38. a whisper in the dark
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bitte denkt ans voten, danke <3
the darkest place I've ever seen
was inside me, and nothing scared me more.
A M E L I E
Die Nacht lag in ihren letzten Zügen, als mich ein seltsames Flüstern aus dem Schlaf riss. Ich hielt den Atem an und lauschte, doch außer meinem eigenen Herzschlag, sowie Mattheos ruhigen Atemzügen war nichts zu hören. Das Licht in seinem schmuckvoll eingerichteten Schlafzimmer änderte sich, woraufhin ich das Kinn hob um den Moment auszukosten, in dem die Sonne am Morgen für wenige Sekunden am Himmel zu sehen war, bevor sie wieder unter einer grauen Wolkendecke verschwand— so wie schon seit Monaten. Ich schloss die Augen, sog die Wärme ihrer Strahlen in mich auf, bevor sie wieder verblassten.
Ich kuschelte mich wieder an Mattheos glühend heißen Körper und unterdrückte ein Stöhnen, als mich das leicht wunde Gefühl zwischen meinen Beinen daran erinnerte, wie verflucht heiß es letzte Nacht zwischen ihm und mir zugegangen war.
Sein linker Arm war eng um meine Taille geschlungen, während sein rechter unter meinem Kopfkissen lag. Ich schmunzelte als ich sah, dass er selbst im Schlaf seinen Zauberstab umklammert hielt, obwohl ich wusste, dass er ihn eigentlich überhaupt nicht brauchte, um mich zu beschützen.
Wenn es jemand beherrschte zauberstablose Magie auszuüben, dann der Sohn des dunklen Lords.
Nie würde ich vergessen, wie er mir einmal das aufgeschrappte Knie mit einem sanften Kuss geheilt — oder meinen Sturz von einem der Bäume im Garten des Berkshire Anwesens mit einer einzigen Handbewegung verlangsamt hatte. Die Erinnerung an unsere gemeinsame Kindheit löste ein angenehmes Gefühl der Wärme in mir aus. Immer noch konnte ich kaum glauben, dass der Junge, in den ich schon als kleines Mädchen bis über beide Ohren verliebt gewesen war, jetzt zu mir gehörte.
Mein Theo.
Vorsichtig und mit angehaltenem Atem schob ich seinen Arm zur Seite und drehte mich zu ihm um.
Verliebt starrte ich ihn an, konnte kaum die Augen von dem hübschen und vor allem splitternackten jungen Magier nehmen, der neben mir in seinem Himmelbett lag und tief und fest schlief. Sein Haar, ein einziges Chaos aus dunkelbraunen, fast schwarzen Locken, fiel ihm in rebellischen Strähnen in die Stirn und verteilte sich überall auf den Kissen.
Kurz geriet ich in Versuchung es ihm davon zu streichen, doch ich lies den Gedanken fallen, da es ihn nur aufwecken würde. Und den dunklen Schatten unter seinen Augen nach zu urteilen, hatte Mattheo ein paar erholsame Stunden Schlaf dringend nötig.
Mit klopfendem Herzen betrachtete ich sein hübsches Gesicht, zählte die hauchzarten Sommersprossen, mit denen seine Nase besprenkelt war, die am oberen Rand eine kleine Narbe aufwies. Seine Augen waren fest geschlossen und ich bewunderte seine tiefschwarzen Wimpern, die so lang waren, dass sie die gebräunte Haut unter seinen Augen sanft küssten.
Mein Blick fiel auf seine Lippen, blassrosa und sinnlich geschwungen. Gerade dachte ich darüber nach, wie himmlisch sie sich an gewissen, sehr intimen Stellen meines Körpers angefühlt hatten, als sie sich ganz plötzlich zu einem Grinsen verzogen.
»Hmm, mit so einem Gedanken wache ich doch gern auf«, murmelte der Slytherin, während er sich streckte. Seine Stimme, rau und heiser vom Schlaf, ließ mein Herz prompt eine Oktave höher schlagen.
Sie hatte schon immer diese rauchige Note gehabt, doch verschlafen war sie so verdammt attraktiv.
Im nächsten Moment lag ich unter ihm und seine Lippen waren an meinem Hals, hauchten so verflucht heiße Küsse auf meine Haut, dass ich leise aufstöhnte und aus Reflex meine Beine fest zusammendrückte.
»Das war aber mein Gedanke«, flüsterte ich mit glühenden Wangen und einem Grinsen auf den Lippen, während ich meine Hände in seinem Haar vergrub und mit seinen dicken Strähnen purer Dunkelheit spielte, die sich wie Seide anfühlten.
»Mhhh«, brummte der Slytherin gegen meinen Hals, was mir Schockwellen glühender Lust durch den ganzen Körper jagte. »Und jetzt ist es meiner.«
Seine Erektion presste lang und hart gegen meine Hüften, doch so verlockend es auch war, wieder mit ihm zu schlafen, mein Körper rebellierte, in dem er sich unter ihm versteifte, denn er wusste, dass es schmerzhaft werden würde, so wund wie ich war.
Mattheo spürte es sofort und hielt inne, hob den dunklen Lockenkopf und blinzelte mich verschlafen an. »Tut mir leid, aber mir tut alles weh«, sagte ich und biss mir auf die Unterlippe, woraufhin er grinste.
Mein Herz flatterte.
»Das ist das einzige, wofür ich mich nicht entschuldigen werde«, sagte er amüsiert, stützte sich auf die Ellenbogen und ließ seine dunklen Augen schamlos an meinem nackten Körper hinabgleiten.
»Fucking Hell, kleine Berkshire.«
Meine Wangen glühten.
Ich lehnte mich vor und küsste ihn, doch als er anfing mit seinen rauen Händen die schmerzenden Muskeln in meinen Beinen zu bearbeiten, fiel mein Kopf zurück in die Kissen. »Wie wäre es—«, meine Atmung beschleunigte sich, als seine Fingerspitzen meine Schenkel weiter hinauf wanderten. »Mit einem heißen Bad, bevor ich dich nach London begleite?«
Einen Moment sah ich ihn irritiert an, bis mir wieder einfiel, dass ich heute eine Therapiesitzung im St Mungo hatte. Ich lächelte angesichts der Tatsache, dass er es im Gegensatz zu mir nicht vergessen hatte.
»Hast du dafür Zeit?«
»Nein, aber ich nehme mir sie«, sagte er ruhig.
»Danke«, sagte ich lächelnd und kicherte, als er mir einen Kuss auf die Nasenspitze gab. »Und ein heißes Bad wäre jetzt absolut himmlisch«, fügte ich hinzu, woraufhin der Slytherin die Bettdecke wegschlug, mich in seine Arme hob und wie eine Braut durch sein Zimmer und in das angrenzende Bad trug.
»Ich kann selbst laufen«, erklärte ich ihm augenrollend, als er mich behutsam auf dem kuschligen samtschwarzen Teppich vor der riesigen Badewanne absetzte, die ein einziger Traum aus weißem Marmor und goldfunkelnden Details war.
So Gänsehaut bescherend das Riddle Manor durch all die Schatten in seinem Inneren auch war, die Einrichtung war zweifellos stilvoll und wunderschön.
Auch wenn mir aufgefallen war, dass sein Schlafzimmer kaum bis keine persönlichen Details schmückten— verständlich, denn die Tatsache, dass er nachts mit seinem Zauberstab in der Hand schlief, verriet mir, wie sehr er sich hier zuhause fühlte.
Als Mattheo mich losließ, knickten meine Knie weg, woraufhin seine Hände vorschossen und meine Hüften stabilisierten. »Ich seh's«, entgegnete er mit hochgezogenen Brauen, woraufhin ich ihm einen beleidigten Blick zuwarf. Er grinste und stellte das Wasser an, bevor er mir aus einer Schublade eine Ersatzzahnbürste reichte und wir die nächsten Minuten damit verbrachten, uns schweigend nebeneinander die Zähne zu putzen.
So wie wir es früher oft getan hatten.
Nur, dass wir jetzt nackt waren und so verrückt nacheinander, dass es uns verdammt schwer fiel, die Augen und vor allem die Hände voneinander zu lassen, selbst wenn es nur drei Minuten waren. Ich stieg zuerst in die Badewanne, deren Temperatur sich magisch regulierte als das Wasser meine Haut berührte, damit ich mich nicht verbrühte. Doch Mattheos Keuchen nach zu urteilen, der sich jetzt hinter mir platzierte, war das Wasser kochend heiß.
»Fuck«, fluchte er mit heiserer Stimme, woraufhin ich die Lippen fest zusammenpressen musste, um nicht zu lachen. »Sag mal, willst du verbrennen?«
»Der weibliche Körper hat ein anderes Temperaturempfinden«, erklärte ich dem Slytherin amüsiert. Ich hob die Hand um die Temperatur für ihn zu regulieren, woraufhin er ein erleichtertes Seufzen von sich gab, sich hinter mir gegen den Rand der Wanne sinken ließ, bevor er mich mit dem Rücken an seine Brust zog, sodass unsere nackten Körper im duftenden Badeschaum versanken.
Ich lächelte als er die Hand hob und die Kerzen aufflammen ließ, die über der Badewanne unter der Decke schwebten und das luxuriöse Bad in eine romantische Atmosphäre tauchten. »Badest du oft hier?«, fragte ich ihn, woraufhin Mattheo gluckste.
»Ist mein erstes Mal«, gab er zu.
»Oh«, flüsterte ich.
»Aber ich könnte mich daran gewöhnen mit dir hier zu baden«, murmelte er mir ins Ohr, bevor mir seine Lippen einen Kuss auf die Schläfe drückten, was mir einen wohligen Schauer über den Rücken jagte.
Das heiße Wasser war eine Wohltat für meine schmerzenden Muskeln und der Duft von Pinien, Orangen und Kiefernholz benebelte meine Sinne. Ich lehnte meinen Hinterkopf an seine Brust und fühlte mein Herz flattern, als Mattheo nach meiner Hand tastete und unsere Finger miteinander verschränkte.
»Fühlst du dich besser, Sweetie?«, fragte er nach einer Weile mit vom Schlaf immer noch leicht rauer Stimme und ich wusste sofort, dass er damit nicht meinen Muskelkater gemeint hatte. »Die Kälte ist fort«, sagte ich und fühlte wie mich die Erinnerungen an den smaragdgrünen Lichtblitz des unverzeihlichen Fluches trotz der Wärme des Wassers und seinem glühenden Körper hinter mir plötzlich frösteln ließ.
Mein Blick fiel auf seinen linken Arm, der auf dem Rand der Badewanne lag. Mein Herz klopfte, als ich meine Hand aus dem Wasser hob und mit den Fingerspitzen vorsichtig über seinen Unterarm strich.
Mattheo zuckte nicht zusammen, so wie beim ersten Mal, als ich die schwer vernarbte Haut berührt hatte, doch ich konnte spüren, wie angespannt seine Muskeln jetzt waren. Zärtlich streichelte ich über seine Haut, doch zog meine Finger wieder zurück, als sie die tiefschwarze Tinte des Mals berührten.
Mir war, als hätte mir die Schlange zugeflüstert.
Aus Reflex zog ich die Knie an, doch bevor ich darüber nachdenken konnte, was so eben geschehen war, ließ er seinen Arm in das Badewasser sinken und legte seine Hand auf mein Knie. »Dieses Gefühl—«, ich zögerte und wählte meine Worte mit Bedacht.
»Ja?« Seine Stimme war nun sichtlich dunkler, als hätte er mein plötzliches Unwohlsein gespürt.
»Ist es jedes Mal da, wenn du—«
Jemanden tötest?, dachte ich, doch wagte es nicht diese Worte auszusprechen. »Einen unverzeihlichen Fluch sprichst?«, fragte ich ihn stattdessen.
Ich konnte hören, wie er schwer schluckte.
Einen langen Augenblick sprach Mattheo kein Wort und gerade als ich dachte, dass er mir darauf nicht antworten würde, tat er es doch.
»Immer«, entgegnete der Lockenkopf dann nachdenklich und strich mit seinem Daumen träge über meine Fingerknöchel. »Doch nach einer Weile gewöhnt man sich daran. Nicht ans Töten an sich—«, er zog mich enger an sich und drückte meine Hand, um mich ans Atmen zu erinnern. »Doch an die Dunkelheit, die der Avada mit sich bringt. Man verschmilzt mit ihr und es wird... leichter.«
Seine Worte ließen mich erschaudern.
»Es war so beängstigend«, gab ich zu, meine Kehle plötzlich ganz trocken. »Ich weiß, er wäre sowieso gestorben, ich habe ihn nur erlöst und damit auch Gabrielle geholfen«, flüsterte ich so leise, dass ich meine Worte selbst kaum verstand. »Aber ich—«, fest drückte ich seine Hand. »Ich will es nie wieder tun.«
»Ich werde nicht zulassen, dass du jemals wieder in so eine Situation kommst«, versprach Mattheo mir.
Ich presste die Lippen zusammen und nickte.
Meine Atmung beschleunigte sich und schwarze Punkte begannen vor meinen Augen zu tanzen, als ich plötzlich von einer Woge an Schuldgefühlen überrollt wurde. »Amelie«, murmelte er und küsste meine Schläfe. »Das gestern war nicht deine Schuld. Mal davon abgesehen, dass es dieser Bastard verdient hatte zu—«, doch er brach ab, als er spürte, dass meine Schultern zu zittern begonnen hatten.
»Ich will nicht darüber reden«, flüsterte ich mit zugeschnürter Kehle und schloss die Augen.
»Aber wir sollten—«
»Bitte nicht jetzt, Theo«, flehte ich.
»Okay«, murmelte er, hob die Hand aus dem Wasser in mein Haar und begann mir zärtlich durch meine dunklen Strähnen zu kraulen, was meinen pochenden Herzschlag etwas beruhigte. »Entspann dich«, murmelte mir seine dunkle Stimme ins Ohr.
»Kann ich nicht«, entgegnete ich mit zitternden Schultern und immer schneller werdender Atmung, denn die Gedanken an das, was ich getan hatte um Gabrielle zu beschützen, wirbelten in mir wie ein Sturm. »Doch du kannst«, entgegnete Mattheo, während seine Hand, die auf meinem Knie ruhte, langsam höher rutschte. Höher und höher, bis—
Ich schloss die Augen und stöhnte, als seine Finger zwischen meine Beine glitten. Ich hielt den Atem an, um mich darauf vorzubereiten sie in mir zu spüren, doch Mattheo brachte nur seinen Daumen an meine empfindlichste Stelle und begann langsame Kreise auf ihr zu ziehen, was sich wie der Himmel anfühlte.
Selbst im Wasser konnte ich spüren, wie erregt und feucht ich durch seine Berührung wurde. Und als er sich vorbeugte und anfing meinen Hals zu küssen, ließ das Zittern in meinen Schultern endlich nach— und schoss auf direktem Wege zwischen meine Beine.
So rau und stürmisch es letzte Nacht zwischen uns zugegangen war, umso ruhiger berührte er mich nun, streichelte mich ganz zärtlich, während er sich eine meiner dunklen Strähnen um den Finger wickelte.
Ich liebte es so sehr, wenn er mein Haar berührte.
Schon immer.
»Entspann dich«, wiederholte er flüsternd und küsste die empfindliche Stelle unter meinem Ohr, was mich laut aufstöhnen ließ. In diesem Moment bereute ich es, dass er sie entdeckt hatte, denn es machte mich jedes Mal so schwach, wenn er mich dort küsste.
»So ist es gut«, schnurrte er, als ich zuließ, dass er meinen Kopf zurück an seine Brust lehnte. Ich spürte seine Härte gegen meinen Hintern drücken, doch Mattheo rührte sich nicht und als ich versuchte meine Hand zwischen uns gleiten zu lassen um ihn zu berühren, schnalzte er warnend mit der Zunge, nahm meine Hand in seine und platzierte sie dann auf dem Rand der Badewanne, während mir seine geschickten Finger, die schönsten aller Gefühle bereiteten.
»Das hier ist nur für dich«, flüsterte er, umfasste mein Kinn mit zwei Fingern und drehte meinen Kopf zu sich. »Sieh mich an, Amelie«, verlangte er mit rauer Stimme, woraufhin meine Lider flatterten. Und der Anblick der sich mir jetzt bot war alles, um mich über die Klippe zu stoßen, bevor ich auch schon einen Atemzug später zuckend und stöhnend kam, obwohl er gerade mal einen einzigen Finger benutzt hatte.
Meine Hüften bebten unter meinem intensiven Orgasmus, ließen das Badewasser über den Rand laufen, doch es kümmerte weder ihn, noch mich. Mit wild pochendem Herzen sah ich zu ihm auf, verlor mich hoffnungslos in seinen wunderschönen, tiefbraunen Augen, die durch das sanft flackernde Kerzenlicht über uns goldgesprenkelt waren.
»Danke«, flüsterte ich mit brennenden Wangen.
»Jederzeit«, entgegnete der Slytherin mit einem charmanten Lächeln und zwinkerte mir zu.
Mein Herz schmolz wie Eis dahin.
Die Erregung war ihm deutlich anzusehen, doch ich wusste, dass er mir keine Chance geben würde, mich zu revanchieren. Mattheo küsste meine Stirn, bevor er sich wieder zurücklehnte und mich mit sich zog. Er sprach kein Wort, sondern hielt mich einfach nur in seinen Armen, bis das Wasser langsam kalt wurde.
𓆙
Der schläfrige Geruch von Kräutern und Medikamenten umhüllte mich wie eine Wolke aus Traurigkeit, während ich den Regentropfen dabei zusah, wie sie wie Tränen die Scheiben hinabliefen.
Die Hände auf dem Schoß gefaltet, saß ich auf einem zerschlissenen Ledersessel in einem viel zu beengten Raum im Erdgeschoss des St Mungo Hospitals, der eindeutig schon bessere Tage gesehen hatte.
Doch das war es nicht, was mich beunruhigte.
Es war der Heiler, der mir gegenüber saß.
Ein in die Jahre gekommener Zauberer mit kalten grauen Augen und einem Blick, der mir das Blut in den Adern zu Eis gefrieren ließ, jedes Mal, wenn ich ihn anschaute. »Wo ist Adalyne?«, fragte ich erneut. Mein Blick huschte zur Tür, in der Hoffnung die warmherzige Hexe mit dem freundlichen Lächeln, die mich bereits seit fast drei Jahren betreute, würde hereinkommen und das Missverständnis aufklären.
Doch sie erschien nicht.
Ich hatte Monate gebraucht, bis ich dazu bereit gewesen war, sie in meinen Geist zu lassen. Doch den Zauberer vor mir, kannte ich erst seit zehn Minuten.
Und ich verabscheute diesen Mann, denn es war kein Licht in ihm, keine Wärme und keine Freundlichkeit.
»Miss Berkshire«, räusperte sich mein Gegenüber und strafte mich mit einem abweisenden Blick. »Ich sagte ihnen bereits, dass es im Stammbaum ihrer vorherigen Heilerin einige Unklarheiten gegeben hat. Sie ist nun nicht mehr Teil unseres Teams, weshalb sie nun mit mir Vorlieb nehmen werden müssen.«
»Nein«, sagte ich und zwang mich, seinem Blick standzuhalten. »Ich rede nur mit meiner Heilerin.«
»Wie sie wünschen, Miss«, entgegnete der Heiler vor mir scharf und zog seinen Zauberstab. »Nichts destotrotz, werden wir die mentalen Sitzungen fortführen müssen, sie sind ein unverzichtbarer Bestandteil des Therapieplans, wie sie wissen.«
Ich öffnete den Mund um zu widersprechen, doch schloss ihn gleich wieder, denn ich wusste, dass er Recht hatte, denn die regelmäßigen Legilimentik Sitzungen mit Adalyne hatten mir geholfen, meine Traumata über die Jahre aufarbeiten zu können.
Als ich kurz nach der Schlacht von Hogwarts ins St Mungo eingeliefert worden war, hatte ich die ersten vier Wochen nicht einmal das Bett verlassen können und diese Heilerin war die einzige, der ich an diesem trostlosen Ort jemals wirklich vertraut hatte.
Meine Hände waren eiskalt und zitterten, als ich aufstand und mich auf die Untersuchungsliege legte.
Ich öffnete meine Tasche um das kleine Plüschherz herauszuholen, dass Enzo mir geschenkt hatte und das ich bei den Legilimentik Sitzungen immer zum Trost in der Hand hielt, doch bevor ich es fand, nahm der Heiler auf dem Hocker neben mir Platz und drang ohne Vorwarnung in meinen Geist ein.
Ein dumpfer Schmerz pochte in meinem Hinterkopf und ich fühlte wie mir angesichts seiner Grobheit heiße Tränen aus den Augenwinkeln schossen.
Ich schloss die Augen und versuchte mich zu entspannen, doch ich war einfach zu verkrampft.
»Es tut weh«, brachte ich mit zugeschnürter Kehle hervor, als er meine sorgsam aufgebauten mentalen Mauern einfach wie ein Kartenhaus einstürzen ließ, anstatt sie zu umgehen, wie es Adalyne stets getan hatte. »Stillhalten, Miss«, fuhr er mich derart unfreundlich an, dass ich zusammenzuckte.
Systematisch überprüfte er meine Erinnerungen und suchte nach mentalen Blockaden, ausgelöst durch Traumata. Er begann bei der Nacht der Schlacht und arbeitete sich dann immer weiter vor, bis er plötzlich auf eine hartnäckige Barriere stieß. »Lassen sie ihre mentalen Mauern sofort fallen«, bellte er mich an.
Ich nickte und versuchte seinen Anweisungen Folge zu leisten, doch in der Sekunde, in der ich mich der Blockade näherte, die meine jüngsten Erinnerungen vor ihm verbarg, schoss ein so stechender Schmerz durch meinen Kopf, dass ich mich stöhnend zur Seite rollte und mich um ein Haar auf den hellgrünen Kittel des Heilers übergeben hätte. Ein zorniges Knurren drang aus der Kehle des Mannes, denn ich hatte ihn dabei aus meinem Geist geworfen.
»Legilimens«, rief er zornig und verschaffte sich erneut gewaltsam Zugang zu meinem Erinnerungen.
Doch das, was er nun vorfand, ließ ihn scharf Luft einziehen und verärgerte ihm umso mehr. Was auch immer es war, dass der dunkle Lord am Abend des vierzehnten Februars in meinem Kopf platziert hatte, es hatte meinen Geist mit völliger Dunkelheit geflutet, so als wollte es die Erinnerung um jeden Preis verbergen. »Was zum Teufel soll das—«
Wenn du ihn durchlässt, töte ich Mattheo.
Die Stimme war nichts als ein Flüstern in der Dunkelheit, die sich wie ein tückisches Virus in meinem Kopf niedergelassen hatte, doch es war definitiv seine angsteinflössende Stimme, die mir unmissverständlich gedroht hatte.
Und dieser eine Satz hatte ausgereicht, um mich bis in die Knochen zu erschüttern.
Ein lähmendes Gefühl von Panik erfasste mich wie ein Sturm und sickerte in jede Zelle meines Körpers.
»Aufhören«, flehte ich und tastete benommen nach meinem Zauberstab, doch fand ihn nicht. »Miss Berkshire, ich sage es nicht noch einmal. Lassen sie mich meine Arbeit machen und öffnen sie ihren Geist«, warnte mich der Heiler, während er hartnäckig versuchte gegen die mentalen Blockaden anzukommen, die nicht mal meine eigenen waren.
»Aufhören«, wiederholte ich. »Bitte—«
Und in dem Moment, in dem ich das Gefühl hatte mein Schädel würde zerspringen, ließ der Druck nach und jemand zerrte die Präsenz des Heilers aus meinem Kopf. Scharf zog ich Luft ein und rollte mich auf der Untersuchungsliege zu einer kleinen Kugel zusammen, während ich gegen den Drang ankämpfte, mein Frühstück auf dem Boden davor zu verteilen.
Ein krachendes Geräusch ließ mich zusammenzucken und ich musste nicht hinsehen um zu wissen, dass Mattheo den Heiler gegen die Wand geschmettert hatte. »Sie hat aufhören gesagt du verdammter Bastard. Bist du taub oder was?«, hörte ich seine zornige Stimme durch all die Dunkelheit in meinem Kopf dringen, die sich mit jedem meiner zittrigen Atemzüge etwas lichtete. Der Heiler entgegnete etwas, was ich nicht verstand. »Ist mir verdammt nochmal egal. Verschwinde, bevor ich dich umbringe«, bellte Mattheo ihn aggressiv an.
Benommen blinzelte ich und sah, wie sich die Tür schloss, bevor Mattheo zu mir herumwirbelte.
»Amelie? Fuck—«
Erleichterung durchströmte mich, als ich seine warmen Hände auf meiner Taille spürte. »Bei Salazar du bist ja eiskalt. Komm her.« Er setzte sich zu mir auf die Liege und hob mich so vorsichtig auf seinen Schoß, als hätte er Sorge er könnte mich zerbrechen, wenn er mir auch nur eine Spur zu unsanft berührte.
Seine Finger schoben sich unter mein Kinn und hoben es an. Der brennende Zorn in seinen Augen ließ mich schlucken. »Alles okay, Sweetie?« Mattheos Stimme war gefährlich ruhig, doch sämtliche Muskeln in seinem Oberkörper angespannt.
»Es geht mir gut«, flüsterte ich mit zugeschnürter Kehle. Mattheo kniff die Brauen zusammen, fuhr sich mit einem leisen Seufzen durch sein dunkles Haar, bevor er meine Hände in seine nahm und sie auf seiner uniformierten Brust platzierte. »Ich war nur ein paar Minuten weg und ausgerechnet dann—«, er brach ab und spannte grimmig den Unterkiefer an.
Kalter Hass trat in seine Augen, bevor dieser jedoch Sekunden später wieder durch Sorge ersetzt wurde.
»Es tut mir so leid, Amelie.«
Liebevoll drückte er meine Hände.
Meine Lippen bewegten sich, doch Mattheo kam mir zuvor. »Was hatte dieser verfickte Bastard—«, er holte tief Luft um sich davon abzuhalten, nicht völlig auszuticken, »—in deinem Kopf zu suchen?«
»Die Legilimentik Sitzungen sind Teil der Trauma Therapie«, erklärte ich mit heiserer Stimme. »Sie helfen mir gegen meine Ängste vorzugehen. Sie wurden bisher immer von derselben Heilerin durchgeführt, aber sie haben sie entlassen glaube ich.« Ich schluckte. »Dieser Heiler— er ist einfach brutal in meinen Geist eingedrungen. Und dann war da auf einmal—«, doch meine Stimme brach.
Denn auch wenn ich es versuchte, ich würde ihm nie erklären können, was genau das Problem der heutigen Sitzung gewesen war. Nicht ihm und auch keinem anderen. Ich war allein mit meiner Angst.
Allein in der Dunkelheit meines eigenen Geistes.
So wie schon seit Jahren.
Mattheo lehnte seine Stirn an meine und sah mich mit einem Ausdruck voller Schuld an. »Fuck, Ich hätte nicht—«, doch ich brachte ihn mit einem Kuss zum schweigen. »Es ist nicht deine Schuld, Theo.«
Der junge Todesser schien nicht überzeugt.
Als meine Hände über seine Uniform glitten, konnte ich unter meinen Fingerspitzen spüren, wie angespannt seine Brustmuskeln waren. Ich sah zu ihm auf und versuchte ihn irgendwie dazu zu bringen tief in meinen Geist einzutauchen um es zu sehen, um mich zu retten vor dem, was sich im Inneren meines Kopfes befand, doch die Worte kamen einfach nicht über meine zitternden Lippen.
Es war hoffnungslos. Mattheo würde nie einfach so in meine Erinnerungen eindringen, las nur hin und wieder die Gedanken, die ich auf der Zunge hatte.
Er liebte mich einfach zu sehr.
Ich wollte es ihm sagen, doch konnte es nicht.
Ich wollte weinen, doch hatte keine Kraft dazu.
Traurig lehnte ich meinen Kopf an seine Schulter.
»Er wird dich nie wieder anrühren und du wirst nicht mehr allein in diesem Raum sein, ganz gleich mit wem«, drang Mattheos Stimme an mein Ohr, bevor er den Griff um meine Taille verstärkte und mich enger an sich drückte. Ich schlang die Arme um ihn und verbarg mein Gesicht an seiner Halsbeuge, während ich mich von dem sanften Trommeln des Regens gegen die Fensterscheiben, sowie seinem stetigen Herzschlag beruhigen ließ, während er mir liebevoll durch mein dunkelbraunes Haar streichelte, sich Strähnen davon langsam um die Finger wickelte, so wie er es auch in der Badewanne getan hatte.
Mit geschlossenen Augen lehnte ich mich in seine liebevolle Berührung und dachte an unseren intimen Moment zurück, doch die Dunkelheit in meinem Kopf hatte die schwindelerregend schönen Glücksgefühle von heute Morgen vollkommen verschlungen und nichts als Kälte zurückgelassen.
»Wo warst du?«, fragte ich ihn leise, als wir uns nach einigen Minuten wieder voneinander lösten.
»Ich war oben bei Astoria«, antwortete Mattheo, woraufhin sich meine Augen blitzartig aufhellten.
»Sie darf immer noch keinen Besuch bekommen«, fügte er schnell hinzu, woraufhin ich ihn traurig ansah. »Ich habe mit Draco gesprochen. Sie schläft viel, aber es geht ihr und dem Baby soweit gut.«
Beruhigt atmete ich aus, während ich mir von ihm in meinen eleganten Wintermantel helfen ließ. Dann fiel mein Blick plötzlich auf zwei dampfend heiße Becher, die auf dem abgenutzten Schreibtisch des Heilers standen. »Oh bei Merlin, bitte sag mir, das ist—«
»Kaffee mit Zimt und Vanille, so wie du ihn am liebsten magst«, brachte mich der Sohn des dunklen Lords zum Lächeln und hauchte mir einen Kuss auf die Wange, bevor er mir einen der Becher in die Hand drückte und seinen Reiseumhang richtete, der genau so nachtschwarz war, wie seine Uniform.
»Ich dachte, wenn wir schon in London sind, spricht nichts gegen einen kleinen Spaziergang in die—«
»Winkelgasse?«, begeistert sah ich ihn an.
Seine Hand griff nach meiner, während die andere seinen eigenen Becher hielt. »Wenn du zu erschöpft bist, dann bringe ich dich zurück nach Hogwarts.«
»Bin ich nicht«, log ich und zwang mich zu einem
schwachen Lächeln. Egal wie müde, erschöpft und verängstigt ich mich fühlte, auf einen Besuch bei Flourish & Blotts, meinem allerliebsten Buchladen würde ich unter gar keinen Umständen verzichten.
Und nach Hogwarts zurückzukehren, bedeutete auch dass ich mit meinem Bruder über das Reden musste, was ich gestern getan hatte. Und dazu war ich noch nicht bereit. »Wirklich, lass uns gehen«, sagte ich.
Mattheo hob eine seiner dunklen Brauen.
Ich wusste, dass er mir nicht glaubte und hoffte, der flehende Blick, dem ich meinem Verlobten nun durch meine langen dunklen Wimpern zuwarf, würde ausreichen, während ich mit aller Kraft versuchte die Angst herunter zu schlucken, die mir die Stimme in meinem Kopf bereitet hatte. Mattheo musterte er mich besorgt, doch dann fühlte ich, wie mich das vertraute Gefühl des Apparierens erfasste, bevor uns das regnerische London auch schon verschluckte.
𓆙
Bitte vergesst nicht zu Voten ♡
(auf das Sternchen drücken.)
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