#28 - VS '13. FY, CD.

„Oooohhh mein Gott, endlich geht es looooos!", rief ich über den Lärm hinweg und Lou quietschte zustimmend. Oh man, ich war so aufgeregt und freute mich so sehr!

Der Applaus verebbte bald und es ging endlich los.

Ich musste zugeben, diese Show war besser als das Stars4Hope-Event und das One Direction-Konzert zusammen. Ich weiß, ich weiß, ich sprach gerade im Prinzip gegen meinen eigenen Freund und seine Band aus, aber oh mein Gott, es war der Hammer!

Als erstes kam eine Parade an uniformierten Paukenspielern heraus. Sie schlugen alle auf ihre Pauken (oder wie nannte man die Dinger?) und dann wurden Fall Out Boy angesagt. Als ich erkannte, welchen Song sie sangen, wollte ich am liebsten nochmal ausflippen. Ich liebte My Songs Know What You Did in the Dark (Light Em Up)! Ich wäre am liebsten aufgesprungen, als der erste Engel um die Ecke kam. Eine Gänsehaut überzog meine Arme und meinen Rücken und ich klatschte wie verrückt.

Als zweites kam eins meiner Lieblingsmodels heraus, Behati Prinsloo.

„Oh mein Gott, guck dir Adam an!", schrie ich Lou aufgeregt ins Ohr und deutete nach unten auf die erste Reihe, wo Adam Levine, der Sänger von Maroon 5 und Ehemann von Behati, doppelt so laut und schnell klatschte und bis über beide Ohren strahlte, als sie an ihm vorbeilief und ihn anstrahlte. „Oh Gott, wie süß!"

Beim Refrain konnte ich nicht anders und musste mitsingen. Ich liebte den Song so sehr!

„Ach, die gute alte Cara", kommentierte Lou jetzt, als Cara Delevingne mit einem Fußball in der Hand ausstaffiert hinauskam. „Irgendwie passt die hier nicht rein."

„Wieso nicht?", fragte ich und beobachtete, wie sie Harry einen Blick zuwarf, und sich dann extra langsam von ihm wegdrehte. Das fuchste mich.

„Weil so ein Freak hier nicht reinpasst", meinte Lou trocken und ich lachte kurz herzhaft auf. Lou war einfach die Beste.

„Und schön ist sie auch nicht."

Bevor ich antworten konnte, sagt der Sänger von Fall Out Boy: „Ladies and Gentlemen – Taylor Swift!"

Und da kam die Alte auch schon um die Ecke.

Höflich klatschte ich natürlich weiter, während mein Blick an der Blondine auf der Bühne klebte.

„Was zur Hölle hat sie da gerade an?!", entfuhr mir.

„Die hat doch einen Vogel!", sagte Lou entrüstet. „Die ist Amerikanerin und trägt ein Kostüm aus der britischen Flagge?! Aber sonst geht's ihr schon noch gut!?"

„Naja, das Thema ist eben ‚British Invasion'", antwortete ich lachend. Ich konnte nicht mehr, sie sah einfach so lächerlich aus!

Trotzdem genoss ich das Lied weiterhin, auch wenn Taylor mitsang. Es klang auch gar nicht schlecht, musste ich zugeben, sie verpasste dem Song zwar einen anderen Charakter, aber ich konnte es nicht als schlecht bezeichnen.

Ich war eh viel zu eingenommen von den Models. Sie sahen wirklich aus wie Engel. Als Adriana Lima um die Ecke kam, beachtete ich Taylor schon dreimal nicht mehr, obwohl sie da gerade das Publikum begrüßte.

Diese Show war einfach der reinste Wahnsinn.

Als nächstes kam A Great Big World. Beziehungsweise eigentlich nur der Sänger.

Er saß an einem schwarzen Flügel und sang ‚Say Something'.

Während er sang, konnte ich nicht anders als die Models einfach nur anzustarren. Ich klatschte nicht mehr, ich sagte nichts zu Lou, ich hörte auch überhaupt nicht, was sie zu mir sagte – ich starrte sie einfach nur an. Sie waren so wunderschön.

Darauf folgte eigentlich mein Lieblingsteil. Der Song war ‚FU' von Miley Cyrus. Leider war er aber so abgespielt, also Miley war nicht da und performte live. Schade, denn ich fand den Song einfach nur megacool und beim Stars4Hope-Event hatte sie ihn leider nicht gesungen. Aber das, was die Models trugen und wie die Bühne aussah, war der Hammer und ließ mich die fehlende Miley schnell wieder vergessen. Alles war in dunklen Rottönen gehalten und es standen riesige Straßenlaternen auf der Bühne. Außerdem wurde dieser Teil der Show von Adriana Lima eröffnet.

„Wenn ich ein Kerl wäre, würde ich so auf sie abfahren", informierte ich Lou, ohne den Blick von dem schwarzhaarigen Model zu nehmen.

„Nicht nur du", bestätigte Lou.

Natürlich kam auch diesmal wieder Cara um die Ecke. Sie benahm sich nicht sonderlich damenhaft, während sie den Laufsteg entlang lief. Erst sang sie mit und machte komische Handbewegungen, dann klatschte sie wie ein Football-Spieler eines der anderen Models ab, das ihr entgegen kam.

Und sie sah Harry schon wieder so an.

„Keine Sorge, Sam, Harry hat kein Interesse an ihr."

„Das weiß ich auch", entgegnete ich ein wenig schnippisch, „trotzdem stört mich ihr blödes Verhalten."

„Jetzt hat sie die schon wieder abgeklatscht! Kann ihr mal jemand sagen, dass wir hier nicht auf einem Football-Feld sind? Und auch nicht beim Staffellauf?!", regte Lou sich auf.

Fall Out Boy kam danach noch einmal auf die Bühne und dann Neon Jungle. Ich musste zugeben, dass ich Neon Jungle nicht wirklich mochte. Also ich meine jetzt nicht die Mädels selber, sondern ihre Musik. Ich mochte sie nicht sonderlich gerne, weswegen sie für mich jetzt hier auch nicht so geeignet war. Aber gut, jeder hatte einen anderen Geschmack und das war auch gut so.

Ich zog deswegen irgendwann ein Handy während ihrer Performance aus meiner kleinen Tasche, die auf meinem Schoß lag, und sah, dass ich einige Nachrichten bekommen hatte. Ich beachtete keine von ihnen, sondern las natürlich nur von wem die Nachricht? Richtig, vom Weihnachtsmann.

Scherz.

‚Wo sitzt du?', hatte Harry mich gefragt.

Ich sah nach unten – dorthin wo er saß – und sah, dass er mit verschränkten Armen auf seinem Stuhl saß und sich zurücklehnte. Auch er fand es gerade wohl nicht soo gut.

‚Big Sam is watching you', antwortete ich.

Ich beobachtete, wie er sein Handy aus seiner Hosentasche zog, als er merkte, dass es vibriert hatte. Er las die Nachricht und sah dann wieder auf die Bühne. Zumindest wirkte es so, als würde er auf die Bühne schauen, aber in Wirklichkeit hielt er Ausschau nach mir.

Ich lachte in mich hinein.

‚Du wirst mich nicht finden', schrieb ich jetzt, ‚ich sitze viel zu weit weg ;)'

‚:(', war das Einzige, was ich als Antwort bekam.

Jetzt war der Song vorbei und der Applaus war mal wieder tosend.

„So, Häschen, lehn dich zurück und genieß deine BFF in vollen Zügen!", trällerte mir Lou ins Ohr und lachte laut.

Ich beobachtete Taylor, wie sie in ihrem Glitzerkleidchen (das mich übrigens sehr an das Kleid erinnerte, das sie an den EMAs in München getragen hatte, als ich ihr aus Versehen ihren ‚Kiss me Bitch ..äh Quick' ein wenig übers Kleid geschüttet hatte, ihr erinnert euch?) bis zur Mitte der Bühne stöckelte.

„Na, dreimal darf man jetzt raten, was die Gute singt", sagte Lou und verdrehte die Augen.

Schon erklangen die ersten Töne von ‚I Knew You Were Trouble'.

„Der Song, von dem behauptet wird, dass er über Harry geht. Was er totale Quatsch ist, denn", Lou streckte besserwisserisch und auch ein wenig zynisch ihren Zeigefinger in die Höhe und übertönte Taylor, „der Song wurde geschrieben, als ‚Haaaylooor'" (sie zog es extra lächerlich in die Länge) „noch nicht einmal existiert hatte! Ja, da guckst du, was? Irgendwann im Herbst wurde er geschrieben, wenn nicht sogar noch im Sommer oder sogar früher, und im Oktober sind die beiden erst zusammengekommen!"

So genau interessierte mich das gar nicht, aber gut...

„Wenn du mich fragst, ist der über John Mayer und über sonst niemanden."

Ein wenig trotzig lehnte sich Lou mit verschränkten Armen in ihrem Stuhl zurück und beobachtete Taylor.

Als das erste Model um die Ecke kam, klatschte ich wieder wie verrückt. Es war Behati und als Adam Levine aufsprang, als sie kam, wäre ich beinahe dahin geschmolzen.

„So ungefähr seht ihr auch immer aus", raunte mir Lou ins Ohr. „Oder nein", verbesserte sie sich, „eigentlich seid ihr noch viel süßer."

Ich hörte ihr ehrlich gesagt kaum zu, ich blendete nämlich Taylor und alles um mich herum aus und sah nur die Models an, die einfach nur bezaubernd aussahen. Da konnte mir nicht einmal das Lied etwas anhaben.

Auch wenn man zugeben musste, dass der Text doch schon ein wenig auf Harry zutraf, also aus meiner Sicht gesehen...

I knew you were trouble when you walked in.

So shame on me now.

Flew me to places I've never been.

Now I'm lying on the cold hard ground.

Okay, der Schluss stimmte nicht, weil ich nicht am Boden zerstört war, aber der Anfang... ich wusste auch, dass Harry Ärger und Probleme mit sich bringen würde, aber trotzdem hatte ich mich auf ihn eingelassen.

Aber wie gesagt, unser Weg hatte sich in die komplett andere Richtung entwickelt im Gegensatz zu dem, was Taylor sang.

Also konnte ich mich doch nicht mit ihrem Song identifizieren. Gott sei Dank.

„Sie ist so lächerlich", sagte Lou plötzlich.

Ich lenkte meinen Blick von dem dunkelhaarigen Model weg und sah zu Taylor, die jetzt direkt vor Harry stand und sich wunderbar in ihrem Glitzerfummel präsentierte. Sie drehte sich extra langsam um – genau wie Cara vorhin – und warf Harry noch einen letzten Blick über die Schulter zu.

Ich kochte innerlich.

Ab dem Moment klebte mein Blick doch wieder an ihr.

„Schau die Models an, nicht sie", ordnete Lou mir an, aber das gelang mir nicht mehr sonderlich gut. Mein Blick sprang immer zwischen Harry und Taylor hin und her. Irgendwie war ich jetzt eifersüchtig. Weil sie dort unten stand und sang und er sie dabei betrachtete. Sie mit ihren ellenlangen Beinen, der wehenden blonden Mähne und dem extra körperbetonten Glitzerfummelkackkleid.

Wäre mein Leben ein Zeichentrickfilm, würde jetzt Rauch aus meinen Ohren und aus meiner Nase quellen.

Ich war froh, als der Song endlich vorbei war und Taylor sich von der Bühne verabschiedete und davon stöckelte.

Als letztes folgte noch das Finale, bei dem alle Models auf die Bühne kamen.

„Geht es dir auch immer so, dass du dich hässlich und dick fühlst, wenn du dir diese Mädchen anschaust?", sagte ich zu Lou und sie nickte lachend.

„Wem geht das nicht so?!"

Ja, das war eine gute Frage.

Als die Show zu Ende war, klatschte jeder trotzdem noch weiter. Es war wirklich unglaublich gewesen.

Ich ließ mich wieder auf meinen Stuhl sinken und ließ das Ganze erst einmal sacken. Wow. Ich hatte wirklich die Victoria's Secret Fashion Show 2013 gesehen. Unglaublich.

„Kommst du? Ich muss die Jungs treffen, damit wir zur After Show Party fahren können!", trieb Lou mich an und ich folgte ihr die Treppe nach unten in den Eingangsbereich.

Ich versuchte, den riesigen Kloß in meinem Hals hinunterzuschlucken. Die Enttäuschung war natürlich groß, dass ich nicht mit auf die Party konnte. Ich meine, was hatte ich da schon zu suchen. Aber andererseits... wen würde es jucken, wer da noch so rumlief? Ich könnte auch eine Praktikantin von der Make-Up-Abteilung sein. Oder ...irgendwer anders, der unauffällig war und an den sich niemand erinnerte.

Yeah, das war eine gute Idee!

Nur hätte ich niemals damit gerechnet, dass ausgerechnet Harry mir da einen Strich durch die Rechnung machte.

„Wir müssen jetzt los, Paul wartet schon draußen", begrüßte er uns, als wir neben den Jungs in der Eingangshalle stehen blieben.

Er strich mir einmal unauffällig mit den Fingerspitzen über den Handrücken. Ich drehte den Kopf in die andere Richtung, weil ich mich selbst davon abhalten musste, ihn einfach zu umarmen. So, wie ich es sonst eben auch tat. Aber das ging ja leider nicht...

„Kann ich mit?", fragte ich und sah Harry an.

„Klar, wieso nicht?", antwortete Niall an seiner Stelle. „Dann kann unser Mega-Dance-Star mal ihre Moves live vorführen!"

„Nee, geht nicht. Du weißt doch, sonst sieht uns jemand...", sagte Harry und fuhr sich mit der Hand durch die Haare.

Ich registrierte, wie Louis ihn ein wenig komisch ansah, aber sich nicht einmischte.

„Also, ich melde mich bei dir!"

Mit den Worten verschwand Harry in der Menge.

Die anderen Jungs verabschiedeten sich auch schnell von mir (natürlich umarmte mich niemand, das wäre zu auffällig gewesen), nur Lou drückte mich kurz und folgte den anderen.

Dann stand ich wie ein begossener Pudel in der Eingangshalle und konnte es nicht fassen.

War ja echt nett.

Ich hob das Kinn und stolzierte nach draußen.

Mit Tränen in den Augen.

~~~

„Und dann hat er sich einfach umgedreht und ist gegangen", schniefte ich und lehnte den Kopf gegen die Couch.

Ich saß auf dem Boden in Papas Wohnzimmer und telefonierte mit Caro.

„Arsch", kommentierte sie nur. „Was soll das bitte? Als ob euch irgendjemand in einem dunklen Club sehen würde!"

„Vielleicht will er auch einfach ungestört nur mit all den übermenschlich schönen Models flirten", klagte ich und schloss kurz die Augen.

Im ersten Moment kam von Caro keine Antwort.

„Nee, das glaube ich nicht...", meinte sie, aber sonderlich überzeugt klang sie nicht. Super, das baute mich echt auf.

„Naja, spekulieren bringt mir auch nichts. Ich gehe jetzt schlafen."

Nachdem wir aufgelegt hatten, ging ich wirklich gleich ins Bett. Vorher stieg ich noch unter die Dusche und befreite meine Haare von ihrem glatten Look. Ich vermisste meine Locken.

Dann legte ich mich alleine in mein Bett und schlief ziemlich bald ein. Trotzdem vermisste ich den warmen, vertrauten Körper von meiner zweiten Hälfte neben mir.

~~~

Am nächsten Morgen weckte mich mein Wecker.

Heute war Montag. Der erste Tag der Woche. Heute ging es los mit meinem ultrageilen Job.

Ich griff nach meinem Handy und schaltete den Wecker ab. Ich öffnete die verschiedenen Apps, beantwortete Nachrichten, schaute Fotos an und so weiter. Das hatte ich schon länger nicht mehr getan. Ich ging auf Instagram und scrollte durch die Neuigkeiten.

Bei einem Bild blieb ich hängen und hätte mein Handy fast auf meine Nase klatschen lassen.

Mein Herz sank irgendwo nach unten in meine Schlafanzughose und meine Muskeln in meinem gesamten Körper erschlafften.

Ich traute meinen Augen nicht.

Vor mir sah ich ein Bild.

Ein Bild, gepostet von @caradelevingne.

Auf diesem Bild war niemand anderes als mein Freund zu sehen.

Mein Freund, den Cara Delevingne küsste.

Oder fast küsste.

Ihre Lippen lagen an seinem Mundwinkel, also DIREKT AN SEINEN LIPPEN.

Harry grinste in die Kamera und sein Grübchen war bestens zu sehen.

Es war eindeutig ein Selfie, das Cara geschossen hatte.

Drunter stand: „my one and only @harrystyles."

„Aha, your one and only", knurrte ich und wischte mir die eine Träne aus dem Augenwinkel, die sich dorthin verirrt hatte.

...und wieder einmal bestätigte sich die Theorie: Einmal Herzensbrecher, immer Herzensbrecher.

Now I'm lying on the cold hard ground.

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