"Okaaaaay chill, Robyn! Ich weiß, dass du mich liebst, aber versuch doch bitte deine Begeisterung über mich ein wenig zu unterdrücken. Mann, das ist doch peinlich...", kam es am nächsten Morgen von Fabio, als er in unser Klassenzimmer trat und ich nicht anders konnte als ihn freudestrahlend anzulächeln. Dass es überhaupt nicht wegen ihm war, wusste er offensichtlich nicht.

Ich warf ihm einen Kussmund zu und berichtete Ceil weiter, was Adrian alles so erzählt hatte und würdigte Fabio keines Blickes mehr. Ich erzählte und erzählte und erzählte und Ceil musste mich nach nicht einmal zwei Minuten lachend bremsen.

"Ruhig, Robyn! So schnell wie du redest, bleibt mir keine Zeit zu kapieren, was du da eigentlich erzählst!"

"Ist ja nichts Neues bei dir," kam es von hinten. Ich war so glücklich, dass ich mich für Ceil nicht einmal aufregen konnte und erzählte einfach weiter, dieses Mal jedoch einen Bruchteil einer Sekunde langsamer.

"Ach jetzt versteh ich!", hörten wir Fabio kurz darauf sagen. "Dein Lover ist wieder da, stimmt's?" Selbst diese Bemerkung machte mir nichts aus und ich ließ Fabio mit sich selber kommunizieren.

"Na toll, kaum ist dieser unübertreffliche Charmeur wieder im Lande, bin ich mal wieder außen vor. Tolle Freunde seid ihr mir...", beschwerte er sich nach weiteren sechzehn Sekunden ohne Aufmerksamkeit unsererseits. Ich konnte nicht anders als schmunzeln und drehte mich halb zu ihm um.

"Hey du Dramaqueen! Sei doch mal nicht so ein Schmollmund. Du bist in letzter Zeit ununterbrochen pms! Ist ja schlimmer als Ceil und ich zusammen. Also, hab dich nicht so, du Keks. Wir haben dich immer noch lieb", fügte ich lächelnd hinzu.

In dem Moment klingelte der Gong und der Schultag begann. Ich hatte schon die ganze Nacht gewusst, dass ich mich wahrscheinlich nicht einmal ansatzweise minimal würde konzentrieren können, aber ich versuchte es trotzdem so gut ich konnte. Nach nicht einmal einer Viertel Minute schaute ich sehnsuchtsvoll auf mein iPhone in der Hoffnung, dass die erste Stunde bald rum sei. Ich stöhnte, als ich die Uhranzeige las und fuhr sogleich erschrocken zusammen, als mein Handy vibrierte. Ich schaute verwundert auf das Display. Eine neue Nachricht von Dan.

"Hi Süße, ist viel zu lange her! Was sagst du zu einer Runde Billard am Wochenende?"

Süße???

Iiiih. Ich war niemandes Süße und würde nie im Leben jemandes Süße werden! Ich kotzte leise vor mich hin, während ich Dan antwortete. Wir hatten uns seit der Nacht ohne Erinnerung nicht mehr gesehen, es war also wirklich keine schlechte Idee. Und außerdem hatte ich schon lange auf den Tag gewartet, wo ich Adrian meine neuen Billardkünste zeigen konnte!

"Hi 'Nenn-mich-nie-wieder-Süße'-Süßer! Ich bin dabei!! Adrian wird die Überraschung des Jahrhunderts erleben! :-)", tippte ich verstohlen unter dem Tisch. Ich brauchte ja nicht gleich in der ersten Stunde mein Lehrer-Karma zu versauen.

Kurz darauf kam von Dan eine Antwort. Eine Antwort, auf die ich nicht vorbeireitet gewesen war: "Ach, das hatte ich grade glatt vergessen! Dachte eigentlich wir könnten uns alleine treffen...?"

Ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit. Er verbarg vor mir doch irgendwas? Wieso plötzlich dieses komische Benehmen? Was hatte ich nur getan? Ich entschloss, dass es wahrscheinlich besser war, mit ihm ein wenig zu scherzen.

„Soso, will der gute Herr jetzt ein Date, nachdem er jegliche Verabredungsversuche meinerseits vehement abgeblockt hat? ;-)"

Daraufhin kam lange erst einmal nichts. Schön langsam wurde ich nervös. Was war nur los mit ihm? Wollte er sich mit mir treffen, um doch endlich mal darüber zu reden, was in dieser Nacht passiert war?

Endlich trudelte die nächste Nachricht ein.

„Ich würde mich sehr freuen, wenn du mir noch einmal eine Chance geben würdest"

Kein Satzzeichen. Kein Smiley. Nichts.

Was sollte ich jetzt bitte davon halten? Immer noch ein wenig misstrauisch tippte ich schnell meine Antwort: „Also gut. Wann und wo?"

„Morgen Abend? Wieder in der Bar? Dann kannst du mir zeigen, was du inzwischen beim Billard drauf hast ;)"

„Ok. Bis morgen!"

Unwillkürlich musste ich grinsen. Der würde dumm aus der Wäsche schauen, wenn er sah, wie gut ich inzwischen war.

- - - - - - - - - - - - - - - - -

Also stöckelte ich am nächsten Tag wieder einmal zu der Bar. Dieses Mal hatte ich mich aber dezenter angezogen, Adrian war ja nicht dabei. Für Dan mussten eine Röhrenjeans und ein lockeres T-Shirt mit einem Aufdruck reichen.

Er sollte ja nicht auf dumme Gedanken kommen.

Als ich um die Ecke bog, kam mir Dan gerade entgegen und wir trafen uns an der Tür.

„Das nenn' ich Timing", meinte ich lächelnd und Dan hielt mir galant die Tür auf.

„Nach Ihnen, Ma'am."

Wir gingen nach unten in den verrauchten Raum und zielstrebig an die Bar, wo wir uns beide ein Bier bestellten, das wir dann mit zu dem Billardtisch nahmen, der zum Glück frei war. Schnell baute Dan die Billardkugeln in dem Dreieck auf und ich platzierte die weiße Kugel.

Es war als hätten wir eine stillschweigende Übereinkunft getroffen, dass wir erst einmal nicht viele Worte machten. Und es war genau richtig so. Reden konnten wir später immer noch.

Jetzt wollte ich spielen.

Mit einem kräftigen Stoß ließ ich die weiße Kugel auf das Dreieck prallen. Die Kugeln verteilten sich schön über den ganzen Tisch und beinahe wäre sogar die erste versenkt worden, aber stoppte dann doch knapp vor dem Loch.

Naja, dann halt beim nächsten Mal.

„Nicht schlecht", murmelte Dan anerkennend. Ich ging einen Schritt auf die Seite, um ihm Platz zu machen, während er bereits konzentriert die Lage checkte. Schließlich hatte er sich wohl für eine Kugel entschieden, denn er brachte seinen Queue in Positur und stieß die weiße Kugel an. Diese prallte auf eine Volle und versenkte sie im Mittelloch. Die weiße Kugel rollte weiter und blieb genau so stehen, dass er auch die zweite seiner Vollen einlochen konnte. Dann ging er einmal um den Tisch herum, betrachtete die Konstellation der Kugeln von allen Seiten, während ich ihn betrachtete.

Ich war noch immer gespannt, wieso er sich auf einmal mit mir hatte treffen wollen und wann er endlich mit der Sprache herausrücken wollte.

Aber jetzt mussten meine Gedanken erst einmal beim Spiel bleiben, denn Dan hatte die Kugel, die er anvisiert hatte, nicht einlochen können.

Ich war dran.

Natürlich hatte mir Dan keine allzu schöne Ablage hinterlassen, aber da sein Stoß nicht ganz so ausgefallen war, wie wahrscheinlich ursprünglich geplant, hatte ich noch die Möglichkeit eine meiner Halben zu spielen. Ich versuchte meinen Queue so genau wie möglich auszurichten, zielte dann ein paar Mal zur Probe, damit ich nicht hebelte und stieß.

„Ha!", rief ich triumphierend aus, als sie tatsächlich in einem der Löcher verschwand, was Dan nur ein Lächeln entlockte.

So, nun hatte ich mir aber selbst keine allzu gute Ablage gemacht und musste nach einem Fehlstoß wieder an Dan abgeben. Dieser lochte ebenfalls nur eine Kugel ein.

Das war meine Chance. Wenn ich klug spielte – und die Kugeln so traf, wie ich das in der Theorie wollte – dann könnte ich drei in einer Serie versenken. Meine Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt, als ich die erste Kugel anpeilte – und traf! Die weiße Kugel blieb nicht exakt so stehen, wie ich es gehofft hatte, aber die Ablage war trotzdem ganz gut und ich versenkte auch die zweite. Die dritte jedoch wäre dann wohl doch zu viel des Guten gewesen und prallte an die Bande.

Nach ein paar weiteren Minuten hatte Dan alle seine Kugeln vom Tisch gefegt und ich hatte nur noch eine übrig, bevor ich wie Dan auf die schwarze Kugel spielen durfte. Ich nahm noch einen Schluck von meinem Bier, das inzwischen halb leer war und spielte dann meine letzte Kugel.

Ich versenkte sie auch. Nur dummerweise versenkte ich die weiße Kugel gleich mit, weshalb Dan sie frei platzieren durfte und die schwarze Kugel mühelos in das richtige Loch spielen konnte.

Mist.

Aber gut. Es war zumindest wirklich knapp gewesen.

„Nochmal", sagte ich deswegen schlicht und machte mich daran, die Kugeln wieder in die dreieckige Ausgangsform zu bringen, als ich Dans warmen Atem plötzlich in meinem Nacken spürte.

____________________________
Tjaaaa, immer dieser Dan... ;)
Was sagt ihr zu der Situation?
Und wie würdet ihr wollen, dass es weiter geht? Wir sind gespannt auf eure Kommis!! :)
Und wenns euch gefallen hat, dann bitte das Voten nicht vergessen ;) :* Dankeee!

Tyskerfie & HeyGuys77