#77 - Jackpot
„Hauptsache, wir kommen jetzt dann irgendwann endlich mal an!", grummelte Jana und rutschte immer noch unruhig auf ihrem Sitz hin und her und haute mir ständig ihren Ellbogen in die Seite.
„Womit habt ihr eure Mom eigentlich bestochen?", fragte ich sie neugierig, um sie abzulenken (und mich abzulenken). Das interessierte mich immer noch so sehr! Keiner von beiden hatte mir dazu etwas erzählt bisher.
„Hm?"
„Naja, wie habt ihr beide - du und Manu - es geschafft, dass sie es dir erlaubt hat, heute nach London zu fliegen, an einem Montag während der Schulzeit?", fragte ich präziser.
„Manu hat das gemacht...", druckste sie herum und ich zog nur eine Augenbraue hoch.
„Frag ihn selber danach", platzte sie heraus und lief rot an.
Oh oh, was hatte der Gute sich da mal wieder einfallen lassen? Wenn es nach unserem Action-Level ging, hätten wir eigentlich Geschwister sein müssen. Oder eher Zwillinge. Da waren wir uns so ähnlich. Hauptsache etwas tun und die Welt in Bewegung setzen, damit man seinen Kopf durchsetzen konnte.
Ich grinste, ohne etwas dagegen tun zu können, ziemlich breit und sie rammte mir schon wieder ihren Ellbogen in die Seite.
„Hör auf, so blöd zu lachen", pampte sie mich an, drehte dann aber ihr Gesicht weg, versteckte es in ihren Handflächen und ich lachte nur noch mehr.
„Hä, was ist los?", fragte Perrie - oh, mir war gar nicht aufgefallen, dass ich mit Jana gerade auf Deutsch geredet hatte, sodass Perrie und Eric nichts verstanden hatten.
Ich kam jetzt aber auch nicht mehr dazu, ihr auf Englisch zu erklären, was Sache war, denn Eric sagte: „Ich möchte euch ja nicht unterbrechen, meine Damen - aber wir sind da."
Von da an benahmen wir uns wie Zeichentrickfiguren. Wir versuchten alle drei gleichzeitig, uns abzuschnallen, auszusteigen und loszulaufen.
Nur scheiterten wir schon am ersten Punkt der Liste. Wir waren so hibbelig, dass wir unsere Gurte nicht einmal sofort aufbekamen.
„Hey, stopp", sagte ich dann plötzlich und die anderen beiden hielten auch sofort inne.
„Gehen wir jetzt einfach durch den normalen Eingang rein so wie alle anderen Besucher?", fragte ich Perrie ein wenig verwirrt.
Sie verdrehte die Augen und verzog den Mund. Sie schnallte sich endlich ab und sagte dann: „Das war aber jetzt nicht ernst gemeint, oder? Wie soll ich denn alleine durch den normalen Eingang da kommen...? Oder du..?"
„Oh."
„Erst einmal würde man uns zerquetschen und zweitens habe ich keine Eintrittskarte und ich kann den unterbelichteten Türstehern wohl kaum sagen: ‚Hey, Zayn ist mein Verlobter, darf ich bitte rein?' - Diese Türsteher kennen Zayn nicht einmal, darauf verwette ich meinen Hintern. Die interessieren sich nicht wirklich dafür, wer da unten jetzt spielt und für wen sie Türsteher machen."
Okay, ich lernte wirklich nie aus, während ich mich hier in diesem Showbusiness bewegte. Hauptsache, ich hatte immer solche Leute um mich, die mir erklärten, was Sache war.
Perrie stieg aus und hielt uns die Tür auf. Ich kletterte nach ihr aus dem riesigen Wagen und stellte fest, dass wir uns vor einem Hintereingang befanden. Hier liefen zwar nicht viele Leute rum, aber trotzdem sollten wir uns wahrscheinlich beeilen, hineinzukommen.
„Vielen Dank fürs Fahren, Eric! Du hast was gut bei mir!", sagte Perrie durch das geöffnete Fenster und drückte einmal kurz seine Hand.
Er winkte ab und meinte nur: „Ach, dafür bin ich doch da, Perrie. Habt einen schönen Abend, meine Damen, und passt gut auf euch auf!"
Oh ja, diesen Satz hatte ich schon einmal von jemandem gehört...
Sofort wollten meine Gedanken wieder zu ihm wandern, aber das konnte ich jetzt nicht zulassen. Ich musste mich konzentrieren. Und beten, dass ich wirklich hineinkam.
Perrie steuerte mit hoch erhobenem Kinn auf die Tür zu.
„Hi Gonzo", sagte sie breit strahlend zu dem Türsteher, der sich dort befand.
Hä, wieso kannte sie den Türsteher der O2-Arena?!
Jana sah genauso verwirrt aus wie ich.
„Hallo Perrie", antwortete der südländische Mann vor der Tür und nickte ihr zu. Ein Lächeln bekam er nicht auf die Lippen, aber das gehörte wohl zum Job.
„Das sind Sam und Jana. Paul hat dir gesagt, dass ich sie mitbringe, oder?", fragte Perrie, aber ließ das Ganze nicht wie eine Frage klingen, und deutete auf uns.
„Hallo", sagte ich ein wenig schüchtern.
„Ja, Higgins hat mir Bescheid gesagt."
Er nickte noch einmal und ließ uns durch.
Wow, das ging ja echt einfach! Das war mir noch nie passiert. Ich blieb bei meinem Vorhaben, dass ich nur noch überall mit Perrie hingehen würde. Sie hatte mich jetzt für immer und ewig am Rockzipfel hängen.
„Krass, so leicht sind wir noch nie irgendwo reingekommen", lachte Jana.
Tja, da merkte man eben, dass wir blutsverwandt waren.
„Ich habe mir gerade genau das Gleiche gedacht", fügte ich grinsend hinzu und hakte mich bei Perrie unter, während wir darauf warteten, dass einer der anderen Securities kam und uns zum Backstage-Bereich führen würde, denn alleine durften wir hier aus Sicherheitsgründen nicht herumstreunern.
„Ich werde dir jetzt für immer am Rockzipfel hängen und du musst mit mir überall hingehen. Mit dir ist alles so schön organisiert - das kenne ich gar nicht."
Sie lachte laut auf und warf dabei den Kopf in den Nacken.
„Wir können gerne immer auf alle Konzerte gehen! Du kannst auch gerne immer auf unsere Little Mix-Konzerte kommen!", bot sie mir grinsend an.
„Verschrei es nicht", meinte ich nur.
„Ach, du brauchst gar nicht auf die Konzerte kommen", fuhr Perrie jetzt dazwischen, „ich werde alles daran setzen, dass du für unsere nächste Konzerttournee eine unserer Tänzerinnen wirst und fertig! Ab jetzt wirst du mich nicht mehr los!"
„Ich glaube, damit kann ich leben", antwortete ich und zuckte nur lächelnd mit den Schultern.
„Ja, schön, und ich darf weiter in die Schule gehen. Ihr könnt mich mal", stöhnte Jana und verdrehte die Augen.
Unsere sarkastische Antwort, die Perrie bestimmt genauso auf der Zunge lag wie mir, blieb ihr erspart, weil jetzt ein junger Kerl ganz in Schwarz um die Ecke kam und uns abholte.
„Ah, hi Benjamin", sagte Perrie freundlich. Er lächelte nur schüchtern und führte uns den Gang entlang.
Perrie drehte sich zu Jana um und zuckte bedeutungsvoll mit den Augenbrauen.
Janas Blick daraufhin war göttlich.
„Bitte?!", zischte sie Perrie zu, die ihr jetzt wieder den Rücken zukehrte und mich von der Seite her nur verschwörerisch angrinste.
Jana schloss gehetzt zu uns auf und sah Perrie empört an. Sie vergewisserte sich, dass dieser Benjamin ein paar Schritte vor uns war und nicht mitbekam, was sie sagte.
„War das dein Ernst?!"
Perrie grinste einfach nur weiter und sah Benjamin dabei auf den Hinterkopf.
Man musste zugeben, er war wirklich ein süßer Schnuffi. Er sah aus wie siebzehn, war aber wahrscheinlich zwanzig oder so.
Wenn es nicht schon Luke in ihrem Leben geben würde, dann würde ich wirklich mit dem Gedanken spielen, ob ich die beiden nicht verkuppeln sollte. Aber dann stellte ich Luke im Geiste neben diesen Benjaminschnuffi - und da war ja wohl kein Zweifel, wer besser wegkam.
Und für wen Janas Herz schlug.
Und: wer hier ganz in der Nähe irgendwo war.
Nicht mehr lange und wir würden auf irgendjemanden treffen.
Entweder auf die australische Band oder auf die britisch-irische Band.
Entweder oder.
Entweder Jana gewann zuerst den Jackpot oder ich.
Um ehrlich zu sein, hoffte ich, dass wir zuerst 5 Seconds Of Summer sahen.
„Saaaaaaam!! Peeerrriieeeeeee!!!", erklang eine verzückte Stimme und ich sah Lou, die Stylistin der Jungs, mit wehenden weißblonden Haaren auf uns zustürmen.
Sie herzte erst mich und dann Perrie, als letztes noch Jana.
„Ach, ich freue mich so, dass du hier bist! Aber wieso bist du hier? Was ist jetzt mit euch? Gott, ich kann das nicht mit ansehen, wie Harry leidet! Was ist jetzt? Das ist echt schrecklich, und die Welt weiß jetzt auch Bescheid und-"
„He. Lou", unterbrach Perrie ihren Redefluss grinsend. „Wenn du eine Antwort auf deine Frage haben willst, was jetzt los ist und wieso wir hier sind - oder wieso Sam hier ist - , dann solltest du vielleicht mal die Luft anhalten und Sam zu Wort kommen lassen, oder?"
„Ups. Stimmt. Sorry, Sammy."
„Kein Problem", meinte ich schulterzuckend. „Was jetzt Sache ist? Beziehung ist jetzt Sache. Harry und Sam für immer."
„Das heißt Sarry", mischte sich Jana ein und Lou klatschte begeistert in die Hände.
„Ach ja! So haben sie euch auch schon in der Presse genannt! Sarry! Hach, zu niedlich!"
„Also eigentlich stammt das ja von mir", meinte Jana ein wenig grummelnd. Ich legte einen Arm um ihre Taille (leider war die Kleine ja größer als ich) und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.
„Und das werde ich natürlich auch im ersten Interview sagen, dass das nur von dir stammt und von sonst niemandem!", lachte ich und Perrie stimmte mir zu, dass das einfach überlebenswichtig war.
Aber Hauptsache, wir kamen jetzt erst einmal wieder in die Gänge und suchten nach den Jungs!
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