Kälte
Es ist nun schon etwas länger her, dass wir hier angekommen sind. Wie lang genau weiß ich nicht, aber es fühlt sich wie eine halbe Ewigkeit an.
Der Raum, in dem wir uns befinden, ist still, so still, dass es fast schon unangenehm ist; die Kälte ist kaum zu ertragen.
Die einzigen Geräusche, die zu hören sind, ist das Ticken der Uhr, das aufgrund der qualvollen Stille um einiges lauter zu sein scheint, als gewohnt und das Pfeifen des Windes, der durch die Blätter des Baumes außerhalb des Fensters bläst.
Außer ihm und mir ist niemand anderes hier. Wir reden nichts miteinander, sondern sitzen einfach nur da und starren ins Nichts.
Keiner von uns gibt auch nur einen einzigen Laut von sich. Ich drehe mich mit dem Kopf in seine Richtung. Eine Sache verwundert mich die ganze Zeit: Er sieht traurig aus, sehr traurig. Fast schon deprimiert. Ich würde gerne wissen, weshalb. Hat er vor irgendetwas Angst?
Anfangs wollte ich gar nicht hier her, doch er war der Meinung, dass es unbedingt notwendig ist. Ich hatte überhaupt keine Lust, nach so kurzer Zeit wieder hier sein zu müssen, doch anscheinend hatte ich keine andere Wahl. Ich bin in solchen Dingen machtlos gegenüber ihm.
Er verriet mir nicht, warum wir hier her mussten, allerdings meinte er, dass es mir helfen und meine Schmerzen lindern würde. Ich vertraue ihm, also glaube ich auch seinen Worten.
Eine Frau, deren Gesicht ich bereits zu gut kenne, betritt den Raum und nimmt ein kleines Werkzeug in die Hand.
Sie nähert sich uns und die Atmosphäre verändert sich schlagartig. Diese war anders, um Ecken anders, als davor. Auf einmal ist es todstill und irgendwie auch kälter. Viel, viel kälter.
Eine Gänsehaut bildet sich an meinem ganzen Körper, als ich plötzlich beginne, zu frieren und ein Stechen spüre.
Seine Arme schwingen sich um mich. Sein Griff ist fest und seine Hände sind feucht. Er ist sehr kalt und scheint auch ein bisschen zu schwitzen.
Kurz lässt er mich los und blickt mir tief in die Augen. Ein Kloß formt sich in meinem Hals, als plötzlich Tränen über seine Wangen laufen.
Ein weiteres Mal schwingt er seine Arme, diesmal fester, als zuvor, um mich und lehnt dabei seine Stirn gegen meine. Seine Umarmung fühlt sich seltsam an, nicht warm und geborgen, sondern kalt, leer und irgendwie auch beunruhigend.
Ich neige meinen Kopf leicht nach links und schaue ihn verwundert an, als sich unsere Stirnen berühren. Sein Gesicht ist knallrot, seine Augen glasig und seine Nase läuft ein wenig. Ich verstehe das alles nicht.
Warum weint mein Herrchen denn plötzlich so? Es war doch nur eine kleine Spritze, oder?
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top