23. gods and monsters

F L O R E N C E

Der schwarze See schimmerte grünlich durch die Fenster und tauchte den Gemeinschaftsraum in eine mystische Atmosphäre. Smaragdfarbenes Feuer knisterte in den Kaminen und Funken tanzten zwischen den feiernden Schüler durch den Raum.

Laute Musik dröhnte aus unsichtbaren Lautsprechern von der Decke des Kerkers und ließ den Bass auf meiner Haut kitzeln. Die Stimmung war wieder einmal ausgelassen, schier euphorisch und die Silvesterparty der Slytherin im vollen Gange.

Doch Drei von uns fehlten.

Astoria, die seit ihrem Streit mit Draco nicht nach Hogwarts zurückgekehrt war. Daphne, die sofort zu ihrer Schwester nach Hause gereist war und Draco, der Partys auf den Tod nicht ausstehen konnte.

Ganz im Gegensatz zu mir.

Ich liebte es mich aufzubrezeln, liebte es mir mit Blaise, Theodore und Enzo eine gottlose Menge an giftgrünen Shots in den Rachen zu kippen und mit meiner besten Freundin Pansy die ganze Nacht ausgelassen zu tanzen, bis wir völlig erschöpft waren und unsere Füße brannten.

Es war das letzte Mal, dass unsere Clique in den mit Girlanden geschmückten Kerkern des Schlosses den Abschied eines alten— und den Beginn eines neuen Jahres feierte, doch zum ersten Mal war mir nicht nach Party zumute. Suchend glitten meine Augen umher, doch immer noch war keine Spur von Draco zu sehen. Und ein Silvester ohne meinen Zwillingsbruder fühlte sich einfach nicht richtig an.

Ich sah kurz auf die magische Uhr, die einige Meter über der Tanzfläche schwebte und stellte fest, dass es bereits ein einhalb Stunden vor Mitternacht war. Doch immer noch genug Zeit, um Draco zu suchen. Denn eigentlich gab es nur einen Ort im Schloss— ausser dem Raum der Wünsche, an dem er sich meist aufhielt, wenn ihn seine dunklen Gedanken quälten.

Ich warf einen letzten Blick zu Pansy, die ausgelassen mit Blaise tanzte, bevor ich unauffällig von der Party und aus dem Gemeinschaftsraum huschte. Ich zog meinen Zauberstab und murmelte eine leise Formel, die dafür sorgte, dass man das Geräusch meiner High Heels in dem leeren Kerker nicht widerhallen hörte.

Eine seltsam morbide Melodie erklang aus den Tiefen des Schlosses, kroch unheilvoll über meine Haut und machte mir am ganzen Körper Gänsehaut.

Selbst die Geister von Hogwarts feierten in dieser Nacht, wenn auch auf eine höchst eigenartige Weise, denn als mir der Geruch ihrer verdorbenen Speisen entgegen wehte, kräuselte ich angeekelt die Nase.

Auf meinem Weg in den Astronomieflügel begegnete ich nur verstorbenen Seelen, denn die meisten anderen Schüler waren noch bei ihren Familien.

Ich fröstelte und rieb mir die nackten verkühlten Oberarme, denn in den dunklen Gängen von Hogwarts war es wie immer so eiskalt, dass ich meinen Atem in der Luft zirkulieren sehen konnte.

Nach einigen Minuten erreichte ich endlich den Astronomieturm und stieg die vielen Stufen hinauf.

Erleichtert atmete ich aus, als ich Dracos vertrauten silberblonden Haarschopf erkannte, der oben auf der Plattform des Turmes stand, die blassen Hände um das eisige Geländer gekrallt und das ebenso blasse Gesicht den verschneiten Ländereien zugewandt.

»Geh wieder zurück auf die Party, Flo«, sagte mein Bruder mit frostiger Stimme, der sich nicht einmal umzudrehen brauchte um zu wissen, dass ich es war.

»Es ist eiskalt hier draußen«, fügte er leise hinzu.

»Du weißt ich liebe die Kälte, Bruderherz«, entgegnete ich kühl und stellte mich neben meinen Bruder, blickte eine Weile schweigend auf Hagrids Hütte, aus der kleine Rauchwölkchen aufstiegen.

Plötzlich öffnete sich seine Tür und ein schwaches Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich für den Bruchteil einer Sekunde den vertrauten Lockenkopf von Hermine Granger erkannte, die dem Wildhüter in dieser Silversternacht Gesellschaft leistete.

Manche Freundschaften waren für immer.

»Erzählst du mir, was zwischen Tori und dir passiert ist?«, fragte ich zaghaft und blickte meinen Bruder an, dessen blasse Züge sich jetzt noch ein wenig mehr verhärteten. Draco schluckte und presste die Lippen fest aufeinander und als er sich zu mir umdrehte, fühlte ich seinen Schmerz, als wäre es mein eigener.

Und er trieb mir die Tränen in die Augen.

»Ich habe sie frei gegeben«, entgegnete er leise.

»Draco, du liebst sie—«

»Was spielt das für eine Rolle?«, unterbrach mich der Slytherin zornig und seine Schultern begannen jetzt vor Emotionen zu zittern. »Tori ist besser dran, ohne mich. Sie sollte jemanden heiraten, um den sie sich nicht ständig sorgen muss, jemanden, der—«

»Aber genau das ist Liebe, Draco«, unterbrach ich ihn jetzt und schüttelte verständnislos den Kopf. »Wenn du jemanden liebst, dann sorgst du dich um ihn. Sie liebt dich so sehr Draco, tu ihr das nicht an.«

»Ich tue ihr schon genug an«, entgegnete mein Bruder, dem die Verzweiflung nun ins Gesicht geschrieben stand. »Denkst du ich weiß nicht, dass sie sich in den Nächten in denen ich fort bin in den Schlaf weint? Astoria verdient etwas besseres als das.« Er schluckte. »Etwas besseres als mich

»Für sie gibt es aber nichts besseres als—«

»Als was?«, blaffte Draco mich plötzlich zornig an, zerrte an dem Ärmel seines linken Armes und schob ihn hoch, entblößte das dunkle Mal, das jetzt unheilvoll auf seiner blassen Haut hervorstach.

»Als das hier?« Zornig sah er mich an. »Einen verfluchten Todesser? Das ist es was ich bin. Das ist es, woraus meine Zukunft besteht. Bis zu meinem Tod werde ich dem dunklen Lord dienen, für ihn morden und vernichten. Ich will dieses Leben nicht für sie, verstehst du das denn nicht, Schwesterherz?«

Unter Tränen sah ich ihn an, dann nickte ich. Ich verstand ihn, fühlte seine Angst und fühlte seinen Schmerz, fühlte all den Kummer der auf Dracos Schultern lastete, denn es war doch auch meiner.

Draco war mein Zwilling—

und jede Nacht hatte ich furchtbare Angst um ihn.

Genau wie Astoria, meine Mum, unsere Freunde, all die Menschen, die Draco Lucius Malfoy liebten.

Meine Hand zitterte, als ich sie ausstreckte und nach seiner griff, sie fest in meine nahm. »Ich verstehe dich, Bruderherz«, flüsterte ich, während wir uns traurig ansahen. »Doch sie ist deine große Liebe und ich habe Angst—«, ich schluckte. »Das wenn du sie verlierst, du auch deinen Halt verlierst, Draco.«

Draco sah mich einen langen Moment an, ein Sturm aus Schmerz und Kummer in seinen blaugrauen Augen. »Ich bin schon längst verloren, Florence.«

Er zog seine Hand aus meiner und lehnte sich wieder über das Geländer, starrte mit finsterer Miene hinaus auf die verschneiten Ländereien. Einen Moment schien er mit sich selbst zu kämpfen, während er stumm an dem Siegelring an seinem Finger drehte.

Es war derselbe, den auch ich besaß.

»Wie meinst du das?«, flüsterte ich.

»Der dunkle Lord hat mich mit einer Mission beauftragt, die purer Wahnsinn ist«, sagte er mit emotionsloser Stimme und dieser Satz ließ meinen ganzen Körper nun vor kalter Angst erstarrten.

»Was für eine Mission?«

Draco schüttelte langsam den Kopf, dann zog er eine Zigarette aus seinem Unhang und brachte sie zwischen seine Lippen. Er tastete nach seinem Zauberstab, doch ich schnippte lässig mit den Fingern und gab ihm Feuer. Für eine Sekunde huschte ein stolzer Ausdruck über sein Gesicht.

»Ich kann es dir nicht verraten, ich wurde angewiesen mit niemandem darüber zu sprechen, nicht einmal mit Vater«, entgegnete der blonde Slytherin, während er an seiner Zigarette zog und den weißen Rauch in die eisige Dezembernacht hinausblies, deren Winde ihn sogleich davontrugen.

»Es ist—«, er zögerte. »Ich weiß nicht, ob ich das überleben werde. Doch wenn ich es nicht versuche, wenn ich mich seinen Befehlen widersetze, dann tötet er mich, Florence.« Draco drehte sich langsam zu mir um, die Hand mit der Zigarette zitterte heftig.

»Er tötet sonst unsere ganze Familie. Er hat es mir gesagt. Er hat gesagt, er wird die gesamte Blutlinie der Malfoys auslöschen und ich glaube ihm.«

Sofort schüttelte ich den Kopf.

»Riddle würde das nicht zulassen«, flüsterte ich mit angehaltenem Atem, während die kalte Angst um meine Familie mir die Kehle zuschnürte. »Wir sind verlobt, er würde nie zulassen, dass mir etwas—«

Draco schnaubte und schüttelte ungläubig den Kopf.

»Riddle ist mächtig, doch er kommt niemals gegen seinen Vater an und das weißt du.« Seine sturmgrauen Augen richteten sich wieder auf meine.

»Ich habe keine Ahnung was zwischen euch läuft, aber selbst er wird dich nicht retten können, wenn ich versage. Ich habe gesehen, wie der dunkle Lord ihn gefoltert hat, wie er ihm die Knochen gebrochen und seinem eigenen Sohn das Leben ausgehaucht hat, nur um ihn dann im letzten Augenblick vor dem Tode zu bewahren, als wäre er ein dunkler Gott.«

Verbittert zog er an seiner Zigarette.

»Wir Todesser sind alles nur Marionetten, kopflose Soldaten deren Strippen ein wahnsinniger in seinen herzlosen Händen hält. Denn das ist es was er ist, Florence. Tom Riddle ist ein verfluchtes Monster

Ich zitterte jetzt am ganzen Körper.

»Nein, er würde nie zulassen, dass—«

»Hör auf«, zischte Draco toxisch und seine Hände umklammerten so fest das Geländer, dass seine Fingerknöchel mittlerweile ganz weiß hervorstachen, sie aussehen ließen wie die Hände eines Toten.

»Hör endlich auf deine Augen zu verschließen. Du bist schlau, viel schlauer als ich, also hör mir jetzt genau zu. Die Dinge die Voldemort getan hat, die neuen Gesetze, das war erst der Anfang. Es wird schlimmer werden, viel schlimmer. Du darfst niemandem vertrauen okay? Niemandem, Florence.«

Draco schnippte den Zigarettenstummel über das Geländer und drehte sich zu mir um. Erst jetzt bemerkte ich, dass er die Uniform der Todesser trug.

»Wenn ich scheiterte dann musst du dich verstecken, verstehst du das? Er wird erst mich und dann Vater töten, aber du und Mutter habt noch eine Chance. Ohne das dunkle Mal kann er euch nicht aufspüren, also wenn es soweit ist, dann müsst ihr fliehen—«

»Nein, Draco«, unterbrach ich ihn mit zitternder Stimme und streckte meine Hand nach seiner aus, doch der Slytherin wich vor mir zurück. »Versprich es mir«, brüllte er mich jetzt voller Verzweiflung an, woraufhin ich hastig zwei Schritte zurück stolperte.

Mein ganzer Körper zitterte, während ich zu meinem fünf Minuten jüngerem Bruder aufsah. Kummer und Schmerz hatten ihn gezeichnet, ließen den Erben der Malfoy Dynastie viel älter wirken als Achtzehn.

Und dann realisierte ich, wie gebrochen er war.

Draco brauchte mich.

Und ich würde nicht zulassen, dass er starb. Ich würde ihn auf seine Mission begleiten und beschützen. Ich presste meine zitternden Lippen aufeinander und nickte. »Ich verspreche es«, log ich meinem Zwillingsbruder jetzt mitten ins Gesicht.

Denn ich war eine Slytherin—

und eine Slytherin würde niemals vor einem Kampf davon laufen. Eher würde ich dabei sterben als zulassen, dass mein Bruder das allein durchmachte.

»Gut«, murmelte der Slytherin und lehnte sich vor, strich mir liebevoll eine blonde Strähne hinters Ohr, bevor er mir einen sanften Kuss auf die Stirn hauchte und wir uns eine Weile in den Armen hielten. »Du warst schon immer die stärkere von uns, Flo«, murmelte Draco leise, bevor er sich von mir löste.

Mein Herz wurde schwer als ich sah, dass er sich jetzt den linken Unterarm rieb. »Ich muss los«, murmelte er mit grimmiger Miene. »Geh wieder zurück auf die Party okay? In einer Stunde ist bereits Mitternacht.«

Dann legte er seine Hand auf das dunkle Mal und dissapparierte in einem Wirbel aus nachtfarbenen Schatten, ließ mich allein, durchgefroren und mit einem Herzen voller Kummer und Angst zurück.

𓆙

Eine Viertelstunde später war ich wieder auf der Party, doch die dröhnende Musik und die lautstark feiernden Schüler waren plötzlich zu viel für mich. Ich ertrug es nicht, ertrug es nicht mehr, andere Menschen glücklich zu sehen, während meine Welt gerade klirrend in tausend Scherben zerbrochen war.

Ich fühlte mich, als wäre nur noch Dunkelheit in mir.

Kalte, einsame Dunkelheit, die meinen Körper mit Angst lähmte und alles in mir taub werden ließ.

Wie in Trance lief ich durch den Gemeinschaftsraum und dann die Treppen zu den Schlafsälen hinauf.

Ich war so in Gedanken versunken, dass ich erst merkte, dass ich in den falschen Gang abgebogen war, dort wo die Zimmer der Slytherin Jungs lagen, als ich hart mit einem von ihnen zusammenstieß. Mit einem Jungen mit dunklen Locken, die ihm heute Abend noch rebellischer in die Stirn fielen, als sonst.

Augen so dunkel wie seine Seele starrten in meine, während seine rauen Hände meine Hüften packten, um mich vor einem schmerzhaften Fall zu bewahren.

Mein Herz pochte und für den Bruchteil einer Sekunde wünschte ich mir, ich könnte mich einfach nach vorn in seine Arme fallen lassen und diese dunkle Welt um uns herum für eine Weile vergessen.

Doch ich konnte es nicht.

Denn Mattheo Riddle hasste mich.

Und ich hasste ihn.

»Hast du keine Augen im Kopf, Malfoy?«, knurrte der Slytherin, der offenbar schlechte Laune hatte.

So wie eigentlich jeden Tag in letzter Zeit.

Ohne ein Wort zu sagen löste ich mich von ihm und drehte mich um, um in Richtung der Mädchen Schlafsäle zu laufen, mich in mein Bett zu kuscheln und die Decke über den Kopf zu ziehen, doch der Slytherin packte mein Handgelenk und zog mich zurück. »Malfoy, du zitterst«, stellte seine dunkle Stimme fest, während mich seine Augen musterten.

Mit zwei Fingern hob er mein Kinn.

Mein Herz pochte als ich erkannte, dass mich der Sohn des dunklen Lords nach Verletzungen absuchte.

»Und du bist eiskalt, was zur Hölle ist—«

Doch er verstummte, als er die Tränen in meinen Augen bemerkte. »Wen soll ich umbringen?«, knurrte er plötzlich und spannte seine Muskeln an.

Mordlustig zog er seinen Zauberstab.

Ich öffnete den Mund um zu sprechen, doch kein einziges Wort glitt mir über meine zitternden Lippen.

Betrunkenes Gelächter ertönte hinter uns, schien jetzt näher zu kommen. Doch bevor uns jemand sehen konnte, packte der Slytherin mein Handgelenk und zog mich einfach mit sich in sein Zimmer.

Sein Himmelbett war ordentlich gemacht und die Luft roch nach seinem Shampoo, seinem Parfum und einem leicht vanilligen Hauch von Feuerwhiskey.

Genau wie in der Nacht von Halloween, in der wir zum ersten Mal miteinander geschlafen hatten.

»Malfoy, du sagst mir jetzt sofort was passiert ist«, knurrte er aggressiv, packte meine Schultern und begann sie vor lauter Ungeduld heftig zu schütteln.

Und dann konnte ich nicht mehr stark sein.

Und auch wenn es das letzte war, was ich jemals tun wollte— brach ich vor Mattheo Riddle in Tränen aus.

Seine Augen weiteten sich und sofort nahm er seine Hände von meinen Schultern und starrte mich an, ein Ausdruck von Schuld auf dem hübschen Gesicht.

»Ich wollte nicht— Fucking Hell.« Frustriert fuhr er sich durch seine Locken und ließ ein dunkles Stöhnen aus seiner Kehle dringen. »Hab ich dir—«

Weinend schüttelte ich den Kopf, dann verringerte ich den Abstand zwischen uns und krallte meine zitternden Hände kraftlos in den weichen slytheringrünen Stoff seines Pullovers, mit dem eleganten Wappen unseres Hauses auf der Brust, während ich mit Tränen in den Augen zu ihm aufsah.

»Können wir uns heute Nacht ausnahmsweise mal nicht hassen?«, brachte ich mit zitternder Stimme hervor. »Bitte, Mattheo«, fügte ich flüsternd hinzu.

Mattheo nickte und mir wurde ganz schwindelig, als er eine Hand an meine Wange legte und mir mit dem Daumen eine Träne davon strich. Einen langen Moment sahen wir einander an, dann zog er mich an sich, nahm mich fest in seine beschützenden Arme.

Und ganz plötzlich war der Kummer, der mir das Atmen so schwer machte, ein wenig erträglicher.

Weinend drückte ich mein Gesicht in seinen Pullover und klammerte mich an ihn, während er einige Schritte rückwärts ging, sich auf das Sofa vor seinem Himmelbett fallen ließ, mit mir in seinen Armen.

Zitternd saß ich auf seinem Schoß, die Beine links und rechts von seinen Hüften, die Arme um seine muskulösen Schultern gelegt und mein Gesicht in seine Halsbeuge gedrückt, während ich schluchzte.

»Ist schon gut, meine Süße«, murmelte der Todesser mit leiser Stimme. »Es ist in Ordnung wenn du weinst. Das hier bleibt alles unter uns, okay?«

Schwach nickte ich.

Jahre meines Lebens hatte ich nicht geweint— und nun brach ich vollkommen zusammen, in den Armen des Jungen, den sie mich bald zwangen zu heiraten.

Der mich plötzlich berührte, mir sanft durch mein Haar streichelte, als würde er mich nicht hassen.

Doch ich wusste, dass er es tat.

Ich spürte es jedes Mal, wenn wir einander ansahen.

Doch als sich seine Finger jetzt unter mein Kinn legten und es leicht abhoben, mich zwangen ihm ins Gesicht zu sehen, war der Hass verschwunden.

Und das machte mir jetzt umso mehr Angst.

»Florence«, murmelte Mattheo mit dunkler Stimme und die Art wie er meine Namen sagte, wie er ihm so himmlisch von den sinnlichen Lippen glitt, ließ mich schlucken. »Egal was es ist, du kannst es mir sagen.«

Seine dunklen Augen blickten tief in meine und für einen Moment überlegte ich, ihm alles zu erzählen, ihn anzuflehen Draco zu helfen, ihm beizustehen und diese Mission nicht ganz allein erledigen zu lassen.

Denn wenn ihm jemand helfen konnte, wenn jemand mächtig genug war all der Dunkelheit in dieser Welt zu trotzen, dann war es Mattheo Riddle. Denn der Erbe Salazar Slytherins beherrschte sie, lebte in ihr und ließ ihre Schatten nach seinem Willen tanzen.

Doch die Schatten unter Mattheos Augen verrieten mir, dass er schon genug Last auf seinen Schultern trug. Unwillkürlich musste ich an die Worte meines Bruders denken, die zu hören sich angefühlt hatten, als würde mir jemand mein Herz herausreißen.

Ich habe gesehen, wie der dunkle Lord ihn gefoltert hat, wie er ihm die Knochen gebrochen und seinem eigenen Sohn das Leben ausgehaucht hat, nur um ihn dann im letzten Augenblick vor dem Tode zu bewahren, als wäre er ein dunkler Gott.

Wieder begann ich zu zittern, unterdrückte das Verlangen aufstehen und wegzulaufen, als Mattheos raue Finger zärtlich über meinen Rücken strichen.

Er durfte mir nichts bedeuten.

Wir hassten einander doch.

»Ich will nicht reden«, flüsterte ich mit kraftloser Stimme, während ich angestrengt versuchte die Finsternis aus meinen Gedanken zu verdrängen.

Mattheos Augen verengten sich, doch dann nickte er und zog mich wieder an sich. Er ließ mich in seinen Armen weinen, bis ich das Gefühl hatte keine Tränen mehr zu haben, denn sie waren alle auf seinem Pullover und hatten den Stoff völlig durchnässt.

Nach einer Weile hörte ich endlich auf zu zittern.

Ich war mir sicher, dass er es bemerkt hatte, doch seine Finger strichen immer noch über meinen Rücken, beruhigten mich und gaben mir den Halt, den ich in diesem Moment so dringend brauchte.

Die Wärme seines muskulösen Körpers an den ich eng gekuschelt war, fühlte sich tröstend an. Ich schloss die Augen und drückte mein Gesicht an seinen Hals, atmete seinen vertrauten Duft ein.

Mattheo roch so himmlisch gut.

Es war das zweite Mal, das wir so sanft zueinander waren, denn genau wie in der Nacht zu Weihnachten— nach dem stundenlangen heißen Sex den ich mit den beiden hübschen Jungs gehabt hatte, berührten mich seine vernarbten Hände ungewohnt zärtlich.

Nie würde ich vergessen, wie wir uns mitten in der Nacht geküsst hatten, als Luc geschlafen hatte.

Wie wir einander angesehen hatten.

Plötzlich wurde mir bewusst, dass der Stoff meines dunklen Samtkleides ein wenig hochgerutscht war, ihm wahrscheinlich einen perfekten Ausblick auf meinen halbnackten Po gab, doch die Hände des Slytherin lagen ausschließlich auf meinem Rücken.

»Warum bist du nicht auf der Party?«, frage ich ihn flüsternd, meine Stimme heiser vom Schluchzen.

»Ich hasse Partys«, knurrte Mattheo.

»Gibt es etwas, das du nicht hasst?«, fragte ich ihn leise und lächelte, als er mich enger an sich drückte.

»Ich mag Bücher«, murmelte er, als mein Blick zu dem wackligen Turm an schwarzmagischer Lektüre glitt, der sich auf seinem Schreibtisch stapelte.

Einige der Titel machten mich neugierig, doch ich widerstand dem Verlangen aufzustehen und sie mir näher anzusehen »Mhh ich auch«, entgegnete ich.

»Und Minze«, fügte er leise hinzu und ich bekam eine Gänsehaut, als er durch mein Haar strich und sich eine Strähne um die Finger wickelte, bevor er sein hübsches Gesicht in meinem Haar verbarg.

Ich fühlte mein Herz unruhig klopfen, als er über meine nackten Oberarme rieb. »Du bist immer noch eiskalt.« Er schippste mit den Fingern und das Feuer, das im Kamin gegenüber flackerte, brannte heißer.

Ich lächelte schwach und fühlte wie sich seine Muskeln anspannten, als ich eine Hand in sein Haar brachte und durch seine Locken kraulte. Einige Minuten verstrichen, in denen nichts zu hören war als das Knistern des Feuers und dem Bass der Party, der den gesamten Boden unter uns vibrieren ließ.

Irgendwie machte es mich traurig, dass er den Silvesterabend lieber allein in seinem Zimmer verbrachte— anstatt mit den anderen Slytherin.

»Hattest du schon mal einen Neujahrskuss?«, fragte ich den jungen Todesser mit angehaltenem Atem.

Mattheo schüttelte kaum merklich den Kopf.

»Ich hatte nie jemanden, den ich um Mitternacht küssen wollte«, antwortete er mit leiser Stimme, die durchzogen war von Schmerz und Einsamkeit.

»Und du?«, fragte er nach einem langen Moment.

»Ich auch nicht«, antwortete ich ehrlich, bevor ich mich von ihm löste. Ich hatte Angst ihm in die Augen zu sehen, hatte Angst vor dem was ich sehen würde und vor allem, was es in mir auslösen würde.

Ich vertraute ihm nicht.

Ich durfte niemandem vertrauen.

Deshalb tat ich es nicht und stand auf.

»Ich sollte zurück auf die Party, meine Freunde suchen bestimmt schon nach mir«, murmelte ich, fühlte seine dunklen Augen auf mir, als ich mein Kleid zurecht rückte, gefolgt von meiner Frisur.

»Kommst du mit runter?«

»Ich hab doch gesagt ich hasse Partys«, knurrte er mich plötzlich aggressiv an, was mich einen Schritt zurück machen ließ. »Okay, dann—«, doch ich sprach den Satz nicht zu Ende, drehte mich um und verließ ohne ihn noch einmal anzusehen sein Zimmer.

Der Zeiger auf der magischen Uhr war nur wenige Sekunden von der Zwölf entfernt, als ich die Treppen in den Gemeinschaftsraum hinabstieg. Meine Augen suchten nach meinen Freunden, doch ich konnte sie nicht entdecken, denn das Licht flackerte jetzt unangenehm und ließ mein Armband pulsieren.

Die Menge stimmte den Countdown an.

Unruhig drehte ich mich um mich selbst, suchte nach Pansys vertrautem Haarschopf, jedoch vergebens.

Fünf.

Vier.

Drei.

Und dann fühlte ich sie, fühlte seine vertraute Dunkelheit noch bevor ihre Schatten über meine Haut tanzten und sich seine Hände auf meine Taille legten und ein wenig aggressiv zu sich umdrehten.

Zwei.

Eins.

Und in der Sekunde, in der die magische Uhr Mitternacht schlug, waren seine Lippen auf meinen.

Der himmlische Kuss, den mir dieser teuflische Junge jetzt gab, ließ meine Knie ganz weich werden.

Betäubt von seiner Dunkelheit erwiderte ich seinen Kuss. Eng umschlungen standen wir in mitten des Gemeinschaftsraumes und küssten uns, wie wir uns nie zuvor geküsst hatten. Innig, verlangend und mit Feuer in unseren dunklen Herzen, während um uns herum ein magisches Feuerwerk knisterte, seine Hände um meine Taille gelegt und meine Finger tief in seinen chaotischen dunklen Locken vergraben.

Der Kuss schien eine Ewigkeit zu dauern und doch fühlte es sich viel zu kurz an, als sich die Lippen des hübschen Todessers wieder von meinen lösten.

Doch bevor ich das Kinn heben und dem dunkelhaarigen Slytherin in die Augen sehen konnte, war er bereits dissappariert und hatte nichts als einen Nebel aus dunklen Rauchschwaden und einem kribbelnden Gefühl auf meinen Lippen hinterlassen.

𓆙

die Story wird doch etwas dunkler als ich geplant hatte.. but we need dark Draco & Mattheo und Lestrange als kaltblütige heiße Todesser, oder? 🤭

& dark florence of course.. <3

& bitte denkt ans voten,
wenn euch die Geschichte gefällt
und ihr weiterlesen wollt ♡

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