Epilog
"Mmmh, ich sterbe!", rief ich genussvoll, als ich in Knoblauch gebratenen Tintenfisch in meinen Mund steckte und anfing zu kauen. Adrian grinste mich wissend an und nahm selber etwas von seinem hervorragenden Pastagericht. Daraufhin nahm er sein Glas Rotwein und wir stießen an.
Wir waren in Rom. Und das nicht zum ersten und auch nicht zum vierten Mal. Das hier war irgendwie unsere Stadt. Und wie so oft, wenn wir hier waren, dachten wir an unser erstes Mal in dieser Stadt zurück.
"Adrian", begann ich. "Wir sind jetzt schon zwei Jahre zusammen. Und es gibt da immer noch diese eine Frage, die du mir nie beantwortet hast."
Adrian schaute misstrauisch von seinem Essen hoch. "Ja?"
"Ich bin immer noch sehr neugierig. Wann genau hast du dich in mich verliebt?"
Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. "Schatz, ich habe dir doch schon gesagt, dass ich das gerne lieber für mich behalten möchte."
"Aber warum?", fuhr ich ihn leise an. Wir wollten ja nicht die anderen Gäste verscheuchen. "Was ist schon dabei?" Ich verstand ihn einfach nicht. Und wieder einmal merkte ich, wie schnell er mich auf die Palme bringen konnte.
Ja, zwei Jahre waren wir schon zusammen. Und ja, das waren die besten Jahre meines Lebens gewesen. Aber natürlich war unsere Beziehung nicht immer ein Tanz auf Rosen gewesen. Wir stritten, nervten uns und wurden auf den anderen sauer.
Aber das hielt nie sehr lange an. Denn wir liebten uns auch. Wir wohnten immer noch neben meinen Eltern, was eigentlich sehr gemütlich war. Ich hätte sie wahrscheinlich zu sehr vermisst, wenn ich nach dem Abi einfach ganz wo anders hingezogen wäre.
Adrian arbeitete immer noch als professioneller Hacker und ich bildete mich zur Fotografin aus.
Ja, ihr habt richtig gelesen. Innenarchitektur war ja schon immer auf dem zweiten Platz, und jetzt wo ich Adrian hatte, der mich versorgte, sprach nichts gegen das Fotografieren.
Und obwohl alles in meinem Leben besser lief als erhofft, störte mich diese eine Sache, die Adrian mir einfach nicht erzählen wollte.
"Robyn, jetzt reg dich nicht so auf, irgendwann wirst du es schon noch erfahren", meinte er dann.
"Ich hab dir schließlich auch gesagt, wann ich mich in dich verliebt habe!", konterte ich und schaute ihn herausfordernd an.
"Ja, beim ersten Blick, ich weiß", grinste er. "Aber sorry, so unwiderstehlich warst du in meinen Augen nicht."
Ich verengte die Augen und schaute ihn böse an. "Was soll das schon wieder heißen?"
Adrian lachte kurz und schaute mich zärtlich an. "Du willst gerne hören, dass ich schon, als ich bei dir das erste Mal geklingelt habe, mich unsterblich in dich verliebt habe. So schnell ging's bei mir aber nicht, und egal, was ich jetzt sage, würde dich irgendwie enttäuschen. Deswegen lasse ich es lieber."
Irgendwie hatte er ja Recht. Nur weil ich so schnell die Beine weggefegt bekommen hatte, musste das ja nicht bei ihm auch der Fall gewesen sein. Und ja, es enttäuschte mich. Ich wollte diese perfekte Märchen-Liebesgeschichte. Ich sollte vielleicht wirklich einfach nicht mehr nachfragen...
"Ich will's aber trotzdem wissen!", schoss es mir da auch schon aus dem Mund. Adrian lachte leise und schüttelte den Kopf.
"Iss lieber was, bevor dein Essen kalt wird."
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Nach dem Essen und einem überaus leckeren Tiramisu, fuhren wir mit der gemieteten Vespa durch die Straßen und Gassen von Rom. Wir kannten hier mittlerweile viele tolle Stellen, also überließ ich es einfach Adrian, wo wir uns noch ein Eis kaufen würden.
Ich war immer noch leeeicht angesäuert wegen seiner fehlenden Antwort und auch irgendwie seines fehlenden Verständnisses, aber tja. Dann sollte er mir halt ein Eis mit vier Kugeln kaufen.
In einer engen Gasse stellten wir das Gefährt ab und Adrian legte einen Arm um mich. Ich versuchte zu schmollen, was mir aber überhaupt nicht gelang. Ich liebte diesen Mann einfach zu sehr.
Als wir auf einen offenen Platz traten, blieb mir kurz die Spucke weg. Hier waren wir nie zusammen gewesen. Es war mittlerweile schon dunkel geworden, aber der Platz und der dazu gehörige Springbrunnen wurden von unzähligen Lichtern beleuchtet.
"Adrian? Wieso sind wir hier?", fragte ich leise und bekam ein klein wenig Bauchschmerzen. Hier hatte ich vor zwei Jahren Adrian mit dieser brünetten Schönheit gesehen. Hier war ich vor zwei Jahren einfach abgehauen. Hier hatte ich vor zwei Jahren gedacht, dass ich Adrian endgültig verloren hatte.
Anstatt zu antworten, zog Adrian mich mit zum Springbrunnen und platzierte mich auf der kleinen Mauer. Er selbst stellte sich vor mich und hob mit seinem Finger mein Kinn an, sodass ich in seine bernsteinfarbenen Augen (die ich immer noch vergötterte) blickte.
"Als ich dich das erste Mal gesehen habe, nur von einem Handtuch bekleidet, hattest du es mir schon irgendwie angetan. Als du dich bei meiner Grillparty angetrunken hast, fand ich dich süß. Den Grund kenne ich übrigens immer noch nicht."
Ich wollte gerade erklären, dass das alles an Sandy lag, aber Adrian legte mir einen Finger auf die Lippen und fuhr fort: "Bei der Wasserschlacht im Garten mit Sandy habe ich das erste Mal wegen dir ein leichtes Kribbeln in meinem Bauch gespürt. Als ich dir auf die Nase gebunden hatte, dass ich ein Callboy wäre, kam in mir das erste Mal der Schmerz auf, dich verletzt zu haben."
Ich schaute ihn mit großen Augen an, keine Ahnung, worauf er hinaus wollte.
"Als du mit Fabio damals Chemie gelernt hast, habe ich das erste Mal einen leichten Anflug von... naja, Eifersucht gemerkt?"
Bei mir fiel ein Groschen. "Aaaah, deswegen hast du damals drei Mal gekling..." Wieder legte Adrian grinsend eine Hand auf meinen Mund.
"Als du mich zum Shoppen mitgenommen hast, habe ich das erste Mal gedacht, in was zum Teufel ich mich da hineingeritten hatte." Er schmunzelte kurz. "Aber als du das mitternachtsblaue Abendkleid angezogen hast... Da habe ich mich in dich verliebt."
Ich hielt die Luft an und versuchte das, was er mir gerade gesagt hatte, irgendwie zu verarbeiten. Dazu ließ er mir aber nicht wirklich Zeit.
"Erst wollte ich das nicht wirklich wahrhaben. Du bist fast acht Jahre jünger als ich, die Tochter meines Nachbarn und wir kannten uns kaum. Aber als ich dich in strömendem Regen vom Joggen aufgesammelt und erzählt habe, dass ich nach Argentinien musste, hatte ich das erste Mal den Verdacht, dass du mir fehlen würdest." Er streichelte mir ein Mal über die Wange.
"Als ich dich mit ins Pub zum Billardspielen genommen habe, war es das erste Mal, dass ich ein Mädchen dort hin mitgeschleppt habe. Und es war ein grandioses Gefühl. Das aber schnell durch das Geflirte mit Dan zerstört wurde."
Oh mein Gott, deswegen war er an dem Abend so miesepetrig - nicht weil er im Spiel verloren hatte, sondern weil Dan sich an mich rangemacht hatte!
"Als ich dann die ganze Sache mit Dan erfahren habe, wusste ich nicht, was ich tun sollte. Dan ist mein bester Kumpel, und ich fing an Gefühle für dich zu kriegen."
"Ich hab übrigens die eine Nacht in deinem Bett geschlafen", gestand ich schnell und hoffte, dass Adrian einfach weiterreden würde.
"Was?!" Er schaute mich kurz fragend, dann schockiert, dann sichtlich amüsiert an. "Na alles klar!" Jetzt lachte er. "Auf jeden Fall... Das alles mit Dan hat mich verrückt gemacht. Ich wusste nicht, was ich tun, denken oder sagen sollte. Ich wusste noch nicht einmal, was ich wirklich wollte. Ich dachte, ich hätte meine Chancen bei dir verspielt - und dabei war ich mir über die Chancen nicht mal wirklich klar gewesen! Aber da wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass ich dich nicht an jemand anderen verlieren wollte." Adrian schaute nachdenklich auf den Boden. Dann hob er wieder den Blick und schaute mich an.
"In der Dunkelkammer... Ich wünschte ich könnte den Abend noch einmal erleben. Der Kuss mit dir... Da wurde mir zum ersten Mal bewusst, wie sehr mein Körper sich nach dir gesehnt hatte..." Er legte kurz seine Stirn an meine und schüttelte dann den Kopf.
"Und dann das ganze Drama nachher... Ich will am Liebsten gar nicht daran denken... Ich kann kaum fassen, dass wir es uns selber so schwer gemacht haben. Aber hier auf diesem Platz, als du vor mir weggerannt bist, dachte ich, dass ich dich für immer verloren hätte. Und da wurde mir mit voller Wucht bewusst, dass ich das nie hätte zulassen sollen. Ich hätte mich schneller, früher für dich entscheiden sollen. Oder, das hatte ich ja, aber ich hätte es dir schon viel früher begreiflich machen sollen. Dann hätte ich uns viel Kummer erspart", grinste er. "Aber jetzt weißt du über die verschiedenen Schritte in meiner Gefühlswelt Bescheid."
Ich schluckte schwer und strahlte ihn glücklich an. "Du hast dir das alles gemerkt...", sagte ich leise und zog ihn etwas näher an mich heran. "Und jetzt weiß ich, wann du dich in mich verliebt hast." Er nickte sachte, legte dann den Kopf etwas schief und drückte mir einen kleinen Kuss auf die Stirn.
"Aber das alles hat keine Bedeutung, Robyn. Denn ich verliebe mich jeden Tag aufs Neue in dich." Ich merkte, wie mir langsam die Tränen kamen. "Ich will, dass das für immer so bleibt. Und deswegen..." Adrian ging vor mir auf die Knie und holte ein Schachtel hervor, die er hoch hielt und öffnete. Etwas glitzerte gewaltig darin.
"Robyn, meine geliebte Muschel. Willst du meine Frau werden?"
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The End.
Hach, es ist ein schönes Gefühl, dass die beiden endlich zusammen sind, auch wenn das bedeutet, dass es jetzt vorbei ist...
Aber gut, alle schönen Dinge haben ein Ende ;)
Aber bevor wir hier einen Roman schreiben - lest lieber die Danksagung ;)
Tyskerfie & HeyGuys77
PS: Wir freuen uns über alle Kommis, die uns sagen, was ihr von unserer Story und dem Ende haltet :D :***
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