28. broken hearts and bones

F L O R E N C E

Angestrengt kniff ich die Augen zusammen und versuchte mich auf die Anweisungen zu konzentrieren, die in meinem Zaubertränke für Fortgeschrittene standen, das aufgeschlagen neben meinem Kessel lag, doch die Müdigkeit hatte damit begonnen mir langsam den Verstand zu vernebeln.

Bereits seit Stunden stand ich in einem von Snapes privaten Laboren und arbeitete die endlos lange Liste an Zaubertränken ab, die er mir gegeben hatte.

Mein Kopf schmerzte von all den giftigen Dämpfen, die in allen möglichen Farben von den Kesseln aufstiegen und sich in dem kleinen Raum verteilten.

Für einige Sekunden schloss ich die Augen und rieb mir fluchend die schmerzenden Schläfen und als ich sie wieder öffnete seufzte ich geknickt, denn dieser kurze Moment hatte ausgereicht, den Trank lebenden Todes zu ruinieren, an dem ich gerade arbeitete.

Ich spürte wie ich endgültig die Geduld verlor, doch gerade als ich kurz davor war den Kessel zu leeren— in dem ich ihn aus Wut einfach umschubste, öffnete sich die Tür und Enzos Gesicht kam zum Vorschein.

»Merlin, hier steckst du«, seufzte der Slytherin erleichtert und schenkte mir ein freundliches Lächeln, das ich jedoch nicht erwidern konnte. »Hab den ganzen Kerker nach dir abgesucht. Die anderen sind auf ein Butterbier in die Drei Besen und—«

»Ich bin beschäftigt«, giftete ich ihn an. »Ich hab keine Zeit ins Drei Besen zu gehen. Ich muss diese verfluchte Liste bis morgen abgearbeitet haben.«

»Ja das dachte ich mir«, entgegnete Enzo, völlig unbeeindruckt von meinem Zorn. »Deshalb bin ich hier, Florence Liebes.« Grinsend zog er drei Flaschen köstlich aussehendes Butterbier aus seinem Umhang. »Und ich habe Hilfe mitgebracht.« Ich fühlte wie die Wut in nur Sekunden von mir abfiel, als hinter ihm der Haarschopf von Hermine zum Vorschein kam.

Sofort hatte ich ein schlechtes Gewissen und wäre beinahe vor den beiden in Tränen ausgebrochen.

Dankbar sah ich meine Freunde an und nahm das Butterbier, das Enzo mir reichte, trank den herrlich schmeckenden Inhalt fast in einem Zug, worauf Enzo gleich für Nachschub sorgte. »Wollt ihr wirklich so euren Samstagabend verbringen?«, seufze ich leise und beobachtete Hermine dabei, wie sie sich prüfend der Reihe nach über die blubbernden Kessel beugte.

»Mit den beiden hübschesten und vor allem begabtesten Hexen unseres Jahrgangs?«, entgegnete Enzo grinsend und legte seinen Arm um mich. »Könnte mir nichts besseres vorstellen als das.«

Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich sah, wie Hermines Wangen leicht rosa anliefen. »Ist doch selbstverständlich, Florence. Freunde helfen einander.« Die Gryffindor schenkte mir ein freundliches Lächeln, doch als sie sich wieder daran erinnerte, für wen diese Tränke waren, verblasste es.

Sie vermisste Harry und Ron, genau wie Ginny, Fred und George und auch all ihre anderen Freunde, die entweder tot— oder kurz nach der Schlacht von Hogwarts untergetaucht waren, während sie gezwungen war, weiter nach Hogwarts zu gehen um jeden Tag an Harrys Totenschädel vorbeizulaufen.

Ich fragte mich was sie dem dunklen Lord wohl getan haben musste, um solch eine Strafe zu verdienen.

Doch ich wagte es nicht sie zu fragen.

Wortlos zog sie ihr Zaubertränke für Fortgeschrittene hervor und machte sich an die Arbeit, genau wie Enzo und ich. »Ist sonst alles in Ordnung?«, fragte mich der Slytherin mit gedämpfter Stimme.

Ich gab keine Antwort, nickte nur schwach, während ich den missratenen Trank lebenden Todes mit einem Schlenker meines Zauberstabes verschwinden ließ, bevor ich damit begann ihn neu anzusetzen.

Ich hoffte Snape würde nicht bemerken, dass ich mehr Zutaten aus seinem privaten Vorratsschrank gebraucht hatte als nötig. Seit Lord Voldemort an der Macht war, waren sowieso schon seltene Zutaten wie Mondtau oder auch Wermutaufguss noch schwerer zu beschaffen als sonst, denn aus Angst vor seiner brutalen Todesserarmee täuschten viele Zauberer mittels dieses tiefen Schlaftrunkes ihren Tod vor.

Ich bemerkte erst, wie sehr meine Hand zitterte, als Enzo sie plötzlich in seine nahm. Sanft strich er mir über die Fingerknöchel und zog mich zur Seite.

»Sagst du mir, was zwischen dir und Mattheo vorgefallen ist?«, fragte er mit leiser Stimme und sah kurz zu Hermine, doch die Gryffindor wirkte so hochkonzentriert, dass sie es wohl nicht einmal bemerkt hätte, wenn der Raum in Flammen stünde.

»Wie kommst du darauf, dass etwas vorgefallen wäre?«, fragte ich kühl, zog meine Hand aus seiner und beugte mich wieder über den Kessel. »Zwischen Riddle und mir ist absolut nichts, rein gar nichts.«

»Habt ihr euch wieder gestritten?«, hakte er vorsichtig nach, seine Stimme so sanft und liebevoll, dass ich ihm am liebsten um den Hals gefallen wäre.

Doch ich tat es nicht, denn als ich ihn wieder ansah bemerkte ich, dass Kummer und Sorge tiefe Schatten unter seine Augen gezeichnet hatten. Der Erbe der Berkshire Dynastie hatte selbst genug eigene Probleme und ich würde den Teufel tun, ihn auch noch mit der Angst um meine Familie zu belasten.

Enzo liebte ein Mädchen, dass er nicht lieben durfte und würde bald das dunkle Mal bekommen und zu einem Todesser werden. Etwas, das die Verbindung zwischen ihm und Hermine dann unmöglich machte.

Er liebte sie von ganzem Herzen, das war offensichtlich. Doch ihr Liebe hatte keine Zukunft.

»Du kannst mit mir darüber reden, das weißt du doch oder Liebes?«, sagte Enzo leise, woraufhin ich schluckte. »Ich habe bemerkt, wie ihr einander anseht, genau wie ich euren Kuss gesehen habe.«

»Welchen Kuss?«

Enzo hob eine Braue.

»In der Silvesternacht?«

»Zwischen uns ist nichts, Enzo«, entgegnete ich leise und starrte auf den Inhalt des Kessels, während ich darin rührte und dabei zusah, wie sie sich langsam blasslila verfärbte. »Ich empfinde nur Hass für ihn.«

»Das ist nicht wahr und das weißt du«, seufzte Enzo, während er einen der fertigen Tränke in kristallene Fläschchen abfüllte. »Ich weiß, dass Mattheo nicht immer einfach ist, doch er würde nie—«

»Was würde er nie?«, fauchte ich plötzlich aggressiv, was den Slytherin neben mir zusammenzucken ließ.

»Zulassen, dass der dunkle Lord meine ganze Blutlinie ausrottet, wenn mein Bruder oder mein Vater ihn noch einmal enttäuschen, so wie die Malfoys es schon seit Jahren tun?« Ich fühlte plötzlich Hermines Augen auf mir, doch der feuerspeiende Drache aus Wut, der jetzt in meiner Brust tobte, war einfach nicht mehr aufzuhalten.

Ich war es leid, dass er ihn ständig in Schutz nahm.

Ich liebte Enzo von ganzem Herzen, doch seine Loyalität gegenüber Mattheo machte mich wütend.

»Denn genau damit hat Voldemort meinem Bruder gedroht und Riddle hat mir deutlich klar gemacht, dass es ihm egal ist wenn meine Familie stirbt. Es ist nur Dunkelheit in ihm, Lorenzo. Nichts als Dunkelheit. Also hör endlich auf ihn zu verteidigen.«

Enzo starrte mich an, seine liebevollen braunen Augen vor Entsetzen geweitet. Sofort bereute ich meine Worte, denn ich hatte ihn nicht noch damit belasten wollen. Merlin, ich war eine Idiotin.

»Flory Liebes, egal was er dir im Streit gesagt hat, Mattheo würde niemals zulassen, dass dir oder deiner Familie etwas geschieht, ich kenne ihn und—«

Doch seine Worte gingen in einem ohrenbetäubenden Klirren unter, denn meine Wut hatte die Gläser, die auf den staubigen Regalen verteilt gestanden hatten zum platzen gebracht. Fluoreszierender Schleim begann über den Fußboden in unsere Richtung zu kriechen und der Geruch davon bereitete mir eine elende Übelkeit.

»Reparo«, murmelte Enzo ohne seine besorgten Augen dabei von mir zu nehmen, woraufhin seine Magie die Spuren meines Zorns rückgängig machte.

Ich fühlte wie mein Armband leicht zu pulsieren anfing und ballte meine zitternden Hände zu Fäusten, versuchte verzweifelt die rasende Wut in mir irgendwie unter Kontrolle zu bekommen, bevor ich noch das ganze Tranklabor ins Chaos stürzte.

Meine Fingerspitzen kribbelten und ich hatte das seltsame Bedürfnis, dunkle Magie heraufzubeschwören und Dinge zu zerstören.

Ich erkannte mich plötzlich nicht mehr wieder.

»Lass gut sein Enzo«, erklang Hermines sanfte Stimme, die jetzt neben mir stand und mir beruhigend eine Hand auf die Schulter legte. Ihre liebevolle Berührung fühlte sich tröstend an.

»Du brauchst dringend etwas Ruhe, Florence«, sagte die Gryffindor nun mit bestimmter Stimme zu mir.

»Deshalb gehst du jetzt ins Bett und schläfst. Enzo und ich werden die Liste weiter abarbeiten, du kannst dich auf uns verlassen.« Ich schluckte und hob das Kinn, blickte meine Freunde an, die mir jetzt aufmunternd zunickten, bevor Hermine mich einfach umdrehte und sanft in Richtung Tür schob.

Das schlechte Gewissen nagte an mir, weshalb ich mir unbedingt etwas einfallen lassen musste, wie ich mich für ihre Hilfe bei ihnen bedanken konnte. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich die Schatten, die den Korridor der Kerker wie eine Gewitterwolke verdunkelten, erst bemerkte, als es zu spät war.

Der Slytherin mit den absolut verschwuschelten dunklen Locken lehnte neben dem Eingang zum Gemeinschaftsraum der Slytherin mit dem Rücken gegen die eisige Steinmauer, den Blick starr zu Boden gerichtet, als würde er dort auf etwas warten.

Als ich näher kam hob er den Kopf. Ich wollte ihn nicht ansehen, wollte so tun als existierte dieser Junge für mich nicht mehr, doch ich konnte nicht anders als ihn anzustarren, denn seine schattenhafte Aura und die dunkle Magie die ihn stets umgab zog mich an, wie eine verfluchte Motte das Licht.

Ich erlaubte mir einige Sekunden der Schwäche in denen ich hoffnungslos im Anblick seiner dunklen und schier mysteriösen Schönheit ertrank, bevor ich das Kinn hob und wortlos an ihm vorbei stolzierte.

Doch gerade als ich der magischen Schlange die den Eingang zum Gemeinschaftsraum bewachte das Passwort zuflüstern wollte, legten sich seine rauen Finger um meinen Unterarm und zogen mich zurück.

Sanft, doch effektiv.

Meine Augen fielen auf die Stelle an der er mich berührte, woraufhin er mich sofort losließ. Ich zwang mich ruhig zu atmen und die Wut die ich auf diesen Jungen hatte nicht die überhand gewinnen zu lassen.

Er verdiente weder meine Tränen—

noch sonst irgendein anderes Gefühl von mir.

Selbstbewusst hob ich das Kinn und sah ihn an.

Mattheo starrte zurück, vollkommen sprachlos.

In seinen dunklen Augen lag ein Ausdruck, den ich bisher nur einmal darin gesehen hatte. In der Nacht, in der er mich aus seinem Zimmer geworfen hatte.

Reue.

Doch nachdem was er gesagt hatte, war es zu spät.

Zu spät für ihn, für uns und für mein kaltes Herz, dass der Sohn des dunklen Lords in Stücke gerissen hatte. Ich vertraute ihm nicht, würde ihm niemals vertrauen können. Denn alles was ich fühlte, als ich ihm jetzt in sein hübsches Gesicht blickte war Hass.

Seine Augen fielen plötzlich auf die Stelle an meinem Hals, an der sonst die diamantene Blume geglitzert hatte, die er mir zum Geburtstag geschenkt hatte.

Doch die Kette war fort, denn in der Nacht in der mir der Todesser jegliche Hoffnung auf eine Zukunft mit meiner Familie an meiner Seite genommen hatte— hatte ich sie vom Astronomieturm geworfen.

Mattheo versuchte in meinen Geist einzudringen um meine Gedanken zu lesen, doch ich blockte seine Legilimentik ab. Er blinzelte, versuchte es jedoch nicht noch einmal. Eine gefühlte Ewigkeit starrten wir einander an, doch als der Slytherin immer noch nichts sagte, drehte ich mich um, flüsterte das Passwort und ließ ihn allein in der Dunkelheit zurück, genau so wie er es mit mir gemacht hatte.

𓆙

Der eisige Februarwind schlug mir aggressiv seine Faust ins Gesicht, ließ mich jetzt kaum noch die Hand vor Augen sehen, während ich angestrengt versuchte, meinen Feuerblitz in Position zu halten.

Doch der Sturm, der über dem Quidditchfeld aufgezogen war, machte es mir beinahe unmöglich.

Das heiß ersehnte Match Slytherin gegen Gryffindor war bereits zwei Mal wegen des unberechenbaren Wetters, das uns schon seit den Weihnachtstagen in seinen eisigen Klauen gefangen hielt, verschoben worden. Doch als Kapitänin meines Teams hatte ich darauf bestanden es heute stattfinden zu lassen— zu lang hatte unsere Mannschaft schon darauf gewartet.

Angesichts der Kälte, die mich mittlerweile meinen Körper nicht mehr spüren ließ, bereute ich es, doch die Slytherin in mir war natürlich viel zu Stolz um zuzugeben, dass es eine dumme Idee gewesen war.

Stattdessen machte ich gute Miene zum bösen Spiel und nutzte die schlechte Sicht aus, um meine Gegenspieler in die Irre zu führen. Angestrengt blinzelte ich, denn der Eisregen, der jetzt aus den dunklen Wolken wie tödliche Geschosse auf die Erde regnete, nahm mir beinahe vollkommen die Sicht.

In einem waghalsigen Manöver zog ich meinen Feuerblitz mitten im Sturzflug nach oben und rammte die Jägerin der Gryffindor Demelza Robbins so hart von der Seite, dass sie den Quaffel fallen ließ, ich ihn mir schnappte, einen Rückwärtssalto machte und direkt in die Torringe der roten Löwen feuerte.

Ich hatte keine Ahnung wie der Spielstand war, doch ich betete zu Merlin, dass Draco endlich den Schnatz fand, denn es hatte plötzlich angefangen zu donnern. Hastig wich ich einem der Klatscher aus, der mich um Haaresbreite beinahe vom Besen geworfen hätte.

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Draco an mir vorbei schoss und etwas in meine Richtung brüllte, bevor er dem Schnatz weiter hinterher jagte.

Der Wind hatte seine Worte verschluckt, doch als es plötzlich zu blitzen anfing, wusste ich, was er mir hatte mitteilen wollen. Und zwar, dass ich sofort das Spielfeld verlassen musste, denn die grellen Lichtblitze des Unwetters triggerten meine Anfälle.

Doch ich dachte nicht mal daran.

Wir mussten um jeden Preis heute gewinnen.

Verlieren war keine Option— und vor allem nicht gegen das rotgoldene Loserteam von Gryffindor.

Also ignorierte ich das Unwetter— sowie das immer stärker werdende Pulsieren an meinem Handgelenk und zog meinen Feuerblitz höher, um dann im riskantem Sturzflug auf Demelza hinab zu rasen, die sich den Quaffel wieder geschnappt hatte und nun geradewegs auf die Torringe Slytherins zuflog.

Doch das Wetter war so stürmisch, dass sogar mein Feuerblitz nicht dagegen ankam, der wohlgemerkt der schnellste Rennbesen auf dem Markt war.

Ich war so kurz davor der Jägerin Gryffindors den Weg abzuschneiden, als ich es plötzlich fühlte.

Die Aura, die meinen Körper stets mit Schwindel heimsuchte, bevor meine tückische Krankheit die Kontrolle über meinen Körper übernahm und es nun auch vor meinen Augen blitzen ließ. Ich kniff sie zusammen und versuchte angestrengt gegen den drohenden epileptischen Anfall anzukämpfen.

Vergeblich.

Ich hörte Dracos vertraute Stimme meine Namen schreien, doch ich wusste, dass er ebenfalls kaum gegen den Sturm ankam. Mein Armband glühte so heiß, dass es mir nun beinahe die Haut verbrannte.

Mit geschlossenen Augen klammerte ich mich an meinen Feuerblitz, versuchte ihn zum hinabsinken zu bewegen, als ich plötzlich bemerkte, wie erst meine Hände, dann meine Beine und schließlich der Rest meines Körpers unkontrolliert zu zucken begannen.

Meine Augen verdrehten sich nach innen, dann erfasste mich ein Gefühl freien Falls, bevor mich Schmerz und Dunkelheit endgültig verschluckten.

𓆙

Das erste was ich hörte, als ich wieder zu mir kam, war der Sturm, der gegen die Fenster peitschte und sie in einem unruhigen Rhytmus klirren ließ.

Benommen blinzelte ich und versuchte mich zu bewegen, doch mein Körper schmerzte so sehr, dass ich es schon nach dem ersten Versuch aufgab. Meine Lider flatterten und ich brauchte einen Moment, bis ich scharf sehen konnte und sich meine Augen an das schwache Kerzenlicht gewöhnt hatten, das die gesamte Umgebung in ein gedämpftes Licht tauchte.

Ich erkannte sofort die Decke des Krankenflügels, denn es war nicht das erste Mal, dass ich hier gelegen hatte. Zu oft hatte ich mich schon beim Training verletzt, was auch kein Wunder war, wenn dein Team aus einer Menge grobmotorischer Idioten bestand.

Doch nie hatte ich solche Schmerzen gehabt.

Wellen heißen Schmerzes schossen durch meinen Körper, als ich versuchte meinen Arm zu heben, um mir eine Haarsträhne aus den Augen zu schieben.

Ich stöhnte leise und zuckte zusammen, als ich bemerkte, dass ich überhaupt nicht allein war.

Jemand war bei mir.

Jemand mit chaotischen dunklen Locken, die ihm verwuschelt in die Stirn fielen, der neben meinem Krankenbett auf einem der verdammt unbequemen Stühle saß und mich ansah, ein ungewohnter Ausdruck von Besorgnis auf dem hübschen Gesicht.

Mattheo.

Er trug einen dunkelgrünen Pullover mit dem Slytherinwappen auf der Brust, auf seinem Schoß ein in der Mitte aufgeschlagenes Buch mit dem Titel Die Geheimnisse der dunkelsten Kunst. Ich starrte es an, denn für einen Moment war mir, als flüsterte es.

Ich versuchte mich aufzusetzen, doch er schüttelte den Kopf. »Du solltest dich nicht unnötig bewegen«, sagte der Slytherin mit gedämpfter Stimme zu mir und griff nach der Flasche mit Schmerztrank, die auf dem hölzernen Nachttisch neben dem Bett stand.

Ein warmes Gefühl breitete sich in mir aus als ich sah, dass er voller Blumen, Süßigkeiten aus dem Honigtopf und Karten mit Genesungswünschen war.

»Dein Arm und dein Bein sind gebrochen.«

Ich schluckte und blickte an mir hinab, bemerkte erst jetzt, dass mein linker Arm und mein linkes Bein stark verbunden waren. Bei meinem Sturz vom Besen musste ich auf die Seite gefallen sein, denn auch meine Rippen und meine Hüften schmerzten extrem.

Sie mussten mich umgezogen haben als ich bewusstlos gewesen war, denn statt meines dunkelgrünen Quidditchoutfits trug ich die grässlichen rosafarbenen Krankenflügel Pyjamas, was meine Wangen vor Verlegenheit erröten ließ.

»Hier, trink das«, murmelte der Slytherin, der plötzlich neben meinem Bett kniete, mir half mich etwas aufzurichten und mir dann ein Glas an die Lippen drückte, in dem eine klare Flüssigkeit schwappte, die mir etwas von den Schmerzen nahm.

»Was ist passiert?«, murmelte ich und sah zu den Fenstern, hinter denen es stockdunkel war. Es war ruhig im Krankenflügel, denn ich schien in dieser heutigen Nacht die einzige Patientin hier zu sein.

»Du hattest einen Anfall und bist vom—«

»Nein, ich meinte wer das Spiel gewonnen hat«, unterbrach ich den Slytherin augenrollend, was ich jedoch gleich wieder bereute, denn die Bewegung ließ einen heißen Schmerz durch meinen Kopf schießen.

Kraftlos ließ ich mich wieder zurück in die Kissen sinken und sah zu Mattheo, der immer noch neben meinem Bett kniete und mit unlesbarer Miene auf mich hinabblickte. »Das Spiel wurde abgebrochen, sie dachten du wärst—«, doch der Slytherin brach ab.

Enttäuscht wandte ich den Blick ab, fühlte wie mir trotz des Schmerzmittels plötzlich ganz elend wurde.

Mir war kalt und ich hatte schreckliche Schmerzen.

»Was machst du hier?«, flüsterte ich, als mir ein Blick auf die magische Uhr an der Wand sagte, dass es bereits mitten in der Nacht war. Ich fühlte seine Augen auf mir, doch ich sah ihn nicht an und starrte stattdessen an die Decke über meinem Krankenbett.

Mattheo schwieg einen langen Moment.

»Wir sind verlobt, ich habe mich also irgendwie verpflichtet gefühlt, Malfoy«, murmelte er dann und setzte sich wieder auf den Stuhl neben dem Bett.

Seine tiefe Stimme war plötzlich ganz kühl.

»Du kannst gehen«, flüsterte ich kaum hörbar und schloss die Augen, als sich alles zu drehen anfing.

»Ich werde heute Nacht nirgendwohin gehen.«

»Ich will dich aber nicht hier haben, Riddle.«

Vorsichtig versuchte ich mich auf die Seite zu drehen, doch die Schmerzen machten es mir unmöglich. Mir war plötzlich so kalt, dass ich am ganzen Körper anfing zu zittern, was es nur noch schlimmer machte.

Ich presste die Lippen aufeinander und versuchte tapfer zu sein, den Schmerz einfach zu ignorieren.

Vergeblich.

Als ein gequältes Jammern meine Lippen verließ, fühlte ich ihn plötzlich ganz nah bei mir. Der Geruch seines Shampoos umhüllte mich wie eine Wolke.

»Werden die Schmerzen nicht besser?«, fragte er leise, woraufhin ich nur schwach den Kopf schüttelte.

Ich spürte wie er die Bettdecke ein wenig höher zog, doch es half nicht. Immer noch zitterte ich wie verrückt. »Bitte geh einfach weg«, bat ich ihn, denn ich wollte nicht, dass er mich so verletzlich sah.

Ich wollte nicht, dass er sah wie schwach ich war.

»Nein.«

Ich blinzelte, als ich bemerkte wie er aufstand und starrte ihn an, als er sich den Pullover über den Kopf zog und ihn auf den Stuhl neben dem Bett legte.

Ich bemerkte erst, dass ich beim Starren auf seinen muskulösen Oberkörper den Atem angehalten hatte, als mir nur noch schwindeliger wurde. Perplex beobachtete ich ihn dabei, wie er sich seine Hose auszog, bevor er die Bettdecke zur Seite schob und sich einfach zu mir legte, nur noch in seiner Boxer.

Sein halbnackter Körper glühte förmlich und ich wimmerte leise, ließ es jedoch widerstandslos zu, als er den Arm um meine Taille legte und mich ganz vorsichtig an sich zog, mein gebrochenes Bein und meinen Arm so positionierte, dass ich bequem lag.

Halb in den Kissen, halb in seinen Armen.

Und es fühlte sich wie der pure Himmel an.

Die Wärme die er ausstrahlte, ließ mich sofort ein wenig besser fühlen. Ein Teil von mir wollte es nicht, wollte nicht mit ihm zusammen in einem Bett liegen, wollte nicht von ihm getröstet werden und mit ihm kuscheln nachdem er mich so verletzt hatte— doch ein anderer, größerer Teil wollte nichts mehr als das, sehnte sich nach diesem Jungen und seiner Nähe.

Sehnte sich nach seiner Dunkelheit.

Regungslos starrte ich auf sein dunkles Mal.

»Warum tust du das?«, flüsterte ich, als er anfing mir zärtlich durch mein blondes Haar zu streicheln, während mein Kopf auf seiner nackten Brust ruhte.

»Weil du verletzt bist, Flory«, murmelte er leise und zog mich noch ein wenig enger an sich, während er mir mit seiner Wärme die Kälte— und auch ein wenig von meinen furchtbaren Schmerzen nahm.

Mein Herz klopfte durch seine Nähe und ich fühlte mich sicher. Sicher bei ihm und in seiner Dunkelheit, die uns jetzt wie Schatten umnachtete, mich vor der grausamen Welt abschirmte, die draußen lauerte— auch wenn ich es doch eigentlich gar nicht wollte.

»Besser?«, fragte er, woraufhin ich nickte.

»Das ändert nichts daran, dass ich dich immer noch hasse«, flüsterte ich mit kummervoller Stimme, während ich meine Wange gegen seine Brust drückte und den vertrauten Duft seines Parfums einatmete.

»Ich weiß, Darling«, antwortete Mattheo mit rauer Stimme, während ich langsam meiner Erschöpfung erlag und in einen tiefen Schlaf driftete, mitten in den beschützenden Armen des Erben Slytherins, der mich festhielt, als wollte er mich nie wieder loslassen.

»Ich weiß.«

𓆙

bitte denkt ans voten,
wenn euch die Geschichte gefällt
und ihr weiterlesen wollt ♡

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