Auf die Erde ☁Heaven

"CHARL", dröhnt eine durchdringende, tiefe Stimme durch die Wolken.

Ich fahre erschrocken zusammen und falle fast vom Himmel, weil ich vor Schreck vergesse, mit den Flügeln zu schlagen.
Ärgerlich fliege ich wieder ein paar Meter höher in die Wolken.

Muss er denn immer so schreien?

Er ist der Herr über Himmel und Erde, über alles Gute, und hat sehr viel damit zu tun, seine Schäfchen nach allen Kräften vom Bösen fernzuhalten. Ja, er darf so schreien, weist mich gleich darauf eine belehrende Stimme in meinen Gedanken zurecht.

Denk nicht so über ihn. Du weißt, was du ihm alles zu verdanken hast.
Ich weiß, dass mein Gewissen Recht hat.
Er hat jedes Recht dazu, die Leute, von denen er etwas will, nicht selbst aufzusuchen, sondern durch den ganzen Himmel dröhnend zu sich zu beordern.
Trotzdem, auch wenn es das nicht sollte, nervt es mich manchmal.

"Ja, Herr?"

Was er wohl von mir will?
Nach meinen Diensten wurde schon längere Zeit nicht mehr verlangt.
Die meiste Zeit hänge ich einfach mit meinen Artgenossen herum, plaudere mit den glücklichen Seelen hier oben oder chille einfach auf irgendeiner Wolke. Genieße mein Nachleben.

"BEGEBE DICH BITTE SCHNELLSTMÖGLICH ZU MIR", hallt seine Stimme in meinem Kopf wider.

Seufzend fahre ich mir durch meine goldenen Krausehaare.
Mit meinem geplanten Schläfchen wurde das jetzt wohl nichts mehr.
Es scheint ihm wichtig zu sein.
Und ich will meinen Herrn nicht enttäuschen.

Ich schlage ein paar Mal kräftig mit meinen Schwingen und die Wolken teilen sich vor mir, um den Blick auf einen älteren Mann freizugeben, der auf einer Wolke thront.

Er ist die Verkörperung des Guten, der Allmächtige, der Herrscher über den Himmel, in den die Menschen nach ihrem Tod Zutritt erlangen, wenn sie nach seinem Vorbild gute Menschen gewesen sind.
Sein Gegenpart thront einige Etagen tiefer, irgendwo in den tiefen Gefilden unter der Erde. Ich war noch nie in Satans Reich, und, ehrlich gesagt, bin ich auch nicht besonders scharf drauf. Es war wirklich verdammt knapp.
Wann immer mich der Gedanke an meinen Herrn mit Respekt, Dankbarkeit und größter Bewunderung erfüllt, bringt mich der an Satan eher dazu... nun, ich habe Angst. Weil ich nur zu genau weiß, wie schwer es ist, seiner Versuchung zu widerstehen.

Ein Ruck geht durch meinen Körper und ich schüttle die düsteren Gedanken ab. Ich bin jetzt hier.
Bei meinem Herrn.
Ich gehöre hier her.

Als ich mich endlich zu ihm setze, trifft mich sein weiser, gütiger Blick.
"Ich habe eine Aufgabe für dich."

"Na dann, nur her damit.
Ich werde sie wie immer zu vollster Zufriedenheit ausführen, Herr."

Der alte Mann reibt sich nachdenklich über seinen Kinnbart.
"Nicht so schnell, mein Junge.
Diesmal geht es um etwas vollkommen anderes als sonst."

Ich weiß nicht so ganz, worauf er hinaus will. Bisher habe ich alles, was mir aufgetragen wurde, ohne Probleme erledigen können.
Ich bin einer seiner besten Engel, ich habe schon immer versucht, für ihn alles so gut wie möglich zu erledigen. Weil es einfach das mindeste ist, was ich ihm geben kann.
Ein paar Menschchen beschützen, die es ihm besonders angetan haben - darin liegt jetzt nicht die größte Anstrengung.
Warum sollte mir die neue Aufgabe jetzt Schwierigkeiten bereiten?

"Ich werde dich trotzdem nicht enttäuschen, mein Herr", sage ich ein wenig verwirrt, aber trotzdem fest entschlossen.

Mein Herr lächelt leicht.

"Das hoffe ich sehr, Charl.
Deswegen habe ich auch dich ausgewählt. Ich hoffe, du wirst, wie sonst, auch alles geben.
Denn wenn du versagst...
Dann wird die Welt, wie du sie kennst, untergehen und die Menschen werden allesamt vernichtet werden."

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