08. brown guilty eyes
my scars all burned,
whenever I said I am healed.
A M E L I E
Als ich an diesem Morgen erwachte, waren meine Wangen benetzt von Tränen.
Meine Hand zitterte als ich sie an mein Gesicht hob und sie mit dem Handrücken davon wischte, doch die Tränen wollten einfach nicht aufhören zu kullern.
Die Narben meines Herzens bluteten von den Erinnerungen, die mich wie so oft auch heute Nacht wieder in meinen Träumen heimgesucht hatten.
Doch der bittersüße Schmerz der Vergangenheit war nicht alles, was der Traum heute Nacht hinterlassen hatte, sondern auch ein Kribbeln auf meinen Lippen.
Der Kuss den Mattheo mir an meinem Sechzehnten Geburtstag geschenkt hatte, war eine der schönsten Erfahrungen für mich gewesen, auch wenn nicht mal ein Jahr später in der Schlacht von Hogwarts mein Leben wie ein Kartenhaus zusammengebrochen war.
Doch nie würde ich unseren ganz besonderen Moment unter dem romantischen Sternenhimmel vergessen, hütete ihn wie einen Schatz tief in meinem Herzen. Diese zuckersüße Erinnerung war alles, was mir von dem Jungen mit den verwuschelten dunklen Locken geblieben war, bevor ich ihn verloren hatte.
Bevor ich alles verloren hatte.
Das Atmen fiel mir plötzlich ganz schwer.
Eine Weile blieb ich in den Kissen meines Himmelbettes liegen und versuchte wieder in den Schlaf zu finden, doch es wollte mir nicht gelingen.
Die magische Uhr auf meinem Nachttisch verriet mir, dass es erst fünf Uhr morgens war. Eigentlich zu früh um schon auf den Beinen zu sein, doch der Verlockung den gemütlichen Gemeinschaftsraum der Slytherin an diesem Samstagmorgen ganz für mich allein zu haben, war nur schwer zu widerstehen.
Mein langes dunkelbraunes Haar war noch ein wenig feucht von der Dusche, sodass es sich leicht wellte, als ich knapp zwanzig Minuten später die Treppen der Schlafsäle hinabstieg, Snowball unter einem Arm und ein Buch über Heilkunde unter dem anderen.
Ich fütterte das sterbenshungrige Kätzchen und beschloss mir einen Kaffee zu kochen, weiter über Blutflüche zu recherchieren und mir Notizen zu machen, bis mein Bruder wach war und meinen Geburtstag mit mir verbrachte, so wie jedes Jahr.
In den Kaminen glimmerten noch Glutnester vom Abend zuvor, wuchsen wieder zu fröhlich prasselnden Feuern heran, als ich die Hand ausstreckte und sie mit einer eleganten Handbewegung wieder entzündete, was mir den anerkennenden Blick eines Pfeife rauchenden Zauberers einbrachte, der eines der goldgerahmten Portraits an den tannengrünen Tapeten bewohnte.
Ich hatte mich gerade in meinen liebsten Sessel in der Ecke verzogen, als mich plötzlich eine wütende Frauenstimme zusammenzucken ließ. Sekunden später krachte die Tür zum Gemeinschaftsraum auf und niemand anderes als Pansy Persephone Parkinson stapfte zornentbrannt in den Raum hinein.
Gefolgt von Severus Snape.
Snowball verkroch sich verängstigt unter dem Sessel, angesichts der Wut, die in der Brust der brünetten Slytherin wie ein feuerspeiender Drache wütete und die Kronleuchter an den Decken aufflackern ließ.
Es war eine ganze Weile her, dass ich Pansy zu Gesicht bekommen hatte, denn seit der Schlacht von Hogwarts, in der sie ihren Freund Miles Bletchley verloren hatte, hatte sie auch ihren Halt verloren und trieb sich seitdem im Nachtleben Londons herum, ertränkte ihren Kummer in Partys und Alkohol.
Seit Lord Voldemort an der Macht war, gab es nicht mehr viele berufliche Alternativen für junge Hexen und Zauberer nach ihrem Abschluss in Hogwarts, als sich seiner dunklen Armee anzuschließen.
Der Krieg hatte sie jedoch nicht nur innerlich verändert, auch ihr Äußeres hatte sich gewandelt.
Die Slytherin hatte ihr langes Haar abgeschnitten und trug es nun als pechschwarzen Bob, der ihrer Gesichtsform wahnsinnig schmeichelte. Ihr Augen Make Up war dunkel, so wie auch ihr Lippenstift.
Ihr Outfit war ganz in schwarz gehalten und bestand aus einem eng anliegenden samtenen Oberteil mit herzförmigem Dekolleté, einem kurzen Faltenrock, Netztrumpfhosen und hohen Overknee Stiefeln.
Es war wahnsinnig sexy, doch stilvoll und ließ die brünette Schönheit aussehen wie eine Göttin.
Doch der gefährliche Ausdruck auf ihrem Gesicht, gemischt mit dem zornigen Funkeln in ihren tiefgrünen Augen, hatte etwas teuflisches an sich.
»Das kannst du nicht machen, Snape«, giftete sie den Zaubertrankmeister an, der trotz ihrer flammenden Wut nicht den kleinsten Hauch von Regung zeigte.
»Wie sie sehen, bin ich durchaus in der Lage dazu, Miss Parkinson. Das Ministerium hat ihnen in den letzten Wochen vier Aufforderungen zukommen lassen, ihre Dokumente zu unterschreiben, doch sie haben auf kein Schreiben reagiert. Ihre Lage haben sie allein sich selbst zuzuschreiben. Sie können mir dankbar sein, dass ich ihrem Vater diesen Gefallen erweise und sie in meiner Schule unterkommen lasse. Die Schlafsäle von Slytherin sind um einiges bequemer als die Zellen in Askaban. Guten Tag.«
Mit diesen Worten drehte sich der fahlgesichtige Todesser um und verschwand mit flatterndem Zaubererumhang aus dem Gemeinschaftsraum.
Pansys hasserfüllten Blicke bohrten sich wie Dolche in den Rücken des Schulleiters und aus dem Zauberstab, den sie in ihren zitternden Fingern hielt, stoben aggressive rote Funken, die plötzlich die Teppiche zu ihren Füßen in Flammen setzten.
Aus Reflex hob ich die Hand und löschte das Feuer, was die brünette Slytherin herumwirbeln ließ. Der Zorn in ihren Augen wich, als sie mich erkannte.
»Amelie?«, brachte sie heiser hervor, kämpfte gegen die Tränen, die ihr jetzt in die Augen traten. Wortlos lief ich zu ihr und schloss sie in meine Arme, streichelte ihr tröstend über den Rücken.
Der beruhigende Geruch von verbranntem Holz umhüllte uns, während wir einander festhielten, während nur das geheimnisvolle Knistern der Kaminfeuer die Stille zwischen uns begleitete.
Als wir uns wieder voneinander lösten, wischte sich die brünette Hexe beschämt die Tränen von ihren Wangen und schenkte mir ein bitteres Lächeln.
»Ich hatte ganz vergessen, dass du jetzt eine von uns bist«, sagte sie mit einem Anflug von Stolz in ihrer Stimme, während sie meine kuschlige, leuchtend smaragdfarbene Strickjacke mit dem silbergrünen Slytherin Wappen auf der Brust betrachtete, die ich mir über mein schwarzes Tank Top gezogen hatte.
Ich schenkte ihr ein schwaches Lächeln.
»Amelie, es tut mir so unendlich leid. Ich hätte mich bei dir melden sollen. Enzo hat mir geschrieben, dass du im St Mungos warst, doch—«, sie hielt inne, als in diesem Moment ein riesiger Stapel an bonbonfarben verpackten Geschenken neben mir auftauchte, der mehr als nur offensichtlich von meinen Eltern stammte, die mich jedes verfluchte Jahr zu meinem Geburtstag mit Geschenken nur so überhäuften.
Vermutlich hofften sie, die Leere in mir mit materiellen Dingen irgendwie füllen zu können.
»Happy Birthday, Süße«, sagte Pansy leise und nahm meine Hand. »Ich bin eine schreckliche Freundin.«
Das schlechte Gewissen stand ihr ins Gesicht geschrieben. »Nein es muss dir nicht leid tun, Pansy. Du hast auch eine Menge durchgemacht«, entgegnete ich verständnisvoll und drückte ihre zittrige Hand.
Pansy nickte schwach.
»Ich— bei Salazar mein Leben läuft so verdammt beschissen«, brummte sie und warf einen grimmigen Blick zur Tür. »Und jetzt sperren sie mich auch noch in dieses verfluchte Schloss ein. Ich hab versucht wegzulaufen, doch heute Nacht haben sie mich in Dover aufgegriffen und zurück hier her geschleppt.«
Wir ließen uns auf eines der Sofas fallen.
»Sie?«, fragte ich und reichte ihr einen großen Becher dampfend heißen Kaffee und ein Taschentuch, was die Slytherin beides dankend annahm. Sie tupfte sich die Tränen von den Wangen und trank einen Schluck aus ihrem Becher.
»Die Bastarde von der magischen Strafverfolgungsbehörde«, erklärte sie mir mit bitterer Stimme und verdrehte die Augen, in denen immer noch Tränen glitzerten. »Sie sind auf der Jagd nach Hexen, die versuchen vor dem Ehegesetz aus dem Land zu fliehen. Fast hätte ich es geschafft.«
Pansy seufzte und schluckte schwer.
»Ich hab einen guten Freund aus Bulgarien, sein Name ist Viktor. Er hat in Calais in Frankreich auf mich gewartet und hätte mir geholfen mich in die Staaten abzusetzen. Was für eine Scheisse.«
»Du hast also auch einen Brief bekommen?« Pansy nickte und ihre Miene verfinsterte sich. »Sie zwingen ausnahmslos alle rein— und halbblütigen Hexen zur Ehe mit einem Todesser, sobald sie volljährig sind.«
Niedergeschlagen nickte ich und musste unwillkürlich wieder daran denken, was mein Vater für ein Opfer gebracht hatte, damit ich bei all dem wenigstens eine kleine Entscheidungsfreiheit hatte.
Pansys Vater war kein Todesser.
Perseus Parkinson war ein vielbeschäftigter Minister und scherte sich seit dem Tod seiner geliebten Frau kaum noch um seine Tochter, selbst an den Feiertagen kam er nicht nach Hause und blieb im Zaubereiministerium, weshalb Pansy Weihnachten meist bei uns oder den Greengrass verbracht hatte.
Die selbstbewusste Slytherin war immer wie eine große Schwester für mich gewesen.
»Ich hab das von deinem Dad gehört«, sagte sie plötzlich, als hätte sie meine Gedanken gelesen. Hast du dir schon jemanden ausgesucht, Amelie?«
Ich schüttelte den Kopf. »Töchter von hochrangigen Todessern haben ein Jahr Zeit um ihre Ehepartner auszuwählen. Aber wenn ich mich in dieser Zeit nicht entscheide, teilen sie mir jemanden zu.«
Pansy seufzte.
»Blaise und Theodore haben sich angeboten, vor dem Ministerium offiziell meinen Ehemann zu spielen.«
Meine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen und auch Pansys Miene hellte sich auf. »Merlin sei Dank für unsere Jungs«, sagte die Brünette grinsend.
»Du weißt doch, dass sie dich mit ihrem Leben beschützen würden, oder Amelie? Wir sind eine Familie.« Etwas trauriges lag in dem Blick, mit dem die hübsche Slytherin mich jetzt betrachtete.
»Oder zumindest waren wir das, früher einmal«, fügte sie mit flüsternder Stimme hinzu. »Vor dem Krieg und all dem, was danach kam.« Ich nickte nur zustimmend, denn meine Kehle war wie zugeschnürt.
»Bist du okay, Amelie?«, fragte Pansy leise.
»Es geht mir gut, Pansy«, log ich, woraufhin ich all meine unzähligen Narben nahezu brennen spürte.
Eine Weile saßen wir schweigend nebeneinander und blickten in das Kaminfeuer vor uns, bis ich mich endlich traute das auszusprechen, was mir auf der Seele lag. »Wen haben sie dir zugeteilt, Süße?«
Pansys Miene verfinsterte sich. »Keine Ahnung, ich habe mich bisher geweigert all die Umschläge zu öffnen, die sie mir geschickt haben. Doch wahrscheinlich irgendeinen ekelhaften alten Kerl, der den Spaß seines Lebens daran haben wird mich jede Nacht zu vergewaltigen und zu schwängern, bis mein verdammter Uterus in Fetzen hängt.«
Ihre dunkelrot geschminkten Lippen kräuselten sich vor Abscheu und auch mir wurde ganz elend bei dem Gedanken daran, wie vielen Mädchen genau dieses grausame Schicksal wohl demnächst bevorstand.
»Millicent hat Walden McNair bekommen, du weißt schon, der Henker des dunklen Lords. Der Typ ist Vierundfünfzig und bekannt dafür, dass er Frauen gern die Gliedmaßen abtrennt, nachdem er sie vergewaltigt hat. Milli wäre besser dran, wenn sie sich aufhängt, glaub mir.« Sie starrte auf ihre Nägel.
Ich schluckte und meine Hände begannen zu zittern.
»Fuck, Amelie. Sorry ich wollte dir keine Angst machen«, sagte Pansy als sie es bemerkte, griff nach meiner Hand und verschlang unsere Finger ganz fest.
Dann sah sie mich plötzlich an. »Amelie—«, Die Slytherin schluckte schwer. »Würdest du meinen Umschlag für mich öffnen? Ich schaffe es nicht.«
»Natürlich, Pansy«, entgegnete ich und nahm den sichtlich mitgenommen aussehenden Brief entgegen, den sie mit zitternden Fingern aus der Innentasche ihres Reiseumhanges hervorgezogen hatte.
Das Papier war ganz gewellt von Tränen, doch das rote Wachssiegel des Ministeriums war unberührt.
Als ich anfing ihn zu öffnen, stand sie auf und begann nervös auf und ab zu laufen. Nicht weniger nervös entfaltete ich das Dokument um das Schicksal zu erfahren, dass das Regime für sie vorgesehen hatte und begann zu lesen, was dort geschrieben stand.
»Wer ist es?«, flüsterte sie nervös und in ihre Augen traten wieder Tränen, doch diesmal nicht vor Wut—
sondern vor Angst.
Ein Gefühl von Erleichterung durchströmte mich, als ich den Familiennamen erkannte, doch mein Hoffnungsschimmer verblasste, als ich den Vornamen des Todesser laß, dem Pansy Parkinson als zukünftige Ehefrau zugeteilt war.
Ich kannte ihn nicht persönlich, denn er war bereits um die dreißig, doch sein Ruf eilte ihm voraus.
Der Typ war ein frauenverachtendes Ekel.
Der Schock war mir offenbar so deutlich anzusehen, dass ich hören könnte wie sie nach Luft schnappte.
»Sag schon«, hauchte sie mit zittriger Stimme.
Ich hob den Kopf und blickte sie an.
»Es ist—«, ich zögerte. »Rabastan Lestrange.«
Pansys mandelförmige Augen weiteten sich und ihre zierliche Figur begann wie Espenlaub zu zittern.
»Fuck«, fluchte Pansy in den Gemeinschaftsraum hinein, was ihr einige zutiefst vernichtende Blicke der Portraits einbrachte, woraufhin sie ihnen den Mittelfinger zeigte und vor Wut aggressiv gegen einen der hässlichen Trollfuß Schirmständer trat.
Verzweifelt sah sie mich an und als ihre Atmung plötzlich hektischer wurde, erkannte ich die Panikattacke, der sie jede Sekunde verfallen würde.
Doch bevor sie auf dem Boden vor dem Kamin zusammenzuklappen drohte, war ich bei ihr und hielt die brünette Slytherin ganz fest, zog sie behutsam zurück zu dem Sofa und ließ sie an meiner Schulter schluchzen, bis sie keine Tränen mehr übrig hatte.
𓆙
Obwohl sich Enzo alle Mühe gab mir einen wundervollen Geburtstag zu bereiten, all meine Lieblingsorte in Hosgmeade mit mir abklapperte, sogar im Café von Madam Puddifoots einen Tisch reserviert hatte, in dem wirklich jedes kleinste Detail bonbonrosa war, schaffte ich es kaum zu lächeln.
Die Angst um Pansy folgte mir bei jedem Schritt wie ein Schatten und auch um Astoria sorgte ich mich, denn die zerbrechliche Hufflepuff war bisher immer noch nicht aus dem Krankenflügel entlassen worden.
Am Abend kehrten Enzo und ich zurück in den Gemeinschaftsraum der Slytherin, den halben Honigtopf im Gepäck, wo wir dieses Mal von einer deutlich besser gelaunten Pansy begrüßt wurden.
Sie winkte uns vom anderen Ende des Raumes zu, wo sie mit Draco, Theodore und Blaise auf einem der Sofas zusammensaß. Die Jungs trugen allesamt ihre dunklen Uniformen und sahen sichtlich erschöpft aus, doch schienen trotzdem bester Laune zu sein.
Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, dass ein Junge mit dunklen Locken bei ihnen saß, schaffte es jedoch nicht ihn anzusehen. Doch als wir näher kamen, stand er sofort auf und dissapparierte, ließ nichts als dunkle Rauchschwaden und den mir so vertrauten Duft seines Parfums zurück, der mir ganz plötzlich kummervolle Tränen in die Augen trieb.
Auch wenn ich es überhaupt nicht wollte, so konnte ich doch nicht anders als mich schuldig zu fühlen, dass meine plötzliche Anwesenheit ihn um einen Abend mit seinen Freunden gebracht hatte.
»Hey Berkshire, darf ich deine Schwester zum Geburtstag drücken oder haust du mir wieder eine rein?«, fragte Blaise an Enzo gewandt, der nur die Augen verdrehte, bevor ich auch schon von dem dunkelhäutigen Slytherin liebevoll umarmt wurde.
»Alles gute, mia cara« hauchte mir Theodores tiefe Stimme ins Ohr, wobei sein verdammt heißer italienischer Akzent meine Wangen erröten ließ.
Selbst Draco drückte mich an sich, wenn auch nur kurz und sehr steif, doch es zählte als Umarmung.
Theodore und Blaise zogen mich zwischen sich, doch nur Sekunden nach dem ich mich gesetzt hatte, schreckte ich zusammen, als direkt in unsere Mitte ein grimmig dreinblickender Hauself apparierte.
Mit einem Lächeln, das eher so aussah als hätte er furchtbare Zahnschmerzen, reichte er mir ein hübsch verpacktes Päckchen. »Lumpy wurde von Professor Slughorn beauftragt, ihnen dies zu überreichen.«
»Ähm, vielen Dank Lumpy«, entgegnete ich lächelnd und warf den Jungs einen warnenden Blick zu, die kaum noch an sich halten konnten. Doch in der Sekunde in welcher der Hauself wieder verschwand, brachen sie allesamt in schallendes Gelächter aus.
»Jungs ihr seid fies«, entgegnete ich kopfschüttelnd und presste die Lippen aufeinander, um nicht ebenfalls zu grinsen, denn auch Pansy lachte jetzt.
»Er kann doch nichts für seinen Namen.«
»Komm schon Amelie, welcher Hauself nennt sein Kind denn bitte Lumpy?«, brachte Blaise schreiend hervor, dem bereits vor Lachen die Tränen liefen.
»Gibt es überhaupt Baby Hauselfen?«, warf Theodore irritiert ein. »Ich dachte die kommen bereits schrumplig und griesgrämig zur Welt.«
Selbst Dracos Mundwinkel zuckten jetzt.
Snowball, die zusammengerollt vor dem Kamin geschlummert hatte, sprang plötzlich auf meinen Schoß, verängstigt durch das laute Gelächter. Sie war noch klein und schreckhaft, weshalb ich mich kurz entschuldigte um sie nach oben auf mein Zimmer zu bringen und in ihr plüschiges Körbchen zu legen.
Mein Herz war ein wenig leichter, als ich den Gemeinschaftsraum der Slytherin durchquerte und mich auf den Weg die Treppen hinauf machte, während ich meinem Kätzchen das Fell streichelte.
Oben angekommen drückte ich die Klinke meiner Zimmertür herunter und trat ein. Der schwarze See glimmerte grünlich durch die Fenster und tauchte den Raum in eine nahezu gespenstische Atmosphäre. Die Tatsache, dass sich die Schlafsäle der Slytherin tief unter dem See befanden war immer noch ein wenig befremdlich für mich, doch ich kam nicht umhin zuzugeben, dass sie ihren Charme hatten.
Ich legte das Geschenk von Slughorn zu den anderen auf meinen Schreibtisch und legte Snowball in ihr Körbchen, wo sie sich schnurrend zusammenrollte.
Doch gerade als ich mich wieder umdrehen und zurück in den Gemeinschaftsraum kehren wollte, blieb ich wie angewurzelt stehen. Ich brauchte einen Moment um zu realisieren, was genau es gewesen war, dass mich derart hatte erstarren lassen.
Es war sein Parfum.
»Was machst du hier?«, brachte ich ein wenig heiser hervor, bevor ich mich ganz langsam umdrehte und dem Jungen ins Gesicht blickte, der halb verborgen von Schatten neben meinem Himmelbett stand.
Seine dunklen Locken waren völlig durcheinander, fielen ihm an diesem Abend besonders verwuschelt in die Stirn. Auf der Nase hatte er eine Schramme, doch das war es nicht, was mich schlucken ließ.
Es war die Schuld in seinen braunen Augen.
»Was machst du hier, Mattheo?«, wiederholte ich.
Als ich seinen Namen aussprach, zuckte er zusammen, als hätte ich ihn geohrfeigt.
Ein zutiefst gequälter Ausdruck trat auf das mit Blutergüssen überzogene Gesicht des Slytherin, der so endlos viel Seelenschmerz widerspiegelte, dass ich kaum noch atmen konnte, denn all der Kummer den der Lockenkopf mit sich herum trug, sorgte auch dafür, dass sich meine Kehle zusammenschnürte.
»Ich wollte nur—«, doch seine Stimme erstarb.
Erst jetzt bemerkte ich, dass er etwas in der Hand hielt. Ein etwas unordentlich verpacktes Päckchen, dekoriert mit einer hübschen schwarzen Samschleife.
Ich starrte auf das Päckchen, bevor mein Blick wieder seinem begegnete. Als Mattheo plötzlich einen Schritt nach vorn machte, stolperte ich zurück, zog aus Reflex meinen Zauberstab und richtete ihn auf ihn. Er schluckte und starrte mich an, als hätte ich ihm das Herz aus der uniformierten Brust gerissen.
»Happy Birthday, Amelie«, murmelte er und senkte den Blick, legte das Päckchen auf meinen Nachttisch, bevor er ohne ein weiteres Wort aus dem Zimmer dissapparierte und nichts als Schatten zurückließ.
Ich brauchte einen Moment um mich von dieser unerwarteten Begegnung zu erholen, bevor ich zu meinem Nachttisch lief. Wütend nahm ich das Päckchen und riss es auf, packte das Geschenk um es in Zerstörungsabsicht an die Wand zu werfen, doch als ich erkannte was es war, fingen meine Lippen an zu zittern, gefolgt von dem Rest meines Körpers.
Die Dunkelheit meines Zimmers schien zu weichen, denn in der Sekunde, in der ich die filigrane Glaskugel berührte, die unter dem Papier zum Vorschein kam, aktivierte sich der Zauber, der im Inneren heraufbeschworen war und reflektierte wie ein Kaleidoskop an den Wänden und an der Decke.
Tränen liefen mir über die Wangen, während ich mich auf den Boden vor meinem Bett kauerte, die Kristallkugel in meinen Händen fest umklammert.
Im inneren der Kristallkugel befand sich eine detailgetreue Miniatur des Nachthimmels, mit all seinen goldfunkelnden Sternbildern und seltenen Konstellationen, die sich veränderten, je nachdem wie ich sie in meinen Händen hin und her drehte.
Nie hatte ich einen schöneren Zauber gesehen als den, den Mattheo in dieser Kugel für mich heraufbeschworen hatte. Doch es war seine Bedeutung, die mein Herz nun in den Krieg schickte.
Immer wieder wiederholte ich in Gedanken das, was er mir vor genau zwei Jahren versprochen hatte.
Der eine Satz, der sich so wie auch unser Kuss für immer in mein Gedächtnis eingebrannt hatte.
Ich werde auf dich aufpassen—
bis der letzte Stern am Nachthimmel verglüht ist.
𓆙
broken mattheo>>
bitte denkt ans voten,
wenn euch die Geschichte gefällt und ihr
gern weiterlesen möchtet, danke ♡
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top