Ankommen ☁Earth
Als das gleißend helle Licht endlich verblasst, sehe ich mich blinzelnd um. Der Herr hat mir erläutert, dass er mich in ein Apartment auf der Erde schickt. Mein Blick streift mein Umfeld.
Augenscheinlich befinde ich mich im Wohnzimmer, dass direkten Zugang zur Küche bietet. Die Einrichtung bildet einen dunklen Kontrast zu den beige-weißen Wänden. Neben einem Sofa befindet sich direkt neben mir ein kleiner Holztisch, und ich stehe auf einem wuschligen Teppich.
Langsam, alles genau musternd, setze ich mich in Bewegung, um den Rest meiner neuen kleinen Wohnung zu erkunden. Die zwei wuchtigen Türen, die im Wohnbereich in die Wand eingelassen sind, führen mich in ein kleines Badezimmer, in dem Toilette, Waschbecken und Dusche gerade so Platz finden, und ein winziges Schlafzimmer. Mir erscheint fraglich, wie hier jemand das tatsächlich einigermaßen bequeme Doppelbett untergebracht hat.
Eine dritte Türe, die vom Wohnzimmer abgeht, gibt mir mit einem Blick durch das Guckloch zu verstehen, dass es sich hierbei um die Wohnungstüre handelt, die mich in einen Gang bringen wird.
Schlussendlich stehe ich wieder im Wohnraum und lasse mich zum Nachdenken erst einmal auf dem kleinen Sofa nieder.
So. Hier wohne ich vorerst also.
Es ginge bedeutend schöner, aber es ist annehmbar hier.
Tatsächlich erscheint mir die Wohnung trotz Minimalgröße und
-einrichtung bereits ziemlich heimelig. Ich werde hier klarkommen, und da ich ohnehin alleine bin, wird mir der Platz schon reichen.
Ein Grummeln reißt mich aus meinen Gedanken und ich sehe mich etwas befremdet nach der Ursache um, bis ich merke, dass das mein Bauch war.
Ich habe Hunger.
Erst einmal bin ich verdutzt.
Hunger.
Dieses Gefühl kenne ich eigentlich gar nicht. Als Geschöpf des Himmels lebe ich von Luft und Liebe, genauer gesagt der Güte meines Herrn. Ich muss keine Nahrung zu mir nehmen, weder in flüssiger noch in fester Form.
Dann bin ich ratlos.
Was jetzt?
Dass ich das letzte Mal gezwungen war, mir etwas zu Essen zu besorgen, ist schon Ewigkeiten her.
Das letzte Mal, wo ich mich wirklich längere Zeit auf der Erde befand und mir dort quasi ein Leben aufbauen musste... damals wollte... Der Gedanke zieht mein Herz zusammen und als er wieder die alten Bilder in meinem Kopf aufflammen lässt, schiebe ich ihn schnell von mir.
Das letzte Mal, bei dem ich mir Nahrung besorgen musste, ist auf jeden Fall schon einige hundert Jahre her.
Wie stelle ich das jetzt also an?
Ich beschließe, mich erst einmal nach draußen zu begeben.
Dann werde ich weiter sehen.
Als ich mich erhebe und zur Wohnungstür begebe, fallen mir noch eine kleinen Anrichte mit Garderobe ins Auge, welche ich zuvor nicht gesehen habe.
An der Garderobe hängt ein schwarzer langer Mantel und eine graue Weste und auf der Anrichte liegt ein Geldbeutel neben einem Schlüsselbund.
Zuerst werfe ich mir den Mantel über, in Gedanken froh darüber, dass mein Herr daran gedacht hat, mir neben meinen Klamotten, die ich bereits im Himmel getragen habe, noch weitere Kleidung bereitzustellen.
Dann nehme ich die Geldbörse in Augenschein. Darin befinden sich einige Scheine und, was mich fasziniert und begeistert, ein Führerschein sowie Personalausweis.
Auto gefahren bin ich tatsächlich schon mal. Zum Spaß. Ich kann es einigermaßen, weiß jedoch nicht ob ich mich als guten Autofahrer bezeichnen würde oder vielmehr als Gefahr für meine Mitmenschen.
Aber ich freue mich sehr darauf.
Grinsend besehe ich mir meinen Personalausweis.
Name: Theyes, Vorname: Charl, Geburtstag: 07.10.1985, und so weiter.
Bis auf meinen Namen und vielleicht noch der Staatsangehörigkeit entspricht nichts davon der Wirklichkeit.
Als ich Personalausweis und Führerschein wieder zurückstecke bemerke ich außerdem noch eine Krankenkassenkarte und, sehr erfreulich, eine Bankkarte. Laut meinem Herren werde ich es mir immerhin ersparen können, mir eine Arbeit zu suchen. Er hat mir ein Konto mit einer hohen Geldsumme erstellt, da ich mich ganz auf meinen eigentlichen Job, meinen Auftrag konzentrieren soll.
Der hat oberste Priorität.
Mir soll's recht sein. Eine stressige Pflicht weniger.
Nachdem ich den Geldbeutel eingesteckt habe, schnappe ich mir den Schlüsselbund und schließe die Türe hinter mir ab, nachdem ich aus meiner Wohnung getreten bin.
Gerade als ich meine Schultern straffe und mich innerlich für den bevorstehenden Einkauf wappne, höre ich eine tiefe, melodische Stimme rechts neben mir.
"Ah! Sie sind also mein neuer Nachbar, ich habe mich schon gefragt, wann ich Sie wohl das erste Mal zu Gesicht bekommen werde."
Ich zucke ein wenig zusammen und wende mich der Stimme zu, um einen hochgewachsenen, athletischen Mann mit einem netten Grinsen und ziemlich chaotischer Frisur nur wenige Meter von mir entfernt stehen zu sehen, vor einer ähnlichen Wohnungstür wie meiner.
Der Mann grinst mir zu, bevor er mir seine Hand entgegenstreckt.
"Luke Salvain. Sehr erfreut, Sie kennenzulernen."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top