07. secrets and masks

F L O R E N C E

Mein Kopf pochte in einem schmerzhaften Rhythmus und ein Gefühl von Schwindel zog sich in endlosen Spiralen durch meinen zittrigen Körper, als ich das nächste Mal meine Augen wieder aufschlug.

Noch ein wenig benommen krallte ich meine Hände in etwas glattes, angenehm kühles und versuchte mich aufzurichten, doch meine schmerzenden Muskeln beraubten mich sogleich jeglicher Kraft.

Erschöpft gab ich auf und sank wieder zurück in die samtweichen Kissen des Bettes, in dem ich lag.

Eines fremden Bettes.

Ich fühlte die sanften Vibrationen auf meiner Haut, die mein Armband immer noch stoßweise abgab.

Ich erinnerte mich kaum an etwas, doch ich musste einen Anfall gehabt haben, denn der schwebende Zustand in dem ich mich in genau dieser Sekunde befand, war mir seit meiner Kindheit vertraut.

Kraftlos bewegte ich meine Zehen und bemerkte, dass ich keine Schuhe mehr trug. Jemand musste sie mir ausgezogen haben. Stöhnend vor Schmerz blinzelte ich, brauchte einen Moment um klar sehen zu können, denn vor meinen Augen flimmerte und blitzte es, als tobte ein Gewitter in meinem Kopf.

Ich nahm einige tiefe Atemzüge um mein Herz zu beruhigen, das jetzt so wild und ungezähmt unter meinen Rippen pochte, als versuchte es mit aller Kraft aus seinem knöchernen Käfig auszubrechen.

Sichtlich nervös inspizierte ich meine Umgebung.

Das Zimmer in dem ich mich befand war spärlich beleuchtet, nur ein prasselndes Kaminfeuer und die Lichter der Nacht, die durch die beeindruckende Glasfront hineinschienen, ließen mich etwas von der luxuriösen Einrichtung erkennen. Die Tapeten waren von einem dunklen grün und an den Wänden reihten sich schmuckvolle Bücherregale fast bis zur Decke.

Beinahe hätte ich gelächelt als ich sah, dass einige meiner liebsten Bücher in den Regalen standen.

Verbotene Lektüren gefüllt mit schwarzer Magie, die den Verstand vergifteten— und das Herz eines jeden Slytherin mit ihrer Dunkelheit höher schlagen ließen.

Erneut ließ ich meine Fingerspitzen über den glatten Stoff gleiten und senkte den Blick.

Ich lag in einem eleganten und absolut traumhaften Himmelbett, das mit hübschen slytheringrünen Vorhängen aus Samt geschmückt war. Die unzähligen Kissen, sowie das Laken und auch die Bettdecke waren aus edlem mitternachtsschwarzem Satin und von feinster französischer Qualität.

Das Bettzeug roch nach frischer Wäsche und einem teuren Parfum, dass mir seltsam bekannt vorkam.

Und dann erinnerte ich mich.

Mein Herz schlug noch unruhiger, als ich das Kinn hob und direkt in Riddles mysteriöse, gar mystische dunkle Augen blickte, der in einem gesteppten, mit Samt überzogenen Sessel neben dem Bett saß und mit unlesbarer Miene zu mir hinüber blickte.

Merlin, dieser Junge war so unverschämt attraktiv.

Er hatte sich umgezogen, trug jetzt nicht mehr die Uniform der Todesser, sondern schwarze Sweatpants und einen farblich passenden Hoodie. Er hatte seine Frisur ein wenig aufgelockert und die dunklen Locken fielen ihm noch chaotischer in die Stirn.

An dem kleinen Finger seiner linken Hand glänzte ein Ring, der sich in Form einer silbernen Schlange darum wandte und ich fragte mich, wieso er mir nicht schon vorher aufgefallen war. Er sah alt aus, beinahe antik, war sicherlich ein wertvolles Erbstück.

Der Slytherin musste schon eine Weile dort gesessen haben, denn die Kerze, die auf dem gläsernen Tisch neben ihm stand war schon zur Hälfte abgebrannt und das schwarze Wachs auf den Teller darunter geperlt, hatte dabei ein Muster gebildet, dass dem eines schaurigen Todenschädels nicht unähnlich war.

Seine Augen, die in der Dunkelheit fast schwarz wirkten, huschten über mein Gesicht, hinterließen dabei ein prickelndes Gefühl auf meinen Lippen.

Für einen Augenblick war mir, als konnte ich flüsternde Stimmen wahrnehmen, doch sie verstummten, als der Slytherin das in Leder gebundene Buch zuklappte, in dem er gelesen hatte.

Die Geheimnisse der dunklen Künste Band Sieben.

Wortlos stand er auf und setzte sich an den Rand des Bettes. Er schwang den Zauberstab den er in seinen Händen hielt, beschwor ein schweres Kristallglas mit einer farblosen Flüssigkeit herauf und reichte es mir.

Misstrauisch beäugte ich es.

»Es ist nur Wasser, Florence. Wenn ich dich vergiften wollte, hätte ich es vorhin schon getan und dir einen Tropfen von Naginis Gift in deinen Whiskey geträufelt. Wenn ich töte, dann mit etwas mehr Stil.«

Und da war sie wieder.

Die Art wie er meinen Namen sagte, wie er dem Erben Slytherins über die sinnlich geschwungenen Lippen glitt, als wäre er samtweicher Honig.

Meine Finger zitterten leicht, als ich das Glas entgegen nahm und es langsam an meine Lippen führte. Gierig benetzte ich meine trockenen Lippen mit dem kühlen Wasser, trank den gesamten Inhalt des Glases in einem Zug, als wäre ich am verdursten.

Wortlos füllte Riddle mir noch einmal nach, tippte dafür mit seinem Zauberstab sanft dagegen.

»Du—«, ich zögerte und blickte mich erneut um, fühlte wie sich meine Atmung beschleunigte als mir klar wurde, dass das sein Zimmer sein musste.

»Du hast mich in dein Bett gebracht?«

»Wärst du lieber im Bett des dunklen Lords aufgewacht?« Der Lockenkopf hob eine Braue und grinste, angesichts des Entsetzens, das bei seinen Worten für eine Sekunde über mein Gesicht huschte.

Ich presste die Lippen aufeinander und versuchte nicht darüber nachzudenken, dass sich der gefürchtetste schwarze Magier unserer Zeit in diesem Moment vielleicht im Zimmer nebenan befand, in seinem Bett lag oder eine wohltuende Dusche nahm.

Der Gedanke daran war absurd.

Ich stöhnte leise, als mein Kopf ohne Vorwarnung eine erneute Welle an glühendem Schmerz durch meinen Körper rauschen ließ. Meine Finger zitterten, als ich sie an mein Gesicht hob um mir eine verirrte silberblonde Strähne aus der Stirn zu streichen.

»Bist du krank?«, fragte Riddle mit ruhiger Stimme, nachdem er mir das Glas aus den Händen genommen und auf den verglasten Nachttisch gestellt hatte.

Ich biss mir auf die Unterlippe, stützte die Ellenbogen in die Kissen um mich aufzurichten und aufzustehen, doch kniff sofort die Augen zusammen und sank keuchend vor Schmerz wieder zurück.

»Nicht—«, murmelte Riddle und schüttelte den Lockenkopf. »Der Heiler wird jeden Moment—«

»Nein, bitte kein Heiler«, flüsterte ich flehend, hob eine Hand an meine Stirn und schloss für einen Moment die Augen, denn das ganze Zimmer begann sich urplötzlich wie ein Karussell zu drehen. »In meiner Tasche ist eine gläserne Phiole mit—«

»Meinst du die?«, unterbrach Riddle mich, was mich sofort die Lider wieder aufschlagen ließ. Meine Augen verengten sich, als ich sah, dass er den Trank den ich stets gegen meine Anfälle dabei hatte, bereits in seinen Händen hielt und hin und her drehte.

»Du durchsuchst einfach meine Sachen?«, Wütend griff ich nach der Phiole, doch er zog seine Hand zurück, sodass ich sie nicht erreichen konnte.

»Beantworte meine Frage, Malfoy«, zischte er jetzt und seine Augen verdunkelten sich. »Und ja ich habe deine Sachen durchsucht. Bei Salazar es sah so aus, als würdest du jede Sekunde den Löffel abgeben.«

Ich presste die Lippen aufeinander und versuchte noch einmal sie ihm abzunehmen, doch ich war zu schwach. Seufzend lehnte ich mich wieder mit dem Rücken in die Kissen und starrte an die Decke.

»Ich habe Epilepsie«, erklärte ich ihm nach einigen Sekunden des Schweigens, sah ihn jedoch nicht an, als er mir auf meine Antwort hin widerstandslos die Phiole reichte. Ich fühlte seine Augen auf mir, als ich sie entkorkte und den Heiltrank zu mir nahm.

»Verstehe. Das Armband an deinem Handgelenk, es warnt dich davor. Habe ich recht?«, fragte Riddle, als er sah, wie ich nervös daran herumdrehte, nachdem ich ihm die leere Phiole zurückgegeben hatte.

»Ja—«, ich zögerte, starrte eine Weile auf meine lackierten Nägel, bevor ich ihn wieder ansah. »Ich hab es normalerweise im Griff aber heute war kein guter Tag. Die Lichtblitze beim duellieren und—«

»Das Gewitter«, fiel Riddle mir ins Wort und nickte langsam als er verstand. »Wieso hast du nichts gesagt? Der ganze verfluchte Raum ist doch verglast. Merlin, Malfoy. Ich dachte für einen Augenblick du würdest ab—«, doch er sprach den Satz nicht zuende, denn ich warf ihm einen bitterbösen Blick zu.

»Was interessiert es dich ob ich abkratze?«, murmelte ich verächtlich und verdrehte die Augen, was ich jedoch schnell wieder bereute, denn es ließ mich Sterne sehen, so sehr schmerzte mir der Kopf.

»Tut es nicht«, entgegnete Riddle gleichgültig und nippte an dem Kristallglas mit Feuerwhiskey, das er plötzlich in der Hand hielt, ohne mich dabei aus den Augen zu lassen. »Doch du bist ziemlich hübsch und wenn der dunkle Lord mich schon dazu zwingt zu heiraten, bevorzuge ich es mir ein Mädchen zu nehmen, das wenigstens nett anzusehen ist.«

Die sinnlichen Lippen des dunklen Lockenkopfs verzogen sich zu einem sündhaften Grinsen. Ich bemerkte, dass seine Lippe immer noch blutete, von dem Fluch mit dem ich ihn getroffen hatte.

»Auch wenn dein Charakter eher dem eines störrischen kleinen Mondka—«, doch seine Worte verwandelten sich in ein raues, dunkles und bei Merlins— so verflucht attraktives Lachen, als ich nach einem Kissen griff und ihm an den Kopf warf.

Doch die rasche Bewegung war zu viel gewesen, denn zu meinem Schwindel und dem Kopfschmerz gesellte sich nun auch ein Gefühl von elender Übelkeit.

»Wolltest du mich gerade mit einem Mondkalb vergleichen, Riddle?« Seufzend rieb ich mir die schmerzenden Schläfen, während meine Augen die von Riddle mit einem gefährlichen Blick taxierten.

Das amüsierte Grinsen des blutjungen Todessers wurde breiter und sein hübsches Gesicht hellte sich sichtbar auf. Die goldzüngelnden Flammen des prasselnden Kaminfeuers gegenüber des Bettes reflektierten in der Dunkelheit seiner mysteriösen Augen, beinahe so als würden sie brennen.

Ich wollte wegsehen, doch ich konnte es nicht.

Sein Anblick faszinierte mich zutiefst.

Auch wenn ich mich mit aller Kraft dagegen zu wehren versuchte, etwas an diesem Jungen mit den chaotischen Locken zog mich in seinen Bann.

Etwas dunkles, absolut gefährliches und vor allem—

etwas schier teuflisches.

Doch vielleicht war es auch nur die Slytherin in mir, die sich schon immer zu dunklen und hoffnungslosen Dingen hingezogen gefühlt hatte, die so zerstört waren, dass man sie nicht mehr reparieren konnte.

Ich hatte ein Faible für vernarbte Herzen und gebrochene Seelen— so wie meine Mutter Narzissa.

Ich fühlte wie mich die Erschöpfung langsam einholte und griff nach dem Saum der Bettdecke um sie zur Seite zu schieben und aufzustehen, doch Riddle zog sie wieder über mich. »Vergiss es, Malfoy«, sagte er scharf und stand auf. »So kannst du sicher nicht apparieren, geschweige denn laufen. Ruh dich aus, ich bleibe wach und werde auf dich—«

Er hielt inne und verdrehte die dunklen Augen als ihm klar wurde, was er beinahe ausgesprochen hätte.

Das er auf mich aufpassen würde, wenn ich schlief.

Meine Lippen bewegten sich um ihm zu widersprechen, denn das letzte ich wollte war im Bett dieser mörderischen Todesserschlange zu liegen, während er mich beim schlafen beobachtete, wie der Psychopath der Mattheo Riddle offensichtlich war.

Ich traute ihm nicht, kämpfte angestrengt gegen den Schlaf, der mich jede Sekunde zu überwältigen drohte, doch mein Anfall schien so heftig gewesen zu sein, dass mir nicht alle Muskeln in meinem Körper, sondern auch jeder neue Gedanke schmerzte.

Langsam glitt mir mein Verstand aus den Fingern, bevor mich der Schlaf einholte und mich tief in den dunklen Wolken meiner Träume versinken ließ.

Im Himmelbett von Mattheo Riddle.

𓆙

Gespenstisch blasser Nebel lag über den prachtvollen Ländereien des Schlosses von Hogwarts, ließ mich an diesem späten Nachmittag kaum etwas von der goldenen Schönheit des Herbstes erkennen, die der Oktober stets mit sich brachte und die Blätter der Bäume mit seinen Farben in Flammen setzte.

Es roch nach sanftem Regen, ein Duft den ich fast so sehr liebte wie den leicht holzigen alter Buchseiten.

Etwas magisches, schier mystisches hing in der Luft, so wie jedes Jahr an diesem besonderen Datum.

Ich liebte diesen Tag, doch vor allem diese Nacht.

Die wichtigste aller Nächte für Menschen mit magischen Blut— nach der Walpurgisnacht.

Halloween.

Das Fest der Geister und Geschöpfe des Jenseits, denn anders als die nicht magische Welt— lockte unsere Welt sie in dieser Nacht an, verehrte und feierte sie, anstatt sie fürchten und zu vertreiben.

»Und freust du dich schon auf heute Abend?«, fragte ich mit leiser Stimme, während ich verträumt in den blassen Nebel blickte und die Jagd der Kopflosen dabei beobachtete, wie sie mit dem abgetrennten Schädel eines ihrer Mitglieder Crickett spielten.

Unwillkürlich musste ich an Sir. Nicolas denken, der sich wie jedes Jahr schmollend in einer Ecke des Schlosses verkriechen— und dabei Peeves hämische Kommentare über sich ergehen lassen musste.

»Ich dachte schon du redest gar nicht mehr mit mir«, entgegnete die sichtlich erleichtert klingende Stimme meines Bruders Draco, der sich jetzt neben mich gegen das Geländer des Astronomieturmes lehnte, auf dessen oberster Plattform wir uns befanden.

»Ich denke ich habe dich genug mit Schweigen bestraft, Bruderherz«, seufzte ich und hob das Kinn, blickte dem blassen Slytherin in seine sturmgrauen Augen. »Auch wenn ich dir wohl niemals verzeihen werde, dass du es zugelassen hast, dass unser Vater mich einfach verkauft hat, nur um ein einziges Mal in der Gunst des dunklen Lords zu stehen.«

Grimmig starrte ich auf den Verlobungsring an meiner Hand, versuchte nicht allzu hingerissen zu sein von der Schönheit des eleganten Diamantrings.

»Denkst du er hätte auf meine Meinung Rücksicht genommen?«, schnaubte Draco und schüttelte den Kopf. »Vater kontrolliert mein Leben seitdem ich auf dieser verfluchten Welt bin. Bei Salazar, ich dachte sobald ich Volljährig werde hört es auf, doch—«

»Lass mich sehen«, unterbrach ich ihn, denn ich hatte sofort verstanden. Ich griff nach dem Saum des Hemdes seiner Schuluniform, dann hielt ich inne.

Draco zögerte, doch ließ es schließlich doch zu, dass ich es leicht hochschob und mit finsterer Miene die neuen Narben betrachtete, die sich einmal quer über seinen Rücken zogen. Meine Gedanken eine einzige Spirale aus Hass, hob ich meinen Zauberstab und begann sie zu heilen, so wie ich es schon seit Jahren tat, wenn unser Vater meinen Bruder mal wieder misshandelte und seine Wut an ihm ausließ.

Seine Wut und seinen Hass auf sich selbst, weil der dunkle Lord nichts als Spott für ihn übrig hatte.

»Danke, Schwesterherz«, murmelte Draco mit leiser Stimme, als wir einige Augenblicke später wieder gegen das Geländer lehnten, nachdem ich die Verletzungen auf seinem Rücken geheilt hatte.

»Ich wollte Tori fragen, aber beim letzten Mal hat sie so geweint und sich kaum beruhigen können. Ich wollte sie nicht schon wieder damit belasten, weißt du.« Der Sturm in seinen Augen verdichtete sich.

Ich nickte verständnisvoll und legte meine Hand kurz auf seine blasse, bevor ich sie wieder zurückzog. »Ich werde mich mal für die Party fertig machen, wir sehen uns dann da«, murmelte ich, bevor ich mich umdrehte und die Stufen des Turmes hinabstieg, damit Draco eine Weile für sich sein konnte.

Seit die boshafte Magie des dunklen Mals ihn letztes Jahr verflucht hatte, brauchte er öfters Zeit für sich allein um irgendwie mit den Dingen klar zu kommen, die er für den dunklen Lord tun musste— wenn er es überhaupt jemals schaffen würde sie zu verarbeiten.

Draco redete nicht im Detail über die Aufträge und Missionen die er bekam— doch meinen Bruder regelmäßig im Schlaf vor lauter Qual schreien zu hören, bestätigte meine schlimmsten Vermutungen.

Die Morde, die er für Voldemort beging, verfolgten ihn, suchten ihn sogar bis in seine Träume heim und rissen seine junge Seele langsam auseinander.

Ein Grund mehr Riddle zu hassen, der nicht nur Teil des dunklen Regimes— sondern als rechte Hand seines Vaters auch der hochrangigste Todesser war.

Seufzend machte ich mich auf den Weg zurück in die Kerker, drehte dabei gedankenverloren an dem Ring an meinem Finger. Seit letzten Freitag hatte ich Riddle nicht mehr gesehen, denn als ich an dem
Morgen nach meinem Krampfanfall in seinem Bett aufgewacht war, war er nicht mehr dort gewesen.

Stattdessen hatte Lestrange mich zurück ins Schloss begleitet, was mich jedoch absolut nich gestört hatte, denn die Gesellschaft des großen, breitschultrigen und wirklich verdammt gut aussehenden Todessers mit der Narbe im Gesicht war durchaus angenehm.

Lucifer Lestrange war humorvoll und so charmant, dass mir seine offene und absolut schamlose Art zu flirten nicht nur ein Dauerlächeln auf die Lippen— sondern auch die Röte ins Gesicht zauberte.

Weshalb ich ihn auch für heute Abend zu der alljährlichen Halloweenparty eingeladen hatte, die in den Kerkern des Schlosses stattfand.

Denn eines konnte niemand leugnen— die Partys der Slytherin waren absolut legendär.

Und exklusiv, denn unter den ausgewählten Gästen befanden sich jedes Jahr sogar berühmte Quidditchspieler wie Viktor Krum, Sucher der bulgarischen Nationalmannschaft oder auch die verrückten Mitglieder der Schicksals-Schwestern, die berühmteste Rockband in der magischen Welt.

Gerüchten zufolge sollte dieses Jahr sogar ein echter Vampir dabei sein, ein Freund von Horace Slughorn.

Gänsehaut kroch über meinen Körper und ich betete zu Merlin, dass es diesmal wirklich stimmte. Als ich die Kerker durchquert hatte, murmelte ich das Passwort, woraufhin die magische Schlange zur Seite glitt und den Weg zum Gemeinschaftsraum freigab.

Der Aufenthaltsraum der Slytherin war schon voller schnatternder Schüler, die aufgeregt Girlanden anbrachten oder Schalen mit giftgrüner Bowle anrührten, in die Blaise mit Sicherheit noch vor Mitternacht heimlich seine Mische unterrühren würde, um auch den letzten Partygast mit seinem hochprozentigen Teufelszeug betrunken zu machen.

Gut gelaunt stieg ich die Treppen zu den Schlafsälen der Mädchen hinauf und wurde sofort von einer sichtlich angetrunkenen Astoria begrüßt, die mich kichernd umarmte und in das Zimmer zog, dass ich mir mit ihrer Schwester Daphne und Pansy teilte.

»Dieses Jahr sind wir Kätzchen, Florence«, erklärte mir die bildhübsche Slytherin mit den langen eleganten dunklen Locken und schob mir einen Haarreif mit samtenen schwarzen Katzenöhrchen in die Haare, die wirklich täuschend echt aussehen.

Was vielleicht daran lag, dass sie auch echt waren.

»Aber keine süßen Kätzchen, sondern sexy Kätzchen. Hier für dich.« Sie drückte mir ein schwarzes Stück Stoff in die Hand und lächelte. »Vielleicht machst du es ein klein bisschen länger, ich habe nicht daran gedacht das du etwas größer bist als ich«, kicherte sie und nahm noch einen Schluck aus ihrem Kristallglas, in dem sicherlich alles— außer Kürbissaft war.

»Obwohl—«, sie hielt inne und grinste. »Pansy hat mir erzählt du planst heute deine Jungfräulichkeit zu verlieren, also vielleicht lässt du es lieber—«

Hastig drückte ich der kichernden Slytherin eine Hand auf den Mund und brachte sie zum schweigen. »Nicht so laut, Tori«, zischte ich und zog sie ins Bad, wo sich Pansy vor dem Spiegel gerade mit purer Leichtigkeit einen absolut makellosen Lidstrich zog.

»Das bleibt unter uns. Wenn das die Jungs hören, denken sie ich bin völlig verzweifelt«, seufzte ich.

»Du bist verzweifelt, meine Süße«, entgegnete Pansy und warf mir einen kurzen aber verurteilenden Blick zu. »Sonst würdest du dir nicht jemand anderen suchen als Riddle. Der Typ ist heiß. Jungfräulichkeit hin oder her, du heiratest ihn sowieso bald also kannst du auch vor der Ehe schon mit ihm vögeln.«

»Danke ich verzichte.« Genervt verdrehte ich die Augen, zog mich bis auf die Unterwäsche aus und schlüpfte dann in das mitternachtsschwarze Kleid, das mir gerade mal knapp über den Hintern ging.

Als ich zurück in den Schlafsaal trat um mich vor den Spiegel zu stellen, entdeckte ich Enzo der in einem Sessel saß und Astorias Babykätzchen streichelte, das Draco ihr kürzlich zum Geburtstag geschenkt hatte.

Der warmherzige Slytherin war der einzige der Jungs, bis auf Draco natürlich, dem wir erlaubten unseren Schlafsaal zu betreten— denn er war wirklich ein absoluter Engel und einer der wenigen wahren Gentleman in unserem Haus.

»Du solltest ihm ein wenig Zeit geben«, sagte er und kraulte das schnurrende Fellknäul. »Mattheo braucht eine Weile um sich jemandem annähern zu können.«

Ich schnaubte und stellte mich vor den Spiegel, der gegenüber von meinem Himmelbett hing.

»Das was Riddle braucht, ist eine Therapie im St. Mungos«, sagte ich augenrollend zu dem Slytherin, bevor ich mir einen tiefschwarzen Lidstrich zog und meine langen Wimpern mit meiner neuen Mascara tuschte, die sie absolut traumhaft aussehen ließen.

Enzo öffnete den Mund um zu widersprechen, doch ich warf ihm durch den Spiegel einen warnenden Blick zu, woraufhin er ihn wieder zuklappte.

»Sie hat Recht, der Typ ist wahnsinnig«, entgegnete Daphne, die gelangweilt auf ihrem Bett lag und in einem Modemagazin blätterte, ebenfalls als Kätzchen verkleidet. »Aber leider auch wahnsinnig heiß

Erneut verdrehte ich die Augen.

Ich griff in die Schublade meiner Kommode, zog ein paar hohe schwarze Kniestrümpfe hervor, die perfekt zu meinem Kostüm passten, bevor ich in meine liebsten schwarzen Plateau High Heels schlüpfte.

Ich konzentrierte mich und ließ meine Haare etwas länger wachsen, sodass ich nun einen silberblonden Longbob trug, der ziemlich sexy aussah. »Miau«, schnurrte mir Pansy ins Ohr und hauchte mir einen Kuss auf die Wange, umarmte mich eng von hinten.

»Du siehst absolut heiß aus«, lächelte die Slytherin, die ebenfalls eine Augenweide war, mit ihrem perfekt frisierten dunklen Bob, den Smokey Eyes und den rot geschminkten Lippen. »Egal für wen der Jungs du dich heute Nacht entscheidest, diesem heißen Kätzchen wird niemand widerstehen können.«

𓆙

Die Halloweenparty war bereits im vollen Gange, als wir eine Dreiviertelstunde später die Treppen zum Gemeinschaftsraum wieder hinabstiegen. Flüsternde Nebelschwaden hingen in der Luft und an der Decke schwebten leuchtende schwarze Kürbisse, die hin und wieder schaurig lachten— oder die jüngeren Schüler erschreckten, in dem sie ihren fleischlichen orangefarbenen Inhalt auf deren Köpfe spuckten.

»Ladies, was seid ihr wieder eine Wohltat für meine Augen, semplicemente bellissima«, grinste Blaise, der offenbar schon gut dabei war und in seiner Askaban Sträflingskluft verboten attraktiv aussah.

Der dunkelhäutige Slytherin strahlte und legte die Arme um Pansy und mich, führte uns auf direktem Wege zur Bar, an der bereits die anderen Jungs warteten. Ich fühlte wie ich errötete, als Theodore mir ein Lächeln schenkte. Sein Gesicht war zu einem schaurigen Totenschädel geschminkt und ich kam nicht ohnehin zu bemerken, dass er in seinem tiefschwarzen Anzug unbeschreiblich gut aussah.

Enzo ging als der unschuldige Engel der er war, stieß mit seinen gigantischen weißen Flügeln jedoch tollpatschig überall gegen und hätte dabei um ein Haar Professor Slughorn ein Auge ausgestochen.

Draco war wie immer nicht verkleidet, weshalb die mittlerweile betrunkene Astoria hartnäckig versuchte ihm ihre niedlichen schwarzen Katzenohren in die silberblonden Haare zu stecken. Nach einigen Sekunden verlor mein Zwilling jedoch die Geduld, zog seine bildhübsche Verlobte in eine Ecke und begann sie zu küssen, damit sie endlich Ruhe gab.

Die nächsten zwei Stunden verbrachte unsere Clique damit sich zu betrinken, zu tanzen und kreischend vor dem Vampir davon zu laufen, dessen morbide und absolut furchteinflössende Erscheinung immer wieder zwischen den feiernden Schülern auftauchte und seine mörderisch spitzen Fangzähne unauffällig in ihre blassen Hälse zu schlagen versuchte.

Theodore und ich flirteten schon den ganzen Abend heftig miteinander, doch gerade als ich seine Hand nehmen und den hübschen Slytherin unauffällig aus dem Gemeinschaftsraum und in Richtung der Schlafsäle der Jungs ziehen wollte, entdeckte ich ihn.

Er hatte gerade eben den Raum betreten und mit einer lässigen Handbewegung die silbrige Maske entfernt, sie sein vernarbtes Gesicht bedeckt hatte.

Passend zu seinem Namen, trug der etwas ältere Todesser kleine Teufelshörner auf dem Kopf, die leuchtend rot unter seinem chaotischen mittelbraunem Haar hervorblitzten und hin und wieder spiralartige Flammen in die Luft spuckten.

Lucifer Lestrange.

Es dauerte nur Sekunden— dann lagen die Augen unzähliger Mädchen auf dem Todesser, die sofort leise zu kichern oder aufgeregt zu tuscheln anfingen.

Was natürlich auch kein Wunder war, denn Lestrange war verflucht attraktiv in seiner eleganten, mitternachtsschwarzen Uniform der Todesser samt langem Umhang— und dem amüsierten Grinsen, das seine sinnlichen Lippen umspielte, angesichts der vielen hübschen Mädchen auf dieser Party.

Er war allein gekommen was hoffentlich bedeutete, dass Riddle heute Nacht nicht auftauchen würde.

Und dann kam mir ein perfekter Plan.

Ein teuflischer Plan.

𓆙

der spice verdient ein
eigenes kapitel.. holy lord

wenn ihr fleißig votet & kommentiert,
lade ich das nächste direkt morgen hoch <3

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top