20. the night before christmas
they called him dangerous,
but he was my safe.
A M E L I E
FLASHBACK
vor 2 Jahren
Der zuckersüße Duft von frisch gebackenen Weihnachtsplätzchen umhüllte mich wie eine Wolke aus Zimt und Zuckerwatte, als ich an diesem frostigen Dezembernachmittag in der luxuriös eingerichteten Küche des Berkshire Anwesens stand und den Keksen auf dem Blech vor mir den letzten Schliff gab. Mit meinem Zauberstab tippte ich jeden der braun gebackenen Lebkuchenmänner an und hauchte ihnen ein wenig Leben ein, woraufhin sie ihre Arme und Beine im Takt des kitschigen Weihnachtssongs zu bewegen begannen, der aus dem magischen Radio von der Fensterbank erklang.
Draußen, vor den mit Frostblumen überzogenen Fenstern wirbelte ein Schneesturm durch die eleganten Gärten des Manor, die immer tiefer unter einer pudrig weißen Schneeschicht verschwanden.
Mit einem Schlenker meines Zauberstabs befahl ich den Lebkuchenmännern in ihre hübsch verzierten Keksdosen zu spazieren, wobei mir einer von ihnen frech zuzwinkerte, was mich zum kichern brachte.
»Miss braucht Hilfe mit dem Kakao?«, fragte eine der zahlreichen Hauselfen unserer Familie, die unser Anwesen makellos sauber hielten. Ihr Blick war hoffnungsvoll und als ich nickte, flatterten ihre Ohren und ihre Augen begannen vor Glück zu leuchten.
»Vielen Dank, Coco«, sagte ich mit einem sanften Lächeln zu ihr, als sich die Elfe einen kleinen Hocker herbeizauberte, darauf kletterte und vorsichtig den Topf mit der heißen Schokolade vom Herd nahm.
Zusammen füllten wir den dampfenden Kakao in fünf große Becher mit Weihnachtsmuster ab, dekorierten sie mit jeder Menge Sahne, bunten Streuseln und Pfefferminz Zuckerstangen. Die Elfe quietschte vor Freude, als ich ihr zum Schluss den Kakao reichte der eigentlich für mich bestimmt gewesen war, weil ich genau wusste, wie sehr Coco Schokolade liebte.
Einen der Becher präparierte ich jedoch mit etwas stärkerem, wobei mein Herz zu klopfen anfing.
Ein Weihnachtslied summend, platzierte ich sie auf einem Tablett, hob es mit zauberstabloser Magie in die Luft und ließ es mir folgen, während ich mich auf den Weg durch unser Anwesen machte, um die heißen Getränke an meine Familie zu verteilen.
Als ich das Büro meines Vaters betrat, in dem er umgeben von schwindelerregend hohen Stapeln an Papieren neben meiner Mutter an seinem Schreibtisch saß, stand er auf, drückte mich an sich und wirbelte mich herum, so wie er es immer getan hatte, seit ich ein kleines Mädchen gewesen war.
Ich würde wohl auf ewig seine Prinzessin bleiben.
Obwohl es der Tag vor Weihnachten war, steckte er wie so oft auch an diesem verschneiten Nachmittag bis zum Hals in Arbeit. Unsere Familie besaß nicht nur unzählige Immobilien in Großbritannien, sondern auch den größten Zaubertrankbrauerei-Betrieb in Europa. Seit einiger Zeit lieferten wir unsere Heil- und Kontrazeptionsstränke sogar bis in die USA, weshalb meine Eltern viel zu tun hatten und die meiste Zeit des Jahres auf Reisen waren.
Doch für die Familie war immer Zeit.
Meine Mum hauchte mir einen sanften Kuss auf die Wange und stieß mit meinem Dad an, bevor sie sich über den heißen Kakao hermachten, dankbar über die kleine Pause, die ich ihnen verschafft hatte.
Lächelnd sah ich ihnen eine Weile zu, bevor ich sie wieder allein ließ.
Draußen hinter den mit leuchtenden Sternen geschmückten Fenstern hatte bereits die Dämmerung eingesetzt, als ich mich auf den Weg in den Südflügel unseres Anwesens machte, dabei hier und dort kurz inne hielt um die elegante Dekoration meiner Mutter zu bewundern, mit der sie das Berkshire Manor jedes Jahr aufs neue in weihnachtlichen Glanz versetzte.
Die Türrahmen entlang rankten sich mit glitzerndem Frost überzogene Tannengirlanden und in jedem größeren Raum gab es einen prachtvollen Weihnachtsbaum, aufwändig geschmückt mit silbergrünen— und natürlich silberblauen Kugeln, passend zu den Hogwarts Häusern ihrer Kinder, die nur Bestnoten mit nach Hause brachten, so wie es von uns erwartet wurde, als Teil der Reinblut-Elite.
Seit diesem Jahr war mein Bruder sogar Schulsprecher, worauf ich unheimlich Stolz war.
Enzo war mein absolutes Vorbild.
Umso überraschter war ich, als ihn im nächsten Augenblick in einer eher untypischen Situation vorfand— mit nacktem Oberkörper auf dem Sofa in einem der Salons, mit einem ausgesprochen hübschen brünetten Mädchen auf seinem Schoß.
Seit der Trennung von Luna, die meinem Bruder das Herz gebrochen hatte, versuchte er sich abzulenken in dem er möglichst viele hübsche Mädchen küsste.
Mit glühenden Wangen blickte ich schnell woanders hin, bevor ich ihre Kakaobecher mit einem Wink meines Zauberstabs auf einem der gläsernen Beistelltische neben dem Sofa platzierte und schnell wieder auf den Flur huschte. Doch je näher ich dem Ende des Flures kam um meinen letzten Kakao zu verteilen, umso schneller schlug mein Herz.
Da Mattheo seit seiner Kindheit die meiste Zeit in den Ferien bei uns verbrachte, hatten ihm meine Eltern ein eigenes Zimmer eingerichtet, gleich neben dem von Enzo. Mein Sechzehnter Geburtstag war nun schon knapp drei Monate her, doch trotzdem musste ich immerzu an den Kuss denken, den er mir unter dem funkelnden Sternenhimmel gegeben hatte.
Ein Kuss, der mich noch tiefer in den Bann hatte fallen lassen, den der Slytherin auf mich ausübte.
Seither hatten wir kaum gesprochen, denn in den letzten Wochen und Monaten hatte sich Mattheo sehr verändert. Er prügelte sich häufiger als sonst, ging bei jeder Kleinigkeit sofort an die Decke und war so aggressiv, dass selbst die Lehrer in Hogwarts einen großen Bogen um ihn machten. Der Slytherin war bekannt für sein ungezähmtes Temperament und seine Neigung Probleme gleich mit roher Gewalt oder schwarzer Magie anzugehen, doch nie hatte ihn eine solche Dunkelheit umgeben wie in der letzten Zeit.
Ich spürte sie, als ich Flur entlang schritt, fühlte sie wie Schatten flüsternd über meine Haut tanzen, konnte mit bloßem Auge erkennen, wie sie den kristallbehangenen Kronleuchtern an den stuckverzierten Decken ihr Leuchten stahl.
Etwas stimmte nicht mit dem Lockenkopf.
Ich wusste, dass es etwas mit der Rückkehr des dunklen Lords zu tun hatte. Doch auch wenn Mattheo Enzo und mir versprochen hatte, sich ihm und seinen gefürchteten Todessern nicht anzuschließen, unsere magische Welt und damit auch uns vor den grausamen Ideologien seines Vaters zu beschützen, so konnte ich ihm doch ansehen, wie sehr er litt und wie viel Angst der magiebegabte Slytherin vor dem hatte, was unmittelbar bevorstand.
Ein Krieg.
Nach Dumbledores Tod hatte ich meine Eltern anflehen müssen mich wieder nach Hogwarts zurückkehren zu lassen, woraufhin sie schließlich nur eingewilligt hatten, weil auch Enzo im Schloss sein würde, der nun sein letztes Jahr absolvierte, bevor er seine Ausbildung zum Heiler beginnen würde.
Hogwarts war mein Zuhause. Auch wenn es sich langsam nicht mehr so anfühlte, bei all der Finsternis, die nun überall in den Korridoren lauerte.
Ich verdrängt die dunklen Gedanken aus meinem Kopf, bevor ich ein wenig nervös an Mattheos Tür klopfte und feststellte, dass sie nur angelehnt war. »Theo?«, rief ich, während ich mit angehaltenem Atem lauschte. »Darf ich reinkommen?«
Ich bekam keine Antwort, doch in dem Moment in dem ich mich wieder umdrehen wolle, hörte ich etwas, das wie ein raues Flüstern klang. Und es war eindeutig seine Stimme, die gesprochen hatte.
Zaghaft klopfte ich noch einmal, woraufhin das unheimliche Flüstern lauter wurde, zorniger.
Zögerlich öffnete ich die Tür und glitt samt meinem schwebenden Tablett in Mattheos Zimmer, das beinahe in völliger Dunkelheit lag. »Theo?« Ich blinzelte ein paar Mal durch das Schlafzimmer und atmete erleichtert aus, als ich die Umrisse seiner vertrauten Silhouette vor dem Fenster erkannte.
Als ich mich ihm näherte, sah ich, dass der Lockenkopf mit dem Rücken zu mir stand und hinaus in die verschneiten Gärten starrte. Im nächsten Moment befreite sich der Mond aus den Wolken, die ihn wie einen pechschwarzen Mantel umhüllt hatten, brachte den perlweißen Schnee draußen zum glitzern und schickte sein silbriges Leuchten durchs Zimmer.
»Theo?«, flüsterte ich mit sanfter Stimme. »Ist alles in Ordnung?« Doch Mattheo reagierte nicht. Besorgt bemerkte ich, dass die Schultern des hübschen Slytherin, die in den letzten Monaten sichtbar an Muskelmasse dazu gewonnen hatten, zitterten.
»Nein«, knurrte er mit zorniger Stimme und schüttelte den Kopf, bevor er sich mit den Händen in sein Haar griff und an seinen dunklen Locken zerrte, während seine Atmung immer schwerer wurde.
»Raus aus meinem Kopf. Ich will das nicht, ich will nicht—«, doch plötzlich erstarb seine Stimme.
Mein Atem stockte, während ich einen Schritt nach hinten machte, erschrocken zusammen zuckte, als die Zimmertür mit einem lauten Krachen ins Schloss fiel.
Wie ein mörderischer Wirbelsturm drehte sich Mattheo zu mir um, packte mich am Kragen meines schwarzen Wollpullovers mit den hübschen eingestickten Sternen aus Silberfäden, den ich heute zum ersten Mal trug, bevor er mich mit dem Rücken gegen die Zimmertür rammte. Es war nicht schmerzhaft, doch trotzdem stahl mir die Wucht für einige Sekunden die Luft aus den Lungenflügeln.
Atemlos und sichtlich schockiert über seine Aggressivität mir gegenüber, starrte ich zu ihm auf.
Das Mondlicht schimmerte sanft auf das Gesicht des Erben Slytherins, dessen Augen an diesem frühen Abend vollkommen mit Schwärze gefüllt waren.
Seine dunklen Locken waren verwuschelt und fielen ihm rebellisch in die Augen. Ich verspürte den Drang meine Hand zu heben und sie ihm zaghaft aus dem hübschen Gesicht zu streichen, doch der Blick mit dem er mich jetzt fixierte, lähmte mich, denn er hatte etwas gefährliches, nahezu mörderisches an sich.
Er sah mich an, als wollte er mich töten.
Dunkelheit quoll aus jeder seiner Poren und in seinen Augen lag etwas so qualvolles, dass ich vor Sorge die Brauen zusammenkniff. Vorsichtig hob ich meine Hand und legte sie auf seine, die immer noch in meinen Pullover verkrallt war, während er mich zwischen sich und seiner Zimmertür gefangen hielt.
Meine Berührung ließ ihn zusammenzucken.
»Mattheo, ich bin es«, keuchte ich, bevor ich mit einem Fingerschnipsen die Sternen-Lichterkette aufleuchten ließ, mit der meine Mum die Fenster und auch das Kopfteil seines Bettes dekoriert hatte, um dem Slytherin einen Talisman gegen die trostlose Dunkelheit zu geben, die unsere magische Welt in den letzten Monaten nahezu verschlungen hatte.
Einen langen Moment starrte der Slytherin auf mich hinab, dann konnte ich dabei zusehen, wie die Mordlust aus seinen Gedanken wich und seinen Augen ihren warmen goldbraunen Glanz zurückgab.
»Amelie?«
Sofort lockerte er seinen Griff und starrte mit unlesbarer Miene auf die Stelle, an der sich unsere Finger berührten, bevor er seine Hand zurückzog, als würde er meine Berührung plötzlich nicht mehr ertragen. Es versetzte meinem Herzen einen Stich, doch ließ es dann stolpern, als er sie unter mein Kinn schob und es zaghaft anhob, während seine Augen schuldbewusst über mein Gesicht huschten.
»Habe ich dich verletzt, Sweetie?«
Mit klopfendem Herzen schüttelte ich den Kopf.
Seine Berührung machte mir Schmetterlinge.
»Entschuldige«, murmelte er und stieß ein tiefes Seufzen aus, bevor er zurück trat und für einen Moment die Augen schloss, während er sich die Schläfen rieb. »Ich war—«, doch er hielt inne.
»In Gedanken?«, beendete ich seinen Satz.
Mattheo nickte langsam, bevor er sich plötzlich über mich lehnte und seinen Unterarm gegen die Tür stützte, so nah bei mir war, dass ich seinen Duft riechen konnte, der mich ganz schwindelig machte.
Mattheo roch nach frischer Wäsche, seinem maskulinen Parfum und einem Hauch von Zigarettenrauch. Der Geruch erinnerte mich wieder an unseren Kuss unter dem Sternenhimmel, was ein weiches Gefühl in meinen Knie verursachte.
Ich versuchte ihn nicht anzustarren, denn er war immerhin der beste Freund meines Bruders und um einiges älter als ich. Doch ich konnte mich einfach nicht gegen die Anziehungskraft wehren, die die Dunkelheit des Erben Slytherins auf mich hatte.
»Schleich dich nie wieder an mich heran, Amelie. Es könnte gefährlich für dich werden und das letzte was ich will, ist dir weh zu«, murmelte der Lockenkopf, woraufhin ich mir auf die Unterlippe biss. Die Frage mit wem er vorhin geredet hatte, lag mir auf der Zunge, doch ich wagte es nicht sie auszusprechen.
Denn ich wusste, er würde mich nur belügen.
»Wo ist Nagini?«, fragte ich ihn stattdessen, als mein Blick auf die leere Stelle auf seinem ordentlich zurecht gemachten Himmelbett fiel, an der die Schlange sich immer am liebsten eingerollt hatte.
»Ich habe sie schon so lang nicht mehr gesehen.«
Ein Woge von knochentiefer Traurigkeit schien ihn bei meinen Worten zu erfassen, bevor sein Gesicht Sekunden später wieder zu einer undurchdringlichen Maske wurde. »Ich weiß es nicht«, entgegnete er, doch ich wusste, dass es nicht die Wahrheit war.
Ich merkte immer, wann Mattheo log.
Vielleicht war Nagini bei dem dunklen Lord.
Als hätte ich diesen Gedanken laut ausgesprochen, verengten sich seine Augen. Er räusperte sich und trat zurück. »Kann ich etwas für dich tun, Amelie?«
Ein Frösteln zog sich meine Wirbelsäule hinauf, denn die plötzliche Kälte in seiner Stimme war kaum zu überhören. »Ich habe dir eine heiße Schokolade gemacht«, entgegnete ich, ohne ihn anzusehen und nestelte nervös an einem Faden herum, der sich am Saum meines Pullovers gelöst hatte. »Mit Sahne und Pfefferminze, so wie du sie am liebsten magst.«
Ich hob das Kinn und sah ihn wieder an.
Augenblicklich wich jegliche Kälte aus seinem Blick und seine Gesichtszüge wurden wieder weicher.
»Du bist ein Engel«, seufzte er und schenkte mir einen dankbaren Blick. Die Worte des Slytherin zauberten mir unwillkürlich ein Lächeln auf die Lippen, während ich dabei zusah, wie er den Kakao von dem Tablett nahm und gleich damit begann die Sahne mit der Pfefferminz Zuckerstange zu löffeln.
Dann setzte er den Becher an seine sinnlich geschwungenen Lippen und kippte sich den heißen Kakao in den Rachen, als wäre er kurz vor dem verdursten. Das unerwartete Brennen des Feuerwhiskeys, den ich ihm vorhin in seine Schokolade gemischt hatte, ließ ihn kurz husten.
»Bei Salazar, Amelie.« Amüsiert grinste er mich an und hob eine Braue. »Das ist mehr Whiskey mit nem Schuss Kakao, als andersherum.« Gierig trank er den Rest, bis er jeden Tropfen davon vernichtetet hatte. »Und genau das was ich gebraucht hab. Danke.«
»Gern geschehen«, entgegnete ich mit einem Lächeln und lehnte mich gegen die Wand, unsicher wie lang meine wackligen Beine mich noch tragen würden
»Geht es dir gut, Theo? Du siehst erschöpft aus.«
Mattheo nickte und senkte den Kopf, fuhr sich mit einer Hand durch seine Locken und schob sich die dunkelbraunen, nahezu nachtschwarzen Strähnen aus den Augen, die jedoch rebellisch zurück in seine Stirn fielen, als er den Kopf hob und mich ansah.
Der Slytherin war so bildschön, mit seinen ebenmäßigen Gesichtszügen, den tiefbraunen Augen, die umrahmt von langen dunklen Wimpern waren, und einer Kinnlinie wie eine der griechischen Götterstatuen, die in unserer Eingangshalle standen, dass ich mich manchmal fragte ob er überhaupt echt war, oder dem Gemälde eines Künstlers entsprang.
Gezeichnet von nichts als purer Dunkelheit.
»Es geht mir gut«, log er wieder und machte einen Schritt auf mich zu. Mein Herz trommelte eine unruhige Melodie gegen meine Rippen, als er die Hand aussteckte und sich langsam eine meiner dunklen Haarsträhnen um seine Finger wickelte.
Ich liebte es, wenn er mein Haar berührte.
Es brachte meinen ganzen Körper zum kribbeln.
»Entschuldige, dass ich so rau zu dir war.«
»Schon gut, Theo«, flüsterte ich mit sanfter Stimme, während ich wie hypnotisiert in das Gesicht des drei Jahre älteren Jungen blickte, in den ich so unfassbar verliebt war, dass ich alles tun— vielleicht sogar dem Teufel höchstpersönlich meine Seele versprechen würde, nur damit er mich noch einmal küsste.
Doch für ihn war ich nur Enzos jüngere Schwester.
Seine kleine Amelie.
Er würde mich nie anders sehen, was mich nun mit tiefer Traurigkeit erfüllte. Mattheo bemerkte mein plötzliches Stimmungstief und bevor ich reagieren konnte, hatte er die Arme um mich gelegt und mich an sich gezogen. Mein Herz klopfte so schnell, dass mir ganz schwindelig wurde, als er das Kinn zaghaft auf meinem Kopf ablegte, während ich mich an den älteren Jungen kuschelte und mein Gesicht in seinen hübschen smaragdgrünen Slytherin Pullover drückte.
Er roch so unbeschreiblich gut.
Eine Weile standen wir eng umschlungen in seinem Zimmer und lauschten dem Herzschlag des anderen.
Nicht nur die Schüler von Hogwarts, sondern auch die Professoren hatten Angst vor dem Sohn des dunklen Lords, fürchten sich vor seiner Dunkelheit die in ihm geschlummert hatte und seit der Rückkehr Lord Voldemorts immer mehr zum Vorschein kam.
Doch ich fühlte mich sicher bei ihm.
Ich war sicher bei ihm.
»Du kannst mit mir reden, Theo«, flüsterte ich und berührte sanft seinen Arm, woraufhin er kaum merklich zusammenzuckte, als wäre er dort verletzt.
Der Slytherin nickte nur, doch blieb stumm.
Als wir uns nach einigen Minuten wieder von einander lösten, bemerkte ich, dass sich über unseren Köpfen ein Mistelzweig gebildet hatte. Es war ein romantischer Zauber, der sich in der Winterzeit überall dort hinschlich, wo sich Magie aufhielt.
Auch Mattheo bemerkte den Zweig, beobachtete mit unlesbarer Miene wie er wuchs und sich kugelrunde, rotglänzende Früchte bildeten. Seine dunklen Augen fanden meine und huschten unruhig zwischen ihnen hin und her, als würden sie nach etwas suchen.
Die Luft zwischen uns schien zu knistern.
Ich wartete, doch der Slytherin rührte sich nicht.
Auch nicht, als ich all meinen Mut zusammennahm, meine Handflächen auf seiner Brust platzierte, mich auf die Zehenspitzen stellte und dem hübschen Lockenkopf einen Kuss auf die Wange hauchte.
Mit glühenden Wangen und dem Anflug eines Lächelns auf den Lippen drehte ich mich um, doch als ich die Hand nach der Klinke ausstrecken wollte um seine Zimmertür zu öffnen, spürte ich plötzlich wie er nach meinem Handgelenk griff, bevor er mich zurück zog. Sanft drehte er mich zu sich um, bevor er mich weniger sanft mit dem Rücken gegen die Tür drückte und seine Lippen gegen meine krachen ließ.
Sein Kuss war rau und verlangend und das absolut schönste, das ich jemals gespürt hatte. Ohne nachzudenken schlang ich meine Arme um seinen Hals, zog ihn enger an mich und erlaubte ihm, den Kuss zu vertiefen und mich mit Zunge zu küssen.
Seine Hände ruhten auf meinen Hüften, während meine durch sein Haar glitten, sich seine Strähnen aus Dunkelheit sanft um die Finger wickelten, was dem Lockenkopf ein wohliges Seufzen entlockte, als wäre es das schönste, was er jemals gespürt hatte.
Mattheo schmeckte nach Dunkelheit, Schokolade und einer leicht rauchigen Note von Feuerwhiskey, was zusammen einen absolut sinnlichen Cocktail ergab, der mich an seinen Lippen leise aufstöhnen ließ.
Sofort unterbrach der Slytherin den Kuss.
Mattheo ließ mich los und trat zurück, ließ ein gefährliches Stöhnen aus seiner Kehle dringen, das so klang als hätte er Schmerzen und Gefühle in mir hervorrief, die meine Wangen heiß glühen ließen.
Ich würde alles tun, um es nochmal zu hören.
»Fuck«, fluchte Mattheo mit rauer Stimme und fuhr sich mit einer Hand frustriert durch seine dunklen Locken, bevor sich unsere Blicke wieder begegneten.
»Sorry Sweetie, ich hätte nicht—« Mattheo erstarrte, als in genau diesem Augenblick die vertraute Stimme meines Bruders auf dem Flur zu hören war, die erst nach mir, und dann nach seinem besten Freund rief.
Ich biss mir auf die Unterlippe, fühlte wie alles in mir zu kribbeln anfing, als er meine Hand in seine nahm und mit mir in mein Zimmer apparierte, bevor er wieder zurück in seines dissapparierte, doch mit einem so süßen Grinsen auf dem Gesicht, das meine Knie nachgeben ließ. Rücklings fiel ich auf mein Bett und schloss die Augen, fühlte mich wie auf Wolken gehoben, von all den Schmetterlingen in meinem Bauch, während ich zaghaft meine Lippen berührte.
Und dann lächelte ich.
FLASHBACK ENDE
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Es war die Nacht vor Heiligabend, als ich zusammengerollt in meinem Himmelbett in den eisigen Kerkern von Slytherin lag, die Decke über den Kopf gezogen und die magische Glaskugel, die Mattheo mir zum Geburtstag geschenkt hatte, in meinen zitternden Händen umklammert.
Stumme Tränen weinend drehte ich sie hin und her, suchte mit den Augen all meine liebsten Sternenkonstellationen ab, sog das tröstende Leuchten von Sirius in mich auf und zeichnete mit den Fingern die Verbindung zwischen Arcturus und Regulus nach, die zusammen mit einem weiteren Stern das Frühlingsdreieck bildeten, bis ich fühlte wie sich mein Herzschlag allmählich wieder beruhigte.
Diese Art von Träumen gehörten mit Abstand zu den schlimmsten, die mich seit Ende des Krieges oft in den Nächten heimsuchten. Denn obwohl diese Momente wunderschön waren und ich sie für immer in meinem Herzen tragen würde, so war der Schmerz, der mich in der Sekunde meines Aufwachens stets erfasste und mich minutenlang wie gelähmt in den Kissen liegen ließ, doch umso grausamer.
Diese Träume waren nichts als Erinnerungen, so wie die Sterne über Großbritannien, die langsam aber sicher von der Dunkelheit verschluckt wurden.
Kälte begann über meinen Körper zu kriechen, woraufhin ich einen Wärmezauber murmelte, der Snowball anlockte, die sich mit ihren Pfötchen einen Weg unter die Decke bahnte, um auch etwas von der Wärme zu spüren, die ich heraufbeschworen hatte.
Ich zog mein Kätzchen an mich und begann gedankenverloren sein schneeweißes Fell zu kraulen, während ich mir vornahm, nächstes Mal vor dem zu Bett gehen besser zwei Phiolen traumlosen Schlafes einzunehmen. Ich kuschelte mich tiefer in die Kissen und kämpfte gegen das Gefühl der Einsamkeit.
Die anderen Schüler waren bereits abgereist, doch wegen einer Mission, die Enzo für den dunklen Lord erledigen musste, hatte er nicht mit mir nach Hause kommen können, weshalb ich beschlossen hatte noch eine Nacht im Schloss zu verbringen, damit wir am Morgen gemeinsam zurückreisen konnten.
Am Morgen nach dem Weihnachtsball war ich ohne Erinnerungen, dafür in einem kuscheligen Hoodie aufgewacht, dessen Duft mir noch in der Sekunde die Tränen in die Augen getrieben hatte, in der ich mit pochendem Schädel wieder zu mir gekommen war.
Mattheos Hoodie.
Der selbe Hoodie, den ich auch jetzt trug.
Im Laufe der nächsten Tage waren Bruchstücke der Ballnacht zurückgekehrt, die ich jedoch nicht wirklich zuordnen konnte. Ich erinnerte mich daran, wie ich in meiner Verzweiflung die Pillen geschluckt hatte, wie kalt es gewesen war und dann plötzlich warm.
Und auch, wie eine raue Hand meine gehalten hatte, während weiche Lippen immer wieder verzweifelte Küsse auf meine Fingerknöchel gehaucht hatten.
Und ich erinnerte mich an seine Dunkelheit.
Mit dem Ärmel wischte ich mir die Tränen von den Wangen, schloss die Augen und versuchte wieder in den Schlaf zu finden. Ich wollte mich nicht so fühlen, wollte mich nicht nach ihm und seiner Berührung sehnen und doch tat ich es. Krampfhaft versuchte ich wieder einzuschlafen um den Traum noch einmal zu erleben, als es plötzlich an meiner Zimmertür klopfte.
Erschrocken schlug ich die Decke zur Seite und starrte zur Tür, die sich im nächsten Moment ohne eine Antwort abzuwarten, öffnete. Sofort sprang ich aus dem Bett, woraufhin Snowball vor Schreck fauchte und sich verängstigt unter dem Bett verkroch.
»Oh bei Merlin«, rief ich entsetzt und stürzte zu meinem Bruder, der zittrig und völlig blutüberströmt im Türrahmen stand. Seine Todesserrobe war zerrissen und eines seiner Augen geschwollen.
»Enzo, was ist—«
»Nicht mein Blut«, stieß er keuchend hervor, woraufhin ich erleichtert ausatmete, nur um im nächsten Augenblick mein Herz brechen zu hören.
»Es ist Mattheo. Er ist schwer verletzt.«
Meine Augen weiteten sich in Entsetzen.
»Dann sollten wir ihn in den Krankenflügel—«
»Er schafft es nicht bis dorthin«, unterbrach er mich schwer atmend und sah mich einem Blick an, durchzogen von endloser Verzweiflung. »Amelie ich brauche dich jetzt.« Die Stimme meines Bruders war ein einziges, heiseres Flehen und die Angst in seinen Augen schnürte mir die Kehle zu. Enzos Schultern zitterten, als er seine Hand nach mir ausstreckte.
Wie gelähmt starrte ich auf seine Hand, meine Gedanken eine einzige Spirale aus Dunkelheit.
Und dann endlich, ergriff ich sie.
𓆙
merry christmas meine süßen <3
bitte denkt ans voten,
wenn euch die Geschichte gefällt ♡
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