32. chained to the devil

TW: Mord

and isn't it just so pretty to think,
all along there was some invisible string,
tying you to me?

A M E L I E

Die Welt war bereits in Dunkelheit versunken, doch der Regen prasselte weiter auf die Erde hinab. Auch wenn ich das Lied des Regens eigentlich so sehr liebte, war es doch jetzt nichts als eine Symphonie der Qual, jeder Tropfen wie ein Donnergrollen in meinen Ohren, der ein aufkommendes Gewitter ankündigte.

Kalte Tropfen perlten auf meine mondblasse Stirn und doch spürte ich die Traurigkeit der Natur kaum, denn mein Körper und auch mein Geist wurden von dem mir nur allzu vertrauten Gefühl einer alleszerfressenden Angst beherrscht, die mich kontrollierte, wie ein Puppenspieler seine Marionette.

Zitternd lief ich die letzten Meter in Richtung des palastartigen Anwesens, den Blick starr geradeaus gerichtet. Ich wagte es nicht den Kopf zu heben, denn ich wusste, würde ich auch nur einen Blick auf die dunklen Kreaturen werfen, die nach traurigen Seelen lechzend um den glimmernden Totenschädel kreisten, der am Himmel über dem Riddle Manor heraufbeschworen war, würde ich zusammenklappen.

Sieben Beruhigungstränke hatte es gebraucht, bis ich mich hatte dazu durchringen können, herzukommen.

Und doch spürte ich wie die vertraute Panik an meinem innersten nagte, als mein Blick auf die Todesser fiel, die in perfekter Formation vor dem Anwesen des dunklen Lords standen. Das dunkle Mal am Nachthimmel, sowie das schwache Licht der grünflammigen Fackeln, die überall auf dem Grundstück aufgestellt worden waren, reflektierte auf ihren silbernen Masken und tauchte die Diener der Dunkelheit in eine smaragdgrüne Atmosphäre, die zwar wunderschön, doch auch angsteinflössend war.

Ich fürchtete mich so sehr davor mich ihnen zu nähern, dass ich mich beinahe neben einem morbiden Springbrunnen in die Wiese übergeben hätte, vor allem als ich realisiert hatte, dass es überhaupt kein Wasser war, was sich über den in Stein geätzten Fratzen unter Folter stehender Muggel in einer Fontäne sammelte, sondern pures Blut.

Mir war so furchtbar elend.

Doch ich musste weitergehen, denn wie konnte ich es nicht, wenn meine schwangere Freundin starb und ich nicht vorher alles versucht hatte, um ihren Tod zu verhindern, so wie ich es ihr versprochen hatte?

Wie gelähmt vor Angst näherte ich mich der Armee von Schatten, die das Anwesen Lord Voldemorts bewachten. Ihre Uniformen waren schwarz wie die Nacht und der Regen, der auf ihre düsteren Gewänder perlte, schien mit ihnen zu verschmelzen.

Ich zuckte zusammen und taumelte einen Schritt zurück, als einer der Todesser plötzlich vortrat.

»Einladung?«, fragte seine mechanisch veränderte Stimme in einem schroffen Tonfall, was mir einen eisigen Schauer die Wirbelsäule hinabjagte. Irritiert blinzelte ich und tastete mit zittrigen Händen die Taschen meines dunkelgrauen Mantels ab, bis mir wieder einfiel, dass meine Einladungskarte immer noch auf dem Schreibtisch in meinem Schlafsaal lag.

Nachdem ich mich mit Hilfe von Astorias Zauberstab aus dem St Mungo geschlichen hatte, war ich in unser Anwesen appariert, um mich dort für den Abend zurechtzumachen und hatte die Karte vergessen.

»I-Ich—«, begann ich stotternd und fühlte wie mir ganz schwindelig vor Angst wurde, als der Todesser nun einen weiteren Schritt auf mich zumachte, immer näher und näher kam, sodass ich seine Dunkelheit nun in meine Lungen strömen fühlte.

»Wenn du keine Einladung zur Hochzeit hast meine Kleine, dann könnten wir auch auf einem anderen Weg etwas Spaß—«, doch in dem Moment, in dem er die Hand nach mir ausstreckte, gefror der Todesser plötzlich zu Eis, bevor er stöhnend vor Schmerz auf die Knie sackte und seine Schläfen berührte.

»Rühr sie auch nur einmal mit deinen dreckigen Händen an und ich sorge dafür, dass du keine Hände mehr hast, Dolohov«, drohte ihm ein maskierter Todesser, der so eben aus dem Anwesen hinter ihm getreten war, während Dolohovs Schreie in einem qualvollen Echo durch die Nacht dröhnten.

Angst erfasste mich wie ein dunkler Sturm und stürzte meine Gedanken ins Chaos. Doch in dem Moment in dem meine Knie nachgaben, war der Todesser bei mir und drückte mich mit einem Arm gegen seine regennasse Uniform, bevor die Welt für einen Augenblick in Dunkelheit versank. Ich blinzelte, erkannte das schwache Licht eines Kronleuchters über uns, während ich mich verzweifelt gegen seinen Griff zu wehren versuchte.

»Hey ganz ruhig, ich bin es«, murmelte mir eine tiefe Stimme ins Ohr, die ich sofort erkannte, woraufhin ich aufhörte mich zu wehren und ein erleichtertes Schluchzen von mir gab. »Salazar, Amelie. Du bist ja eiskalt«, sagte er mit ruhiger Stimme, während er mir half meinen regennassen Mantel auszuziehen, bevor mich sein nonverbaler Wärmezauber erfasste und ein wenig von der Kälte aus meinen Knochen vertrieb.

Mit einem Arm hob er mich an der Taille hoch und setzte mich vor sich auf einen Schreibtisch. Zitternd sah ich zu ihm auf, verlor mich einen Moment in dem beeindruckenden Blau seiner Augen, bevor ich meine Hände in seine düstere Uniform krallte, an der mehrere wichtig aussehende Abzeichen prangten, die seine hohe Stellung im dunklen Regime verrieten.

Und doch hatte ich keine Angst vor ihm.

Ich vertraute ihm bedingungslos.

»Luc—«

»Trink das.«

Lestrange beschwor ein schweres Kristallglas hervor und drückte es mir kommandierend an die Lippen, ließ erst locker, als ich die Hälfte des Wassers in kleinen Schlucken heruntergewürgt hatte. Er stellte es neben mir auf den Schreibtisch, hob mein Kinn und musterte mich mit zusammengekniffenen Augen, bevor ein leises Seufzen seine Lippen verließ.

»Wie lang hast du gebraucht?«

»Fünf Tage«, entgegnete ich mit bitterer Stimme.

»Ich hab's ihm gesagt.« Kopfschüttelnd fuhr sich Lestrange mit seiner vernarbten Hand durch sein leicht regennasses Haar, lockerte es ein wenig auf.

»Er ist ein wirklich begnadeter Magier, doch seine Vergessenszauber sind die eines Erstklässlers.«

Unter Tränen lächelte ich, doch die Erwähnung seines Namens ließ meine Schultern wieder erzittern.

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Lestrange seine Handschuhe auszog, seine raue Hand in meinem Haar vergrub und mich am Hinterkopf behutsam näher an sich zog. »So sehr ich dir helfen will diese verdammte Hochzeit zu crashen, ich kann es nicht tun, Amelie. Denn es würde nur darin enden, dass sie dir furchtbar weh tun und das werde ich nicht zulassen. Nicht so lang ich atme, kleine Slytherin.«

Ich schluckte schwer und schüttelte den Kopf.

»Ich bin nicht deswegen hier«, brachte ich mit zugeschnürter Kehle hervor und hob den Kopf, während ich flehend zu ihm aufsah. »Aber ich brauche deine Hilfe, Luc. Ich muss mit dem dunklen Lord sprechen und zwar jetzt. Es kann nicht warten.«

Ich spürte wie sich der Todesser bei meinen Worten versteifte. Ganz langsam lehnte er sich zurück und starrte mit einem gefährlichen Ausdruck auf dem Gesicht auf mich hinab. »Auf gar keinen Fall«, sagte Lestrange scharf und seine Züge verhärteten sich.

»Luc, bitte.«

»Ich sagte nein«, knurrte er.

Wütend presste ich die Lippen aufeinander, schob ihn von mir weg und rutschte vom Schreibtisch. Ich lief an ihm vorbei, doch bevor ich die Tür des Arbeitszimmers erreichen konnte, in das er mich gebracht hatte, apparierte er sich mir in den Weg.

»Wag es nicht auch nur einen Schritt aus dieser verdammten Tür zu— Amelie hör sofort auf mich so anzusehen oder ich— Fuck.« Mit angespanntem Unterkiefer trat er vor, beschwor ein Taschentuch herauf und reichte es mir, damit ich die Tränen abtupften konnte, die mir jetzt über die Wangen kullerten, bevor er mich seufzend in seine Arme zog.

Einen Moment lehnte ich mich an ihn und schluchzte in seine Uniform, dankbar über den Zauber, den ich über mein Make-Up gelegt hatte, während seine rauen Finger mit dem aufgebauschten Stoff meines mitternachtschwarzen Ballkleides spielten.

Ich liebte dieses Kleid und doch würde ich es wahrscheinlich nach diesem Abend niemals wieder tragen können, denn der Schmerz den ich jetzt empfand, würde für immer in dem Stoff verweilen, so wie die Tränen, die ich mir erlaubte zu weinen, während ich mich in den Armen einer der gefürchtetsten Todessers des Regimes befand.

Langsam lehnte er sich zurück und hob mein Kinn.

»Ich weiß wie sehr du ihn liebst, Amelie. Aber—«

»Es ist nicht wegen der Hochzeit«, wiederholte ich, hob den Kopf und sah ihn unter Tränen an. »Astoria wurde heute ins St Mungo eingeliefert«, begann ich, woraufhin sich sein Blick mit Sorge füllte. »Sie ist so schwach«, wisperte ich mir vor Kummer angerauter Stimme. »Ich habe gehört, wie sich die Heiler unterhalten haben. Es gibt einen Heiler in Indien—«

»Malfoy war auf den Knien vor dem dunklen Lord und hat ihn angefleht ihn für eine Weile freizustellen und ihm zu erlauben, zu dieser Universität in Delhi zu reisen«, unterbrach er mich und legte seine Hände auf meine Schultern. »Er hat es abgelehnt, Amelie.«

Entsetzt sah ich ihn an, bevor ich mir vor Verzweiflung durch mein aufwändig gelocktes Haar fuhr, gewaltsam an den Wurzeln meiner kastanienbraunen Strähnen zerrte und mir körperlichen Schmerz hinzufügte, bis Lestranges raue Finger meine Handgelenke umfassten und mich daran hinderten, mir weiter weh zu tun.

»Amelie«, versuchte mich der junge Todesser zu beruhigen, doch ich schüttelte heftig den Kopf.

»Ich kann dich das nicht tun lassen, Amelie. Der dunkle Lord weiß, was du Mattheo bedeutest und er wird es gegen ihn verwenden. Gegen euch beide.«

»Bitte Lucifer«, flehte ich ihn an. Kraftlos klammerte ich mich in seine Uniform und zerrte daran, während ich mit tränenverschleierter Sicht zu ihm aufsah.

»Bitte lass mich mit ihm reden. Ich kann nicht einfach dabei zusehen, wie sie und das Baby in ihrem Bauch sterben«, wisperte ich mit gequälter Stimme.

Der Todesser schüttelte den Kopf.

»Es ist ein Junge«, fügte ich mit zugeschnürter Kehle hinzu, woraufhin Lestrange seine Stirn an meine lehnte und für einen Moment die Augen schloss, während er tief ein und ausatmete. »Sie haben schon einen Namen für ihn ausgesucht, Luc«, hauchte ich.

»Scheisse«, fluchte der Todesser, bevor er sich mit angespanntem Kiefer zurücklehnte. »Fünf Minuten, Amelie. Ich verschaffe dir fünf Minuten im Thronsaal des dunklen Lords und dann werde ich Berkshire holen, damit er dich von hier wegbringt, denn ich werde nicht zulassen, dass du dir das hier antust, hast du das verflucht nochmal verstanden, meine Süße?«

Schwer atmend nickte ich, während er mir mit dem Daumen eine letzte Träne von der Wange strich.

»Einer der gefürchtetsten Todesser im Regime und wird einfach jedes verfluchte Mal weich wie ein Knuddelmuff, wenn er eine Frau weinen sieht«, knurrte er mit rauer Stimme und fuhr sich mit einer Hand resigniert seufzend durch sein dunkles Haar.

»Du bleibst immer in meiner Nähe«, kommandierte Lestrange mit scharfer Stimme, bevor er mir seinen Arm hinhielt. Ich nickte und nahm ihn, bevor wir zusammen aus der Tür des Arbeitszimmers schritten.

Obwohl es mehrere kristallgeschmückte Kronleuchter gab, die von den hohen, mit Stuck verzierten Decken hingen, war es düster in der Eingangshalle des Riddle Manor, denn die Lampen kamen nur kaum gegen all die Schatten an, die sich zur Hochzeit des Erben Slytherins an diesem Abend hier eingefunden hatten.

Die Luft war beklemmend und mein Brustkorb verkrampfte sich, als weigerte sich mein Körper die Bösartigkeit in meine Lungen eindringen zu lassen, die an diesem gottlosen Ort allgegenwärtig war.

Zwischen zwei geschwungenen Marmortreppen, die hinauf in die oberen Stockwerke führten, zierte ein gigantisches Portrait von Salazar Slytherin die Wand, der uns mit gleichgültigen kalten Augen betrachtete, als wir die Halle durchquerten. Zu unserer linken befanden sich zwei prachtvolle Flügeltüren, die leicht geöffnet waren und den Blick auf den absolut märchenhaft dekorierten Saal dahinter freigaben.

Schnell presste ich mir eine Hand auf den Mund, um ein Schluchzen zu unterdrücken, als meine Augen den verwuschelten Haarschopf Mattheos entdeckten, der abseits der Gäste und mit dem Rücken zu uns ganz in der Nähe der Tür stand, als wollte er jeden Augenblick aus der Tür stürzen und davonlaufen.

Mattheo trug einen tiefschwarzen Anzug und mein Herz zog sich qualvoll zusammen, als ich bemerkte, wie sehr seine Schultern zitterten. Der Erbe Salazar Slytherins hielt den dunklen Lockenkopf gesenkt und starrte auf etwas, das um sein Handgelenk geschlungen war. Und als ich erkannte was es war, durchzog mich ein knochentiefer Schmerz, der mich mit seiner Intensität beinahe in die Knie zwang.

Es war mein Haarband.

Seine Dunkelheit umgab ihn wie ein Halo, mischte sich mit seiner Traurigkeit und ließ seine Aura wie ein düsteres Herz pulsieren, das alles um ihn herum in Schatten hüllte. Schatten, von denen ich mich so unwiderstehlich angezogen fühlte, dass sich meine Beine nun wie von selbst in seine Richtung bewegten.

Es war, als würde etwas in Mattheo nach mir rufen und erst als Lestrange meine Hand nahm, mich zurückzog und so in letzter Sekunde davon abhielt, die Türen weiter öffnen zu können, erkannte ich es.

Es war seine Seele, die nach meiner schrie.

Wir waren verbunden, waren es immer gewesen.

Ich wehrte mich, als mich der Todesser um die nächste Ecke zerrte und meinen zitternden Körper dort gegen die Wand drückte, versuchte mich verzweifelt an ihm vorbeizuschieben, doch er rührte sich keinen Zentimeter. »Theo«, schluchzte ich.

»Lass mich, ich muss zu ihm.«

»Amelie, sieh mich an«, verlangte Lestrange und lehnte sich über mich. Ich versuchte ihn von mir weg zu schubsen, woraufhin er meine Handgelenke umfasste und meine Hände flach auf seine uniformierte Brust legte, wo er sie nun festhielt.

»Ich weiß, wie weh es tut ihn so zu sehen. Aber wenn er dich hier sieht, wird er sie nicht heiraten können. Und du weißt was passiert, wenn er sich den Befehlen des dunklen Lords widersetzt, ist es nicht so?«

Unter Tränen sah ich ihn an und nickte.

»Er stirbt.« Ich schluckte. »Und ich will nicht, dass Theo stirbt, Luc. Wenn ihm etwas passiert—«

»Ich werde nicht zulassen, dass Mattheo stirbt, Amelie, verstanden?«, beruhigte mich Lestrange.

Zitternd nickte ich und atmete tief durch.

Zusammen betraten wir einen Korridor, der so finster war, dass man kaum die Hand vor Augen erkennen konnte. Plötzlich war es so eiskalt, dass ich trotz seinem immer noch andauernden Wärmezauber in meinem schulterfreien Kleid zu schaudern anfing.

Die Schatten um uns herum schienen plötzlich lebendig zu werden und mit aufgerissenen Augen drückte ich Lestranges Hand als ich realisierte, dass es Dementoren waren, die an den Wänden des langen Korridors aufgereiht standen und mir ihre zerschlissenen Kapuzen zuwandten, während die magischen Seelenfresser mit ihren schlundlosen Mündern hungrig nach meinem Schmerz lechzten.

Klappernd vor Angst klammerte ich mich an den Todesser an meiner Seite, der trotz all der finsteren Kreaturen um uns herum nichts als Ruhe ausstrahlte.

»Sie unterstehen meinem Kommando, sie werden dir nichts tun, Amelie«, beruhigte er mich und blieb stehen, als wir das Ende des Korridors erreichten.

Ich blinzelte und sah, dass sich in der Wand vor uns eine elegant geschwungene Flügeltür materialisiert hatte. Mein Magen krampfte sich zusammen, als mir klar wurde, dass dahinter der Ursprung all der Dunkelheit lauerte, die dieses so wunderschöne Anwesen mit Hass verpestete, denn sie quoll wie schwarzer Rauch unter dem Türspalt hervor.

Lestrange spannte den Unterkiefer an, bevor er sie öffnete und mich in den Raum dahinter schob, der fast in völlige Finsternis getaucht war. »Warte hier und rühr dich nicht von der Stelle, während ich den dunklen Lord informiere. Ich kehre mit ihm zurück«, sagte der Todesser eindringlich zu mir, bevor er ohne eine weiteres Wort die Tür hinter sich schloss.

Benommen von all der Dunkelheit die sich unter den Sauerstoff mischte, blinzelte ich und lief einige Schritte rückwärts in den Raum hinein, während ich mich umsah. Ich befand mich in einer Art Thronsaal mit hohen Decken und bodentiefen Fenstern, die zum Teil mit kunstvollen Mosaikfliesen verziert waren und ein Abbild Salazar Slytherins zeigen. An den Wänden entlang reihte sich eine Vielzahl an morbiden Gegenständen, die unverkennbar den dunklen Künsten zugeordnet werden konnten.

Am Ende des prachtvollen Raumes gab es ein Podest, auf dem eine Art Thron stand, der über und über mit schaurig aussehenden Totenschädeln verziert war.

Ich schauderte, denn in wenigen Augenblicken würde dort der Mann sitzen, der all die Dunkelheit über unsere einst so sorgenfreie Welt gebracht hatte.

Meine zitternden Finger glitten zu meiner kleinen Umhängetasche und zogen ein kühles Fläschchen hervor, dessen bitteren Inhalt ich mir hastig den Rachen hinabwürgte, bevor ich die Augen schloss und einen Moment innehielt, indem ich auf das vertraute Gefühl des Beruhigungsmittels wartete, was durch das ganze Adrenalin in meinem Körper jedoch einen quälend langen Augenblick auf sich warten ließ.

Doch in dem Moment, in dem ich es endlich durch meine Venen rauschen spürte, schrak ich zusammen, denn etwas kaltes und glattes hatte mich angestupst.

Einige Sekunden starrte ich wie gelähmt in die gelben Augen einer gigantischen Schlange, die wie Monde in der Dunkelheit zu leuchten schienen, bevor ich mich mit einem sanften Lächeln zu ihr auf den Boden kniete. »Hallo Nagini«, flüsterte ich ihren melodisch klingenden Namen und strich mit den Fingerspitzen zärtlich über den Kopf der Schlange, die sich gleich in meine Berührung lehnte.

Ihr Zischen hallte in einem unheilvollen Echo von den Wänden des Thronsaales wider und doch hatte es für mich absolut nichts bedrohliches an sich.

Nagini und ich waren vertraut miteinander.

»Ich hab dich auch vermisst«, wisperte ich, während ich in die hübschen gelben Augen der Schlange blickte, die Mattheo in seiner Kindheit kaum von der Seite gewichen war. »Du glaubst gar nicht, wie sehr.«

Ich kraulte sie, bis sie sich plötzlich in Rauchschwaden auflöste und neben dem Thron wieder materialisierte. Und ich musste nicht aufsehen um zu wissen, dass er nun nicht mehr leer war.

Ich konnte seine Anwesenheit spüren.

Stattdessen sah ich zu Lestrange, der jetzt neben mir stand und mir seine Hand reichte. Ich nahm sie und ließ mir von ihm beim aufstehen helfen, traute mich erst meinen Blick nach vorn zu richten, als ich seine Hand spürte, die er auf meinem Rücken platziert hatte, nicht nur um mich zu stützen, sondern auch, um mir ein Gefühl von Sicherheit zu geben.

Auch wenn all meine Traumata die Erinnerungen an die Nacht der Schlacht von Hogwarts verschleiert hatten, so hatte ich sein Gesicht doch nie vergessen.

Das Böse war verführerisch, denn es lockte stets mit einer düsteren, nahezu hypnotisierenden Schönheit, ähnlich der einer Sirene. Und auch seine Stimme war anziehend und zog mich gleich in ihren Bann.

»Guten Abend, Miss Berkshire.«

Tom Riddles Gesicht war gespenstisch blass, beinahe weiß wie frisch gefallener Dezemberschnee, was im Kontrast zu seinen kurzen, mitternachtsschwarzen Locken nur noch verstärkt wurde. Er besaß hohe Wangenknochen und scharfe Gesichtszüge, die nicht eine einzige Falte aufwiesen und den Mann auf dem Thron somit nicht älter aussehen ließen als Vierzig.

Den Alterungsprozess aufzuhalten, erforderte Unaussprechliches und ich war mir sicher, dass Einhornblut in seinen morgendlichen Kürbissaft zu mischen, auf seiner täglichen Agenda stand.

»Ah, der brillante Verstand einer Ravenclaw«, riss mich seine tiefe Stimme plötzlich aus meinen Gedanken. »Du hast so viel von deinem Vater.«

Meine Schultern begannen zu zittern, woraufhin Lestranges Finger beruhigend über meinen unteren Rücken strichen. »Komm näher, Kind«, sagte der dunkle Lord, während er seinen Zauberstab in seinen skelettartigen Fingern hin und her drehte und mich mit seinen frostblauen Augen aufmerksam fixierte.

Ihre Kälte zog sich bis in meine Knochen.

Langsam traten wir näher, woraufhin sich der Blick Riddles auf seinen Todesser richtete. »Lass uns allein, Lucifer«, befahl er ihm gelangweilt.

Lestrange räusperte sich.

»Mein Lord, ich habe ihr versichert—«

Doch seine Stimme erstarb in der Sekunde, in der Lord Voldemort seinen Zauberstab auf den hochrangigen Todesser richtete und ihm einen spiralförmigen roten Blitz in die uniformierte Brust jagte, woraufhin er krampfartig zu zucken begann.

Der unverzeihliche Fluch knisterte in der Luft, doch Lestrange ertrug die Folter seines Herrn, während nicht ein Laut die Lippen des Todessers verließ.

Endlose Augenblicke verstrichen, in denen ich mich so furchtbar hilflos fühlte, dass ich schreien wollte.

Tränen stiegen mir in die Augen, als er irgendwann neben mir auf die Knie sank, den Kopf in den Nacken gelegt und die Augen fest geschlossen, doch immer noch stumm. »Aufhören, bitte«, flehte ich den dunklen Lord mit zitternder Stimme an und zu meiner Überraschung, ließ er den Zauberstab sinken.

Bewusstlos kippte Lestrange zur Seite, während ihm Blut aus Augen und Ohren zu sickern begann.

Ohne darüber nachzudenken kniete ich mich neben ihn auf den Marmorboden des Thronsaales, zog Astorias Zauberstab und regulierte seinen Hirndruck mit einem komplizierten, routinierten Zauberspruch, den ich schon unzählige Male ausgeführt hatte, bevor er noch ernsthafte Schäden davontragen konnte.

Ich fühlte die Kälte seiner Augen auf mir, noch bevor ich den Kopf hob und ihn vom Boden aus anblickte.

»Steh auf«, verlangte der dunkle Lord, woraufhin ich mich mit wackligen Knie wieder aufrichtete und gegen den Drang ankämpfte, mir einen weiteren Beruhigungstrank die Kehle hinabzustürzen.

Eine Weile sah er mich einfach nur an, bevor seine Stimme wie die Klinge eines Dolches durch die Stille schnitt. »Du hast meine Todesser nicht zu heilen, Amelie«, sagte er in einem warnenden Tonfall.

»Ich bitte um Verzeihung, mein Lord. Ich wollte—«

Doch die Worte blieben mir im Hals stecken, als sich der dunkle Lord von seinem Thron erhob und die Marmorstufen des Podestes hinabstieg. Mein Herz schlug eine hypnotisierende Melodie gegen meine Rippen, komponiert von all der Furcht, welche die Dunkelheit des schwarzen Magiers in mir auslöste.

In Todesangst zuckte ich zusammen, als er der hochgewachsene dunkle Magier nach meinen Händen griff und sie mit nachdenklicher Miene musterte, während seine totenblassen Finger nahezu zärtlich über meine Knöchel glitten, was mir Schockwellen purer Kälte durch den Körper jagte.

»Du hast die Hände einer Heilerin, genau wie deine Mutter«, sagte Riddle nachdenklich. »Eine überaus unterschätzte Gabe, sehr wertvoll in Zeiten wie diesen.« Seine Augen bohrten sich in meine. »Ich verstehe, was mein Sohn in dir sieht und warum er dich so verzweifelt vor mir zu verstecken versucht.«

Ein tonloses Schluchzen verließ meine Lippen, als er seine Finger an meine Schläfen legte. Und dann hatte ich plötzlich das Gefühl, mein Kopf würde zerspringen, als ich seine zauberstablose Magie ohne jede Vorwarnung in meinen Geist eindringen spürte.

Meine Sicht verschwamm, denn die Legilimentik des dunklen Lords preschte wie ein dunkler Wirbelsturm durch meine Erinnerungen und ließ nichts als ein Chaos zurück. Systematisch widmete er sich meinen schlimmsten Ängsten, was Bilder von den furchtbarsten Momenten meines Lebens vor meinen Augen aufflimmern ließ, die meine Magie so verzweifelt vor mir zu verstecken versucht hatte.

Um mich vor mir selbst zu schützen, damit ich nicht noch einmal versuchte, mir das Leben zu nehmen.

Die Narbe an meinem Handgelenk brannte wie Feuer und Tränen benetzten meine Wangen, als er sich nach einem endlos langen Moment endlich wieder aus meinem Geist zurückzog. Mein Körper zitterte und zuckte durch die Gewalt seiner Magie und auch wenn mir so furchtbar elend zumute war, schaffte ich es, auf den Beinen zu bleiben und ihn anzusehen.

Für Astoria.

»Das du nach allem, was mein Sohn dir angetan hat immer noch nichts als bedingungslose Liebe für ihn empfindest, ist äußerst bemitleidenswert, Miss Berkshire«, bemerkte der dunkle Lord, während ein spöttisches Lächeln seine blassen Lippen umspielte.

Ich senkte den Blick.

»Ich bin nicht wegen Mattheo—«

»Oh ich weiß weswegen du hier bist«, schnitt er mir das Wort ab. »Du bist hergekommen, um um das Leben von Miss Greengrass zu flehen, so wie es der junge Mister Malfoy bereits vor dir getan hat«, informierte er mich und hob eine seiner dunklen Brauen. »Aber sag mir Amelie, was könntest du mir geben, was Draco mir nicht bereits angeboten hätte?«

Angst floss durch meine Venen und lähmte mich.

»Alles«, flüsterte ich mit heiserer Stimme und kämpfte gegen die Panik, die allmählich in mir hochgekrochen kam. »Ich würde ihnen alles geben. Alles was ich habe, wenn sie Astoria—«

»Alles ist ein überaus gefährlicher Begriff meine Liebe«, fiel Riddle mir erneut ins Wort, während er mich mit einem durchdringenden Blick musterte.

»Ich bin mir des Reichtums deiner Familie durchaus bewusst, doch du musst wissen, ich habe keinerlei Interesse an prall gefüllten Gringotts Verließen oder sonstigen materiellen Besitztümern, wenn ich mir alles was ich begehre, doch einfach nehmen kann.«

Ich schluckte schwer.

»Jedoch gibt es tatsächlich etwas—«, langsam begann mich der dunkle Magier zu umrunden, wie ein Raubtier seine Beute, bevor er stehen blieb und mir mit seinem Zauberstab eine dunkle Haarsträhne aus der Stirn strich. »An dem ich Interesse hätte.«

»Etwas für das mein eigener Sohn und Erbe sterben würde, für das er einen unbrechbaren Schwur abgelegt hat, nur um es vor mir beschützen.« Seine Lippen verzogen sich zu einem grausamen Lächeln.

»Ich begehre deine Seele, Amelie.«

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sich Lestrange auf dem Boden neben uns allmählich zu regen begann.

Ein einziges Pochen meines erschöpfen Herzens.

Länger brauchte ich nicht, um mich zu entscheiden.

»Erlauben sie Draco und den Heilerinnen im St Mungo alles zu tun, was nötig ist um seine Verlobte zu retten und sie bekommen was immer sie von mir wollen«, brachte ich mit zugeschnürter Kehle hervor.

»Du hast mein Wort.«

Der dunkle Lord reichte mir seine Hand.

Ich wusste, dass Mattheo mir das niemals verzeihen würde und doch legte ich meine Hand in die seines Vaters, verkaufte meine Seele an den Teufel, vor dem er mich so verzweifelt zu beschützen versucht hatte.

Aus Liebe zu meiner todgeweihten Freundin, deren Licht es gewesen war, das mich in der dunkelsten Stunde meines Lebens davon abgehalten hatte, mich mit aufgeschnittenen Pulsadern vom Dach des St Mungo zu stürzen und mein Leben zu beenden.

Aus Liebe zu Astoria Greengrass, ihrem ungeborenen Sohn, zu Draco, der für sie sterben würde, ihrer Schwester Daphne, ihren Eltern und all ihren Freunden, die ihren Verlust nicht verkraften würden.

Wir alle hatten doch schon so viel verloren.

Der Händedruck des dunklen Lords war fest, verhieß nichts als Unheil und erst als er meine Hand wieder losließ, wagte ich es zu atmen. Ohne seine Augen von meinen zu nehmen, schnippte er mit den Fingern, woraufhin sich nur Sekunden später der blassblonde Haarschopf von Draco neben uns materialisierte, der augenblicklich vor seinem Herrn zu knien begann.

»Mein Lord«, gab er wie ferngesteuert von sich.

»Steh auf, Draco«, verlangte Voldemort.

Draco erhob sich, sein Gesicht blass und das Weiße in seinen Augen vor Sorge um Astoria völlig blutunterlaufen. Als er meine Anwesenheit bemerkte, verdichtete sich der Sturm in seinen grau-blauen Augen, doch ansonsten ließ er sich nichts anmerken.

»Du bist ab sofort frei, die Grenzen außerhalb Europas zu überqueren. Finde jemanden der deine Pflichten im Regime übernimmt, solang du fort bist«, informierte der dunklen Lord seinen Todesser, der daraufhin scharf Luft in seine Lungen sog. »Ich danke euch, mein Lord«, entgegnete der Slytherin.

Einen kurzen Moment fühlte ich seine Augen auf mir, doch bevor ich den Kopf drehen und in sein blasses Gesicht konnte, war er bereits wieder dissappariert.

»Wie du siehst, halte ich mein Wort«, sagte Lord Voldemort, seine Stimme kalt und emotionslos.

»Und wie kann ich meines halten?«, flüsterte ich.

»Oh, du hast deinen Teil der Abmachung bereits erfüllt, meine Liebe«, erklärte mir Tom Riddle charmant und schenkte mir ein böses Lächeln.

Gelähmt vor Angst starrte ich ihn an.

»Deine Seele ist mein«, sagte der Erbe Salazar Slytherins und betrachtete mich beinahe mit einem besitzergreifenden Blick. »Und du verstehst doch, wenn ich nun besondere Sicherheitsmaßnahmen ergreife, um zu schützen, was mir gehört?«

Er schwang seinen Zauberstab und schoss einen violetten Lichtblitz auf Lestrange hinab, der den Todesser unsanft aus seiner Bewusstlosigkeit riss.

Langsam beschlich mich eine dunkle Vorahnung.

»Und wo wärst du besser aufgehoben, als bei meinem Sohn, der jeden noch so grausamen Tod sterben würde, um dich zu beschützen?« Sein dunkles, unheilverheissendes Lachen donnerte durch den Thronsaal, triefend vor Macht und Boshaftigkeit.

»Lucifer, töte Delacour und gib unseren Männern in Frankreich den Befehl das Ministerium zu stürzen. Ich habe eine weitaus bessere Verwendung für die Hand meines Sohnes gefunden, als sie an seine Göre von Tochter zu verschwenden«, kommandierte Riddle seinem hochrangigen Todesser, der sich nun Blut hustend zurück an meine Seite erhob.

»Bist du okay?«, fragte er in meinem Kopf.

Kaum merklich nickte ich.

Für einen kurzen Augenblick konnte ich ihn schwer atmen hören, was beinahe wie ein zorniges Knurren klang, bevor er sich umdrehte und aus dem Thronsaal lief, wobei seine schweren Todesserstiefel wie ein Gewitter über den Marmorboden donnerten.

Lord Voldemort schnippte mit den Fingern.

Mein Herz zog sich zusammen, als sich nur wenige Sekunden später der vertraute dunkle Lockenkopf Mattheos neben mir materialisierte. Die Fäuste geballt starrte der Sohn Voldemorts zu Boden, bevor er ganz langsam den Kopf hob und mit einem Ausdruck von bitterkalten Hass zu seinem Vater sah.

Der Schmerz auf seinem hübschen Gesicht, entlockte mir unwillkürlich ein Schluchzen, was seinen Lockenkopf ruckartig in meine Richtung zucken ließ.

Mattheo erbleichte.

Mit aufgerissenen Augen starrte er mich an, während seine Hand in Richtung seines Zauberstab wanderte, woraufhin ich jetzt warnend den Kopf schüttelte.

»Ich habe mir erlaubt eine kurzfristige Änderung deine Zukunft betreffend vorzunehmen, Mattheo. In dieser Sekunde infilitert das Regime das Ministerium in Paris, wie es unser eigentlicher Plan war, was eine Allianz mit Frankreich nun hinfällig macht.«

Mattheo spannte den Unterkiefer an.

»Miss Berkshire gehört zu den Unantastbaren Achtundzwanzig und ihre Familie entstammt einem der reinsten Stammbäumen Großbritanniens, wie du sicher weißt. Was läge da näher als die Blutlinie Salazar Slytherins mit der ihren zu vereinen und meinen Sohn an seine einzige Schwäche zu binden, damit er jeden Tag schmerzlich daran erinnert wird, was er zu verlieren hat, sollte er jemals versagen.«

Mattheo sog scharf Luft in seine Lungen.

Ein Mantel der Verzweiflung legte sich um die muskulösen Schultern des Slytherin, hüllte ihn in dichte Schatten. »Sie—« Mattheo räusperte sich.

»Einem Mitglied der Unantastbaren Achtundzwanzig gebührt eine richtige Hochzeit und nicht... das. Wir sollten daraus ein viel größeres Event machen und die Presse unserer Verbündeten Europas dazu einladen. Wenn wir es heute tun, kurz nachdem wir den französischen Minister aus dem Weg geschafft haben, wird es ein schlechtes Licht auf uns werfen.«

Seine Stimme war durchzogen von Kummer.

»Sie hat nicht einmal ein Hochzeitskleid an.«

Der dunkle Lord sah ihn einen Moment an, schien zu überlegen. »Das könnte durchaus ein Problem werden«, sagte er zu seinem Sohn. »Nun gut, wir werden den Termin neu festlegen und die Presse informieren.« Mattheo atmete erleichtert auf, als er diese Worte hörte, doch bei dem was der dunkle Lord als Nächstes sagte, gefror der Todesser zu Eis.

»Bring sie in den Festsaal Mattheo, damit ich euch bis dahin offiziell einander versprechen kann.«

Der Lockenkopf hörte auf zu atmen.

Mein Herz rebellierte gegen den knöchernen Käfig meiner Rippen, während ich ängstlich zu Mattheo sah, dessen gequälter Blick jetzt wieder zu mir glitt, denn ich wusste, allein der Gedanke daran sich gegen seinen Befehl und damit dem unbrechbaren Schwur zu widersetzen, würde ihn auf der Stelle töten.

Mattheo würde vor meinen Augen sterben.

Und dieses Mal würde ihn kein Heilzauber und auch kein rhythmisches Drücken meiner zitternden Hände auf seinem Brustkorb wieder zurückholen können.

Ich würde ihn für immer verlieren.

Theo.

Meinen Theo.

Nur vage hörte ich das Geräusch meiner hohen Absätze über den Marmorboden des Thronsaales klicken, als ich zu ihm rannte, sein Handgelenk umfasste und uns in den Festsaal apparierte. Was uns beide angesichts meiner Panik und der daraus resultierenden Unkonzentriertheit beinahe in zwei Hälften zersplintert hätte, hätte seine Magie nicht im letzten Moment das Apparieren übernommen.

Das Licht unzähliger Kerzen und Kronleuchter blendete mich, bevor die qualvollen Schreie einer Frau an meine Ohren drangen. Tränen liefen mir über die Wangen, als ich Gabrielle unweit von uns entfernt in einem märchenhaft schönen, doch blutbefleckten Brautkleid stehen sah, vor ihr auf dem Boden die blutüberströmte Leiche ihres Vaters, dem Lestrange offenbar die Kehle durchgeschnitten hatte.

Ihr Schmerz war meine Schuld.

Alles war nur meine Schuld.

Eine Stimme schrie meinen Namen, doch ich schaffte es nicht, den Kopf zu drehen und meine Mutter anzusehen, die sich genau wie mein Vater und mein Bruder Enzo unter den Hochzeitsgästen befand. Die Angst in ihrer Stimme, brachte mich fast in die Knie.

Jemand belegte Gabrielle mit einem Schweigezauber, sodass die sanften Klänge des magischen Orchesters, das nun eine zauberhafte Melodie Frédéric Chopin's zum besten gab, wieder durch den romantisch dekorierten Festsaal zu tanzen begannen, bevor man sie und die blutige Leiche ihres Vaters fortschaffte.

Der metallische Geruch seines Blutes ließ sich meine Eingeweide verkrampfen. Ich würgte, doch bevor ich mich auf mein Kleid übergeben konnte, fühlte ich wie mich jemand mit Magie von meiner Übelkeit befreite.

Mattheo.

Und dann waren da nur noch seine Augen.

Seine tiefbraunen Augen, in denen das Licht der kristallenen Kronleuchter an den Decken reflektierte und ihnen einen goldenen Schimmer verlieh. Seine wunderschönen Augen in die ich mich schon als kleines Mädchen so unsterblich verliebt hatte und die trotz all der Grausamkeit seiner Blutlinie nicht einen Funken davon enthielten, wenn sie in meine blickten.

Ich würde lügen, würde ich behaupten, mir diesen Moment nicht schon hunderte Male vorgestellt, zu haben während ich nachts im Bett gelegen und an den Jungen gedacht hatte, dessen chaotisches Haar so dunkel wie seine Blutlinie und Temperament so ungezähmt wie seine magischen Fähigkeiten war.

Doch jetzt fühlte ich mich wie in einem meiner zahlreichen Albträume gefangen, während wir einander gegenüber standen.

»Amelie«, brachte Mattheo gebrochen hervor.

»Theo«, wisperte ich tränenblind.

Der dunkle Lord begann ein paar erklärende Worte an seine Gäste zu richten, denen ich jedoch keine Beachtung schenkte, während ich Mattheo ansah, dessen Lippen nun ein schwaches Lächeln umspielte.

Meine Augen weiteten sich in Entsetzen.

Mattheo verabschiedete sich, war bereit zu sterben.

Mein Herz begann zu bluten, als mir klar wurde, dass er immer noch der Auffassung war, das ich ihn hasste und der Slytherin deshalb lieber sterben würde, als mich für den Rest meines Lebens an sich zu binden.

»Sweetie, ich liebe—«

»Wag es ja nicht«, warnte ich ihn mit zitternder Stimme. »Wenn du dich ihm jetzt widersetzt und vor meinen Augen stirbst, werde ich dir folgen, Theo«, versprach ich ihm unter Tränen und hob meine linke Hand, als mich der dunkle Lord dazu aufforderte.

Ohne zu zögern griff Mattheo nach meiner Hand.

Tränen liefen mir über die Wangen, als er unsere Finger miteinander verschlang und mir einen Kuss auf die Fingerknöchel hauchte, wie er es schon so oft getan hatte, während Voldemort die Worte sprach, die uns mit Magie aneinander banden, bis es der Eheschwur tun würde. Pechschwarze Fäden schossen aus der Spitze seines Zauberstabs hervor und legten sich wie die Ranken einer dornigen Rose um unsere Hände, bevor die Magie in unsere Haut sickerte.

Ich hatte so furchtbare Angst.

Doch nicht vor einem Leben mit dem Jungen an meiner Seite, den ich so sehr liebte, dass ich meinen Herzschlag für seinen geben würde, sondern nur davor, einen einzigen Tag mehr ohne ihn zu sein.

Ohne ihn weiterleben zu müssen.

Denn ich wusste, dass ich es nicht konnte.

Irgendetwas war anders, seit der dunkle Lord in meinen Geist eingedrungen war, als hätte er etwas in meinem Kopf platziert, was dort nicht hingehörte.

Ich spürte es in mir, fühlte es mit jedem Atemzug durch meinen Körper strömen.

Dunkelheit.

𓆙

bereit zu lesen wie theo seiner VERLOBTEN
ein weiteres erstes mal schenkt? (nachdem
sie ihn vor wut wegen seines vergessenszaubers verflucht und zur schnecke gemacht hat.. hehe)

& bitte denkt ans voten, danke <3

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