1:Tour Start-Kennenlernen:
Stuttgart:
Teodora POV:
Ich war viel zu früh am Treffpunkt angekommen. Es war noch keiner da. Heute fahre ich mit dem Rapper Bausa und seiner Crew auf Tour. Ich war Physiotherapeutin und Bausa hatte große Probleme mit seinem Rücken, deshalb hat er uns für seine Tour gebucht. Ich arbeitete nun schon seit drei Jahren als Therapeutin in einer großen und bekannten Praxis für Physiotherapie. War schon einmal mit einem Musiker auf Tour, aber das hier war das erste Mal mit einem Rapper. Ich glaube, das könnte echt cool werden. Ich höre in meiner Freizeit auch gerne solche Musik. Leider hatte ich noch keine Möglichkeit, Bausa persönlich kennenzulernen. Aber die Crew habe ich letzte Woche getroffen, sie waren alle super nett. Kurz vor 8 trudelten dann langsam die Leute ein. Ich begrüßte mich mit denen, die ich kannte und stellte mich dann seitlich, damit ich nicht im Zentrum stehe. Eigentlich sollte der Bus um 9 Uhr losfahren, aber Bausa war noch nicht da. Erst gegen 9:15 kam ein blauer Renault Twingo mit LB Kennzeichen an. Ich konnte erst nicht sehen, wer das war, erst beim zweiten Blick erkannte ich Bausa. Er war irgendwie voll übel gelaunt. Schimpfte herum und beschwerte sich.
Ständig langte er sich an den Rücken und gab ein lautes "Fuck" von sich. Anscheinend machte ihm sein Rücken zu schaffen. Der Dreamliner war in der Halle geparkt und als Bausa ankam wurde diese geöffnet und wir begaben uns alle langsam hinein. Koffer verstauen und einsteigen. Als alle eingestiegen waren, nahm Lucas Teuchner, er war Bausas Manager, das Mikrofon und fing an zu sprechen. "Also guten Morgen an alle. Ich hoffe, ihr hattet eine gute Anreise hier her, wer von weiter weg kommt. Also ich begrüße euch bei der Dreifarben Tour von Bausa. Wir haben alles ja letzte Woche besprochen und jeder weiß, wo sein Platz ist. Ich freue mich sehr auf diese Tour und übergebe jetzt an den Hauptakt. Bausa aka. Julian Otto." "Mhh hey, ja Leute, danke, dass ihr alle da seid. Das wird 'ne Mega Tour. Krass, ich hab voll Hunger, brauch sofort was zum Fressen. Ahh und wo ist der Therapeut? Ich hatte 'ne Höllenfahrt mit dem Twingo da draußen. Aus Bietigheim bin ich in der Schrottkarre hier hergefahren. Mein Rücken bringt mich um." OMG, in dem Moment drehten sich die meisten zu mir und blickten mich an. Ich lächelte nur peinlich berührt und senkte den Kopf. Auch Julians Blick fiel direkt auf mich. Er runzelte die Stirn und machte eine fragende Handbewegung. Da flüsterte ihm Lucas etwas zu. Bausas Reaktion zu schließen, war er nicht sonderlich begeistert, dass ich nun als neue für ihn zuständig bin bei der Tour. Sein ehemaliger Therapeut hatte gekündigt und so wurde ich ihm jetzt neu zugeteilt.
Jetzt fing erneut Lucas an, den Tourplan vorzulesen. Unnütz dachte ich mir, da mehrere der Pläne im Bus hingen, aber OK. Um 9:45 fuhr dann der Bus los. Innen war noch einiges los. Bis alle ihre Plätze fanden und ihr Zeug verstauten. Erst gegen 10:20 wurde es stiller. Jeder lag oder saß auf seinem Bett. Bausa sein Manager und der wahrscheinlich wichtigste neben ihm selbst, DJ KidSoFly Nergim Mala genannt Nani, waren in den hinteren Bereich des Tourbusses gegangen. Dieser war geschlossen und eben nur für ihn selbst und die ihm wichtigsten Menschen vorgesehen. Ich legte mich aufs Bett und nahm mein Handy. Schrieb meiner Mutter und meiner Schwester das ich gut angekommen war und das wir nun losgefahren sind. Immer wieder hörte ich jemanden schreien. Aber ich konnte von hier aus nicht genau sagen, wer das genau war. Unser erster Halt ist Leipzig, das waren von Stuttgart ungefähr 470 km. Das waren mindestens 5 Stunden Fahrt. Ich wollte gerade ein wenig ausruhen, als ich plötzlich meinen Namen rufen gehört habe. "Teodora? Hallo Frau Erceg?" "Ähm ja hier?" "Hey, kannst du bitte kommen. Ähm, Julian hat große Schmerzen. Er kann sich kaum bewegen." "Ja klar, wo hin?" "Komm mit, ich bring' dich." "OK!" Er ging voran, direkt in den geschlossenen Bereich des Busses. Ich ging ihm hinterher. Boah, krass, hier war alles aus Marmor und Holz.
Plötzlich standen wir vor einer kleinen, engen Tür. Er stellte sich davor und sagte. "Da drin!" "Ähm OK, ich ähm wer bist du, wenn ich fragen darf?" "Ich bin Sebastian, du kannst mich 'Seb' nennen." "Alles klar, danke 'Seb'." "Bitte, hey viel Glück." Ich guckte ihn fragend an, doch er hob nur eine Augenbraue und grinste. Nun klopfte ich leise an die Tür. "Yeah reinkommen!" Ich öffnete vorsichtig die Tür, dahinter sah ich Nani und Lucas und ich sah die Beine, die über dem Bettrand herausschauten. Erst als ich richtig in den Raum trat, konnte ich sehen, dass Bausa im Bett lag, sich krümmte und vor Schmerz kaum seine Augen öffnen konnte. "OMG, ähm, diese Liegeposition ist absolut falsch!" "Wie bitte?" Sagte Lucas. "Du musst unbedingt deine Beine anwinkeln, auch wenn du meinst das es unmöglich ist, aber so wird der Schmerz nachlassen." Bausa sah mich verwirrt an, aber hob vorsichtig die Beine nach oben. Ich hatte in der Panik, wie mich dieser 'Seb' gerufen hatte, meine Tasche vergessen mitzunehmen. Jetzt stellte ich mich vor das Bett, nahm eins der Seitenkissen, die neben der Couch gestapelt waren und schob es Bausa unter die Knie. Immer noch sah er mich merkwürdig an. "Kannst du dich zur Seite drehen?" "Ähh!" Er winkte mit der Hand und schüttelte den Kopf. "Ich will nur einmal tasten, probiere es ganz langsam?" Eigentlich sollte ich Patienten siezen, aber irgendwie kam ich mir blöd vor. Schließlich duzen die mich ja auch. Bausa kniff sich die Augen fest zu und drehte sich vorsichtig zur Seite. So konnte ich an seinen Rücken ran. Ich fuhr erstmal von oben mit 2 Fingern über die Wirbelsäule. Als ich an der Lendenwirbelsäule ankam, gab er ein schmerzerfülltes Geräusch von sich. "Mhmh, jaa ich hab es mir schon gedacht. Du hast einen Hexenschuss." "Mhh und jetzt?" Fragte er mich und sah mich erwartungsvoll an. "Also ich würde vorschlagen, dass du erstmal was Bequemeres anziehst. Raus aus dieser Jeans vor allem Gürtel öffnen. Ich hole gleich ein Wärmekissen, habt ihr hier eine Mikrowelle?" "Yeah hier drüben." Rief Nani mir zu. "OK super, dann wie gesagt was Lockeres anziehen und ich komme gleich wieder." Nun sah er mich mitzuschlitzen geschlossenen Augen an.
Ich ging zu meinem Platz, nahm eins der Wärmekissen heraus und noch eine Packung Schmerzmittel. Ich hatte eine Zusatzausbildung gemacht und durfte dadurch auch Spritzen und Medikamente verabreichen. Kurz überlegte ich, aber dann nahm ich auch noch, die Cortisonampulle und die Spritzenbox. Ich war zwar schon jemand, die es vermied gleich Injektionen zu geben, aber ich war mir sicher, dass der Schmerz bei Bausa gerade so stark war, dass es höchstwahrscheinlich nicht anders gehen wird. Als ich zurück in dem separaten Raum war, sah ich, dass alle anderen nicht mehr da waren. Bausa hatte wohl alle herausgeschickt. Er sah mich an. Ich schloss die Tür und stellte meine Tasche am Tisch ab, öffnete die Mikrowelle und legte das Wärmekissen hinein. Während dessen nahm ich eine Flasche Wasser aus dem kleinen Kühlschrank. "Hier nimm das, das wird den Schmerz etwas lindern." "Was ist das?" "Das ist ein natürliches Schmerzmittel." "Aha!" "Hast du etwa Angst, ich gebe dir etwas Giftiges?" Fragte ich ihn grinsend. Er runzelte kurz die Stirn, aber dann zeichnete sich auch bei ihm ein kleines Lächeln an.
Er nahm die Globulis und das Wasser. "Ähm, wie ähm, wie heißt du eigentlich?" Fragte er. Ich nahm das Wärmekissen aus der Mikrowelle und wickelte es in ein Leinentuch. "Ich heiße Teodora Erceg!" "Ahh OK, ähm ich bin Julian. "Mhh ja ich weiß!" "Ha ja, ähm Erceg, woher kommt der Name?" "Meine Eltern stammen aus Kroatien." "Mhh ach so." "Lass mich kurz ans Kreuz, ich möchte das Kissen darauf platzieren." "Ahh Fuck, das tut echt weh." "Ja ich weiß. Ich glaube die Kombi, aus Nux Vomica und Wärmekissen wird dir helfen." "Aber was ist, wenn nicht?" "Na dann versuchen wir was anderes." "Und was?" "Mhh, das sag' ich dir dann, wenn es nötig ist!" Ich wollte nichts von einer Injektion sagen, da die meisten Menschen eher negativ Heilpraktiken gegenüber standen und dann sofort die konventionellen Methoden vorziehen. "Versuche deine Position mindestens für eine halbe Stunde nicht zu ändern und dich auch so wenig wie möglich zu bewegen." "Ahh, ob das geht?" "Schaffst du bestimmt!" "Deine Worte in Gottes Ohren. Scheiße, man, so schlimm war es noch nie?" "Was?" "Na der Schmerz, ich hab seit Jahren Probleme mit dem Rücken, aber das hier ist zu krass." "Ja, du hattest wahrscheinlich noch nie eine Lumbago?" "Eine was?" "Haha, Sorry, ein Hexenschuss." "Ach so. Hey, irgendwie bist du anders als die Therapeuten, die ich bis jetzt hatte." Ich hob die Schultern und sah ihn fragend an. "Keine Ahnung, ich bin so wie ich bin." "Wie lange machst du das schon?" "Ich bin mit meinem Studium vor 3 Jahren fertig geworden." "Wow, wie alt bist du, wenn ich fragen darf?" "Ja, darfst du, 29." "Krass, mit 26 Jahren studierte Physiotherapeutin nicht schlecht." "Mhh ja, also jetzt ruhe dich aus. Damit die Wirkung einsetzen kann." "Mach' ich, ähm Danke Teodora." "Gerne, ist ja mein Job." "Ja!"
Ich ging wieder zurück zu meinem Platz vorne im Bus und legte mich aufs Bett. Irgendwie musste ich grinsen, aber es war für mich kein Alltag, einen Promi und dann auch noch einen aus diesem Genre als Patient zu behandeln. Irgendwie hatte sich der erste Eindruck, denn ich noch vorher, als Bausa so schlecht gelaunt in Stuttgart ankam hatte, verändert. Gerade eben, war er eigentlich ganz nett. Es verging nicht einmal eine ganze Stunde, da sah ich Julian schon im Bus hin und her laufen. Also hatte ihm meine Methode geholfen. Ich lächelte innerlich und war froh, dass es so war. So baute sich sofort von Anfang an ein Vertrauen zwischen mir und dem Patienten auf. Das war perfekt für den weiteren Verlauf. "Gut gemacht Tea", dachte ich mir.
Ende des Kapitels!
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top