39. secrets of the darkest arts

TW: Gewalt
düstere magische Welt,
jemand verliert ein Auge
(er hat es verdient)

bitte denkt ans voten, danke <3

touch her
and I'll break your neck.

A M E L I E

Kalte Regentropfen benetzten unsere Gesichter, als wir nur wenige Herzschläge später in den Teil Londons apparierten, der zu meinen liebsten Orten der Hauptstadt Englands gehörte. Der Duft von Petrichor füllte meine Lungen, während ich die Magie der Winkelgasse wie ein Schwamm in mich aufsaugte, auch wenn durch die Finsternis, die das dunkle Regime über unsere Welt gebracht hatte, ein großer Teil ihres einstigen Charmes verblasst war.

Mehr als die Hälfte der Läden waren verlassen.

Nach Dumbledores Tod waren die Schatten Lord Voldemorts wie eine Plage über die Straßen Londons eingefallen, hatten alles niedergerissen und ohne Ausnahme jeden hingerichtet, der sich ihnen und damit dem neuen Regime in den Weg gestellt hatte.

Nie würde ich vergessen, wie ich in den ersten Nächten im St Mungo bereits schwer traumatisiert von den Ereignissen der Schlacht von Hogwarts in meinem Bett gelegen— und mir am ganzen Körper zitternd vor Angst ein Kissen auf die Ohren gepresst hatte, um die Explosionen und Schreie im Londoner Zentrum ausblenden zu können. Jedes Mal wenn sie ein Gebäude in die Luft gesprengt hatten, hatten die Wände gewackelt und Putz war von der Decke gerieselt, bis mein Haar davon bedeckt gewesen war.

Menschen hatten geschrien, hatten um ihr Leben und das ihrer Liebsten gefleht, doch Gnade war etwas, wozu die Diener der Dunkelheit nicht fähig waren.

In den Nächten, in denen Enzo sich zu mir ins Zimmer geschlichen hatte, hatte ich mich wie eine Ertrinkende an ihn geklammert. Mein Bruder hatte mich die ganze Nacht in seinen Armen gehalten, mein Haar gestreichelt und mir Trost gespendet.

Doch ich hatte genau gespürt, wie sehr auch der Slytherin gezittert hatte, obwohl er sich vor mir nie etwas von seiner Angst hatte anmerken lassen.

Der Tagesprophet hatte kein Sterbenswörtchen über die Gräueltaten der Todesser gebracht, war er doch schon lang vor dem Sturz des Ministeriums wie ein Spinnennetz von den Todessern infiltriert worden.

Doch die Zeitungen der Muggel waren anfangs voller Schlagzeilen gewesen, in denen über unerklärliche Brände, Explosionen, Entführungen und blutige Massenmorde berichtet worden war. Bis es irgendwann überhaupt keine Zeitung mehr gegeben hatte und alle nicht magischen Menschen der Stadt plötzlich wie fremdgesteuert schienen.

Die Muggel hatten wieder angefangen ganz normal zur Arbeit zu gehen und ihre Infrastruktur am Laufen zu erhalten— als wäre überhaupt nichts geschehen.

Doch wenn man einem von ihnen auf der Straße begegnete, konnte man keinen Funken Licht in ihren Augen erkennen. Ich hatte nie herausgefunden, wie der dunkle Lord es geschafft hatte, eine so große Anzahl an Menschen zu manipulieren und sie zu seinen Marionetten zu machen, doch ein Teil von mir war froh darüber. Denn ich wusste nicht, wie viele Risse mein erschöpftes Herz noch ertragen konnte.

Mein Innerstes verkrampfte sich plötzlich, als ich das verblasste Schild von Fortescues auf dem Boden vor dem Geschäft liegen sah, die Scheiben eingeschlagen und der einst so belebte Eissalon völlig verlassen.

Mattheo drückte meine Hand, als wir an dem Ort vorbeiliefen, mit dem wir beide so viele glückliche Erinnerungen an die heißen Sommer unserer Kindheit verbanden, während uns jetzt statt zuckersüßer Vanille, nur noch der Geruch von zerplatzten Träumen und Kummer entgegen wehte.

»Lebt er noch?«, fragte ich den jungen Todesser an meiner Seite leise, während wir Hand in Hand die pfützenbedeckte Gasse entlang liefen und hin und wieder an unseren Kaffeebechern nippten. Ich hob den Kopf und sah zu Mattheo, dessen Unterkiefer sichtlich angespannt war. »Oh«, murmelte ich. Sein Schweigen verriet mir alles, was ich wissen musste.

Florean Fortescue war tot.

Was für ein unbeschreiblicher Verlust für unsere Welt, denn der ältere Zauberer mit den freundlichen braunen Augen hatte ein so unglaublich großes Herz voller Wärme und Güte gehabt. Doch in einer Regierung, die die Ideologie reinen Blutes auf brutalste Weise durchsetzte, war ihm wahrscheinlich am Ende genau das zum Verhängnis geworden.

Sein Herz.

Als wir uns Olivanders ebenfalls völlig verwüsteten Laden näherten, wandte ich seufzend den Blick ab und zupfte stattdessen am Saum meines dunkelgrauen Wollpullovers mit Zopfmuster herum.

Es war eines meiner liebsten Kleidungsstücke, die Mattheo mir heute Morgen nach unserem Bad zusammen mit einer engen schwarzen Jeans, frischer Unterwäsche und meinen eleganten Schnürstiefeln aus meinem Zimmer in Hogwarts geholt hatte, damit ich nicht in meiner Schuluniform nach London hatte reisen müssen. Mal ganz davon abgesehen, dass die Hälfte meiner Unterwäsche im Kamin gelandet war.

Meine Wangen begannen zu glühen, als die Erinnerungen an die letzte Nacht zurückkamen, was dafür sorgte, dass sich die Regentropfen noch eisiger auf meinem Gesicht anfühlten. Ich warf einen kurzen Blick zu Mattheo, der mit wachsamer Miene die Winkelgasse beäugte, während der Wind ihm sein rebellisches Haar immer wieder in die Augen blies.

Ich strich mir eine Haarsträhne aus der Stirn und folgte seinem Blick, doch wir schienen momentan die einzigen zu sein, die sich an diesem regnerischen Tag in der magischen Einkaufsmeile aufhielten.

Mein frisch gewaschenes Haar trug ich heute offen, sodass es mir in kastanienbraunen Wellen bis über die Brüste fiel. Nur einigen Strähnen hatte ich geflochten, kunstvoll an meinem Hinterkopf drapiert und mit einer perlenbesetzten Haarspange fixiert.

Doch trotz meiner warmen Kleidung bemerkte ich, wie ich plötzlich zitterte. Kälte begann mir in die Haut zu beißen und sickerte bis in meine Knochen. Der plötzliche Temperaturabfall war alarmierend und ließ meinen Puls in die Höhe schießen.

Kurz befürchtete ich, die Nebenwirkungen des unverzeihlichen Fluches wären zurückgekehrt, doch dann erfasste mich ein weiteres, vertrautes Gefühl.

Eines purer Hoffnungslosigkeit.

Abrupt blieb ich stehen, als ich in der Ferne mehrere schemenhafte Gestalten in zerfledderten Umhängen ausmachen konnte, die sich verstohlen um eine Backsteinmauer drückten. »Gib ihnen keinen Grund, dich zu beachten, Amelie«, murmelte Mattheo mit gedämpfter Stimme an meiner Seite, der die Dementoren natürlich ebenfalls bemerkt hatte.

Kurz strich sein Daumen über meine Fingerknöchel bevor er mich weiter die Winkelgasse entlang zog.

»Ich dachte die Dementoren unterstehen dem Regime? Luc meinte—«, doch ich brach ab und schluckte schwer, als einer der magischen Seelenfresser plötzlich stehen blieb und sich seine Kapuze langsam in unsere Richtung drehte. Mein Herz pochte vor Angst und schnell schaute ich weg.

»Tun sie auch«, murmelte der Lockenkopf und warf einen vernichtenden Blick in die Richtung der schattenhaften Kreaturen. »Aber ihnen ist trotzdem nicht zu trauen und ich kann nicht—«

Mattheo sprach den Satz nicht zu Ende und ich bemerkte, dass er seinen Zauberstab gezogen hatte. Doch dann schob er ihn mit grimmiger Miene wieder in die lederne Vorrichtung an seinem Handgelenk.

Und dann wurde es mir plötzlich klar.

Mattheo konnte keinen Patronus heraufbeschwören.

Nur wenige schwarze Magier waren in der Lage einen Patronus zu Stande zu bringen, denn um einen derart mächtigen Licht Zauber wirken zu können, trugen die meisten von ihnen viel zu viel Dunkelheit in sich.

Ich beschloss gleich in der Buchhandlung nach einem Lehrbuch dafür zu suchen. Wenn Mattheo ihn nicht erlernen konnte, dann würde ich es für ihn tun.

Für uns beide.

Mein Herz hüpfte, als ich die vertrauten Lettern von Flourish und Blotts erblickte, dem einzigen Ort, an dem ich in meiner Kindheit mehr Zeit verbracht hatte als in Fortescues Eissalon. Als wir näher kamen, öffnete sich die Tür und ein älterer Todesser mit silbergrauem Haar und kalten grauen Augen trat hinaus, gefolgt von einer zierlichen Hexe, die mindestens zwanzig Jahre jünger war, als er.

Als er Mattheo erkannte, blieb er stehen und machte eine kurze, doch respektvolle Verbeugung, bevor er nach hinten griff, den Arm des jungen Mädchens packte und mit sich zerrte. Die Hexe schenkte mir ein trauriges Lächeln, doch dann fiel ihr Blick auf Mattheos und meine ineinander verschlungenen Hände und ihr Lächeln verblasste wie die Sterne am Nachthimmel, wenn ein neuer Tag hereinbrach.

Ihre Augen verengten sich und ein Ausdruck von giftiger Eifersucht machte sich ihnen breit breit. Ich lächelte zurück, doch sie wandte den Blick ab und legte eine Hand auf ihren kugelrunden Babybauch.

Plötzlich wurde mir schlecht.

Nur vage bekam ich mit, wie Mattheo stehen blieb, mir den leeren Kaffebecher aus der Hand nahm und verschwinden ließ. Ich hörte ihn meinen Namen sagen und als ich nicht reagierte, hob er mein Kinn an, sodass ich gezwungen war, ihn anzusehen.

Sein Anblick ließ mich das Atmen vergessen.

Regentropfen hatten sich in seinen windzerzausten dunkelbraunen Locken verfangen und ergossen sich wie Tränen über sein verstörend schönes Gesicht.

Auch wenn es mitten am Tag war, umgab den Erben der Blutlinie Salazar Slytherins eine Aura aus purer Nacht, die ihm wie der Regen von den muskulösen Schultern perlte und ihn in Schatten hüllte. Die Uniform der Todesser verlieh ihm etwas machtvolles, noch bedrohlicheres und doch fühlte ich nichts als pure Liebe, wenn ich in seine wunderschönen Augen blickte, die nur sanft waren, wenn er mich ansah.

Seine Dunkelheit war die einzige, die ich niemals fürchten würde, dachte ich mit klopfendem Herzen, als sein Daumen zärtlich über meine Wange strich.

»Das wird nicht passieren«, murmelte Mattheo und starrte mit einem harten Ausdruck auf dem Gesicht auf mich hinab. Ich blinzelte irritiert, brauchte einen Moment, bis ich verstanden hatte, was er meinte.

Ihren Babybauch.

Ich öffnete den Mund um zu antworten, als der Himmel über uns endgültig aufbrach und es sintflutartig zu schütten anfing. Hand in Hand rannten wir die verbliebenen Meter zur Buchhandlung, wo er mir die Ladentür aufhielt, wie der Gentleman, der er immer nur für mich gewesen war.

Dankbar über das Koffein des Kaffees, das meinem erschöpften Geist wieder etwas Leben eingehaucht hatte, machte ich mich gleich auf den Weg die verschnörkelte Wendeltreppe hinauf. Der vertraute Geruch von Buchseiten und staubigen Einbänden ließ mich alles um mich herum vergessen, während ich mir mit leuchtenden Augen einen Weg durch die schwindelerregend hohen Bücherstapel bahnte, bis ich endlich meine liebste Abteilung erreicht hatte.

Nur um zu sehen, dass dort bereits jemand mit dem
Rücken gegen die Regale gelehnt stand und in eine wunderschöne Schmuckausgabe von Shakespeares Hamlet vertieft war. Jemand mit breiten muskelbepackten Schultern, schwindelerregend blauen Augen, einer Aura zum fürchten und einer Schwäche für tragische Liebesgeschichten.

Jemand, den die Nacht genau so sehr liebte, wie den Jungen, dessen Ring ich an meinem Finger trug.

Meine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen als mir klar wurde, das Lucifer Lestrange die ganze Welt ausblendete, wenn er ein Buch in den Händen hielt.

Genau wie ich.

Langsam näherte ich mich ihm.

»Zweifle an der Sonne Klarheit«, begann ich mit fester Stimme aus Hamlet zu zitieren, woraufhin sich die Lippen des Todessers zu einem breiten Lächeln verzogen, bevor er den Kopf hob und mich ansah. Seine Augen waren so blau, dass sie zwischen den düsteren Regalen wie Monde zu leuchten schienen.

Ich errötete ein wenig, als mir wieder einmal klar wurde, wie verboten attraktiv dieser Mann war.

»Zweifle an der Sterne Licht«, fuhr Lucifer fort und zeigte mit einer theatralischen Geste an die Decke des Buchladens und beschwor mit einem nonverbalen Zauber Sterne herauf, woraufhin ich leise kicherte.

Mörderisch gefährlich und doch so romantisch.

Meine Lippen bewegten sich, doch es war nicht meine Stimme, die mein liebstes Zitat Hamlets beendete. »Ob lügen kann die Wahrheit, nur an meiner Liebe nicht«, murmelte Mattheo an meinem Ohr, bevor er die empfindliche Stelle dahinter küsste.

Beinahe wäre ich dahingeschmolzen.

Lestrange warf ihm einen anerkennenden Blick zu.

Meine Augen funkelten, als ich herumwirbelte und dem Todesser ins Gesicht blickte, der mir wie ein Schatten die Wendeltreppe hinaufgefolgt war.

»Du hast es gelesen?«

»Ob ich Hamlet gelesen habe? Mattheo hob eine seiner dunklen Brauen und sah mich ungläubig an. »Ich habe alle deine Lieblingsbücher gelesen, Sweetie.« Er hob die Hand und schob mir eine dunkelbraune Strähne hinters Ohr, bevor er mir zuzwinkerte, was mich das Atmen vergessen ließ.

Und gerade als ich dachte ich könnte mich nicht noch mehr in diesen Jungen verlieben, so tat ich es.

»Wirklich?«, hauchte ich.

Mattheos Lippen umspielte ein Lächeln und doch lag etwas Trauriges in seinen Augen. »Als wir nicht miteinander geredet haben—«, begann er und ich fühlte mein Herz schwer werden, denn die Zeit ohne ihn war die schwerste in meinem Leben gewesen.

Nicht nur wegen dem seelischen Schmerz, den er mir in der Nacht der Schlacht von Hogwarts hinzugefügt hatte und der brennenden Wut die daraus entstanden war, sondern auch wegen der quälenden Sehnsucht nach ihm, die mich dabei innerlich zerrissen hatte.

Nie hatte ich aufgehört ihn zu lieben.

Selbst, als ich ihn gehasst hatte.

»Habe ich sie immer und immer wieder gelesen, um mich dir näher fühlen zu können«, beendete der Sohn des dunklen Lords den Satz und griff nach meiner Hand, führte sie an seine Lippen und hauchte sanfte Küsse auf meine regennassen Fingerknöchel.

Meine Hände zitterten.

Gerührt sah ich ihm in die Augen, bevor ich im nächsten Moment auf die Zehenspitzen ging, meine Arme um seinen Hals schlang und ihn küsste.

Mattheo grinste an meinen Lippen, als ich ihn einige Schritte rückwärts zwang, bis sein Rücken ein wenig unsanft mit einem der Bücherregale kollidierte.

Meine Hände fanden in seine Locken, zogen sanft daran um ihn noch näher bei mir zu haben, während Mattheo den Kuss mit genau derselben Sehnsucht erwiderte, als hätten wir einander tagelang nicht gesehen und nicht die ganze letzte Nacht damit verbracht uns zu Küssen und unter dem magischen Sternenhimmel zu lieben, bis wir nicht mehr gewusst hatten wo sein Körper anfing und meiner aufhörte.

Seine Küsse brachten mich fast in die Knie.

Mattheo schmeckte nach Regen, Dunkelheit und der hauchzarten Zimt Note, die auch er in seinen Kaffee mischte, seit ich es ihm gezeigt hatte. »Theo«, murmelte ich abgelenkt in den Kuss und brauchte ganze vier Anläufe, bis ich es endlich schaffte, meine Hände auf seine Brust zu legen und den anhänglichen Slytherin von mir wegzuschieben, der mich jedes Mal wieder an sich zu ziehen versuchte, als könnte er nicht atmen, ohne meine Lippen auf seinen.

»Wir sind nicht allein«, erinnerte ich ihn.

Mattheo zuckte nur mit den Schultern, bevor er mich wie eine Puppe herumwirbelte und an seiner Stelle gegen das Regal drückte, die Unterarme links und rechts neben meinem Kopf platzierte und mich zwischen seiner uniformierten Brust und den Büchern gefangen nahm. »Luc sieht uns zu«, erinnerte ich den Lockenkopf mit glühenden Wangen an die Anwesenheit seines engsten Todessers.

»Du hast damit angefangen, nicht ich«, entgenete er mit dunkler Stimme, die Lippen an meinem Hals und die Hände unter meinem grauen Wollpullover, wo seine rauen Finger meine nackte Haut streichelten.

Seine Berührung ließ es überall kribbeln.

»Theo«, wiederholte ich. »Luc ist—«

»Oh, beachtet mich gar nicht«, entgegnete Lestrange gut gelaunt, ohne von seinem Buch aufzusehen. »Habt ihr ja letzte Nacht auch nicht.« Sein Grinsen hatte plötzlich einen teuflischen Charme. »Wundert mich ehrlich, dass du überhaupt noch laufen kannst.«

Ich spürte Mattheo an meinem Hals grinsen.

»Wie bitte?«, fragte ich schockiert.

»Mein Zimmer ist nebenan«, erklärte Luc beiläufig, als ich ihm einen ungläubigen Blick zuwarf.

Mit glühenden Wangen schob ich Mattheo von mir weg. »Du hast bei all den unzähligen Schutzzaubern keinen einzigen Schallzauber auf deine Tür gelegt?«

Mattheo zuckte erneut mit den Schultern.

»War nie notwendig«, sagte er, entdeckte die identische Schmuckausgabe Hamlets im Regal, die auch Lestrange in den Händen hielt und zog sie heraus. »Ich nehme an, die kommt mit?« Mattheo grinste und ich fühlte wie mir warm ums Herz wurde, weil er wieder mal ganz genau wusste, was mir gefiel.

Die Ausgabe war ein Traum aus fliederfarbenem Samt und goldenen Lettern, für die ich schon einen besonderen Platz im Bücherregal gegenüber meinem Bett auserkoren hatte. Ich nickte und sah ihn unverwandt an. »Du hast also nie ein Mädchen—«, begann ich, woraufhin Lestrange neben uns lachte.

Mattheo warf ihm einen warnenden Blick zu, den Lucifer mit einem vielsagenden Grinsen erwiderte.

»Mattheo und andere Mädchen?« Lestrange hob eine Braue. »Seit Jahren redet er nur von dir, kleine Slytherin.« Sein Grinsen wurde breiter, als ich bei diesen Worten unwillkürlich zu lächeln anfing.

»Wenn ich jedes Mal eine Galleone bekommen hätte, wenn er deinen Namen gesagt hat, wäre ich jetzt reicher als die Queen.« Der Todesser zwinkerte.

Mein Lächeln wurde zu einem Strahlen.

»Amelie hier, Amelie da— Wusstest du, dass er ein ganzes Jahr nur Wodka getrunken hat, weil jeder verdammte Whiskey die Farbe deiner Augen hatte?«

Überrascht sah ich zu Mattheo, der mit verschränkten Armen neben mir stand und Lestrange mit einem absolut mörderischen Blick fixierte. Seine Wangen hatten einen leuchtend rosa Touch und selbst durch seine mehrschichtige Uniform konnte ich sehen, wie angespannt seine Muskeln waren.

»Hüte deine Zunge, Luc«, drohte er ihm.

»Bring mich doch dazu, Liebling«, provozierte Lestrange ihn in einem anzüglichen Schnurren.

Mattheo boxte ihn genervt in die Seite, woraufhin Lestrange zurück boxte, bis sie sich irgendwann kabbelten und dabei zahlreiche Bücherstapel zu Fall brachten, wie pubertäre Schuljungs und nicht zwei gefürchtete Todesser des dunklen Regimes, vor denen jeder zurückwich, wenn sie ihnen begegneten.

Grinsend schüttelte ich den Kopf und widmete mich nun endlich der anderen Sache in meinem Leben, die mein Herz fast genau so schnell schlagen ließ, wie meine Liebe zu Mattheo Marvolo Riddle.

Bücher.

𓆙

Eine Dreiviertelstunde später stand ich an der Kasse von Flourish & Blotts und sah dem Ladeninhaber dabei zu, wie er die schönsten Schmuckausgaben meiner Lieblingsautoren sorgsam in Seidenpapier einpackte. »Für meine treuste Kundin habe ich natürlich alle Neuheiten zur Seite gelegt«, sagte Egdar Florish mit einem Zwinkern und blickte sich kurz um, um sicher zu gehen, dass niemand sah, wie er mir im nächsten Moment klangheimlich die neusten Muggelromane in die Tüte schmuggelte.

Doch gerade als ich meine Geldbörse aus meiner Manteltasche ziehen wollte, stand Mattheo neben mir, seine eigene in den Händen. Wortlos bezahlte er für meine Bücher, nahm die vollgestopften Tüten nacheinander entgegen und reichte mir dann die leichteste davon, bevor er den Arm um meine Schultern legte und wir in Richtung Ausgang liefen.

»Danke, Theo«, sagte ich und lächelte ihn an. »Aber du weißt schon, dass ich mir meine Bücher selbst kaufen kann, oder?«, erinnerte ich ihn grinsend und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange.

Seiner Kehle entwich ein raues Lachen.

»Glaub mir, ich habe nicht vergessen wie ekelerregend reich meine Verlobte ist«, raunte er mir mit verführerisch dunkler Stimme ins Ohr und ließ seine Lippen dabei provokativ den äußeren Rand meiner Ohrmuschel streifen, was mir direkt zwischen die Beine schoss. »Aber wenn du darauf bestehst, kannst du dich ja heute Abend bei mir bedanken.«

Meine Wangen brannten wie Feuer.

Der Lockenkopf grinste, denn meine körperliche Reaktion darauf, war ihm natürlich nicht entgangen.

Er hielt mir die Tür auf und wir traten hinaus in das verregnete London, wo Lestrange bereits auf uns wartete. Mit verschränkten Armen lehnte der Todesser gegen die Backsteinmauer, eine Zigarette locker zwischen den Lippen baumelnd.

»Bleib bei Luc«, sagte Mattheo plötzlich zu mir und küsste meine Stirn. »Ich muss kurz zu Borgin—«

»Ah, deshalb ist er hier«, unterbrach ich ihn augenrollend. »Um mich zu babysitten, während du schwarzmagischen Kram shoppen gehst.« Ich hob eine Braue. »Kannst du vergessen, ich komme mit.«

»Hab's dir gesagt«, kam es von Lestrange, der in diesem Moment seinen Zigarettenstummel achtlos auf den Gehweg schnippte und sich mit seinem schweren Todesser Stiefel von der Mauer abstieß, bevor er mir grinsend seinen Arm anbot.

Mattheo stieß ein resigniertes Seufzen aus und fuhr sich mit der Hand durch die Locken. »Gut«, murmelte er zähneknirschend und nahm meinen anderen Arm, sodass ich mich nun zwischen den beiden Jungs befand, während wir die verregnete Winkelgasse hinabliefen um zu dem Teil Londons zu gelangen, aus dem die Nacht nur so zu sickern schien.

Wenige Minuten später bogen wir in die Nokturngasse ab, die ihrem Namen alle Ehre machte. Die Schatten der eng stehenden Häuser verschluckten das Tageslicht wie eine Sonnenfinsternis, sodass es nur die schäbigen Laternen an den Mauern waren, die uns mit ihrem gelblichen Leuchten den Weg zu Borgin und Burkes wiesen, einem schwarzmagischen Antiquitätenladen im Herz der zwielichtigen Einkaufsmeile.

Das Innere des Ladens war ebenso finster und es roch nach Staub, kalter Asche und verbotener Magie.

Der Holzboden ächzte unter unserem Gewicht und als ich meinen Blick über die zahlreichen Regale und Vitrinen gleiten ließ, die voller Artefakten waren, von denen einige furchtbar grausige Folterinstrumente waren, bekam ich eine Gänsehaut. Als hätte er mein Unwohlsein gespürt, legte Mattheo den Arm um meine Schultern, während wir zu einem abgenutzten alten Holztresen liefen, auf dem eine Klingel stand.

Lestrange hob die Hand um sie zu betätigen, woraufhin sie aus lauter Angst vor seiner Kraft zur Seite hastete, von der Theke sprang und in alle Einzelteile zerbrach. »Was denn?«, sagte Lestrange mit Unschuldsmiene, als Mattheo ihn finster ansah.

Doch bevor er ihm antworten konnte, öffnete sich die Hintertür mit einem quietschenden Geräusch und ein in die Jahre gekommener Zauberer kam zum Vorschein, der mit seinen obsidianfarbenen Augen und dem gezwirbelten Schnurrbart nicht weniger finster wirkte, als sein Geschäft. Doch etwas an seinem Auftreten änderte sich, als er Mattheo ansah.

Seine Augen wurden seltsam glasig, fast neblig.

Ich schluckte als mir klar wurde, dass er offenbar unter dem Imperiusfluch stand. Mattheo, der meine Reaktion genau beobachtet hatte, spannte den Unterkiefer an, was meine Vermutung bestätigte.

Es war sein Imperius, unter dem Borgin stand.

»Mister Borgin«, sagte Mattheo mit ruhiger Stimme und sah mir noch einen Moment in die Augen, bevor er sich dem Ladenbesitzer zuwandte. »Haben sie gefunden, wonach ich verlangt habe?«, fragte er ihn.

»Aber natürlich, mein Lord«, entgegnete er kühl, als hätte ihn diese Frage in seinem Stolz gekränkt.

Ich starrte ihn an, doch weder für Mattheo noch für Lestrange schien es etwas ungewöhnliches zu sein, dass er Mattheo mit mein Lord angesprochen hatte.

Ohne ein weiteres Wort drehte sich Borgin um und verschwand im Hinterzimmer. Ich schaute zu Mattheo, doch er sah mich nicht an. »Willst du dich nicht etwas umsehen?«, fragte er dann und als er den Kopf drehte und mich ansah, waren seine dunklen Augen sanft und etwas flehendes lag darin.

»Sicher«, entgegnete ich ein wenig enttäuscht.

Ich erhaschte gerade noch einen Blick auf das alte, in Leder gebundene Buch mit dem Borgin zurückkehrte, bevor ich ich auch schon im hinteren Teil des Ladens verschwand, jedoch nicht den Titel zu entziffern, der mir jedoch überaus seltsam vorkam, denn soweit ich wusste, hatte es nie einen offiziellen Siebten Band von Die Geheimnisse der dunkelsten Kunst gegeben.

Ich lief ein paar Schritte durch die Regalreihen und versuchte zu ignorieren, dass sich ein verdammt echt aussehender Totenschädel dabei zu mir umdrehte.

Vor einer gläsernen Vitrine blieb ich stehen und verhexte mit einem nonverbalen Spruch die Luft, sodass ich das Gespräch mithören konnte, während ich eine juwelenbesetzte Halskette betrachtete, die nur so vor dunkler Magie zu trotzen schien. Ich hielt den Atem an und lauschte der Stimme Borgins, die jedoch durch das laute Pochen meines eigenen Herzens nur dumpf an meine Ohren drang.

»Ich habe verstanden, wie wichtig—«

»Nein ich glaube nicht, dass sie verstanden haben, wie wichtig das Artefakt für mich ist, vielleicht sollte ich sie nochmal davon überzeugen«, schnitt Mattheo ihm das Wort ab, was mich erschaudern ließ. Denn nie zuvor, hatte ich seine Stimme derart kühl erlebt.

Und ich musste nicht um die Ecke spähen um zu wissen, dass der junge Todesser seinen Zauberstab gezogen hatte, um seine Drohung zu untermalen.

»Ich werde mich noch einmal mit meinem Kontakt in Verbindung setzen«, entgegnete Borgin unfreundlich, bevor mir das Geräusch einer zufallenden Tür verriet, dass er erneut im Hinterzimmer verschwunden war.

»Imperius hin oder her, ich traue ihm nicht«, hörte ich Lestrange zu Mattheo sagen. »Wenn du mich fragst, sollten wir selbst nach Rumänien reisen und nach dem Artefakt suchen. Es ist zu riskant, wenn—«

»Shh, nicht vor Amelie«, unterbrach Mattheo ihn harsch, woraufhin ich zu Eis gefror. »Ich will nicht, dass sie irgendetwas davon mithört«, sagte er leise, woraufhin ich nur noch aufmerksamer lauschte. Ich hörte Lestrange seufzen. »Du solltest sie einweihen«, schlug er vor, woraufhin mein Herz zu Hämmern anfing. »Und sie mit diesem Wissen noch mehr in Gefahr bringen?«, knurrte Mattheo. »Nein.«

»Sie liebt dich—«

»Ja und genau deshalb kann ich es ihr nicht sagen«, unterbrach er ihn. »Außerdem betrifft es auch Enzo, sie würde überhaupt nicht mehr Schlafen. Hast du nicht gemerkt, wie viel Gewicht sie verloren hat?«

Traurig blickte ich an mir hinab.

Mattheo hatte nicht unrecht, in den letzten Wochen hatte ich bestimmt ein paar Kilo verloren, was sich an meiner eh schon zierlichen Figur, die ich von meiner Mum geerbt hatte, natürlich bemerkbar machte.

»Sie ist verdammt klug, Theo. Es wäre dumm, jemanden wie sie nicht dabei zu haben und das weißt du auch. Selbst Enzo war dafür. Ich verstehe, dass du sie beschützen willst aber mach nicht den Fehler sie zu unterschätzen. Der sprechende Hut hat sie nicht ohne Grund in das Haus deines Vorfahren eingeteilt«, redete Lestrange auf ihn ein, woraufhin Mattheo nur dunkles Knurren von sich gab.

Meine Liebe für Lucifer wuchs mit jedem Tag.

»Ich unterschätze sie nicht verdammt, ich—«

Doch bevor er den Satz beenden konnte, ertönte die Klingel über der Ladentür und kündigte einen weiteren Kunden an. »Na bei Salazars verrottetem schwarzen Herz, wenn das mal nicht meine liebsten Neffen sind. Wie schön euch zu sehen«, säuselte eine vertraute männliche Stimme durch das Geschäft, bei der sich mein Innerstes krampfhaft zusammenzog.

»Ich wünschte ich hätte den Anstand dich ebenfalls zu belügen. Aber ich hab irgendwie gehofft, du wärst verreckt und hättest mich zum Alleinerben gemacht, Onkel«, entgegnete Lestrange gehässig.

Nervös lief ich zurück zur Theke, nur um zu sehen, dass Mattheo mir bereits entgegen kam. Er sagte kein Wort als er sich über mich lehnte und mir einen Kuss auf die Stirn hauchte, während er unauffällig etwas schweres in meiner Büchertasche verschwinden ließ.

Ich schenkte ihm ein schwaches Lächeln, doch seine Miene blieb hart, als er den Arm um meine Schultern legte, während wir zum Tresen zurückkehrten, wo sich Rabastan Lestranges Augen auf mich richteten, die genau so Blau waren wie die seines Neffen, doch im Gegenzug zu Lucifers, nichts als Kälte enthielten.

Bei dem Gedanken daran, dass Pansy an jemanden wie ihn gekettet war, krampfte sich mein Magen schmerzhaft zusammen. Und auch Lestrange schien dieselben Gedanken zu plagen, denn auf seinem vernarbten Gesicht spiegelte sich der blanke Hass.

»Hallo Amelie«, begrüßte mich der ältere Lestrange und schenkte mir ein schiefes Grinsen, während er mich von Kopf bis Fuß musterte. »Du siehst—«

»Sprich sie nicht an«, fiel Mattheo ihm ins Wort.

Rabastan verzog das Gesicht. »Keine Sorge, ich habe nicht vor, dir dein reinblütiges kleines Spielzeug wegzunehmen«, brachte er mit einem hämischen Grinsen hervor, dass meine Zauberstabhand zum Zucken brachte und wandte sich dann Lucifer zu.

»Aber ich habe gehört, dass du mit meinem spielst, ist das wahr, Neffe?« Mit gelangweiltem Gesichtsausdruck sah er ihn an. Lucifer blieb bei seinen Worten ruhig, doch in seinen Augen flammte Mordlust auf. »Bevor dir die süße Pansy zu sehr ans Herz wächst, möchte ich dich daran erinnern, dass ich sie nächsten Monat zu meiner Ehefrau mache.«

»Ach, ist das so?«

Lestranges tiefe Stimme war jetzt ein einziges giftiges Zischen, das so angriffslustig klang, dass Borgin, der so eben aus dem Hinterzimmer zurückgekehrt war, gleich wieder dorthin verschwand.

»Allerdings«, sagte Rabastan und ließ seine Finger kurz über die gläsernen Auslagen gleiten, die sich neben ihm befanden. Und als er seinen Neffen wieder ansah, hatte sein Grinsen etwas sehr beunruhigendes an sich. »Ich habe mich übrigens dazu entscheiden, das Fruchtbarkeitsritual in Anspruch zu nehmen«, verkündete er mit feierlicher Miene, woraufhin Mattheo und Luc plötzlich ihre Zauberstäbe zogen.

»Fruchtbarkeitsritual?«, entglitt es mir entsetzt.

Rabastan öffnete den Mund, doch Mattheo kam ihm mit einer Antwort zuvor. »Aufgrund der sinkenden magischen Geburtenrate, hat das Ministerium ein Ritual aus dem Mittelalter rehabilitiert, dass die Wahrscheinlichkeit der Schwangerschaft einer Hexe erhöht. Es ist eine offizielle Zeremonie, die manche Todesser auf ihrer Hochzeit durchführen, in der Braut und Bräutigam einen Zauber zur Fruchtbarkeit sprechen, dessen Wirkung sich verstärkt, indem—«

»Ihnen besonders viele Menschen magischen Blutes beim Akt zusehen«, beendete Rabastan grinsend seinen Satz, woraufhin mir plötzlich schlecht wurde.

»Sie— sie sehen ihnen beim Sex zu?« Entsetzt sah ich zu Mattheo, doch sein hasserfüllter Blick war ausschließlich auf Rabastan fixiert. Meine Augen suchten die Lestranges in der Hoffnung, dass das alles eine Lüge war, doch der Schmerz in seinen kristallblauen Augen trieb mir Tränen in meine.

Kalter Hass lähmte meinen ganzen Körper.

»Die Gäste sehen dem glücklichen Paar beim Vollzug der Ehe zu, ganz genau, Amelie. Das Ritual hat eine Erfolgsquote von bis zu siebzig Prozent«, erklärte Rabastan mir beiläufig, als würde er übers Wetter reden und nicht über Massenvergewaltigungen von verängstigten jungen Hexen, die das Regime an bis zu zwanzig Jahre ältere Männer verheiratete, damit sie deren Blutlinien fortführten, wie Zuchtvieh.

»Sag nicht ihren Namen«, knurrte Mattheo.

Rabastan Lippen umspielte ein dreckiges Grinsen, als er sich Lestrange zuwandte, von dessen muskulösen Schultern dunkle Magie in Wellen auszugehen schien und das kleine Antiquitätengeschäft allmählich in völlige Dunkelheit stürzte. Die Atmung des jungen Todessergenerals ging schwer und ich wusste, ein weiteres Wort von Rabastan und er würde seinen brennenden Hass nicht mehr zurückhalten können.

Mattheos raue Hand fand meine.

Ein Teil von mir wollte ihn an den Schultern packen und schütteln, ihn anschreien, warum er mir nichts von diesem grausamen Ritual erzählt hatte, das meiner Freundin, unserer Freundin bevorstehen würde. Doch als ich das Kinn hob und ihn ansah, sah ich Entschlossenheit in seinen Augen und wusste, dass er nicht vorhatte, es je soweit kommen zu lassen.

Genau so wenig wie Lestrange. Und doch ließen sie Rabastan in dem Glauben, was ihm so die Möglichkeit gab, sie bis aufs Blut zu provozieren.

Auch wenn Lucs Mauer der Selbstbeherrschung jede Sekunde einzustürzen drohte. Und als Rabastan ein weiteres Mal den Mund öffnete und Mattheo mich an sich zog, wusste ich, dass die Situation eskalieren würde. »Ich hoffe doch, du stehst in der ersten Reihe wenn wir einen Lestrange Erben zeugen, Neffe.«

Lestranges Atmung begann zu rasseln.

»Obwohl ich ihr wahrscheinlich einen Sack über den Kopf ziehen muss, wenn ich sie ficke.« Angewidert kräuselten sich die Lippen des Todessers. »Diese hässliche Narbe auf ihrem Gesicht ist wirklich—«

Doch bevor er den Satz beenden konnte, hatte sich Lestrange mit wutverzerrtem Gesicht auf seinen Onkel gestürzt und ihm die Spitze seines Zauberstabs mitten in sein linkes Auge gerammt. Fest presste ich mir die Hand auf den Mund, um mich nicht auf dem Boden neben dem Tresen zu übergeben, als ihm die schwarzmagischen Flammen von Lestranges Brandzauber das Auge aus der Höhle kokelten.

Ein gurgelndes Geräusch drang aus Rabastans Kehle, als er seine zitternde Hand hob und sein verletztes Gesicht betastete. Blut strömte ihm aus der Wunde und als Lestrange seinen Zauberstab aus dem Schädel seines Onkels zog, schoss es wie eine Fontäne hervor und benetzte sein Gesicht und seine Uniform.

Stöhnend sackte der Todesser zu Boden.

»Sprich nochmal so über die Frau, die ich liebe und ich steche dir auch das andere Auge aus. Fass sie an und ich breche dir das Genick«, brachte Lestrange zwischen zusammengepressten Zähnen hervor.

Einen Herzschlag lang starrte er voller Hass auf den qualvoll zuckenden Zauberer zu seinen Füßen, bevor er sich ohne ein weiteres Wort umdrehte und mit wehendem Todesserumhang und donnernden Schritten aus dem Antiquitätenladen stolzierte.

»Komm«, murmelte Mattheo und erst als er den Arm meine Taille legte um mich zu stützen, bemerkte ich, wie sehr ich zitterte. »Warte—«, krächzte ich mit zugeschnürter Kehle und unterdrückte das Verlangen einen Diagnostikzauber über Rabastans blutüberströmten Lockenkopf heraufzubeschwören um zu sehen, ob ich die Blutung stoppen konnte.

»Das wirst du nicht tun«, sagte Mattheo ruhig.

Panisch sah ich ihn an. »Wenn er stirbt, dann—«, doch ich konnte den Satz nicht zu Ende sprechen, konnte ihn nicht einmal zu Ende denken, so sehr graute es mir vor der Strafe des dunklen Lords, die Lestrange erhalten würde, wenn er von dem Mord an seinem wertvollsten Fluchentwickler erfuhr— wenn er ihn nicht sogar aus lauter Zorn selbst hinrichtete.

Mattheo schien meine Gedanken gelesen zu haben.

»Borgin«, donnerte er durch den Laden, woraufhin der schmallippige Besitzer wieder auftauchte. Mit verengten Augen blickte er auf die Blutlache, die sich auf dem Holzboden ausgebreitet hatte, doch als seine Augen die Mattheos fanden, tauchte der Imperius, unter dem er stand, sie wieder in einen Nebel.

»Bring Lestrange ins St Mungo«, kommandierte Mattheo dem Magier im rauen Tonfall, der sich sofort in Bewegung setzte. Neben dem röchelnden Todesser blieb er stehen und rümpfte die Nase, bevor er sich über ihn beugte und seine Schulter berührte und sie im nächsten Moment dissapparierten.

Mattheo atmete schwer aus, als er sich meine und dann Lestranges Büchertaschen schnappte.

»Tut mir leid, dass du das mitangesehen hast«, sagte er dann mit zornigem Unterton in der Stimme, als er mir die Tür aufhielt und wir auf die Straße traten, die nur vom schwachen Laternenlicht erleuchtet wurde.

Lestrange stand mit dem Rücken zu uns einige Meter entfernt und selbst in der Dunkelheit konnte ich sehen, wie sehr seine Schultern zitterten. Mein Herz blutete, doch als ich mit ausgestreckter Hand auf ihn zugehen wollte, verschmolz er mit den Schatten.

Seufzend starrte ich auf die Stelle an der er dissappariert war, als Mattheo mich plötzlich von hinten umarmte und das Kinn auf meinem Kopf ablegte. Niedergeschlagen lehnte ich mich an ihn und schloss die Augen, genoss seine Körperwärme und den Trost seiner Umarmung. »Lass ihn nicht allein«, flüsterte ich in die Dunkelheit der Nokturngasse hinein, als ich meine Sprache wiedergefunden hatte.

Mattheo nickte nur, bevor uns im nächsten Moment auch schon das vertraute Gefühl des Apparierens erfasste. Für einen sich endlos anfühlenden Moment schien mein ganzer Körper nur aus Übelkeit zu bestehen, denn das Apparieren über Landesgrenzen hinweg, war eine kräftezehrende Angelegenheit.

Mit geschlossenen Augen lehnte ich an seiner Brust und erst als sich der Nebel in meinem Kopf gelichtet hatte, öffnete ich langsam die Augen. Wir befanden uns in den Kerkern der Hogwarts Akademie, direkt vor der steinernen Schlange, die den Eingang zum Gemeinschaftsraum der Slytherin bewachte.

Behutsam drehte Mattheo mich zu sich um. »Ich bringe dir deine Bücher auf dein Zimmer«, sagte er, doch ich schüttelte den Kopf, nahm ihm die Taschen ab und stellte sie auf den Kerkerboden, bevor ich mich auf die Zehenspitzen stellte und meine Lippen auf seine drückte. »Ich schaffe das schon. Kümmere dich um Luc«, sagte ich mit sanfter Stimme zu ihm.

»Er braucht jetzt einen Freund.«

Mattheo nickte, doch als ich mich zurücklehnte, zog er mich wieder an sich und küsste mich so sehnsüchtig, dass mir ganz schwindelig wurde. Einen langen Augenblick standen wir eng umschlungen in den Kerkern und küssten uns, bis es nur noch die Dunkelheit war, die mir Gesellschaft leistete.

Meine Knie waren immer noch wacklig, als ich mich umdrehte und das Passwort murmelte, woraufhin die steinerne Schlange zur Seite glitt. Mit zauberstabloser Magie hob ich die schweren Taschen in die Luft und befahl ihnen mir zu folgen, während ich mit zusammengebissenen Zähnen die geschwungene Treppe in den Gemeinschaftsraum hinabstieg.

Ich musste gleich als erstes dringend etwas gegen meinen Muskelkater einnehmen.

Und in der Sekunde, in der ich den Treppenabsatz erreichte und mich das smaragdgrüne Leuchten des schwarzen Sees im Nest der Schlangen willkommen hieß, stürzte sich auch schon mein Bruder auf mich und zog mich in eine so stürmische Umarmung, die mir einige Sekunden die Luft aus den Lungen stahl.

Abgelenkt von seiner Begrüßung, ließ die Konzentration meines Schwebezaubers nach, woraufhin die Taschen allesamt zu Boden purzelten.

»Bist du okay, Liebes?«, fragte Enzo mit sanfter Stimme, als er sich langsam wieder von mir löste.

»Mir geht es gut«, beruhigte ich den besorgt aussehenden Slytherin, während ich dabei zusah, wie seine Magie das Bücherchaos beseitigte, als ich plötzlich etwas zwischen den Schmuckausgaben Shakespeares und Tahereh Mafi's neusten Muggelromanen entdeckte, was mich erstarren ließ.

Das Buch über die dunklen Künste, was Mattheo in einer meiner Taschen vor Rabastans neugierigen Augen versteckt hatte. Ein Buch, was eigentlich nicht existieren sollte. Und etwas sagte mir, dass ich in den verbotenen Seiten Antworten auf die Fragen finden würde, die mir der junge Todesser nicht geben wollte.

𓆙

das nächste kapitel wird noch einmal spicy <3

es hat mit einer ganz bestimmten szene einer buchreihe zu tun (hinweis: LYHFML) 🤭❤️‍🔥
amelie ist ein bookgirlie &
if you know, you know

Bitte denkt ans voten, danke <3

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