Wieso sind wir nur so?
Epilog
„Verrätst du mir jetzt endlich wo es hin geht?" ,quengle ich nun zum bestimmt fünften Mal in zehn Minuten. Wir stehen am Bahnhof, was ja eigentlich schon irgendwie ausschlaggebend ein sollte, doch ich habe ehrlich keine Ahnung.
„Nope, dann wäre es keine Überraschung mehr, Haz." ,erwidert mein Freund und umgreift seinen Rucksack etwas fester. „Ach komm schon. Bin ich wenigstens richtig gekleidet?" ,frage ich weiter nach. Ein resigniertes Seufzen folgt, ehe Louis mich von Oben bis Unten mustert. Ich bin mir zwar ziemlich sicher, dass das nicht nötig wäre, denn das hat er schon gemacht, als er mich abgeholt hat, aber das behalte ich jetzt einfach stillschweigend und grinsend für mich.
„Ja, Haz, bist du. Hast du eine Strickjacke mit?" Nickend deute ich auf meinen Rucksack und mein Gegenüber lächelt zufrieden. „Gut, dann komm bitte kurz her. Ich will nicht das du siehst wohin der Zug fährt."
Tatsächlich kann man von weitem schon die Umrisse des Zuges erkennen und ohne zu murren stelle ich mich vor Louis, welcher ein Tuch aus seiner Tasche zieht und mir damit die Augen verbindet. „Vertrau mir." ,flüstert er nah an meinem Ohr und ein kleiner Schauer läuft mir über den Rücken, breitet sich in Form von Gänsehaut auf meinem ganzen Körper aus.
Von Louis geführt steige ich in den Zug und als wir an unseren Plätzen ankommen zieht er mir das Tuch von den Augen. Kurz blinzle ich um mich an die plötzliche Helligkeit zu gewöhnen, bevor ich mich neben Louis setzte.
Dieser hat allerdings etwas andere Pläne, denn er zieht mich an seine Brust und seufzend lehne ich mich an dieser an.
Wir unterhalten uns fast die ganze Fahrt über. Da das Abteil in dem wir sitzen leer ist, können wir uns küssen und kuscheln ohne, dass es jemand sieht.
Wir reden über alles. Von unseren Familien, über Lieblingsessen, bis hin zur gestrigen Talentshow.
„Ich hab den Song geliebt." ,murmle ich, während ich mich noch etwas näher an ihn drücke. „Er war nur für dich, Love." ,flüstert Louis und drückt mir einen Kuss auf die Haare. Ich weiß genau, dass dieser Song mein Lieblingssong bleiben wird. Für immer.
„Du bist wundervoll, Lou." Den Rest der Fahrt verbringen wir schweigend, sehen den Bäumen dabei zu wie sie am Fenster vorbei fliegen und hängen unseren Gedanken nach.
Wann habe ich mich das letzte mal so wohl gefühlt, wie jetzt in Louis' Armen? Ehrlich gesagt weiß ich es nicht. Der Junge mit den blauen Augen hat mich so schnell in seinen Bann gezogen, dass es mir nicht möglich war mich nicht zu verlieben. Ich würde noch nicht von der Liebe reden, doch ich denke nicht, dass es noch sehr lange dauern wird, bis ich dazu in der Lage bin die drei Wort mit voller Ehrlichkeit zu sagen.
Louis ist wie ein Wirbelwind durch mein Leben gerauscht, hat es vollkommen durcheinander gebracht und mich doch zum glücklichstem Menschen der Welt gemacht. Wie habe ich ihn nur verdient?
„Harry, wir müssen raus." ,murmelt der Kleinere in meine Haare uns lässt mich aus seiner Umarmung frei. Sehr zu meinem Bedauern.
Wenige Augenblicke später steigen wir Hand in Hand aus dem Zug und laufen durch das kleine Dorf zu dem der Zug uns gefahren hat. Ich war noch nie hier. Dabei ist dieser bezaubernde kleine Ort nur knapp eine Stunde von uns entfernt.
Auch auf offener Straße lässt Louis meine Hand nicht los und dies allein macht mich noch einmal glücklicher.
„Warte kurz." Als Louis plötzlich stehen bleibt werde ich ebenfalls gestoppt und einen Moment später habe ich seine Hand vor meinen Augen. „Vertraust du mir, Haz?" - „Immer."
Von Louis geführt laufe ich mit ihm um eine Ecke und ein Grinsen erscheint auf meinen Lippen, als ich Salz rieche. „Sind das Möwen?" ,frage ich unnötiger weiße, als ich die Tiere höre.
In diesem Moment nimmt Louis die Hand von meinen Augen. Kurz müssen sich meine Augen an die Sonnenstrahlen gewöhnen, doch als ich klar sehe, blicke ich direkt auf einen Strand und das unendliche blaue Meer dahinter.
„Oh mein Gott, das Meer!" ,rufe ich erfreut aus und renne los, Louis lässt sich von mir mitziehen. „Überraschung."
Dieser Tag könnte nicht wundervoller sein. Wir fahren Karussell auf dem kleinen Rummel in der Nähe, essen Pommes zu Mittag, schießen die dämlichsten Fotos miteinander und Küssen uns. Natürlich. Überall und da wo es jeder sehen könnte. Kein verstecken mehr.
„Können wir da hin?" ,frage ich glücklich und deute auf einen unscheinbaren Fotoautomaten am Rand der Straße die wir gerade entlang schlendern. „Für dich alles, Love."
Als wir endlich herausgefunden haben, wie genau so ein Automat funktioniert schießen wir die lustigsten Fotos. Mal reißen wir dumme Grimassen und mal Küssen wir uns. Mal umarmen wir uns und mal lächeln wir einfach nur in die Kamera.
„Die sind wirklich süß." ,grinse ich, als wir die Bilder betrachten. „Ja, das sind sie." ,stimmt Louis mir zu und gemeinsam gehen wir zum Strand.
Eine Weile schlendern wir nur durch den Sand und sehen den Wellen dabei zu wie sie sich gegenseitig wilde Kämpfe liefern.
„Wollen wir uns setzten?" ,fragt Louis schließlich und deutet zu Boden. „Hier?" Skeptisch mustere ich den feuchten Sand. Könnte dreckig werden.
„Ja hier." ,grinst Louis und holt eine Decke aus seinem Rucksack. Lächelnd lasse ich mich neben ihn fallen.
Wir genießen die Nähe des anderen, lauschen der Musik durch meine Kopfhörer und ab und zu küssen wir uns. Wie habe ich dieses unendliche Glück nur verdient?
„Ich hab nachgedacht." ,beginnt Louis schließlich das Gespräch und zieht meine Aufmerksamkeit so auf sich. „Was, wenn ich mich outen würde?"
Augenblicklich erscheint ein gigantisches Lächeln auf meinen Lippen. Ich kann es nicht verhindern. Ich würde Louis niemals zwingen, sich zu outen, doch wenn er es will...ich werde ihn unterstützen, egal was kommt.
„Willst du das wirklich?" ,frage ich und richte mich auf. „Ja, ich will es wirklich." ,antwortet mein Gegenüber und richtet sich ebenfalls auf. „Ich weiß, ich war mir ziemlich lange wegen allem unsicher, aber ich...ich bin definitiv Bisexuell. Und ich will nicht dauernd so tun müssen, als wären wir nur platonische beste Freunde." Kurz stoppt er um zu überlegen, ehe er fortfährt. Ich höre ihm einfach zu.
„Ich sage nicht, dass ich es öffentlich verkünden möchte, aber...ich will es den Leuten sagen die wichtig sind. Und ich will das du es den Leuten ebenfalls sagen kannst."
Ich bin mir sicher, ich gleiche mittlerweile der Sonne, so sehr strahle ich übers ganze Gesicht. „Ja." ,hauche ich und die Worte werden beinahe vom Winde verweht.
„Ich kann's nicht fassen, ich mag dich so sehr." ,murmelt er. Ich bin sprachlos. Auf keinem Fall im schlechten Sinne. Im Guten. Es verschlägt mir einfach die Sprache. Er verschlägt mir die Sprache.
„Und ich liebe es dich zu mögen." Bevor ich etwas erwidern kann, steht er auf und rennt zum Wasser.
„Ich mag Harry Styles. Auf eine romantische Art, nicht nur als Freund!" Während er diese Worte so laut es geht ausruft streckt er die Arme in die Höhe und ich weiß einfach, dass er sich in diesem Moment frei fühlt. Frei von Problemen und Ängsten.
Grinsend renne ich ebenfalls zu ihm und so sehr ich es auch versuche, ich kann einfach nicht's sagen. Ich will es, aber die Worte kommen nicht heraus. Ich bin einfach überwältigt. „Was?" ,fragt Louis schließlich mit einem breiten Lächeln und endlich finde ich meine Sprache wieder und bin fähig ganze Sätze zu bilden.
„Ich hätte nie gedacht, dass mir das mal passieren würde." ,gebe ich kleinlaut zu und im nächsten Augenblick hat Louis mich in eine enge Umarmung gezogen. „Ich auch nicht."
„Sind wir jetzt...fest zusammen." ,frage ich verlegen, als ich den nötige Mut dazu aufbringe. Das wiederum bring Louis dazu sich von mir zu lösen und mich mir fassungslos ins Gesicht zu blicken.
„Stand das die letzten zehn Mal, bei denen wir rumgemacht haben, nicht schon fest?" ,grinst er und ich kann nicht verhindern, dass ich etwas rot werde.
„Ähm...ja?" Es ist mehr eine Frage, doch ich weiß, dass er es mir nicht übel nimmt, dass ich so unsicher bin. Oder eher war. „Wir haben es irgendwie nie ausgesprochen."
Lachend blickt Lou kurz zu Boden und auch ich kann mir ein Kichern nicht verkneifen. „Wieso sind wir nur so?"
Ehe ich mich versehe, hat Louis mich hochgehoben und trägt mich im Braut-Style ein Stück ins Wasser. Seine Schuhe und seine Hose sind schon nass, doch das scheint ihn nicht zu stören, als er lauthals ruft: „Du bist mein Fester Freund. Ich bin dein Fester Freund!"
Zurück auf der Decke kuschle ich mich an ihn und das ist der Moment, der mir wohl niemals verloren gehen wird. Ein Moment für die Ewigkeit geschaffen. Ein Moment den ich in meinem Herzen trage.
Und nun konnte selbst jeder Fremde sehen, dass Louis und ich weitaus mehr als nur Freunde waren. Ein Paar um genau zu sein. Freund und Freund. In einer Beziehung, die hoffentlich noch um einiges Länger halten wird.
Und ich kann euch eines sagen: Das wird sie. Noch sehr, sehr lang. Vielleicht sogar für immer, aber wer kann das schon so genau sagen?
Ende :)
Lasst gerne Kritik und Anmerkungen da :)
All the love
writingplace
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top