Du bist viel zu liebenswürdig




Doppelupdate :)

Kritisch mustere ich mich selber im Spiegel. Ich war noch nie auf einer Party. Was zur Hölle soll ich denn da anziehen? Die Kleidung, die es nicht wird stapelt sich auf einem großen Haufen in mitten meines Zimmers und die in meinem Schrank wird immer weniger. 

Nach guten zehn Minuten kicke ich den Haufen vor Ungeduld um und ziehe einfach eine Skinnyjeans und ein weißes T-shirt an. Basic. Man kann nicht viel falsch machen.

„Robin, wir können los, ich bin fertig!" ,rufe ich nach unten. Mit einem letzten Blick in den Spiegel beeile ich mich schließlich die Treppen herunter zur Tür zu kommen.

Mein Stiefvater steht schon dort und hält die Autoschlüssel in der Hand. „Okay, bevor wir gehen, müssen wir noch ein paar Regeln festlegen." ,sagt er schließlich, „Ich hohle dich spätestens 00:00 Uhr wieder ab. Wenn du eher gehen willst, ruf mich einfach an. Nicht deine Mutter, die ist bei einer Freundin. Alkohol ist okay, nur übertreib es bitte nicht. Du bist 17 und ich denke du kannst auf dich aufpassen. Und, jetzt das wichtigste, keine Drogen, verstanden?". 

„Ja, Robin." ,stimme ich zu, als wir im Auto sitzen und zu Jasons Haus fahren. Louis hatte gestern noch in unsere Gruppe Schulband die Adresse geschickt. Meiner Meinung nach sollten wir und endlich mal einen Namen für die Band ausdenken, denn mit Schulband wird uns niemand ernst nehmen.

„Okay, Harry. Vergiss die Regeln nicht. Viel Spaß." ,lächelt Robin während ich aussteige. „Werd ich haben, Rob." ,antworte ich noch schnell, ehe ich auf das Haus von Jasons Familie zugehe.

Laute Musik dröhnt nach draußen, hinter den Fenstern kann ich bunte Lichter und tanzende Schüler sehne. Im kleinen Vorgarten liegen schon ein Haufen Pappbecher herum und einige knutschende Paare stehen herum.

Jasons Eltern sind nicht da. Zumindest hat Louis das gestern noch gesagt. Ich glaube kaum, dass irgendwelche Eltern so eine Party in ihrem Haus erlauben würden. Diese Party wurde nicht erlaubt.

Als ich die Tür öffne wird die Musik direkt um einiges lauter und ich spüre augenblicklich die Vibration des Bass. Es riecht nach Schweiß und Alkohol. Irgendwelche bunten Scheinwerferlichter sorgen für für ultimative Clubatmosphäre, während ein Haufen angetrunkener Schüler auf der Tanzfläche herum hüpfen. Okay, tanzen kann man das nicht nennen.

Etwas überfordert sehe ich mich im Raum um und tatsächlich finde ich Liam nach einigem Suchen in einer Art Wohnzimmer. Hier ist es nicht so laut. Kein Wunder, der Raum ist etwas abgeschottet.


„Liam." ,begrüße ich ihn fröhlich und lasse mich neben ihn auf das kleine Sofa fallen. „Hey, Harry. Die anderen drei müssten dann auch gleich kommen. Ich glaube Zayn und Louis kommen zusammen und Niall...ich schätze der wird irgendwo beim Essen sein."

Grinsend blicke ich auf den kleinen Sofatisch vor uns. Die verschiedensten Alkohol Sorten stehen dort in geöffneten Flaschen bereit. Von Sekt über Bier bis Wodka ist alles dabei. Ich entscheide  mich trotzdem für Sekt. Wodka ist erst für 18 Jährige und Bier schmeckt wiederlich. 

In diesen Raum, den ich als irgend so eine Art Wohnzimmer abstemple, (auch wen hier Fernseher und so weiter fehlen) stehen nur noch sehr wenige Andere herum. Alle halten einen Pappbecher in der Hand und unterhalten sich leise. Das scheinen nicht so die Party-Menschen zu sein, die von Freunden einfach mit hier her gezerrt wurden. Gut, in gewisser Weiße wurde ich ja auch von der Band mit her gezogen. Wenn es nach mir ginge würde ich niemals freiwillig zu Jasons Haus gehen.

Wahrscheinlich sehe ich ihn heute nicht mal. Das Haus ist groß und vor allem voll mit Leuten. 

Apropos Band. „Du Liam." ,beginne ich ein Gespräch. Dieser dreht seinen Kopf direkt zu mir. „Ja?" - „Wie wäre es, wenn wir uns mal einen richtigen Bandnamen überlegen. Schulband klingt nicht sonderlich professionell."

Kurz mustert mein Gegenüber mich. Doch gerade als er zu Antwort ansetzt, wird die Tür aufgestoßen und ein definitiv schon angetrunkener Zayn und ein noch nüchtern scheinender Louis treten ein, dicht gefolgt von Niall, welcher (Überraschung) mit einer Chipstüte in der Hand hinter den beiden her trottet. 

„Da seid ihr ja endlich." ,grinst Liam die drei an, als sie sich zu uns mit auf das riesige Sofa gesellen. Louis neben mir. Das kribbeln in meinem Bauch versuche ich zwar zu ignorieren, doch so richtig will es mir dann doch nicht gelingen.

„Harry hatte gerade eine gute Idee." ,fährt Liam fort. „Wie wäre es endlich mal mit einem vernünftigen Bandnamen?"

Sofort liegt die volle Aufmerksamkeit aller auf mir und Liam. Die Band bedeutet allen (mittlerweile auch mir) ziemlich viel. Es ist Sicherheit. Eine Gruppe in der man sich wohlfühlt und Spaß hat.

„Die Idee ist gut. Aber bitte nicht so einen Namen wie Backstreet Boys. Nichts gegen die, aber der Name ist mir zu Milchbubi-mässig." ,stimmt Zayn zu. „Was ist den bitte Milchbubi-mäßig?" ,kommt es grinsend von Louis, der den Schwarzhaarigen verwirrt mustert. 

„Ja dieses...ähm...wenn das so Milchbubis sind. Keine Ahnung meine Mutter nennt Teene-Schwärme immer so." ,versucht er sich zu erklären, bevor an seinem Bier nippt. Jep, definitiv nicht mehr nüchtern.

„Ahja...also, jemand schon eine Idee?" ,fragt Louis in die Runde und wieder bleibt sein Blick auf mir hängen. Verdammt, er soll aufhören mich nervös zu machen. Macht er das mit Absicht?

Das kleine Schmunzeln auf seinen Lippen verunsichert mich noch mehr. 

„Ähm...ja. Wie wäre es mit One Direction? Keine Ahnung, aber es klingt irgendwie cool." ,bringe ich schließlich heraus, nachdem ich die Nervösität erfolreich runter geschluckt habe. 

„One Direction." ,wiederholt Niall und beginnt dann zu nicken. „Ich finde den Namen gut. Sehr gut sogar." - „Ich auch." ,stimmen Zayn und Liam im Chor zu.

Nur Louis mustert mich kurz überlegend, ehe er doch beginnt zu nicken und ein Lächeln sich auf seine Lippen legt. „Gut, dann sind wir ab heute One Direction."

„Darauf müssen wir anstoßen." ,verkündet Niall und hält sein Becher in die Mitte.

......

„Leute, ich geh mal kurz auf Toilette." ,verkünde ich nach einiger Zeit. Ich und die Jungs sind in dem Raum geblieben. Es ist viel entspannter.

Als ich die Tür öffne ertönt wieder die Laute Musik und schallt in meinen Ohren wieder. Glücklicherweise kann man um die Tanzfläche herumlaufen, sodass ich mich nicht durch die schwitzende Masse quetschen muss.

Als ich gerade die Toilettentür öffnen will, werde ich allerdings herumgerissen und an die Wand gedrängt. Ein paar Lippen presst sich auf meine und lässt mich mehr als nur unwohl fühlen.

Mit aufgerissenen Augen starre ich Jason an, welcher mich mit seinem Körper einkesselt und mir so jeglichen Ausweg verwehrt. Mit einem kräftigen Schubser schaffe ich es dann doch ihn von mir wegzubekommen.

„Was soll das?" ,frage ich ihn vollkommen perplex. „Die Frage sollte lieber heißen: Warum blockst du mich überall und schreibst mir, dass du dich nicht mehr treffen willst. Ich weiß genau, dass dir diese Treffen gefallen." 

„Jason, du hast eine verdammte Freundin, die du eben gerade übrigens betrogen hast. Du hast mich fühlen lassen, als wäre ich das Letzte und so getan als ob du mich nicht kennst, wenn wir uns auf den Fluren gesehen haben!" ,werde ich nun lauter. Wir sind im Flur des oberen Stockwerkes, hier ist niemand. 

„Ich will nun mal nicht, dass irgendjemanden von uns weiß." erwidert er lautstark. „Es gab nie ein uns. Du hast mich nur ausgenutzt! Weißt du, ich hätte dir geholfen und wäre für dich da gewesen. Ich weiß genau wie schwer es ist, sich mit seiner Sexualität auseinander zu setzten, aber das was du abgezogen hast ist einfach nur widerlich."

Ich spüre wie ich so langsam die Fassung verliere. Was denkt er sich denn bitte? Dass ich ihm jetzt wieder hinterher renne. Er hat eine Freundin!

„Ich glaube du braucht nur einen Schubs in die richtige Richtung" ,grinst er gehässig und ehe ich mich versehe bin ich wieder an die Wand gedrückt und habe seine Lippen auf meinen. Ekelhaft. Das ist das Erste was mit dazu einfällt. 

Wieder versuche ich ihn von mir wegzudrücken, doch es funktioniert einfach nicht. 

Urplötzlich jedoch, verschwindet Jason und einen Moment später begreife ich, dass er nach hinten gezerrt wurde und somit von mir weg.

Bevor ich irgendwie reagieren kann, hat Louis ihm eine reingehauen und Jason taumelt nach hinten. „Alter was soll das!" ,ruft er geschockt aus, doch Louis ignoriert ihn und kommt mit schnellen Schritten auf mich zu. „Ist alles in Ordnung.",fragt er mich sanft und mustert mich besorgt. „Ich...ich weiß es nicht." ,bringe ich noch immer geschockt heraus.

„Komm, ich bring dich irgendwo hin wo es ruhiger ist." ,murmelt er und fasst sanft meinen Arm um mich weg zu ziehen.

Jason ist noch immer mit seiner Nase beschäftigt und beachtet uns gar nicht. Ich hoffe sie ist gebrochen.

Nicht wirklich auf die Umwelt achtend stolpere ich neben Louis her und versuche meine Gefühle und Gedanken zu ordnen.

„Komm, hier rein." ,flüstert Louis und öffnet eine Tür zu unserer rechten.

Offenbaren tut sich uns eine Art Tanzsaal. „Scheiße, wie reich ist Jasons Familie bitte." ,stößt Louis aus, während er sich in dem Raum umblickt.

Schulterzuckend lasse ich mich an einer Wand zu Boden sinken. Sofort ist er wieder neben mir. 


„Willst du drüber reden?" ,fragt er behutsam und fährt mir seinen Fingern sanft meinen Arm ab uns auf. Im Gegensatz zu Jasons Berührungen ekeln mich diese nicht an. Im Gegenteil, sie beruhigen mich und ich spüre wie mein Herzschlag sich verlangsame und ich wieder eine klarere Sicht bekomme.

„Du musst nicht. Ich will dich zu nichts drängen, Harry." ,stellt Louis noch einmal klar, doch ich schüttle den Kopf. 

„Schon gut. Die Situation ist sehr...kompliziert." ,beginne ich und der Kleinere hört mir aufmerksam zu. „Jason hat mich letztes Schuljahr völlig aus dem nichts auf Insta angeschrieben. Es war gerade herausgekommen, dass ich schwul bin und...und ich hatte ziemlich mit den Blicken und Kommentaren zu kämpfen."

Bei den Erinnerungen muss ich tief durchatmen um nicht jetzt und auf der Stelle los zu heulen. Louis neben mir schweigt und wirft mir ein aufmunternde Lächeln zu.

„Jedenfalls hat Jason mich angeschrieben. Er hat mich gefragt ob ich mich treffen will. Ich glaube es war damals herausgenommen, dass ich einen kleinen Crush auf ihn hatte und deswegen hat er die Situation eiskalt ausgenutzt und mich zu diesen geheimen Treffen überredet. Am Anfang habe ich noch gedacht, dass er es irgendwann offiziell machen will, doch hat er nicht. Ich wusste, schon vor den Sommerferien, dass das was wir hatten nicht gut für mich ist, aber irgendwie konnte ich mich doch nicht von ihm trennen."

Kurz ist es still. „Jason hat eine Freundin." ,murmelt Louis und ich nicke bestätigend. „Ja, dass habe ich bemerkt. Deswegen wollt eich mich ja auch nicht mehr treffen. Er hat das heute irgendwie -"

Weiter komme ich nicht, denn Louis hat im nächsten Augenblick seine Arme um mich gelegt und zieht mich in eine enge Umarmung.

„Man Harry, du verdienst da nicht. Du bist viel zu liebenswürdig."

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top