29. it all fell down

TW: Selbstverletzendes Verhalten
achtung, stark triggerndes Kapitel.

because who would love a girl with scars?

A M E L I E

In den Korridoren der Akademie für Hexerei und Zauberei war es an diesem frühen Februarmorgen so kalt, dass sich selbst die Portraits fröstelnd über die Arme rieben und sich lautstark bei ihren Nachbarn beschwerten, auch wenn ich nicht glaubte, dass sie auch nur einen Hauch des Winters verspürten, der Schottland in seinen eisigen Klauen gefangen hielt.

Sehnsüchtig dachte ich an mein gemütliches Himmelbett zurück und zählte in Gedanken die Stunden, bis ich endlich wieder zwischen den kuscheligen Kissen verschwinden konnte, zusammen mit meinem Kätzchen und einem guten Buch.

Und vielleicht auch einem älteren Jungen mit verwuschelten dunklen Locken und süßen Grübchen, der sich nach seinem Duelltraining spät am Abend hoffentlich wieder in mein Zimmer schleichen würde.

Im Laufe der Nacht hatte ich schlaftrunken gespürt, wie Mattheo zu mir unter die Decke gekrochen war, mich an sich gezogen und das Gesicht in meinem Haar verborgen hatte, doch als ich vor etwas über einer Stunde aufgewacht war, war ich allein gewesen.

Jedoch hatte der schwache Duft seines Parfums noch in den Kissen gehangen, weshalb ich mir sicher war, es mir nicht eingebildet zu haben. Mein Herz klopfte eine schnelle Melodie gegen meine Rippen bei der vagen Erinnerung an seine Wärme und wie seine Hand beschützend auf meiner Taille geruht hatte.

Auch wenn meine Depressionen mich an diesem Morgen besonders hartnäckig in ein dunkles Loch zu ziehen versuchten, so hatte er doch nach einem Blick auf das schwarze Brett im Gemeinschaftsraum der Slytherin besser angefangen, als ich befürchtet hatte.

Der Unterricht von Umbridge war bis auf weiteres unterbrochen, denn die Ministerin war abwesend.

Und etwas sagte mir, dass sie sicher keine Ferien machte— und wenn, dann in St Mungo Hospital.

Fröstelnd zog ich den Umhang meiner Schuluniform enger um meine Schultern, lehnte mich kurz gegen die Mauer und atmete einmal ganz tief durch, bevor ich die große Halle betrat. Der herrliche Duft von Kaffee und Croissants schlug mir entgegen und mit Tränen der Rührung in den Augen stellte ich fest, dass es jemand geschafft hatte, die magischen Kerzen an der Decke wieder zu entzünden, sodass die Halle nun fast in ihrem altvertrauten Glanz erstrahlte.

Mein Blick fand den von Professor Flitwick, der mir freundlich zunickte, woraufhin ich ihn anlächelte.

Die Lehrer in Hogwarts hatten niemals aufgegeben.

Ich suchte die nur spärlich besuchte große Halle nach jemandem ab, den ich kannte und atmete erleichtert aus, als ich die breiten Schultern von Blaise entdeckte, der regungslos in der Mitte des langen Slytherin Tisches auf der Bank saß, den Kopf auf die Tischplatte gelegt, offenbar im Tiefschlaf, denn er schien nicht zu bemerken, dass er kurz davor war, das nächste Opfer von Peeves fiesen Streichen zu werden.

»Seht nur, sehnt nur, Blaisie Bärchen bekommt eine Haarkur«, giggelte Peeves und positionierte sich über dem schlafenden Slytherin, doch bevor er ihm eine Flasche Kürbissaft über den Kopf kippen konnte, beförderte ich den kunterbunten Poltergeist mit zauberstabloser Magie quer durch die große Halle, wobei er ein quietschvergnügtes Hui von sich gab und den Saft über den Köpfen der Gryffindors verkippte.

Sehr zum Ärger von Filch, dem magielosen Hausmeister, der ihm mit einem Mopp nachjagte und dabei um ein Haar über seine Katze gestolpert wäre.

Ich setzte mich zu Blaise auf die Bank, befreite mich von meinem Umhang, bevor ich meinen Zauberstab zog und zaghaft gegen den blutigen Kratzer an seiner Schläfe tippte, woraufhin er heilte und verschwand.

Verschlafen regte sich der dunkelhäutige Slytherin und blinzelte, dann breitete sich sein typisch breites Lächeln auf seinem Gesicht aus, als er mich erkannte.

»Morgen, Amelie«, gähnte er herzhaft und berührte seine Schläfe. »Ich danke dir, du hübscher Engel.«

Meine Wangen begannen zu glühen.

»Gern geschehen«, entgegnete ich mit sanfter Stimme, goss erst ihm, dann mir einen Becher Kaffee ein, wobei ich beide mit etwas Vanille und einer Prise Zimt versetzte. Dankbar nahm er ihn, nippte daran und stöhnte auf. »Schmeckt ja wie Weihnachten«, sagte er begeistert, woraufhin ich zustimmend nickte.

»Geht es dir gut, Blaise?«, fragte ich ihn, angesichts der dunklen Schatten, die unter seinen Augen lagen.

Er zog eine Grimasse, bevor er sich sechs Croissants auf den Teller lud. »Alles gut, bekomme in letzter Zeit nur etwas zu wenig Schlaf. Früher konnte ich den in Geschichte der Zauberei immer gut aufholen, nichts bringt einen mehr in den Tiefschlaf als Binns Geplapper, oder?« Ich kicherte, als er sich hungrig drei Gebäckstücke auf einmal in den Mund stopfte, als hätte er tagelang nichts zu essen bekommen.

»Definitiv«, stimmte ich zu und blickte zum langen Lehrertisch vor Kopf, an dem Professor Binns jeden Morgen pünktlich gegen acht Platz nahm, obwohl er seit drei Jahrhunderten mausetot war und sein Frühstück weder schmecken, noch es überhaupt zu sich nehmen konnte. Ohne jegliche Emotion auf dem geisterhaften Gesicht, führte er ein Selbstgespräch mit einem schnarchenden Hagrid, schien niemals zu bemerken, dass er wie eine Schlaftablette für sämtliche seiner Gesprächspartner fungierte.

Ich griff nach einem Schokoladencroissant und knabberte daran, während ich meinen magischen Stundenplan aus meiner Tasche hervorzog und zufrieden feststellte, dass ich durch den Ausfall von Umbridge mehrere Freistunden hatte und mein Schultag somit bereits am frühen Nachmittag endete.

Vielleicht würde mich Pansy nach Hogsmeade begleiten. Ich brauchte unbedingt noch ein Geschenk für Enzo, der bald Geburtstag hatte und abgesehen davon war das kleine Zaubererdörfchen im Winter einfach nur traumhaft schön. Ich lächelte, doch mein Lächeln verblasste, als mein Blick zum Tisch der Ravenclaw glitt, wo er dem von Elliot begegnete.

Kurz sahen wir uns in die Augen, dann wandte der Vertrauensschüler jedoch hastig den Blick ab, als befürchtete er, er könnte wieder eine gebrochene Nase davontragen, wenn er mich auch nur ansah.

Ich seufzte.

»Kein Appetit?«, fragte Blaise mit vollem Mund und erst jetzt bemerkte ich, dass ich das Croissant zurück auf meinen Teller gelegt und ihn von mir geschoben hatte. Ich schüttelte den Kopf und trank von meinem Kaffee, während ich die Posteulen beobachtete, die jetzt durch die Halle geflogen kamen und Pakete und Briefe auf die halbleeren Tische fallen ließen.

»Bei Merlins dicken Eiern«, lachte Blaise und sprang auf, bevor eine der Eulen ein gigantisches Paket in die Schüssel mit Vanillepudding vor uns fallen lassen konnte. »Was ist denn da drin?«, fragte der Slytherin und reichte mir das in hübschem dunkelgrünem Papier verpackte Päckchen, das meine Augen sofort zum Leuchten brachte, als ich das Logo meines liebsten Buchladens in der Winkelgasse erkannte.

Flourish und Blotts.

»Bücher«, quietschte ich aufgeregt, während ich gerührt den Brief las, den mein Dad beigelegt hatte, in dem er mir schrieb, wie sehr er mich liebte und wie unglaublich stolz er auf seine geliebte Tochter war.

Schon seit ich ein kleines Mädchen gewesen war, hatte mein Vater nicht nur meiner Mum, sondern auch mir jedes Jahr zum Valentinstag einen Strauß magischer Rosen geschenkt, bis ich Lesen gelernt hatte und meine Liebe für Bücher erwacht war.

»Bücher?«

Blaise kniff irritiert die Brauen zusammen, als könnte er nicht verstehen, dass sich jemand so über eine Lieferung von Büchern freuen konnte, wie ich es tat.

Doch für mich gab es nichts Aufregenderes als den Geruch von neuen Seiten und das wilde Herzklopfen, das ich in meiner Brust verspürte, wenn ich zum ersten Mal in eine neue Geschichte eintauchte.

Glücklich strich ich über die eleganten Einbände der neusten Werke meiner liebsten Autoren, fühlte den Zauber unter meinen Fingerspitzen vibrieren, mit dem Armando Flourish stets die Romane verbarg, die von Muggel-Autoren verfasst worden waren, denn diese waren in Hogwarts seit Kriegsende verboten.

Was den im ganzen Land beliebten Buchhändler natürlich nicht davon abhielt, seine Kunden trotzdem regelmäßig mit dem neusten Lesestoff zu versorgen.

Ich dachte gerade darüber nach, was ich einem gewissen hübschen Lockenkopf zum Valentinstag schenken konnte, natürlich heimlich und ohne, dass mein Bruder etwas davon mitbekam, als Blaise neben mir ungläubig schnaubte und mit finsterer Miene auf einen Brief starrte, den er in seinen Händen hielt.

»Schlechte Neuigkeiten?«, hakte ich zaghaft nach, während ich meine restlichen Briefe in das Paket mit den Büchern legte, um sie später durchzugehen.

»Ach, nur eine Einladung zu Mattheos Hochzeit«, brummte der Slytherin und legte die mit goldenen Lettern verzierte Einladungskarte neben seinen Teller. »Absurd, dass der dunkle Lord ausgerechnet den Valentinstag dafür wählt, um seinen Sohn an diese französische Kuh zu binden, als wäre Theo nicht schon genug damit bestraft, sie zu heiraten.«

Etwas in mir zerbrach und es war so laut, dass ich mich fragte, ob er es gehört hatte. Meine Hände zitterten, als ich nach Halt suchend meine knochigen Knie umklammerte und meine Nägel dabei Laufmaschen in meine neue Strumpfhose rissen.

Ich hatte das Gefühl zu fallen.

Ich fiel und fiel und kam doch nie am Boden an.

»Sie soll sogar nach der Hochzeit nach Hogwarts wechseln und ihren Abschluss hier machen, kannst du das glauben?«, brummte Blaise kopfschüttelnd.

Meine Eingeweide verkrampften sich, als sich das vertraute Gefühl einer Panikattacke so rasend schnell in mir ausbreitete, dass ich nicht einmal die Chance hatte, einen Beruhigungstrank aus meiner Tasche zu nehmen und ihn meine Kehle hinabzustürzen.

»Alles okay?«, hörte ich Blaises Stimme, doch ich konnte nicht sprechen, konnte kaum noch atmen.

»Sieh mich mal an«, murmelte der Slytherin mit ruhiger Stimme, legte seine angenehm warme Hand zaghaft auf meine Schulter und hob vorsichtig mein Kinn, sodass ich nun in seine sanftmütigen braunen Augen blickte, die mich besorgt musterten. »Atme ganz ruhig, kannst du das für mich tun, Amelie?«

Ich nickte schwach und blinzelte zu ihm auf.

»So ist es gut«, beruhigte Blaise mich mit seiner typisch sanften Stimme, während er mir aus meiner Panikattacke half, bevor sie mich endgültig verschlingen konnte. »Tief ein- und ausatmen. Niemand wird dir weh tun, nichts kann dir passieren, wenn du bei mir bist. Du bist sicher, Amelie.«

Ich wollte weinen, wollte schreien, bis meine Stimme versagte, doch ich konnte es nicht. Kein Laut verließ meine Lippen, denn der Schmerz in meiner Brust lähmte mich, ließ mich innerlich bluten und füllte meine Venen mit tiefer Traurigkeit, als die kaum verheilten Wunden meines gebrochenen Herzens mit einem Mal wieder aufrissen, wie durch ein Pflaster, das man zu früh im Heilungsprozess wieder abzog.

Ich senkte den Blick und schämte mich, wollte nicht vor einem der Freunde meines Bruders zerbrechen. Doch dann erinnerte ich mich daran, dass sie auch meine Freunde waren, schlang die Arme um Blaise Hals und klammerte mich zitternd an den Slytherin.

Fest hielt Blaise mich in seinen Armen und ließ mich erst los, als sich meine Atmung wieder regulierte. Nervös stellte ich fest, dass sich die große Halle mittlerweile immer mehr füllte. »Danke«, sagte ich leise, als wir uns voneinander lösten, wobei ich ein Schluchzen unterdrückte, als mein Blick auf die elegante Einladungskarte neben seinem Teller fiel.

»Nicht dafür«, murmelte Blaise, während er mich mit hochgezogenen Brauen dabei beobachtete, wie ich gleich zwei Beruhigungstränke nacheinander zu mir nahm. »Enzo hat mir gesagt, dass du schnell Panikattacken bekommst, wenn dich etwas triggert«, sagte er und goss mir ein Glas Kürbissaft ein, um den bitteren Geschmack meiner Medizin loszuwerden.

»War es etwas was ich getan oder zu dir gesagt habe?«, fragte der Todesser schuldbewusst, während er mir das Glas behutsam in meine zitternden Finger drückte und mir half, es an meine Lippen zu setzen.

Ich schüttelte den Kopf und nahm einen Schluck, fühlte, wie die Wirkung des Trankes meinen Kopf allmählich in Watte packte und meinen Herzschlag wieder herabsetzte. »Nein, es war nicht deine Schuld, Blaise«, flüsterte ich mit heiserer Stimme und blickte auf meine Nägel. »Ich fühle mich heute nicht so gut.«

»Soll ich vielleicht Enzo—«

»Nein, nicht nötig«, fiel ich ihm hastig ins Wort und hob den Kopf. »Ich muss jetzt zum Unterricht«, murmelte ich und stand von der Bank auf, hängte mir meine Schultasche um, doch gerade als ich das Paket mit meinen neuen Büchern mit einem Zauber belegen wollte, damit es sich in die Luft hob, um mir zu folgen, öffneten sich die Flügeltüren der Halle.

Der Anblick seiner dunklen Locken, die noch leicht feucht vom duschen und deshalb umso verwuschelter waren, entlockte meiner zugeschnürten Kehle ein leises Schluchzen. Wie eingefroren stand ich vor dem langen Tisch der Slytherin und starrte aufgelöst zu dem Sohn des dunklen Lords, vor dem jeder in der großen Halle zurückwich, der seinen Weg kreuzte.

Mattheo trug an diesem verschneiten Morgen keine Uniform, sondern dunkle Hosen und einen smaragdgrünen Pullover mit einem silbernen Streifen in der Mitte, auf dem das akademische Wappen des Hauses Slytherin eingestickt war, was ihn in diesem Moment nicht wie einen der gefürchtetsten Todesser des dunklen Regimes Lord Voldemorts, sondern wie einen normalen Hogwarts Schüler aussehen ließ.

Es war, als wäre die Zeit zurückgedreht worden. Als wäre die große Halle der sichere Ort, der sie für uns alle immer gewesen war und nicht der, an dem man all die Leichen derer aufgebahrt hatte, die in der Nacht der Schlacht ihre Leben gelassen hatten.

Es war, als wäre er wieder mein Theo.

Doch dann verblasste dieser Moment plötzlich und der Schmerz kehrte zurück in meine Knochen.

Mattheo merkte sofort, dass etwas nicht stimmte.

Seine Schultern waren angespannt, als er von mir zu Blaise blickte und zu dem, was vor dem Slytherin auf dem Tisch lag. Und als er mich wieder ansah, bestätigte der flehende Ausdruck in seinen dunklen Augen all meine schlimmsten Befürchtungen.

Mattheo würde am Valentinstag heiraten.

In genau sieben Tagen.

Und dann würde er seine Frau mitbringen.

Hier nach Hogwarts. An den Ort in den ich gerade erst wieder Vertrauen gefasst hatte, nach all den furchtbaren Dingen, die hier geschehen waren.

So wie auch in ihn.

Und anstatt es mir zu sagen, so wie ich es verdiente, hatte er sich dazu entschieden, es nicht zu tun.

»Amelie«, hauchte der Sohn des dunklen Lords mit flehender Stimme und trat näher, streckte die Hand nach mir aus, doch wagte es nicht, mich zu berühren.

Nicht, weil ich meinen Zauberstab gezogen hatte und vor den Augen aller Anwesenden drohend auf ihn gerichtet hielt, sondern weil er genau wusste, dass er kein Recht mehr dazu hatte, mich zu berühren.

Nicht, nachdem er mir das Herz gebrochen hatte.

Schon wieder.

Und auch wenn ich es hatte kommen sehen, wenn ich gewusst hatte, dass es keine Chance für unsere Liebe gab, die wie eine zarte Rose inmitten eines bitterkalten Winters erblüht war, der die Schönheit der Pflanze früher oder später zu Eis gefrieren lassen würde, so hatte ich doch von ganzem Herzen gehofft, der Tag der Kälte würde noch in weiter Ferne liegen.

Ich hasste mich selbst dafür, wie naiv und dumm ich gewesen war zu glauben, ich könnte glücklich sein.

Wenn auch nur für einen kurzen Augenblick.

»Seit wann weißt du es?«, flüsterte ich.

»Seit einer Weile«, gestand er mir und blickte mich mit einem flehenden Blick an, der mich beinahe in die Knie zwang. »Lass es mich erklären, Sweetie.«

Meine Finger umklammerten meinen Zauberstab so fest, dass meine Fingerknöchel bereits weiß hervortraten. Mein Verstand wollte ihn verfluchen, ihm weh tun, wie er mir wehgetan hatte, doch mein Herz sehnte sich nach seiner Dunkelheit, sehnte sich danach, in seinen Armen zu sein, seine Lippen auf meiner Stirn zu spüren und seine Stimme in mein Ohr flüstern zu hören, dass alles gut werden würde.

Dass er immer zu mir zurückkommen würde, mich beschützte, mich liebte, bis auch der letzte leuchtende Stern am Nachthimmel vollends verglüht war.

Auch, wenn es gelogen war.

Die Lippen des Slytherin formten ein stummes Bitte, doch ich schüttelte nur den Kopf und senkte den Blick, konnte ihn jetzt nicht ansehen, ohne es zu riskieren einen Heulkrampf zu bekommen. Mein Herz schmerzte und das Blut meines absinkenden Kreislaufes rauschte mir in den Ohren, als ich herumwirbelte und mit tränenverschleierter Sicht aus der Halle stürzte, ohne an meine Bücher oder gar meinen wärmenden Schulumhang zu denken.

Ich wusste, dass er mir nicht folgen konnte.

Denn ich hatte gesehen, dass er sich unauffällig den linken Unterarm gerieben hatte. Und als ich ihn in meinem Kopf meinen Namen rufen hörte, presste ich mir schluchzend die Hände auf die Schläfen und versuchte, ihn aus meinen Gedanken zu vertreiben.

Ich liebte seine Stimme, liebte es, ihn meinen Namen sagen zu hören, doch jetzt war es kaum zu ertragen, denn der Schmerz in seiner Stimme verstärke meinen eigenen umso mehr. Ich wollte ihn jetzt nicht anhören, konnte es nicht ertragen, den Jungen anzusehen, in den ich so verliebt war, dass ich mir am liebsten das Herz aus der Brust reißen wollte, damit dieses Gefühl der Verliebtheit endlich verschwand.

Ich erreichte die Gewächshäuser, hielt kurz inne und würgte mir zwei weitere Beruhigungstränke die Kehle herunter, um diesen Schultag überstehen zu können.

Madam Sprout fiel mein Zustand sofort auf und als ich mich weigerte, in den Krankenflügel zu gehen, entschuldigte sie mich für den Rest des Tages bei meinen Lehrern und erlaubte mir, mich in den Teil der Gewächshäuser zurückzuziehen, in dem ich schon seit der zweiten Klasse meinen eigenen Garten hatte, den ich mir früher mit Clara geteilt hatte und wir Stunden damit verbracht hatten seltene Pflanzen zu züchten, zu erforschen und über Jungs zu quatschen.

Doch nun stand ich allein hier.

Denn Mattheo hatte mir Clara weggenommen.

Ich schämte mich für die Gefühle, die ich für den Mörder meiner besten Freundin hatte, doch schaute gleichzeitig ständig zur Tür in der Hoffnung, seinen verwuschelten dunklen Lockenkopf zu erblicken.

Doch Mattheo tauchte nicht auf.

Benebelt von den hochdosierten Tränken die ich eingenommen hatte, lenkte ich mich mit meinen Pflanzen ab, wobei sich herausstellte, dass seelenfressender Kummer der effektivste Dünger für die Gewächse der Nacht war, denn als ich mich am späten Nachmittag wieder zurück auf den Weg ins Schloss machte, war mein Nachtschatten ganze zwanzig Zentimeter gewachsen und seine Blätter beinahe soweit, geerntet und verarbeitet zu werden.

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Die Dunkelheit hatte sich bereits ins Schloss geschlichen und die Akademie in Schatten getaucht, als ich am Abend zurück in den Gemeinschaftsraum der Slytherin kehrte, perfekt geschminkt und mit makellos sitzender Schuluniform, sodass es nur meine heftig zitternden Hände waren, die auf meinen besorgniserregenden Zustand schließen ließen.

Den ganzen Tag über hatte ich mich im Gewächshaus versteckt und gegen den Drang angekämpft, mich selbst zu verletzten. Doch ich hatte stark bleiben können, hatte es geschafft, es nicht zu tun.

Seit vierundfünfzig Tagen nicht.

Auch, wenn mich die Narben auf meinen Schenkeln angefleht hatten, sie wieder aufreißen zu lassen um sie mit meinem Herzen im Einklang bluten zu lassen.

Suchend glitt mein Blick durch den elitären Gemeinschaftsraum der Slytherin, der durch das Glimmern des Sees, sanften Kerzenschein und dem Licht der kristallbehangenen Kronleuchter an den hohen Decken in eine geheimnisvolle Atmosphäre getaucht wurde, sodass alles was das Licht berührte, eine grünliche schimmernde Silhouette umgab.

Und auch wenn ich es anfangs nie für möglich gehalten hatte, waren die Kerker des Schlosses mittlerweile ein Zuhause für mich geworden. Ein Ort voller neuer Geheimnisse, die entdeckt werden wollten, doch auch traurigen Erinnerungen die mich innerlich zerrissen, sich wie Schatten an mich hefteten und verfolgten, wie der blutige Baron die triste Seele Helena Ravenclaws, als ich die Stelle passierte, an der Mattheos Herz in der Nacht vor Weihnachten zu schlagen aufgehört hatte.

Die Nacht, in der ich ihn kurz verloren hatte.

Einen quälend langen Moment sah ich ihn wieder vor mir, tot und blutüberströmt auf dem Fußboden, dann verschwand das grausame Bild jedoch, als ich mit jemandem zusammenstieß, der sich im hinteren, einsameren Teil des Schlangennestes aufgehalten hatte, in den ich mich meist zurückzog, weil dort niemand meine Tränen sah. »Scusa, Amelie«, entschuldigte sich Theodore höflich bei mir, obwohl ich es gewesen war, die ihn angerempelt hatte.

»Hi«, flüsterte ich und versuchte, ihm ein schwaches Lächeln zu schenken, was jedoch so traurig aussehen musste, da er mich nun sichtlich besorgt ansah. Seine Hand lag auf meiner Hüfte und wärmte meinen zitternden Körper, während er mich betrachtete.

»Setz dich zu mir ans Feuer, du bist ja eiskalt«, sagte er und führte mich, ohne eine Antwort abzuwarten, zu einem kleinen Tisch neben einem prasselnden Kaminfeuer, abgeschirmt vor neugierigen Blicken anderer. Sichtlich erschöpft ließ ich mich auf den gemütlichen Samtsessel gegenüber von ihm sinken und hoffte er würde nicht bemerken, wie schlecht es mir ging und wie heftig meine Finger zitterten.

Für einen Moment schloss ich die Augen und lehnte mich mit dem Kopf gegen die Lehne, genoss die herrliche Wärme des Feuers und wie sein orangefarbenes Leuchten über mein Gesicht tanzte.

Und als ich die Augen wieder öffnete, blickte ich direkt in die strahlend saphirblauen des Slytherin, der seinen Sessel neben meinen geschoben hatte und mich mit einem besorgten Blick musterte. Ich seufzte, denn natürlich entging einem aufmerksamen Jungen wie Theodore nicht, wenn ein Mädchen traurig war.

»Mieser Tag, mia cara?«, hauchte seine tiefe Stimme, während seine Hand nach meiner griff und meine Finger vorsichtig mit seinen verschlang. Es war kein Wunder, dass sich so viele Mädchen in Hogwarts schon in bis über beide Ohren ihn verliebt hatten.

Alles an Theodore Nott war wundervoll.

»Sehr mieser Tag.« Unter Tränen nickte ich, während ich den hübschen Slytherin ansah und mir wünschte, ich hätte mich in ihn verliebt und nicht in Mattheo.

Mein Leben würde so viel einfacher sein.

Vielleicht hatte Astoria recht und Theodore würde sich irgendwann in mich verlieben, wenn wir geheiratet hatten, auch wenn er jetzt nur die kleine Schwester einer seiner besten Freunde in mir sah, die zu beschützen sich der Slytherin verpflichtet fühlte.

Vielleicht konnte ich mit ihm glücklich sein.

»Kann ich ihn irgendwie besser machen?«, fragte er mit sanfter Stimme. »Vielleicht mit einer kniffligen Partie Zauberschach, bei der du mir erzählst was dein Herz so schwer macht? Ich bin ganz gut im Zuhören, also egal was es ist, du kannst—«, doch ich ließ ihn nicht ausreden, lehnte mich vor und küsste ihn.

Einen Augenblick war der ältere Junge mit den beeindruckend blauen Augen und den honigblonden Locken wie erstarrt, als wäre er unsicher, wie er auf meinen unerwarteten Kuss reagieren sollte, doch dann legte er eine Hand an meine Wange, zog mich näher an sich und erwiderte ihn, sanft und zärtlich.

Theodore zu küssen, fühlte sich tröstend an.

Doch jede Sekunde, in der unsere Lippen einander berührten, wünschte ich mir, es wäre Mattheo.

Ich wünschte mir, es wären seine Lippen, die sich zärtlich gegen meine bewegten, seine Hand, die sich in meinem Haar vergrub und sein vertrauter Duft nach Shampoo und Dunkelheit, der mich umhüllte.

Der Kuss begann salzig zu schmecken durch die Tränen, die mich überkamen. Theodore spürte es, versuchte sich zurückzulehnen, um den Kuss zu unterbrechen, doch ich ließ ihn nicht, krallte meine Hand in seine Locken und kletterte auf seinen Schoß.

»Amelie, du weinst«, murmelte der Slytherin an meine Lippen, während wir einander küssen und die Verzweiflung in mir mit jeder Sekunde größer wurde, in der ich seine vertraute Dunkelheit nicht spürte.

Meine Finger schoben sich unter seinen Pullover, glitten sanft über seine Bauchmuskeln, was dem Todesser ein raues Stöhnen entlockte und die Intensität unseres Kusses auf ein neues, deutlich gefährlicheres Level anhob. Doch als ich sie tiefer gleiten ließ und anfing, mit der Schnalle seines Gürtels zu spielen, umfasste er meine Handgelenke und zwang meine Arme mit sanfter Gewalt hinter meinen Rücken, sodass ich ihn ansehen musste.

»Das werden wir lieber nicht tun, Amelie«, sagte der ältere Slytherin sanft. »Aber warum nicht?«, flüsterte ich mit zugeschnürter Kehle, verfluchte mich für all die Tränen, die mir jetzt über die Wangen liefen.

»Weil ich sehen kann, dass du ein gebrochenes Herz hast. Und meine Mutter hat mich zu gut erzogen, um den Kummer eines traurigen Mädchens auszunutzen, selbst wenn es so hübsch ist wie du.« Schmerz flimmerte in seinen Augen, als er seine verstorbene Mutter erwähnte, die er so sehr geliebt hatte.

Nur vage konnte ich mich an sie erinnern, doch ich wusste, dass sie eine herzensgute Hexe gewesen war, die unsere Welt viel zu früh hatte verlassen müssen, ihn zurückgelassen hatte mit einem Mann, der Theodore nie dieselbe Liebe hatte schenken können.

Oder überhaupt Liebe in irgendeiner Form, weshalb der honigblonde Lockenkopf angefangen hatte sie sich bei möglichst vielen verschiedenen Mädchen zu holen, an die er sich aber nie fest hatte binden können, aus Angst sie würden ihn auch verlassen.

Jeder von uns hatte Narben, auch wenn sie nicht immer auf den ersten Blick sichtbar waren.

Traurig sah ich ihn an.

»Wer hat dir weh getan, Amelie?«, hakte er vorsichtig nach, platzierte eine Hand auf meinem unteren Rücken, um mich ein wenig zu stützen. »Soll ich ihm dafür weh tun?«, bot er mir an und zwinkerte.

Unter Tränen schüttelte ich den Kopf, während ich von seinem Schoß glitt und mit wackligen Knien aufstand, mich so sehr schämte für das, was ich soeben getan hatte. »Es tut mir leid, Theodore, ich hätte nicht... ich sollte gehen«, hauchte ich beschämt, ohne ihn anzusehen, und drehte mich um. »Warte, Amelie«, rief mir der Slytherin hinterher, doch ich hielt nicht an, drückte mich um die nächste Ecke und lehnte meinen Kopf gegen einen Wandteppich.

Entsetzt darüber, dass ich ihn in meinem Schmerz einfach geküsst hatte, um mich abzulenken, berührte ich meine Lippen, merkte erst, dass seine Schatten den Gemeinschaftsraum geflutet hatten, als der vertraute Bass seiner tiefen Stimme an mein Ohr drang.

Mit großen Augen lehnte ich mich vor und sah gerade noch, wie Mattheo auf Theodore losging und seine Faust so schnell mit dessen Unterkiefer kollidierte, dass der hellere Lockenkopf überhaupt keine Zeit gehabt hatte, auf die Wut des Todessers zu reagieren.

»Bei Salazar, wofür war das denn, Riddle?«, fuhr er ihn zornig an, hob die Hand und blockte seinen nächsten Schlag ab, packte seine Schultern und schubste ihn von sich weg. »Fass sie nie wieder an«, knurrte Mattheo seinen Freund an, der jetzt irritiert die Brauen zusammenkniff, erneut einen seiner Schläge abblockte, bevor sich seine Augen weiteten.

»Amelie?«, überrascht sah er ihn an, woraufhin Mattheo plötzlich seine Fäuste sinken ließ. Seine Schultern begannen zu zittern und als er sich von Theodore wegdrehte, sah ich, dass er einen tiefen Kratzer auf der Nase, so wie eine blutige Lippe hatte.

Und auch seine Fingerknöchel waren aufgerissen und blutüberströmt, als er seine Hand in sein Haar hob und sich mit einem frustrierten Knurren durch die Locken fuhr, was sie nur noch verwuschelter machte.

»Sie hat mich geküsst, Riddle«, verteidigte sich der Slytherin, woraufhin Mattheo schwer schluckte.

Und als er langsam den Kopf hob und ihn wieder ansah, lag etwas so Gequältes in seinen Augen, dass weit über gewöhnliche Eifersucht hinausging und ich mir eine Hand fest auf den Mund pressen musste, um mein Schluchzen zu unterdrücken.

Theodore starrte ihn an.

»Du liebst sie«, stellte er geschockt fest.

Mattheo nickte nur stumm.

»Cazzo«, fluchte Theodore, trat vor und umfasste die Schultern des Lockenkopfes, betrachtete seinen Freund mit einem besorgten Blick. »Warum hast du nichts gesagt? Und Amelie—«, er hielt inne, als hätte er in seinem Kopf so eben das letzte Puzzleteil zusammengesetzt. Seine Augen weiteten sich in Erstaunen, da er es überhaupt nicht gemerkt hatte und auch in Kummer, da er genau wusste, dass das zwischen uns niemals eine Chance haben würde.

Mattheos aufgerissene Lippen bewegten sich, doch kein einziges Wort drang aus seiner Kehle, während er in Theodores sorgenvolles Gesicht blickte, als sich plötzlich etwas in seinen dunklen Augen veränderte.

Ein unruhiges Pochen meines gebrochenen Herzens, dann begegneten sich plötzlich unsere Blicke.

Auch Theodores Augen fanden meine, doch bevor einer der Jungs etwas zu mir sagen konnte, drehte ich mich um und lief davon, rannte die elegant geschwungenen Treppen hinauf, in Richtung der Mädchenschlafsäle und blieb erst stehen, als ich die Tür meines Zimmers hinter mir verschlossen hatte.

Snowballs Miauen drang an mein Ohr, denn sie spürte sofort, wenn ich Kummer hatte, doch ich zwang sie und den fröhlichen Minimuff, dessen Fell heute genau so weiß war, wie das meines Kätzchens, mit einem Zauber auf dem Bett zu bleiben, denn ich wollte nicht, dass sie sahen, was ich jetzt tun würde.

Was ich tun musste, um den knochentiefen Schmerz in meiner Seele ein wenig erträglicher zu machen.

Bevor er mich Schlimmeres tun ließ.

Jemand hatte mein Paket auf meinen Schreibtisch gestellt. Langsam näherte ich mich ihm, bevor ich mit angehaltenem Atem den selben Brief herauszog, den auch Blaise am Morgen bekommen hatte. Tränen tropften auf den Umschlag und durchnässten ihn mit meinem Kummer, als ich die Karte herauszog.

Natürlich hatte ich als Mitglied der Unantastbaren Achtundzwanzig eine Einladung bekommen, denn die Hochzeit des Erben Slytherins war das größte und wichtigste Event unserer Welt in diesem Jahr.

Meine Fingerspitzen zitterten, als ich sie über die beiden Namen gleiten ließ, die in vergoldeten Lettern zwischen Blumen und Schlangen gedruckt waren.

Selbst ihr Name war wunderschön.

Gabrielle Delacour.

Etwas daran kam mir vage bekannt vor, doch bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, ließ meine Wut die Karte in smaragdgrüne Flammen aufgehen.

Am Ende meiner Kräfte sank ich von innen mit dem Rücken an der Tür hinab, streckte die Hand aus und ließ die noch eingeschweißte Rasierklinge, die ich einem älteren Mädchen gestohlen hatte, dass sich in einer der Pausen neben mir auf der Toilette nachgeschminkt hatte, in meine Handfläche fliegen.

Vierundfünfzig Tage.

Jemand klopfte an meine Tür, doch ich war wie in Trance, betäubt von all meinem Kummer, während ich mit zitternden Fingern meinen Rock hochschob und meine Strumpfhose durchtrennte. All die Narben auf meinen Beinen waren ein Spiegelbild meiner Seele. Ein Hilfeschrei so laut, dass er mir fast das Trommelfell zerriss— und ihn doch niemand hörte.

Niemand außer dem Jungen, den ich so sehr liebte.

Bis der letzte Stern am Nachthimmel verglüht war.

»Amelie«, rief Mattheos Stimme von der anderen Seite der Tür, während seine Fäuste jetzt gegen das Türblatt hämmerten. »Mach die Tür auf, Amelie.«

Ich wusste, es wäre ein leichtes für ihn meinen Zauber zu durchbrechen und hereinzukommen, doch er tat es nicht. Stattdessen flehte seine Stimme immer wieder verzweifelt um Erlaubnis, bei mir sein zu dürfen, wofür ich diesen verdammten Jungen nur noch mehr liebte. So sehr, dass ich sterben wollte, nur um diese Liebe nicht mehr empfinden zu müssen.

»Amelie«, rief Mattheo, während er von außen an der Tür hinabsank. »Bitte tu dir nicht weh«, flehte er, seine Stimme rau und kratzig vor Kummer und Tränen. »Ich weiß das es hilft, dass es sich gut anfühlt dem Schmerz nachzugeben, aber bitte tu es nicht.«

»Geh weg«, wimmerte ich.

»Nein«, antwortete Mattheo leise.

Ich konnte den Slytherin immer schwerer atmen hören, während er meinen Gedanken lauschte, die ein einziges Chaos aus Trauer, Dunkelheit und auch Hass waren. Hass auf mich selbst, weil ich es zugelassen hatte, wieder von ihm verletzt zu werden.

Aufgelöst blickte ich auf meine Hand, in der ich die Klinge so fest umklammert hielt, dass sie in meine Handinnenfläche schnitt. »Bitte lass mich rein Amelie und lass mich dich endlich in den Arm nehmen«, flehte Mattheo verzweifelt, seine Stimme heiser und rau vor Schuldgefühlen, woraufhin ich wieder zu weinen anfing und die Klinge ansetzte.

»Bitte, Sweetie.«

Der Schmerz, der mich erfasste als ich mich verletzte, war heiß und stechend, und doch eine Erlösung.

Bitte.

Bitte.

Bitte.

Mattheos Flehen erklang jetzt in meinem Kopf, doch ich nahm es kaum wahr, während ich mich schnitt und das Blut meine Beine hinabzuperlen begann.

Beinahe so, als wären es Tränen.

Blutige Tränen, die meine Seele weinte, weil sie keinen anderen Weg wusste, um ihre Trauer zu verarbeiten, ohne daran zu Grunde zu gehen. Den Verlust des dunkelhaarigen Jungens zu ertragen, der auf der anderen Seite der Tür kauerte und dieselben Tränen weinte, während er mich immer wieder in Gedanken anflehte, mich umarmen zu dürfen.

Mich zu beschützen vor seiner Dunkelheit, die meine Zuflucht, mein Zuhause und doch gleichzeitig auch der Ursprung all meiner Albträume war.

Vierundfünfzig Tage.

Ich schloss die Augen und schluchzte.

Null Tage.

𓆙

meine broken babys ♡

& bitte denkt ans voten,
wenn euch die Geschichte gefällt, danke <3

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