38. the unforgivable curse
TW: Mord
bitte denkt daran zu voten.
❀
F L O R E N C E
Mein Herz schlug in einem unruhigen Rhythmus, während ich mich verstohlen gegen die Mauer des
Astronomieturmes drückte und in den Schatten versteckte, den schützenden Todesserumhang Mattheos eng um meine zierlichen Schultern gelegt und die dunkle Kapuze tief in mein Gesicht gezogen.
Draco hatte die Fackeln an den Wänden erloschen lassen, sodass es nur noch das Licht der Nacht war, dass mich etwas von seiner Silhouette erkennen ließ.
Sein silberblondes Haar schimmerte wie ein blasser Mond in der Dunkelheit, während er unruhig auf der Platform hin und her lief, leise vor sich hin murmelte, als versuchte er sich selbst Mut zuzureden für das, was er heute Nacht würde tun müssen.
Was auch immer es war, mit dem Voldemort ihn beauftragt hatte, es machte ihm furchtbare Angst.
Ihn so zu sehen schnürte mir die Kehle zu. Am liebsten wäre ich zu ihm gegangen, hätte ihn umarmt und ihm gesagt, dass ich bei ihm war, doch er durfte nicht wissen, dass ich ihm heute Nacht folgen würde.
Noch nicht.
Denn dann würde mein Zwilling mich mit Sicherheit davon abhalten und das durfte nicht passieren. Auch wenn ich die ältere von uns war, wenn auch nur für ein paar Minuten, hatte mein Zwillingsbruder einen ausgeprägten Beschützerinstinkt mir gegenüber.
Für den ich Draco nur noch inniger liebte.
Ich drückte mich enger gegen die eisige Mauer, als er plötzlich stehen blieb und seine Hände so fest um das metallische Geländer des Turmes klammerte, dass seine Knöchel schon leichenblass hervortraten. Seine Schultern zitterten und einige Sekunden starrte der junge Todesser noch mit angespanntem Unterkiefer in die Dunkelheit, bevor er dissapparierte und nichts als dunkle Rauchschwaden zurückließ.
Ohne zu zögern trat ich an die Stelle an der er gestanden hatte, umfasste das Geländer und schloss die Augen, betete zu Merlin, dass Mattheos Todesserumhang mir bei dem half, was ich vorhatte.
Die Appariersperre des Schlosses umgehen.
Ich atmete tief durch und konzentrierte mich auf den Zauber, mit dem ich meinen Zwilling belegt hatte.
Und als ich das vertraute Gefühl hinter meinem Bauchnabel ziehen spürte wusste ich, dass es mir gelungen war. Zum ersten Mal hatte ich es geschafft, von innen aus dem Schloss heraus zu apparieren.
Doch mir blieb keine Zeit darüber noch länger nachzudenken, denn im nächsten Moment erfassten meine Augen das, was sich nun vor mir befand.
Und der Anblick raubte mir den Atem.
Ich stand am Fuße eines pechschwarzen Berges auf dem ein Schloss thronte, so düster und bedrohlich, dass es mir einen Schauer über den Rücken jagte.
Seine Türme waren spitz, sahen beinahe so aus wie knorrige Finger, die sich in den Himmel reckten, als wollten sie versuchen dem Mond und all seinen funkelnden Sternen ihr Leuchten zu nehmen.
Ich hatte es nie zuvor mit eigenen Augen gesehen und doch wusste ich sofort, an welchem Ort ich nun war. Ich fühlte dunkle und teuflische Magie in der Luft vibrieren, hörte wie mir kopflose Stimmen die verlockendsten Dinge ins Ohr flüsterten, als versuchten sie mich wie schwarzmagische Sirenen mit ihrer nachtfarbenen Dunkelheit zu verführen.
Vor mir lag das magische Institut von Durmstrang.
Einige Minuten stand ich einfach nur da und blickte das Schloss an, während mir ein frostiger Wind so gnadenlos ins Gesicht blies, als wollte er mich zu Tode frieren. Doch ich fror nicht, denn die Magie des Umhangs beschützte mich vor der bitteren Kälte, die dieses Land wie ein eisiger Herrscher regierte.
Ich war tatsächlich in ein anderes Land appariert.
Etwas, das eigentlich unmöglich war. Zumindest, für normalsterbliche Hexen und Zauberer wie mich.
Fasziniert glitten meine Fingerspitzen über das edle Drachenleder des Umhanges, doch bevor ich darüber nachdenken konnte, wozu die Uniform der Todesser noch alles imstande war, sah ich etwas vor mir aufleuchten, was mich sofort in Bewegung versetzte.
Dracos platinblonder Haarschopf.
Hastig wich ich zurück, versteckte mich mit angehaltenem Atem hinter einem wirr flüsternden Busch und betete zu Merlin, dass der junge Todesser, dessen mondblasses Gesicht nun von seiner silbrigen Maske verborgen wurde, mich nicht entdeckte.
Nach einigen Minuten wagte ich es aus meinem Versteck hervorzukommen, legte einen Desillusionierungszauber über meinen Körper, zauberte meine Schritte und Atmung lautlos, bevor ich meinem Bruder den steilen Berg hinauf folgte.
Der Weg war mühsam, denn die Natur um das Schloss herum, schien allem was magischem Blutes war, nicht wohl gesonnen. Hinterlistige Kreaturen lauerten in den boshaft flüsternden Schatten, verfolgten mich aufmerksam mit ihren acht Augen und Rosen mit rasiermesserscharfen Blütenblättern versuchten mir mit ihren giftspeienden Ranken immer wieder hartnäckig den Weg zu versperren.
Dunkle Magie hatte immer ihren Preis.
Und an diesem Ort war es die Natur, die ihn zahlte.
Als ich endlich die Spitze des Berges und damit auch den Eingang der Akademie der dunklen Künste erreichte, war die Klinge meines Dolches bereits durchtränkt mit dem Blut dieser seltsamen Pflanzen.
Hastig wischte ich sie ab und steckte sie zurück, zog meinen Zauberstab und— erstarrte plötzlich.
»Hast du wirklich gedacht, ich würde es nicht bemerken wenn mir jemand folgt, Florence?«
Doch die magisch verzerrte Stimme Dracos war es nicht gewesen, die mich zu Eis gefrieren lassen hatte, sondern sein Ganzkörperklammerfluch, der so mächtig war, dass er mich kaum noch atmen ließ.
Er hob ihn auf, packte mich bevor ich reagieren konnte und zog mich in die Schatten. Seine silbrige Todessermaske wirkte im Licht des Vollmondes noch bedrohlicher, sah aus wie ein Totenschädel und ich konnte genau spüren, wie wütend er war, auch wenn ich sein blasses Gesicht jetzt nicht sehen konnte.
»Was zum Teufel machst du hier, Flo?«
»Wonach sieht's denn aus?«, zischte ich ihn an, zog meinen Zauberstab und hielt ihn fest in meiner Hand umklammert. »Ich werde dir helfen, Bruderherz.«
Draco seufzte und schüttelte den Kopf.
»Nein, du apparierst jetzt zurück nach Hog—«
»Nein, Draco. Ich bleibe und wir machen das hier zusammen. Ich habe mehr als ein halbes Jahr mit Mattheo trainiert. Ich bin stark, viel stärker als du denkst. Du wirst mich nicht los, ich werde nicht—«
Doch im nächsten Augenblick verstummte ich, denn mein Bruder hatte mich in eine Umarmung gezogen.
Etwas, dass er so gut wie niemals tat.
Mein Herz klopfte, während ich sie erwiderte und wir einen langen Moment in den Schatten standen und einander festhielten— einander beschützten.
So wie wir es immer getan hatten.
»Was auch immer es ist, was du heute Nacht tun musst—«, begann ich, als wir uns wieder voneinander lösten. »Wir tun es gemeinsam, Draco. Ich werde nicht zulassen, dass du dabei stirbst. Ich liebe dich und ich werde nicht wieder zurück gehen.«
»Ich liebe dich auch, Schwesterherz«, murmelte seine magische verzerrte Stimme. »Doch das hier ist purer Wahnsinn. Wir könnten sterben. Du bist meine Schwester, ich kann nicht zulassen, dass dir etwas passiert. Es ist meine Aufgabe dich zu beschützen.«
»Mag sein, dass wir heute Nacht beide sterben«, murmelte ich, hob das Kinn und blickte in seine silbrige Maske. »Aber ich werde dich das nicht allein machen lassen. Niemals, Bruderherz. Zwei Zauberstäbe sind besser als einer und das weißt du. Riddle hat mich ausgebildet«, flüsterte ich und versuchte den Gedanken an Mattheo zu verdrängen.
Denn es brachte mein Herz zum flattern.
»Ich beherrsche dieselbe Magie, wie er.«
Draco blieb stumm, doch er nickte.
Wenn mein Bruder eines wusste, dann das es absolut keinen Sinn hatte, mir etwas auszureden. Denn wenn es einen Menschen auf der Welt gab, der noch starrköpfiger war als Draco Lucius Malfoy, dann war es seine Zwillingsschwester Florence Stella Malfoy.
»Wer ist das Ziel?«, flüsterte ich mit angehaltenem Atem, während wir zum Schloss blickten. Doch eigentlich wusste ich die Antwort darauf bereits. Denn die mächtige Aura des Zauberers, der sich an diesem Ort versteckte, hatte ich schon gespürt, in der selben Sekunde, in der ich hier her appariert war.
Eine Aura so mächtig und dunkel, wie die Lord Voldemorts konnte nur zu einem gehören.
Dem schwarzen Magier, der vor vielen Jahren die ganze Welt in Dunkelheit zu stürzen versucht hatte.
»Gellert Grindelwald.«
𓆙
Draco hatte seine Mission über Monate geplant, weshalb er nur wenige Sekunden brauchte, den mächtigen Bann zu brechen, der das magische Institut von Durmstrang vor Eindringlingen schützte.
Ein Blick auf die vergoldete Taschenuhr, die mein Bruder von unserem Großvater Abraxas geerbt hatte, verriet uns, dass es bereits vier Uhr morgens war.
»Wir haben nicht viel Zeit«, flüsterte Draco und zog seinen Zauberstab. »Vergiss unsere Abmachung nicht. Wenn es zu gefährlich für dich wird oder dich dein Armband vor einem Anfall warnt, dann—«
»Bringe ich mich in Sicherheit«, beendete ich mit kühler Stimme seinen Satz, was jedoch mehr als nur gelogen war. Eher würde die Hölle gefrieren, als dass ich meinen Bruder an diesem Ort hier allein ließ.
Für eine Sekunde schloss ich die Augen, veränderte mein Aussehen und meine Größe, sodass ich statt meinen sturmgrauen Augen nun dunkelbraune und statt meines silberblonden Bobs kastanienbraunes Haar hatte, das mir bis weit über den Rücken fiel.
Meine Gabe gab mir die perfekte Tarnung.
Genau wie die Uniform von Durmstrang, die Draco mir vor wenigen Minuten besorgt hatte. Schweren Herzens legte ich den Umhang von Mattheos Uniform ab und versteckte ihn hinter einem Felsen.
Mein Herz pochte, als Draco und ich gleichzeitig unsere Zauberstäbe hoben, bevor wir wie Schatten in die schier ausgestorbene Halle Durmstrangs glitten.
Lautlos machten wir uns auf den Weg die vielen Treppen hinauf, die von der Eingangshalle in die anderen Stockwerke führten. Das gesamte Gebäude war in einem düsteren viktorianischem Stil erbaut worden und wären wir nicht aus einem anderen Grund hier, wäre ich stehen geblieben und hätte die dunkle Schönheit dieser Akademie bewundert.
Schwarze Magie steckte in jedem Detail.
In den aufwändig verzierten Tapeten, den alten Teppichen, den Skulpturen und selbst in den Kronleuchtern, deren flackernde Lichter Schatten seltsam tanzender Kreaturen an die Wände warfen.
Es war atemberaubend und so sehr ich Hogwarts auch liebte, wünschte sich ein Teil von mir unsere Eltern hätten uns damals hier zur Schule geschickt.
»Er schläft im letzten Zimmer des zweiten Korridores«, erklang Dracos Stimme in meinem Kopf. »Denk daran, der dunkle Lord braucht ihn lebend. Ich werde allein vorgehen. Du wartest hier und gibst mir Rückendeckung, sind wir uns einig?«
Ich nickte stumm und sah dem Todesser mit mulmigem Gefühl dabei zu, wie er um eine Ecke verschwand. Endlose Minuten verstrichen, in denen ich in der Dunkelheit stand, den Rücken eng gegen die Wand gepresst und mein Körper voller Adrenalin.
Und dann ließ mich ein ohrenbetäubendes Krachen aufschrecken. Meine Hand zitterte, als ich meinen Zauberstab hob, doch als ich die Treppen hinauf in Richtung des zweiten Stockes stürmte, konnte ich kaum etwas erkennen, denn die Luft des düsteren Ganges war jetzt voller Rauch— und Lichtblitzen.
Ich fühlte mein Armband pulsieren, doch einige gezielt ruhige Atemzüge reichten aus, einen drohenden Anfall zu unterbinden. Entschlossen umklammerte ich meinen Zauberstab und arbeitete mich weiter vor, versuchte in all dem Chaos den hellen Haarschopf Dracos auszumachen.
Panik erfasste mich, als Türen aufsprangen und Stimmen einer fremden Sprache durch den Rauch hallten— vielleicht Russisch oder Bulgarisch, doch ich war zu aufgelöst, um sie erkennen zu können, denn alles an was ich jetzt noch dachte, war Draco.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie ein älterer Mann der offenbar einer der Professoren war, einen mächtigen dunklen Fluch in meine Richtung schleuderte, der mich auseinander gerissen hätte, wäre ich nicht im letzten Augenblick ausgewichen.
Meine Tarnung war bereits aufgeflogen.
Im Gegensatz zum Schloss von Hogwarts, schien es im Institut von Durmstrang nicht viele Schüler zu geben, sodass ein neues Gesicht wohl direkt auffiel.
Fuck.
Ich blockte seinen nächsten Fluch, schickte ihn zu seinem Verursacher zurück, der ihn rücklings die Treppen hinabstürzen ließ. Doch ich war schon zu weit weg, um seinen Aufprall hören zu können.
Schreie füllten den Korridor, der jetzt so dicht mit Rauch geflutet war, dass ich kaum noch etwas sehen, geschweige denn atmen konnte. Ich versuchte mich an die Zauberformel zu erinnern, die Lungen von Rauch befreite, doch sie wollte mir nicht einfallen.
Die Aura Grindelwalds schien wie ein dunkles Herz zu pulsieren und für einen Augenblick war mir, als fühlte ich auch Dracos, doch dann verschwand sie ganz plötzlich, als hätte etwas sie einfach verschluckt.
Panisch rannte ich durch die brennenden Trümmer, dicht begleitet von einer dunklen Vorahnung, die sich im nächsten Augenblick auch leider bewahrheitete.
Eine dunkle Gestalt verfolgte mich, war dicht hinter mir, während ich immer wieder Flüche nach hinten feuerte in der Hoffnung, es würde sie aufhalten.
Vergeblich.
»Bombarda maxima«, flüsterte ich in meiner Not und richtete meinen Zauberstab an die Decke, was sie mit einem lauten Krachen einstürzen ließ und den Korridor hinter mir erfolgreich versperrte.
Hustend und mit einem pulsierenden Armband stürzte ich zum Ende des Flures, doch als ich das Zimmer betrat, indem Grindelwald laut Draco schlief, fand ich nur noch ein klaffendes Loch vor.
Beinahe wäre ich in die Tiefe gestürzt, hätte ich mich nicht im letzten Augenblick am Rahmen festgehalten.
Ich blinzelte, versuchte in dem beißenden Rauch unter mir etwas zu erkennen und hätte beinahe vor Erleichterung aufgeschrien, als ich Dracos hellen Haarschopf entdeckte, der hin und wieder silbrig zwischen den dunklen Rauchwolken aufleuchtete.
Ein Lichtblitz nach dem nächsten schoss aus dem Zauberstab des jungen Todessers, während er sich ein heftiges Duell auf Leben und Tod mit einem älteren, weißhaarigen Mann lieferte, mindestens zwanzig Meter unter mir, direkt in der Eingangshalle.
Gellert Grindelwald.
Und so gebrechlich der alte Mann auch aussah, umso mächtiger waren die schwarzmagischen Flüche, die im Sekundentakt aus seinem Zauberstab hervorbrachen, während er gegen Draco kämpfte.
Meine Lippen begannen vor Furcht zu zittern, denn der schwarze Magier dort unten war viel mächtiger als mein Bruder, das war nicht zu leugnen.
Er würde ihn töten, ihn mir wegnehmen.
Und ich würde meine Familie verlieren.
Ich würde alles verlieren.
Für einige Sekunden ließ ich die Angst in mir gewinnen, ließ es zu, dass sie mich in ihren unnachgiebigen Klauen gefangen hielt. Und dieser kurze Moment der Schwäche, der Unaufmerksamkeit reichte aus, mich bei der nächsten Erschütterung des Gemäuers den Halt verlieren zu lassen—
bevor ich kopfüber in die Tiefe stürzte.
Angst lähmte nicht nur meinen Körper, sondern auch meine Magie, sodass jeder Zauberspruch den ich mit Panik in meinem stürmisch pochenden Herzen murmelte um meinen Sturz abzufangen, fehlschlug.
Ich würde jeden Augenblick sterben.
Und das letzte an das ich dachte, bevor ich die Augen fest zusammenkniff und mich für den Aufprall und damit auch mein Ende bereit machte, war Mattheo.
Und daran, wie sehr ich ihn liebte.
Wie sehr mein Tod ihn zerstören würde.
»Glaub mir, wenn wir hier raus sind, dann werde ich dich definitiv umbringen, kleine Malfoy«, knurrte mir plötzlich eine vertraute dunkle Stimme ins Ohr.
Zitternd öffnete ich die Augen und blickte hoch in das blutüberströmte Gesicht von Mattheo, der inmitten des Rauches stand und mich in seinen Armen hielt, meinen Sturz nicht nur verlangsamt, sondern mich auch noch aufgefangen hatte.
»Theo«, hauchte ich mit heiserer Stimme und krallte meine Hände in seine Uniform. »Du bist hier.«
»Du solltest mir besser zuhören, Darling«, entgegnete der hübsche Lockenkopf mit rauer Stimme, setzte mich behutsam zurück auf die Füße, hielt mich aber weiterhin ganz fest in seinen Armen.
»Ich habe dir gesagt, Lestrange und ich haben ein Auge auf Draco.« Zärtlich schob er mir eine Strähne aus der Stirn, heilte mit einem Flüstern meine blutige Lippe, deren Verletzung ich gar nicht bemerkt hatte.
»Und ich habe dir gesagt, dass ich dich beschützen werde, meine Süße«, flüsterte Mattheo. »Immer.«
Seine rauen Finger hoben sanft mein Kinn.
»Woher wusstest du, dass ich es bin?«, fragte ich, bevor ich meine Fähigkeiten dazu nutzte, mich in Sekunden wieder wie mich selbst aussehen zu lassen.
»War nicht so schwer.« Der hübsche Slytherin hob eine Braue und strich sich mit seiner sehnigen Hand die blutverschmierten dunklen Locken aus der Stirn. »Schließlich hast du vorhin versucht mich mit der Magie umzubringen, die ich dir beigebracht habe.«
Ich biss mir auf die Unterlippe und grinste, als mir klar wurde, dass er die dunkle Gestalt gewesen war, die mich oben in dem düsteren Korridor gejagt hatte.
Um mich zu beschützen.
»Entschuldigung«, flüsterte ich.
»Angenommen«, flüsterte er zurück und sah mich jetzt wieder mit diesem Blick an, der mir die Welt bedeutete und mir Millionen von Schmetterlingen bereitete. Einen langen Moment verloren wir uns in den Augen des jeweils anderen, während die Welt um uns herum in Flammen zu stehen schien.
Dann riss uns eine Explosion fast auseinander.
»Oh mein Gott«, schrie ich vor Schreck, als plötzlich noch jemand vor uns stand, sich schützend vor mich und Mattheo aufbaute, der mich eng an sich zog.
»Immer noch nicht, kleine Slytherin«, sagte eine amüsierte Stimme zu mir, die ich sofort erkannte.
Lestrange zwinkerte mir zu, bevor er einen Schutzzauber heraufbeschwor, der uns vor weiteren umherfliegenden Trümmern bewahrte, die Opfer von Dracos und Grindelwalds Duell waren. »Bleib immer hinter uns«, befahl Mattheo mir, packte meinen Arm und zerrte mich unsanft hinter seinen Rücken.
»Aber Draco—«
»Wir haben alles im Griff«, unterbrach der Sohn des dunklen Lords mich, dessen Augen jetzt ein angriffslustiges Funkeln hatten, als er einen bärtigen, schwarzhaarigen Mann entdeckte, der mit wutverzerrtem Gesicht und erhobenem Zauberstab in unsere Richtung kam. »Wer ist das?«, fragte ich.
»Igor Karkaroff«, knurrte Lestrange an seiner Stelle, der nun dasselbe boshafte Funkeln in seinen Augen hatte, wie Mattheo. »Und er gehört mir, Riddle.«
»Meinetwegen können wir ihn zusammen auseinanderreißen. Aber nur weil ich dich so schrecklich gern habe, Lestrange«, entgegnete Mattheos dunkle Stimme mit einer Spur Sarkasmus.
»Wie großzügig von dir, Boss«, entgegnete der ältere Todesser mit der Narbe ebenso sarkastisch. »Und ich dachte, du teilst nur an Weihnachten mit mir.«
Meine Wangen begannen heiß zu glühen.
Die beiden Jungs tauschten ein teuflisches Grinsen aus. Dann zog Mattheo mich an sich, vergrub eine Hand in meinem Haar und drückte meinen Kopf an seine Brust, sodass ich nicht sehen konnte, was als Nächstes geschah. Doch das ekelerregend gurgelnde und reißende Geräusch, was mir jetzt zu Ohren kam, würde mich wohl bis in die Ewigkeit verfolgen.
»Merlin im Himmel, wie lang hab ich auf diesen Tag gewartet«, sagte Lestrange gut gelaunt und auch wenn ich ihn nicht sehen konnte wusste ich ganz genau, dass der attraktive Todesser jetzt grinste.
»Frag mich mal«, sagte Mattheo, bevor sich seine Schultern plötzlich anspannten. »Fuck, diese elenden Mistviecher haben uns jetzt noch gefehlt.«
»Home sweet hell«, murmelte Lestrange grimmig.
Ich befreite mich aus seinen Armen, umklammerte den Zauberstab in meiner Hand fester, als ich mit aufgerissenen Augen sah, was so eben in die Halle gekrochen war, angelockt durch all die Dunkelheit, die im Sekundentakt aus Grindelwalds und Dracos Zauberstäben hervorschoss, die sich nicht weit von uns entfernt immer noch ein heftiges Duell lieferten.
Eine Horde gigantischer Spinnen, mit langen haarigen Beinen, unzähligen Augen und spitzen Fangzähnen, die unaufhörlich klickten und meine Knie vor Ekel bedrohlich weich werden ließen.
Gleichzeitig hoben wir unsere Zauberstäbe und schossen Flüche auf die mutierten Kreaturen, was die Spinnen jedoch nur noch weiter anstachelte, sie so wütend machte, dass sogar Lestrange zurückwich, auf den sie es offenbar allesamt abgesehen hatten.
»Hab vielleicht mal unbeabsichtigt ihre Eltern getötet«, sagte der Todesser und warf mir einen entschuldigenden Blick zu. »Oder absichtlich.«
Ich warf ihm einen ungläubigen Blick zu, bevor ich zwei der Spinnen in Flammen aufgehen ließ.
Lehrer und Schüler in dunkelroten Uniformen mischten sich nach und nach in den Kampf, denn plötzlich schienen sich alle gegenseitig zu duellieren.
Und dann erstarrte ich.
Wie in Trance sah ich, wie Draco wenige Meter entfernt sein Zauberstab aus den Händen flog. Mit halb zerstörter Maske und zerrissener Uniform sank er auf die Knie, getroffen von einem Fluch.
Und zum ersten Mal sah ich das blasse Gesicht Grindelwalds, der mit erhobenem Zauberstab vor meinem Bruder stand. Eines seiner Augen war gespenstisch weiß, genau wie sein lichtes Haar.
Der schwarze Magier hatte eine seltsam helle Erscheinung— und doch war kein Licht in ihm.
Denn als sich seine Augen verdunkelten wusste ich, dass er meinen Bruder töten würde. Draco würde sterben und ich würde meinen Zwilling verlieren.
Und dann rannte ich.
Grindelwalds Lippen formten die vertrauten Worte, die einer jeden Seele das Leben aushauchten— und doch war es der alte Mann, der nun sein Leben ließ.
Getroffen von meinem präzisen Todesfluch.
Mitten zwischen seine gespenstischen Augen.
Und nie war mir ein Zauberspruch leichter von den Lippen geglitten als der Avada Kedavra, mit dem ich das Leben von Gellert Grindelwald beendete, bevor er das meines Zwillingsbruders auslöschen konnte.
Und dann verstand ich, wieso der Avada Kedavra unverzeihlich war. Weil es kein zurück mehr gab, kein zurück aus der Dunkelheit, hatte man auch nur ein einziges Mal von dieser Art von Magie gekostet.
Denn im selben Augenblick, in dem der leuchtend grüne Lichtblitz die Spitze meines Zauberstabes verlassen hatte, hatte die Dunkelheit ihre scharfen Krallen nach mir ausgestreckt und war in mich über geflossen, blieb nun auf ewig ein Teil von mir.
Ein Teil meines Herzen.
Die Dunkelheit umhüllte mich, flutetet meinen Verstand, gab meiner Seele all das, wonach sich die Slytherin in mir schon eine lange Zeit verzehrte.
Macht.
Meine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln so teuflisch, dass es mir sogar selbst Angst einjagte.
Berauscht von der dunklen Magie, die ich heraufbeschworen hatte, bemerkte ich nur vage, wie mich jemand am Arm packte und alles um mich herum in einem Wirbel aus Schatten verschwamm.
Als der Schwindel des unerwarteten Apparierens langsam verblasste, hob ich das Kinn— und blickte direkt in einen atemberaubenden Sternenhimmel.
Raue Hände packten meine Schultern, wirbelten mich herum und begannen sie vor Zorn zu schütteln. »Bist du wahnsinnig?«, knurrte Mattheo mich an.
»Wo ist Draco—«, panisch schnappte ich nach Luft.
»Es geht ihm gut, er und Lestrange bringen die Leiche zum dunklen Lord. Er wird wütend sein, weil er ihn lebend wollte, doch er wird darüber hinwegsehen, da er ihm schon viele Jahre nachjagt«, schnitt der Slytherin mir das Wort ab, prüfte mein Armband, bevor er wieder meine Schultern packte.
»Das heute war ein großer Erfolg für uns. Doch es war die Aufgabe deines Bruders. Du hättest sterben können. Grindelwald hätte dich töten können. Ich hab gesagt, du sollst verflucht nochmal hinter mir bleiben. Warum tust du nie was ich dir sage?«
»Er hätte Draco getötet«, schrie ich ihn an.
»Nein hätte er nicht, ich hatte ihn im Visier. Wie konntest du nur so leichtsinnig sein? Du hättest sterben können. Du hättest das nicht tun müssen.«
Verärgert sah ich ihn an. »Wieso kümmert es dich überhaupt ob ich sterbe?«, fauchte ich wütend.
»Weil ich dich liebe, du dumme kleine Hexe«, brüllte er mich jetzt aggressiv an und schüttelte mich durch.
Seine Worte ließen mich das Atmen vergessen.
»Weil ich dich so sehr liebe, dass allein der Gedanke daran dich zu verlieren, dich nicht mehr bei mir zu haben—« Mattheo brach ab, umfasste mein Gesicht mit seinen rauen Händen und küsste mich.
Wütend, sehnsüchtig, schier verzweifelt.
Ein Kuss voller Emotionen, erfüllt von Liebe.
»Ich liebe dich, Florence Stella Malfoy«, flüsterte der Sohn des dunklen Lords an meinen Lippen. »Ich liebe dich bis zum Mond und zurück— nein mehr als alle verfluchten Planeten und Sterne im Universum.«
Mattheo küsste mich, wieder und wieder.
»Es tut mir leid, dass ich wegen der Hochzeit gelogen habe. Ich wusste nicht, wie ich es dir sagen sollte, ich wollte das zwischen uns nicht kaputt machen. Fuck, Du bist das einzig gute in meinem Leben, Flory.«
Ich bemerkte erst, dass ich zu weinen angefangen hatte, als Mattheo meine Tränen davon küsste.
»Theo, Ich lie—«, doch Mattheo presste mir seine Hand auf den Mund und ließ mich verstummen.
»Nein, sag es nicht«, hauchte er traurig und blickte mich flehend an. »Du darfst es nicht sagen. Er findet es in meinen Kopf. Er findet es, er findet alles und er wird dich—«, doch Mattheos raue Stimme versagte plötzlich, als hätte er Angst diesen Satz zu beenden.
Ich nahm seine Hand und schob sie davon.
»Ich liebe dich auch, Mattheo«, flüsterte ich, was Tränen in den Augen des Slytherin glitzern ließ.
»Und ja mein Abschluss ist mir wichtig. Aber du—«, ich strich ihm eine dunkle Locke aus seiner Stirn.
»Du bist mir viel wichtiger, Theo.«
»Florence—«
Doch diesmal war ich es, die ihn mit einem Kuss zum schweigen brachte. Mattheo erwiderte ihn und einen langen Moment standen wir zitternd in der Dunkelheit, hielten einander fest und küssten uns.
Blutüberströmt— doch am Leben.
»Obliviier mich«, flüsterte er an meinen Lippen, bevor er sich vorsichtig von mir löste. Ich bemerkte, dass er sich seinen linken Unterarm rieb. »Er ruft mich zu sich. Du musst mir die Erinnerung daran nehmen. Ich hätte es nicht aussprechen dürfen, doch ich wollte, dass du weißt, was ich für dich empfinde.«
»Aber—«
»Nur diesen kurzen Moment in dem wir es uns gesagt haben. Nur diesen einen, bitte«, flehte er. »Nur so kann ich dich vor ihm beschützen.«
Unter Tränen nickte ich, und trat ein wenig zurück, merkte erst jetzt, dass er uns auf den Astronomieturm des Schlosses appariert hatte.
Und auch wenn mein Herz nun in tausend Stücke zerriss, hob ich meinen Zauberstab und löschte die Erinnerung an die drei Worte aus seinem Kopf, die mir die Welt bedeuteten. Mit denen er mich trotz allem was zwischen uns passiert war, zum glücklichsten Mädchen der Welt gemacht hatte.
Ich löschte sie in dem Wissen, dass ich sie vielleicht nie wieder von ihm hören würde. Mattheo vergaß, was er zu mir gesagt hatte— und auch was ich zu ihm gesagt hatte, doch ich würde es niemals vergessen.
Als es vorüber war, lehnte er seine Stirn an meine, ließ mich einige Minuten seine Locken kraulen, bevor er sich wieder von mir löste. Seine dunklen Augen glitten an mir hinab, dann umspielte ein teuflisches Grinsen seine sinnlichen Lippen. »Diese Uniform«, murmelte er mit rauer Stimme, während das Feuer in seinen Augen Flammen über meine Haut tanzen ließ.
»Fucking Hell, kleine Malfoy.«
Ich lächelte, woraufhin er mich wieder an sich zog und mir einen Kuss auf die Lippen hauchte. »Ich muss jetzt ins Riddle Manor«, flüsterte er an meinen Lippen. »Aber wenn ich zurück bin, werde ich dich nicht mehr aus meinen Armen lassen. Nie wieder.«
Und diesmal glaubte ich ihm.
»Beeil dich.« Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und stahl dem Jungen mit den chaotischen dunklen Locken vor mir einen weiteren Kuss, so wie er auch ohne zu fragen einfach mein Herz gestohlen hatte.
»Werde ich, meine hübsche Slytherinprinzessin«, flüsterte Mattheo und zog etwas glitzerndes aus seiner Tasche, was meine Augen aufleuchten ließ.
Es war die diamantene Kette mit der Blume, die er mir zu meinem Geburtstag geschenkt hatte. Die Kette, von der ich dachte sie wäre für immer fort. »Meine Kette«, flüsterte ich gerührt.
»Dreh dich um«, befahl er mir mit dunkler Stimme.
Ich tat was Mattheo von mir verlangte, fühlte meinen ganzen Körper kribbeln, als er die Kette zurück an meinen Hals brachte, dort wo sie hingehörte, bevor seine Lippen zärtlich meinen Hals küssten. »Wirf sie nochmal über das Geländer und ich erdrossele dich damit, Malfoy«, raunte er mir drohend ins Ohr.
»Werd ich nicht«, flüsterte ich lächelnd.
Und dann war ich allein auf dem Astronomieturm.
Allein unter den funkelnden, schweigsamen Sternen, die wie ich niemals vergessen würden, dass wir einander heute Nacht unsere Liebe gestanden hatten.
Mattheo Riddle liebte mich.
So wie ich ihn liebte.
Bis zum Mond und zurück.
Mit klopfendem Herzen drehte ich mich um, um meine beste Freundin aufzuwecken und ihr zu sagen, dass er mich liebte— doch ich kam nicht weit.
Denn plötzlich stand Mattheo wieder vor mir.
In seinen dunklen Augen nichts als Panik.
»Was ist?«, flüsterte ich erschrocken, tastete nach seiner rauen Hand und nahm sie ganz fest in meine.
Sie zitterte.
»Der dunkle Lord hat nach dir verlangt.«
𓆙
130k Wörter später
und sie haben es sich endlich gesagt..
happy oder sad end, was denkt ihr?
bitte denkt ans voten,
wenn euch die Geschichte gefällt
und ihr weiterlesen wollt ♡
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top