht fähig seinen Blick abzuwenden. Ein grauer Sturm, der ihm den Atem raubte.
Es war ihm nicht möglich, sich nicht in diesen silbernen Seen zu verlieren, welche ihren Platz in einem nicht zu feminin wirkenden Gesicht hatten. Eine Gesichtsform einem Diamanten ähnlich. Weiche und doch männliche Konturen. Eine gerade Nase und schmale Lippen, die in diesem Moment zu einem kleinen Lächeln geformt waren, vervollständigten dieses perfekte Bild.
„Oh, bitte entschuldige. Ich habe mich dir ja gar nicht vorgestellt ...", der Ältere schüttelte über seine eigene Gedankenlosigkeit den Kopf. „Mein Name ist Lucifer Satanus. Ich bin so glücklich und erleichtert darüber dich endlich nach so langer Zeit gefunden zu haben, dass ich beinahe vergessen habe, dass du ja nicht einmal weißt, wer ich bin. Wie ist denn dein Name?"
Dem Grünäugigen entkam ein Geräusch aus einer Mischung zwischen ungläubigen keuchen und quietschen, währenddem er sich leicht aufrichtete, die Decke noch etwas enger um sich zog, nach Luft schnappte und mit großen Augen flüsterte, „... Lucifer ... wie in Lucifer der Fürst der Hölle?! Der Lucifer!!"
Ein Schauer rann dem Jüngeren über den Rücken.
Doch nach nur wenigen Sekunden wanderten beide seiner Augenbrauen überrascht Richtung Haaransatz, als er Zeuge wurde, wie das Grinsen des Mannes erst breiter wurde und dieser dann tatsächlich anfing zu lachen.
„Jaa ...", zog er das Wort belustigt etwas in die Länge, „... ich denke, wir reden von demselben Lucifer."
Das Lachen verstummte und zurück blieb ein warmes Lächeln, „... ich habe in den Jahrtausenden viele Namen bekommen."
Doch das, was daraufhin folgte, ließ sein Lächeln gefrieren und brachte die kalte Hand um sein Herz zurück.
Der Fürst der Hölle beobachtete fast schon geschockt wie der überraschte, regelrecht erschrockene Gesichtsausdruck des jungen Mannes einem gefassten warmen, leicht traurigen Lächeln Platz machte. Anschließend mit friedvoller Stimme meinte, währenddem er sich wieder in die Kissen kuschelte, zu schwach um seine Augen noch länger dazu zu bewegen offenzubleiben, „... dann ist es also endlich so weit! Obwohl ich ehrlich gesagt nicht damit gerechnet habe, dass mich der Teufel höchstpersönlich holen kommt, um mich mit in die Hölle zu nehmen. Aber ich hätte es irgendwie wissen müssen ... zu viele die wegen mir gestorben sind! Ich habe es verdient. Ich bin bereit!"
Die Minuten vergingen, in denen der Dämon mit schmerzhaft zusammengezogener Brust und verkrampften Fingern versuchte, zu begreifen, was da eben passiert war. Den wieder schlafenden Jungen beobachtete. Als es unvermittelt leise an der Tür klopfte.
Doch bevor er antworten konnte, wurde sie langsam aufgeschoben und Lord Voldemort betrat in Begleitung einer weiteren Person den Raum. Lucifer würdigte den Mann jedoch nur eines flüchtigen Blicks, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder seinem Gefährten im Bett schenkte.
Der dunkle Lord näherte sich langsam dem Bett. Beschwor einen Sessel neben dem des Höllenfürsten aus dem Nichts herauf und ließ sich darauf nieder, während er Devon mit einem Wink seiner Hand bedeutete erst einmal am Rand des Raumes stehen zu bleiben.
Etwa eine Minute verging in vollkommener Stille, bis Tom letztlich das Wort ergriff, „... eure Hoheit- ... ich möchte mich für mein Versäumnis aufrichtig entschuldigen. Eine meiner Hauselfen hat mich über eure Ankunft hier auf Riddle Manor und euren Aufenthalt in diesem Gästezimmer informiert. Dürfte ich erfahren, was euch dazu bewogen hat, diesen Raum zu betreten?"
Ohne den Blick abzuwenden, ließ der ältere zwei Gläser gefüllt mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit erscheinen und reichte eines davon dem dunklen Lord.
Trank einen großzügigen Schluck aus seinem Glas, bevor er schließlich mit ruhiger Stimme auf die Frage antwortete, „... der Junge ist mein Gefährte! Ich habe es gespürt, als ich hierher gekommen bin."
Nur der perfekt sitzenden Maske des Lords und seiner Selbstbeherrschung war es zu verdanken, dass ihm das Glas nicht aus der Hand und alle Gesichtszüge aus dem Gesicht fielen. „... dein Gefährte!?... bist du dir sicher Lucifer?"
Der Höllenfürst nickte und trank erneut einen diesmal etwas kleineren Schluck, „... ja. Absolut. Der Junge ist mein Seelengefährte. Er gehört an meine Seite. Ein Irrtum ist ausgeschlossen Tom.
Was ist mit ihm passiert? Er war kurz wach und scheint, nun da er weiß, wer ich bin, anzunehmen das ich hier bin um seine Seele zu holen, um sie im Höllenfeuer schmoren zu lassen."
Der Rotäugige seufzte leise und dachte einen Moment über Lucifers Aussage nach. „Hat er dir gesagt, wer er ist?"
Lucifer runzelte die Stirn, „... nein. Ich habe ihn zwar nach seinem Namen gefragt, aber er hat diese Frage nicht beantwortet."
Tom nickte verstehend und begann damit die Geschichte an dem Punkt zu erzählen, als er damals vor so vielen Jahren von der Prophezeiung erfahren hatte. Wie er daraufhin zu den Potters ging und wie die Nacht mit seinem Körperverlust endete. Obwohl der Höllenfürst schon ein wenig darüber wusste, hörte er dem anderen aufmerksam zu und zog überrascht seine Augenbrauen nach oben, als der dunkle Lord erklärte, wer dort im Bett lag.
Was er vor ein paar Tagen von Severus Snape erfahren hatte, dem Treffen im Ligusterweg, dem Todeswunsch und dem Schwur dem er in dieser Nacht zugestimmt hatte.
Bis hin zu Devon Zabinis Diagnose und dem Wesenstest.
Letzteres hatte der Arzt übernommen zu erklären, der mittlerweile ebenfalls angespannt auf einem Stuhl in der Nähe des Höllenfürsten saß und die Reaktionen des Dämons ununterbrochen aufmerksam beobachtete.
Rechnete fest mit einem Ausbruch purer Wut über den Zustand seines vorherbestimmten Gefährten.
Doch der Blick des Fürsten lag nüchtern und gefasst auf dem Blatt Pergament auf dem Harry-Potters-Wesenstest geschrieben stand. Und sorgte mit einem warmen, fast schon zufriedenen Lächeln, welches in seinem Gesicht erschien, dafür, dass der Lord und sein Anhänger fragend die Stirn in Falten legten.
Nicht wissend, was dem mächtigen Wesen trotz dieser ausweglos erscheinenden Situation ein Grinsen ins Gesicht zaubern könnte.
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